Marek Hlaskos vulgäre Individualästhetik als Übersetzungsproblem. Die kontrastive Translatationsanalyse der Erzählung "Ósmy dzien tygodnia" und deren deutschen Übersetzung von Vera Cerny


Magisterarbeit, 2014

76 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Charakteristika des Autors und seines Werkes
2. 1. Marek Hłaskos Biographie
2. 2. Ósmy dzień tygodnia
2. 3. Rezeption von Marek Hłasko in Deutschland

3. Problematik der vulgären Individualästhetik
3.1. Stilproblematik aus literarischer Sicht
3.2. Vulgäre Individualästhetik von Marek Hłasko
3.2.1. Vulgärcharakter des Idiolekts
3.2.2. Misogynie als Lebensauffassung

4. Übersetzungsproblematik der vulgären Individualästhetik
4.1. Sprachwissenschaftliche Klassifizierung von Einheiten der Vulgärsprache
4.2. Entstehung und Funktionen der Vulgärsprache
4.3. Übersetzungsverfahren von Einheiten der Vulgärsprache

5. Ziele und Methoden der Analyse

6. Kontrastive Translationsanalyse
6.1. Bezeichnungsworte für Körperteile und physiologische Bedürfnisse
6.2. Bezeichnungsworte für Handlungen zum Schaden des Anderen
6.3. Bezeichnungsworte für intime Initiation

7. Schlussbetrachtungen und Übersetzungsbewertung

Literaturverzeichnis

Primärliteratur

Sekundärliteratur

1. Einleitung

Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Thematik Marek Hłaskos vulgäre Individualästhetik als Übersetzungsproblem . Die Individualästhetik ist dabei als sprachliche Veranschaulichung der Weltanschauung des Individuums verstanden, die durch die Umgangssprache und Misogynie im Werk Ósmy dzień tygodnia realisiert wird.

Die Studie wird in zwei Hauptteilen gegliedert: in einen theoretischen und einen analytischen Teil. Der theoretische Teil der Diplomarbeit nähert dem Leser die Charakteristik des polnischen Schriftstellers Marek Hłasko durch die Vermittlung biographischer Informationen, Zusammenfassung des analysierten Werks unter Beifügung von im Werk angesprochener Thematik und Rezeption des Autors in Deutschland. Die Darstellung der Individualästhetik des Autors wird um das Indizieren der distinktiven Elemente seines Idiolekts und die Verdeutlichung seiner Lebensauffassung ergänzt. Des Weiteren werden die sprachwissenschaftliche Klassifizierung der Vulgärsprache, ihre Entstehung, Funktionen und Übersetzungsverfahren thematisiert. Der praktische Teil wird mit der Ansetzung des Ziels der kontrastiven Translantationsanalyse und der angewandten Methoden der Untersuchung nebst Aufstellung und Charakterisierung der sprachwissenschaftlichen Mittel angefangen. Zur kontrastiven Analyse werden die ausgewählten distinktiven Merkmale des Idiolekts Marek Hłaskos herangezogen, d.h. Benennungsworte für zwischenmenschliche Relation wie Bezeichnungsworte für Körperteile und physiologische Bedürfnisse, Bezeichnungsworte für Handlung zum Schaden des Anderen und Bezeichnungsworte für intime Initiation, die den vulgär-misogynischen Charakter der Individualästhetik des Schriftstellers aufweisen. Die Diplomarbeit schließen die Schlussbetrachtungen und die Übersetzungsbewertung ab.

2. Charakteristika des Autors und seines Werkes

Um die Nachvollziehung der weiteren Teile dieser Diplomarbeit zu ermöglichen, wird eine kurze Charakteristik des Autors Marek Hłasko und seines Werkes Ósmy dzień tygodnia dargestellt. Die Charakteristik besteht dabei in der Biographie Hłakos und der Präsentation des Aufbaus, Inhalts und der Thematik der Erzählung Ósmy dzień tygodnia. Eine Ergänzung zur Charakteristika bildet der Rezeptionsstand von Marek Hłasko in Deutschland.

