Bereits seit tausenden von Jahren sind die verschiedensten Mythen und Sagen in den unterschiedlichsten Kulturen der Menschheit von herausragender gesellschaftlicher Bedeutung und haben dabei nicht nur einen großen Einfluss auf das kollektive Bewusstsein der Menschen genommen, sondern wurden im Laufe der Geschichte selbst zum festen Bestandteil des menschlichen Selbstverständnisses. Die dadurch von den Mythen und Sagen ausgehende Besonderheit zeigt sich insbesondere in deren Funktion als vermeintliche Wissensträger, um entweder historische Begebenheiten näher zu erläutern oder auf all jene offenstehenden Fragen eine möglichst genaue Antwort zu finden, für dessen eindeutige Beantwortung der Menschheit das Verständnis und auch das dafür notwendige Wissen fehlt. Mit dem Versuch der Menschen der unterschiedlichsten Kulturen das eigene Welt- und Selbstverständnis zum Ausdruck zu bringen, haben sich mit der Zeit grundverschiedene Mythen herausgebildet, von denen die Schöpfungsmythen in der gesamten Menschheitsgeschichte eine besondere Relevanz für die Menschen eingenommen haben. Viele dieser Mythen blieben dabei im Laufe der Geschichte nicht nur auf einen rein religiösen Kontext beschränkt, sondern haben ihrerseits Einfluss auf die unterschiedlichsten Künste genommen oder fanden durch ihren inspirierenden Charakter immer wieder als Themenstoff eine schriftbezogene Verwendung. Doch nur die wenigsten der auf die Schöpfung eingehenden Mythen konnten in den einzelnen Epochen eine immer wiederkehrende Resonanz bei den Zeitgenossen hervorrufen, wie dies insbesondere der Prometheus-Sage als Bestandteil der griechischen Mythologie gelang. Dabei hat die Auseinandersetzung mit dem Prometheus-Stoff eine äußerst lange Tradition vorzuweisen. Gehört doch die mythologische Gestalt des Prometheus zu den bedeutendsten Figuren der okzidentalen Literaturwissenschaft, deren Ursprünge im geschichtlichen Dunkel des griechischen Altertums zu finden sind. Die lange und wechselvolle Rezeptionsgeschichte der Prometheus-Sage reicht dabei von der griechischen Antike, deren ältesten Ansätze aus den Werken Theogonie und Werke und Tage des Hesiod stammen, bis in die jüngere Vergangenheit der Neuzeit, durch Mary Shelley oder Heiner Müller geprägt, und ist wie kaum eine andere in unserem kulturellen Gedächtnis verankert.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die epochale Zuordnung
2.1. Die Epoche der Aufklärung
2.2. Die Sturm und Drang Strömung
2.2.1. Der Geniegedanke im Sturm und Drang
2.2.2. Das neue Selbstverständnis des Dichters
2.2.3. Das zentrale Begriffspaar - Nachahmung und Schöpfung
3. Goethes Prometheus-Dichtung im Kontext des Sturm und Drang
4. Das Verständnis von Religion und Wissenschaft im 18. Jahrhundert
5. Prometheus in seiner mythologischen Gestalt
5.1. Begriffsklärung Mythos
5.2. Die antike Gestalt des Prometheus als Teil der griechischen Mythologie
6. Das Fehler einer Einheitsbezeichnung für die Prometheus-Dichtung Goethes
7. Die Prometheus-Dichtung von Johann Wolfgang von Goethe
7.1. Die formale Gestaltung der Dichtung im Zeichen des Sturm und Drang
7.2. Interpretation der Dichtung unter religionskritischen Aspekten
7.3. Interpretation der Dichtung im Kontext des neuen Geniebewusstseins
8. Schluss
9. Literaturverzeichnis
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