2. 1. Marek Hłaskos Biographie

Marek Hłasko wurde am 14. Januar 1934 in Warschau als Sohn des Rechtsanwaltes Maciej Hłasko und Maria Hłasko geb. Rosiak geboren. Maciej und Maria Hłasko lassen sich 1937 scheiden. 1939 stirbt Maciej Hłasko. 1934-1944 wohnt Marek mit seiner Mutter in Warschauer, wo er die Grundschule besucht. Nach der Kapitulation des Warschauer Aufstands zieht die Familie Hłasko mit einem neuen Ehemann von Maria Hłasko nach Tschenstochau, anschließend nach Mszczonów, Königshütte, Białystok und Breslau um. In Breslau absolviert Marek die Grundschule und setzt die Ausbildung im Verwaltung-Handelslyzeum in Breslau fort.[1] Infolge der Disziplinlosigkeit und Fleißmangel wechselt Marek 1948-1949 zweimal die Oberschule: zuerst besucht er eine Oberschule in Liegnitz, dann das Technisch-Theaterlyzeum in Warschau. Keine der erwähnten Oberschulen hat er absolviert. 1950 kehrt Hłasko nach Breslau zurück und nimmt die Arbeit in einer Flussschiffwerft auf. Nach dem erfolgreichen Abschluss eines Fahrerkurses wird Marek in der Breslauer Fischzentrale beschäftigt. Die letzten Monate des Jahres 1950 arbeitet als Chauffeurhilfskraft für die Staatsholzzentrale PAGED. 1951 zieht die Familie nach Warschau zurück und Marek ist weiter als Fahrer in Zjednoczenie Budownictwa Miejskiego, Zarząd Gospodarki i Eksploatacji Sprzętu i Transportu Metrobudowa und Przedsiębiorstwo Transportowe MHD tätig. Während der Ausübung der Arbeitstätigkeit für Metrobudowa wird Hłasko ein Arbeitskorrespondent der Tageszeitung Trybuna Ludu. Ab 1952 nimmt er seine literarische Tätigkeit auf. Der erste literarische Text ― eine Arbeitsversion für Sonata Marymoncka entsteht in der zweiten Hälfte des Jahres 1952.[2] Die Erzählung Baza Sokołowska, die anhand der Erweiterung eines Motives von Sonata Marymoncka entsteht, wird in manchen Quellen als erstes literarisches Werk von Marek Hłasko genannt. 1953 lernt Marek den polnischen Schriftsteller Igor Newerly kennen. Dank dieser Bekanntschaft wird ihm ein Stipendium von Związek Literatów Polskich gewährt,[3] infolgedessen er die Erwerbstätigkeit aufgibt und an der obig erwähnten Erzählung Baza Sokołowska arbeitet, die dann in der Zeitung Sztandar Młodych publiziert wird. 1954 nimmt er an der Tagung der jungen Schriftsteller in Obory teil und im September desselben Jahres wird die Zusammenarbeit mit der Tageszeitschrift Po prostu angeknüpft, für die Hłasko zuerst als Feuilletonist und anschließend als Redakteur der Prosaabteilung arbeitet. Das eigentliche Debüt Marek Hłaskos wird auf das Jahr 1995 datiert, in dem Hłasko mit der Erzählung Die Arbeiter das 5. Weltfestspiel der Jugend und Studenten in Warschau gewinnt. Dieser Moment wird zu einem Wendepunkt für seine Kunst: Die Mehrheit seiner Erzählungen wird publiziert und 1956 in Form eines Debütbands unter dem Titel Pierwszy krok w chmurach veröffentlicht. Das Erzählungsband erfreut sich großer Beliebtheit unter dem polnischen Leserkreis, die durch das Verlangen nach Nachdruck, ausgezeichnete Anzahl von positiven Rezensionen, Verleih der Auszeichnung Polskie Towarzystwo Wydawców Książek bestätigt wird.[4] Am 21. Februar 1958 fliegt Hłasko nach Paris, wo er im Hauptsitz des Literarischen Instituts und der Redaktion Kultur in Maisons Laffitte woht. Ausgerechnet das Literarische Institut veröffentlicht Die Friedhöfe und Der Nächste ins Paradiese. Wegen der Publizierung der Friedhöfe, die zum Erhalt des literarischen Preises der Zeitung Kultur von Hłasko und Krux mit den polnischen Regierungsvertretern beitragen, wird seinen Antrag auf die Gültigkeitsverlängerung des Passes abgelehnt. Hłasko wird von der kommunistischen Polenregierung zur inoffiziellen Emigration verurteilt. Dementsprechend bittet der polnische Schriftsteller 1958 um den politischen Asyl in Berlin BDR, der ihm gewährt wird. Hłasko ist zur Zeit ein bekannter Autor und seine Prosastücken erschienen in der BDR, der DDR, Israel, England, den USA und Frankreich.[5] Hłasko reist zuerst viel durch Europa und 1959 zieht er nach Israel, wo er ursprünglich für die Zeitschrift Maariv arbeitet und später körperliche Tätigkeiten ausübt. Immer noch bemüht er sich vergeblich um das Recht auf Heimkehr. Endlich zieht er wieder nach Europa um und heiratet im Februar 1961 die Schauspielerin Sonia Ziemann, die die Hauptrolle in der Verfilmung der Erzählung Der achte Wochentag abspielte. Dann begibt er sich wieder auf die Reise durch europäische Städte: München, Berlin, Zürich, London, Venedig. 1964 trifft er sich in Jugoslawien zum ersten und letzten Mal im Exil mit seiner Mutter.[6] 1965 lässt er sich von Sonia Ziemann scheiden und lässt sich in Paris nieder, wo er bei Kultur seine literarische Autobiographie Die schönen Zwanzigjährigen publizieren lässt. 1966 fliegt Hłasko in die USA mit der Hoffnung auf eine Zusammenarbeit mit dem Regisseur Roman Polański, die bald scheitert. Hłasko bleibt in Amerika und arbeitet illegal. Nachdem er die Pilotenlizenz erworben hat, ist er als Pilotinstrukteur tätig.[7] 1967 findet der letzte Abschnitt des Scheidungsprozesses von Sonia Ziemann statt. 1968 erhält Marek die Zuzugsgenehmigung für die USA[8] und in Paris erscheint das letzte zu Autors Lebzeiten veröffentlichte Werk Sowa, córka piekarza. Im Jahre 1969 kommt er nach neun Jahren der Abwesenheit nach Israel, um dort beim Verfilmungsprozess von Alle haben sich abgewandt mit Sonia Ziemann zu assistieren. Danach kehrt er in die Bundesrepublik Deutschland und unterschreibt den Vertrag mit dem deutschen Fernsehen für die weitere Zusammenarbeit. In der Nacht vom Freitag den 13. Juni auf Sonntag den 14. Juni 1969 stirbt Marek Hłasko infolge der Überdosis an Schlaftabletten und Alkohol in Hessen, Wiesbaden, Hauberisser Str. 26. Am 20. Juni 1969 wird Marek Hłasko in Deutschland bestattet. Das zweite Begräbnis findet am 18. November 1975 am Powiązki-Friedhof in Warschau statt.[9]

2. 2. Ósmy dzień tygodnia

Die Erzählung Ósmy dzień tygodnia wird 1956 geschrieben. Die Arbeitstitel der Erzählung sind Umieram codziennie o świcie und Nie ma słońca w ostatnim dniu tygodnia. [10] Die Erzählung erscheint 1956 in einer repräsentativen Zeitschrift Twórczość. [11] Die Erzählung wird zu den besten Kunstwerken Hłaskos gezählt und als einzige Erzählung dieses Autors sogar in fünfzehn Sprachen übersetzt.

Ósmy dzień tygodnia ist ein fiktionaler Text, der aus zwölf kurzen Kapiteln aufgebaut wird. Der Diskurs ist eine personale Erzählsituation, für die die Reflektorfigur die Hauptprotagonistin Agnieszka ist. Das abgeschlossene Geschehen wird in der markierten Vorzeitigkeit dargestellt. Die Redewidergabe wird größtenteils durch Zitate geführt. Inhaltlich wird die Geschichte eines jungen Liebespaars erzählt ― der Philosophiestudentin Agnieszka und des sich mit den Gefängniserinnerungen quälenden Piotr ― das nach einer Wohnung, oder mindestens nach einem Zimmer für den ersten gemeinsamen Liebesakt sucht. Die Handlung spielt in Warschau im kommunistischen Polen im Jahr 1956 oder 1957 ab.[12] Agnieszka ist ein zweiundzwanzigjähriges,[13] schönes Mädchen mit braunen Haaren, dessen Augen die Farbe von blau bis grün annehmen. Sie wohnt mit beiden Eltern, ihrem drei Jahre älteren Bruder und Zawadzki ― dem Monteur des Warschauer Gaswerks in der zwei-Zimmer-Wohnung in einem alten Miethaus in Warschau. Ihr Liebespartner Piotr, den Agnieszka deminutiv als Pietrek anspricht, ist ein (ehemaliger) Student[14], dessen Alter unbekannt bleibt. Es kann aufgrund seiner scheinbar größeren als Agnieszkas sexuellen Erfahrung und des Aufenthalts im Gefängnis ─ er wurde 1952 verhaftet ─ vermutet werden, dass er älter als seine Freundin ist. Pietrek wohnt mit vier Bekannten[15] in einer Ruine ohne Fenster, die sie angeblich saniert haben.[16] Die weiteren Informationen über die Gestalt fehlen im Text. Es gibt keine Informationen über Piotrs Familie. Die Problematik dieses Protagonisten ist die ständig vorkommende Gefängniserinnerungen, die Agnieszka stören.

Die Geschichte fängt mit dem auf einer Wiese in der Warschauer Vorstadt gefassten Entschluss an, die Beziehung zu konsumieren. Beide Jugendlichen, besonders Agnieszka, für die der geplante Liebesakt mit Pietrek den ersten Geschlechtsverkehr bedeuten wird, möchten diesen Liebestaumel so schön wie möglich erleben. Um diese Möglichkeit zu schaffen, bittet Piotr seinen Bekannten, der in der Zeit des Wohnungselends eine eigene Wohnung besitzt, darum, diese ihm für die Nacht von Samstag auf Sonntag zu überlassen. Das Mädchen fürchtet sich jedoch vor dem ersten, so baldigen Verkehr ─ der Entschluss wird am Donnerstag gefasst ─, trotzdem fügt sie sich Piotrs Willen, um den Jungen nicht zu enttäuschen. Mit der Hoffnung auf das Scheitern des Samstagsplans kommt sie nach Hause zurück, wo sie auf die beiden Eltern, den kahlköpfigen, gealterten Vater, namens Stefan, und die herzkranke, verbitterte Mutter, deren Name nicht im Text vorkommt, stößt. Die namenlose Mutter regiert aus dem Bett die ganze Familie, sie unterdrückt ihren Mann, beschimpft Agnieszka als Nutte und macht allen Vorhaltungen wegen der ewigen Abwesenheit des Sohnes, Grzegorz, im Haus. Agnieszkas älterer Bruder, Grzegorz ist nämlich ein fünfundzwanzigjähriger Chemiker, Mitglied der kommunistischen Partei,[17] der ebenso wie Agnieszka und Piotr grenzenlos liebt. Seine Liebe ist jedoch noch schwieriger als die Liebe des jungen Paars. Seine Auserwählte ist nämlich schon vergeben, hat Kinder und den Ehemann[18] und stellt gerade Betrachtungen an, ob sie sich von ihrem bisherigen Leben für Grzegorz lossagen, und damit die Familie verlassen möchte. Bis Sonntag wird die Entscheidung getroffen. Bis Sonntag ertränkt Grzegorz seinen Liebeskummer im Alkohol.

Der gewünschte und zugleich verhasste Tag, Samstag, kommt. Piotr verabredete sich mit seinem Bekannten, Roman, dass dieser den Wohnungsschlüssel unter dem Abtreter liegen lässt. Als das Liebespaar die richtige Adresse erreicht, findet es erstaunt keinen Schlüssel. Roman muss es leider vergessen haben, denken sie. Agnieszka will sich allerdings ihre Träume nicht so einfach entgehen lassen und stürzt mit aller Wucht gegen die Tür. Roman öffnet diese plötzlich und lässt die Liebhaber in die Wohnung rein. Er ist jedoch nicht alleine. In seinem Bett schläft ein hübsches, junges Mädchen mit schönen Brüsten. Agnieszka schaut sich diese an und gibt unerwartet Piotr den Befehl, Roman ins Gesicht zu schlagen. Nachdem das Paar aus Romans Wohnung rasch geflüchtet ist, begibt es sich zum ruinierten, von Piotr und seinen Freunden bewohnten Haus, um hier die Mauer für diese Nacht nur für sich zu finden. Der Ersatzplan scheitert allerdings wegen der Ankunft der restlichen Hausbewohner. Die jungen Leute sind gezwungen, ohne die Erfüllung ihrer Träume auseinander zu gehen. Sie versprechen einander jedoch, morgen aufs Land zu fahren, um dort eine Weile nur für sich zu schaffen. Agnieszka kehrt bis dahin weinend nach Hause zurück und trifft vor dem Haupteingang auf Zawadzki, den bei ihnen wohnenden und ewig sein Motorrad reparierenden Monteur des Warschauer Gaswerks. Endlich ist er mit der Reparatur des Fahrzeugs fertig und sein Vorhaben kann in Erfüllung gehen. Er möchte seine Verlobte, Maria, besuchen, um ihre angebliche Untreue zur Sprache zu bringen.

Am letzten Wochentag regnet es. Vater kann nicht angeln fahren, wessen er ab Donnerstag harrte, Zawadzki bleibt daheim, statt Maria zu besuchen, und Grzegorz hat vor, seinen Kummer wieder im Alkohol zu ertränken. Agnieszka trifft sich mit Piotrek. Ihr Abstecher aufs Land wird auch durch das schlechte Wetter verhindert. Die jungen Leute möchten daher die Zeit zusammen woanders verbringen. Die Kaffeehäuser sind jedoch bis zum letzten Platz besetzt, die kilometerlange Warteschlange vor dem Kino entmutigt und im Theater wurden alle Eintrittskarten verkauft. Für ein gemeinsames Mittagessen fehlt ihnen das Geld. Das einzige Gebäude, von dem die Beiden nicht vertrieben werden können, ist die Kirche. Die ganze Situation erfüllt das Paar allerdings mit einem Resignationsgefühl. Agnieszka will jetzt und hier, auf der dreckigen Straße, ihr Liebesglück finden, sie möchte es einfach hinter sich haben und sich nicht mehr mit der Illusion der großen Idee quälen. Piotrek reagiert auf das merkwürdige, unbändige Verhalten Agnieszkas, aggressiv, mit einer Morddrohung und lässt das Mädchen schließlich in einer nassen Gasse der Stadt stehen.

Zu Hause scheint alles unverändert zu sein. Grzegorz schläft in der Küche, Mutter liegt regungslos im Bett, Vater steht am Fenster und betrachtet die Welt hinter dem Glas, Agnieszka kommt heim. Die behagliche Stille kündigt dennoch den Wendepunkt der Erzählung an. Ab diesem Moment geht eine Veränderung in der erzählerischen Welt der Hauptfiguren vor sich. Stefan greift die Mutter verbal an, die Philosophiestudentin lernt in der Bar einen Journalisten kennen, dem sie ihre Jungfräulichkeit opfert, Grzegorz weist seine Geliebte zurück und zu Zawadzki kommt seine Verlobte Maria zu Besuch, die sich als dasselbe Mädchen, das Agnieszka in Romans Wohnung schlafen sah, erweist. Montag ist der Tag der neuen, veränderten Realität, die Enttäuschung bringt und die reine Brutalität der Welt zeigt. Der achte Tag der Woche, an dem alle Hoffnungen in Erfüllung gehen, kam nicht. Er konnte im kommunistischen Polen nicht kommen.

Die Erzählung Ósmy dzień tygodnia spricht eine vielfältige Thematik, von Liebe, Freundschaft, Geschlechtsverkehr, über Familie, Elend, Menschenwürde, Alkohol bis hin zur Polenkritik und Kritik an dem kommunistischen System, an. Die wesentlichsten scheinen jedoch das Liebesmotiv, das Frauenmotiv und das Alkoholmotiv zu sein.

Die Thematik der Erzählung bildet das sich mit dem Alkoholmotiv abwechselnde Liebe-Motiv. Die Liebe kommt auf allen Ebenen der Geschichte vor. Sie quält das junge Liebespaar Agnieszka und Piotr, den ehemaligen Kommunisten Grzegorz, den Monteur des Warschauer Gaswerks Zawadzki und beschäftigt auch den Rest der dargestellten Welt. Jeder setzt seine Hoffnung auf ein besseres Leben, auf eine reine Welt ohne Lüge und Täuschung in der Liebe. Sie schafft gewissermaßen einen Fluchtweg von der kommunistischen Falschheit, vom Dreck des Nachkriegswarschaus und von der alle Lebensbereiche durchdringenden Leere. Marcel Reich-Ranicki interpretiert die Liebe in der Erzählung Ósmy dzień tygodnia als das Synonym für Wahrheit.[19] Die Helden suchen leidenschaftlich die Liebe, weil sie in ihr die Wahrheit zu finden hoffen. [20]

Die Frauenthematik ist tief in dem Liebemotiv verankert. Die Frauenfiguren der Hłaskoesken Welt haben die Wahl zwischen nur zwei moralischen Wegen: sie können entweder keusche Madonna oder unflätige Hure werden, was die biblischen Haltungen von Maria und Eva in Erinnerung ruft. Ósmy dzień tygodnia thematisiert das schöne Geschlecht als ständig zwischen beiden Wegen herumirrende Wesen. Agnieszka, die anfangs mit ihrer Liebe in den Rahmen der keuschen Madonna reinpasst, geht infolge der betrogenen Gefühle zur Hure über. Grzegorzs namenlose Liebhaberin fungiert gleichzeitig als Madonna und Hure. Die Liebe zu Grzegorz löst in ihr die Madonna aus, aber das von ihr geführte Doppelleben ─ sie täuscht vor eine vorbildliche Mutter und Ehefrau zu sein, während sie ein Liebesverhältnis mit Grzegorz hat ─ degradiert sie zur Hure. Das ganze nimmt im Wendepunkt der Erzählung eine ähnliche, jedoch entgegengesetzte Konstellation an. Nach dem erwarteten Ankommen zur Waliszewskis Wohnung und Ankündigung, sie wolle mit ihrem Ehemann weiterleben, was die Trennung von Grzegorz bedeutet, setzt sie die Madonnamaske vor ihrem Mann auf, und bleibt Hure, jetzt gegenüber Grzegorz und ihrer betrogenen Liebe.

Die nächste Frauenfigur Zawadzkis Verlobte Maria wird durch das Prisma der angeblichen Untreue als eine zügellose Frau betrachtet. Die Bestätigung ihrer Hurenhaltung wird nach der Wende geliefert ─ sie erweist sich als die zufällige Liebhaberin des Bekannten Piotreks. Der Betrug und das Anlügen Zawadzkis macht aus ihr eine getarnte Hure. Maria, deren Name kein Zufall ist, wird in den Augen ihres Verlobten als Madonna gepriesen, sie lebt jedoch in der ununterbrochenen Falschheit, wodurch ihre Moralität niedriger als die Moralität der Philosophiestudentin und der Verlobten des Monteurs eingeschätzt wird. Lediglich Agnieszkas ehemalige Kommilitonin Elżbieta lebt ohne Scheinheiligkeit. Sie arbeitet unverhüllt als Hure, was Hłasko am höchsten einschätzt.

Die von den Frauen betrogenen und durch das kommunistische System ausgebeuteten Männer greifen zu Alkohol, um im ihn ihren Lebenskummer zu ertränken. In einer der Moralität beraubten Welt bleibt nämlich nichts anderes übrig als der Alkoholkonsum der mindestens für eine kurze Weile den Lebensdreck vergessen lässt. Alkohol gilt als das höchste Glück, das der Mensch in einem kommunistischen Staat ergattern kann. Ein Alkoholiker, der in der Erzählung mit dem mit dem Leben nicht zurechtkommenden Romeo verglichen wird, wird auf ein Piedestal gestellt. Sein Verhalten wird gerechtfertigt. Die wesentliche Rolle des Alkohols ist auf Schritt und Tritt sichtbar. In den Bars herrscht Gedränge, betrunkene Männer taumeln durch die Straßen und sogar der Lohnunterschied wird in Wodkaflaschen umgerechnet. In der Haskoesken Welt trinken ausschließlich Männer. Für Frauen wird der früher erwähnte Beruf Prostituiere vorbehalten.

2. 3. Rezeption von Marek Hłasko in Deutschland

Die Rezeption von Marek Hłasko in Deutschland besteht aus Rezeptionen seines literarischen Kunstwerkes, seiner privaten Lebenssphäre, der Erzählungsübersetzungen und der Translatsqualität seiner Prosastücke. Der vorgelegte Informationsstand gründet sich vorwiegend auf die deutschen Presse aus dem Zeitraum 1958-2011 und wird größtenteils dank des Wohlwollens Frau Eva Dappas, der Bibliothekmitarbeiterin des Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt gesammelt. Eine wesentliche Quellenanzahl weist das Fehlen der Seitenangaben auf, die sich aufgrund der Archivisierungsmethode der Informationsdaten nicht identifizieren lassen.

Der Rezeptionsstand der polnischen Literatur in der Bundesrepublik Deutschland wird von Marcel Reich-Ranicki, dem größten deutschen Literaturkritiker folgendermaßen kommentiert: Gern gelobt, doch wenig gelesen. [21] Die Gründe des schlimmen Rezeptionszustandes der polnischen Literatur in Deutschland liegen in der deutsch-polnischen Geschichte, die wesentlich durch die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges belastet ist.[22] Die prekären deutsch-polnischen Beziehungen münden im Desinteresse an der polnischen Literatur in der Bundesrepublik. Einer der Wendepunkte wird auf den Zeitraum 1958-1970 datiert, als die polnische Literatur infolge der politischen Ereignissen, die sich in Polen ereignen, das Status des Informationsträgers erreicht.

Da bis dahin kaum von einem zufriedenstellenden Informationsfluss ausgegangen werden kann, dienten alle Nachrichten, Berichte, Texte und Bücher als direkte Informationsquelle.[23]

Einer der relevanten literarischen Informatoren wird Marek Hłasko, der im Jahre 1958 nach Deutschland kommt und Aufsehen in den deutschen Medien erregt. Hłasko gewinnt nämlich noch vor der Anreise in Deutschland an Bedeutung in der Bundesrepublik durch die Publikation der Erzählungsübersetzung Der achte Tag der Woche. Hochgeschätzt wird der realistische Charakter seiner Erzählungsweise: die Umgangssprachlichkeit der Sprache, sachlicher Geschehensablauf, Sentimentalismus, detailierte Architekturschilderung der Stadt Warschau, scharfe Profilierung der Protagonisten und psychologische Feinfühligkeit, die angeblich ein Maß des Lebenszustände in Polen sei. Die Beliebtheit von Marek Hłasko wird in der deutschen Presse evident. Die Überschriften der deutschen Zeitungen titulieren den polnischen Schriftsteller folgendermaßen: die jüngste der echten Hoffnungen polnischen Schrifttumes, [24] der zornige junge Mann der polnischen Literatur der fünfziger Jahre,[25] eine der echtgeborenen erzählerischen Begabungen[26] und eine legendäre Erscheinung der polnischen Nachkriegsliteratur. [27] Das Interesse an Hłasko wird offen in den deutschen Medien thematisiert. Ein Fallbeispiel ist eine Textstelle aus der Hamburger Zeitung die Welt, die im Jahr 1969 publiziert: Wo immer er auftrat, kochten die Mikrophone, rasten die Kugelschreiber der Reporter. [28]

Er war berühmt auf einen Schlag. Alle Türen offen, die Funkhäuser hofften auf Texte, Filmproduzenten antichambrierten.[29]

Die Literatur von Marek Hłasko erfreut sich gegen Ende der 50. Jahre eines besonderen Renommees in der Bundesrepublik Deutschland. Bundesweit wurde damals ein literarischer Diskurs über die spezifische Thematik der Hłaskoesken Erzählkunst geführt, die von der emotionellen Sehnsucht nach Freude, Glück, Liebe und besseren Lebensumständen handelt.[30] Liebe erlangt in der Hłaskoesken Literatur einen wesentlichen Status: Sie wird mit der Wahrheit gleichgestellt und in dieser Form interpretiert.

Marek Hłaskos Individualästhetik schafft durch den vulgären Idiolekt, angesprochene Thematik der Kunstwerke, die Schilderung der dargestellten Welt und der Protagonisten eine deprimierende Stimmung. Insbesondere die Illustrierung der Protagonisten, die in dem Frühwerk körperliche Arbeit ausübende, junge Männer sind und in späteren Erzählungen durch die Vertreter der Intelligenz ersetzt werden,[31] führt in die Melancholie ein. Die Hłaskoesken Erzählungshelden werden als Menschen, die einen moralischen und gesellschaftlichen Untergang erlebt haben und in dieser Lebensphase stagnieren, dargestellt. Der Hłaskoeske Held wird als das Wrack eines Menschen, der beim Alkohol Zuflucht suchte und vom Alkohol zugrunde gerichtet wurde [32] bezeichnet.

Hłasko wird von den deutschen Medien zum erzählerischen Naturtalent ausgerufen und mit anderen berühmten Schriftstellern verglichen. Eines der Vorbilder sollte Hemingway sein, dessen Stil sich die Hłaskoeske Individualästhetik nähert.

Wie bei Hemingway verbirgt auch bei dem Hłasko die scheinbar nüchterne Darstellung des Banalen und Alltäglichen das Hintergründige und Bedeutungsvolle. Wie Faulkner ist auch Hłasko ein Mann des sardonischen Humors und der radikalen Brutalität sowie ein unbestechlicher Beobachter der Wirklichkeit, der ─ vor allem in seinen späteren Erzählungen ─ in die Abgründe der Seele vorzudringen vermag. Die für Hłasko typische Verbindung eines krassen, grausamen Realismus mit zarten, lyrischen Tönen und einem tiefen menschlichen Mitgefühl erinnert wiederum an Steinbeck. [33]

Neben dem Namen Hemingway werden Faulkner, Steinbeck, Gogol und sogar Dostoevskij als Vorbilder des jungen Polen genannt.

Einige polnische Kritiker erinnerte „die Schlinge“ an Dostoevskij. Man kann tatsächlich sagen, dass die Verbindung mit dem Namen Dostoevskij in diesem Fall kein Sakrileg ist. Und das ist wohl das größte Kompliment, das man dem Schriftsteller Marek Hłasko machen kann. [34]

Hłasko dementiert die angeblichen Einflüsse der amerikanischen Schriftsteller und weist auf den polnischen Staatssicherheitsoffizier Tadeusz Barwiński als Mentor seines Schrifttums hin.[35]

Die vulgäre Individualästhetik von Marek Hłasko wird von den deutschen Kritikern auch niedrig bewertet. Radek Knapp übt im Jahr 2000 zu Anlass der neuen Herausgabe von den schönen Zwanzigjährigen Kritik an Hłaskos Literatur, indem er sie zu einer oberflächigen, nie mit Kunst verbundenen Berichterstattung der Ereignisse degradiert.

Er tat das, was er am besten konnte: aufschreiben, was er sah. Also schilderte er minutiös und gar nicht [...]. Er zitierte Staatskünstler, die nachts in der Bar über das Regime schimpften, und tagsüber mit Parteibonzen auf den Sieg des Kommunismus anstießen.[36]

Die Rezeption des literarischen Kunstwerks von Marek Hłasko in der Bundes-republik Deutschland weist in einer überwiegenden Anzahl auf einen positiven Eindruck. Die Hłaskoesken Texte werden als ein Stück wahren Lebens, [37] als die bittere Wahrheit, [38] als Darstellung der Desillusionierung, [39] wahrgenommen. Als das relevant-este Element der Hłaskoesken Prosastücke gilt ein Abbildcharakter der politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Situation in Polen. Der heutige Status des Schriftstellers Marek Hłasko in Deutschland ist durch den Dualismus gekannt: Hłasko bleibt ein nie aufgeblühtes polnisches Talent[40] oder ein gescheiterter Schriftsteller.[41]

Eine Anziehungskraft aus den deutschen Medien übt neben dem literarischen Kunstwerk die persönliche Lebenssphäre des polnischen Schriftstellers. Marek Hłasko, dessen Gesicht beim ersten Eindruck auf Eitelkeit und Zynismus schließen lässt, [42] führt einen skandallösenden Lebensstil. Hłaskos Vorgehensweise und Aussagen lassen einen pejorativen Eindruck von ihm gewinnen. Eines der Hłaskoesken Zitate Schreiben ist fast so gut wie Saufen verschafft ein Bild des alkoholsüchtigen und zynischen Menschen, wodurch er von Journalisten ungebildeter Ehemann der deutschen Schauspielerin Sonja Ziemann genannt wird.[43]

[Seine] schulische Karriere war so kurz gewesen, dass er sich nach Jahren fraget, ob zwischen Physik, Chemie oder Mathematik überhaupt ein Unterschied bestehe. Seine umfassende Aus- und Fortbildung zum Schriftsteller bezog er als Zwangs-globertrotter, Kibbuzarbeiter, cleverer Irrenaustalinsasse und Liebhaber von Frauen zweifelhafter Herkunft.[44]

Hłaskos existenzielle Probleme, die mit dem steigenden Heimweh und dem heftigen Alkoholkonsum in Verbindung stehen, verursachen die Nichtausfüllung des Vertrages mit dem deutschen Verlag Kiepenhauer & Witsch, dessen Besitzer J.C. Witsch nach einer jahrelangen Zusammenarbeit den Schriftsteller für ein großes, leicht verletzbares Kind hält,[45] das außerstande sei, richtig mit Geld umzugehen.[46] Die Reputation des Literaten in den deutschen Medien wird infolge seiner Veröffentlichungsabsicht verschlimmert. Marek Hłasko wollte einen neuen, in Israel verfassten Roman bei dem Verlag Rütten & Loening unter dem Titel Peitsche deines Zorns erscheinen lassen, während er immer noch durch einen 1958 geschlossenen Vertrag an Kiepenhauer & Witsch für das Werk Der Hund des Fleischers gebunden war. Der Spiegel berichtete damals:

Bis Ende 1958 sollte Der Hund des Fleischers fertiggestellt werden, da dies nicht der Fall zu werden schien, machte Kiepenhauer & Witsch die alten Verträge geltend.[47]

Die deutschen Zeitungen kommentieren die Streitereien der zwei Verlage scharfzüngig und betrachten die entstandene Situation als Hłaskos Spiel mit den deutschen Verlagen.

Der Autor des „Achten Tags der Woche“ […] hat nach Jahren der Unproduktivität, nicht nur ein neues Buch zustande, sondern gleich zwei Verlege dazu gebracht, für dieses Buch Reklame zu machen.[48]

Sein Tod in der hessischen Kurstadt Wiesbaden, aufgrund der gleichzeitigen Einnahme von Medikamenten und Alkohol, verschlimmert endgültig seine Reputation in der Bundesrepublik Deutschland und bestärkt in der Überzeugung von einem moralisch wertlosen und alkoholsüchtigen Menschen. Einer der Apologeten von Marek Hłasko bleibt Marcel Reich-Ranicki, der meint:

Er ist zutiefst skeptisch, zornig und grimmig, er liebt schockierende Zynismen, schonungslose Enthüllungen, derbe Formulierungen. Aber er ist weder Zyniker noch Nihilist, sondern im Grunde ein verkappter Romantiker, […].[49]

Die Rezeption der Erzählungen von Marek Hłasko in Deutschland wird anhand der Übersetzungstätigkeit ermöglicht. Marek Zybura zählt im Kritischen Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur die deutschsprachigen Ausgaben auf. Hier werden die mit Ergänzungen anhand der Polnischen schönen Literatur in deutscher Übersetzung 1900-1971. Bibliographie in chronologischer Reihenfolge angegeben:

a) Der achte Tag der Woche und andere Erzählungen ( Originaltitel: Ósmy dzień tygodnia i inne opowiadania), Übersetzung: Vera Cerny, Maryla Reifenberg, Hans Goerke, Kiepenhauer & Witsch, Köln, Berlin, 1958, Taschenbuchausgabe: Heyne, München, 1978. In der Ausgabe beinhaltete Erzählungen: Der achte Tag der Woche, die Friedhöfe, Erster Schritt in den Wolken.

b) Erster Schritt in den Wolken ( Originaltitel: Pierwsyz krok w chmurach), Übersetzung: Katja Weintraub, in: Polen 1958, Nr. 3.

c) Der nächste ins Paradies ( Originaltitel: Następny do raju), Übersetzung: Vera Cerny, Kiepenhauer & Witsch, Köln, Berlin, 1960.

d) Das Haus meiner Mutter ( Originaltitel: Dom mojej matki), Übersetzung: Hans Goerke, in: G. Hagenau: Polen erzählt. Zweiundzwanzig Erzählungen, Fischer Verlag, Frankfurt am Main, Hamburg, 1961.

e) Der achte Tag der Woche ― die Friedhöfe ( Originaltitel: Ósmy dzień tygodnia, Cmentarze), Übersetzung: Vera Cerny, Maryla Reifenberg, Deutscher Taschenbuch, München, 1962.

f) Die heiligsten Worte unseres Lebens ( Originaltitel: Najświętsze słowa naszego życia), Übersetzung: Hans Goerke, in: M. Reich-Ranicki: Sechzehn polnischer Erzähler, Rowohlt, Hamburg, 1962.

g) Peitsche deines Zorns ( Originaltitel: Brudne czyny), Übersetzung: Vera Cerny, Kiepenhauer & Witsch, Köln, Berlin, 1963.

h) Alle hatten sich abgewandt ( Originaltitel: Wszyscy byli odwróceni), Übersetzung: Vera Cerny, Janusz von Pilecki, Kiepenhauer & Witsch, Köln, Berlin 1965, Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 1968.

i) Am Tage seines Todes ― Die zweite Ermordung des Hundes (Originaltitel: W dzień śmierci jego; Drugie zabicie psa), Übersetzung: Vera Cerny, Janusz von Pilecki, Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 1969.

j) Der achte Tag der Woche und andere Erzählungen ( Originaltitel: Ósmy dzień tygodnia i inne opowiadania), Übersetzung: Hans Goerke, Gütersloh, Bertelsmann, Stuttgart, 1969. In der Ausgabe beinhaltete Erzählungen: Der achte Tag der Woche, Alles ist anders geworden, Amor kam nicht heute Abend, Die Arbeiter, Der Ausbrecher, Der Brief, Cmentarze, Erster Schritt in den Wolken, Das Fenster, Finis perfectus, Das Haus meiner Mutter, Die heiligsten Worte unseres Lebens, Ein herrliches Mädchen, Das Kreuz, Leidenschaft, Die Schlinke, Wir fliegen in den Himmel.

k) Folge ihm durchs Tal (Originaltitel: Sowa, córka piekarza oder Pójdź za nim przez dolinę [50] ), Übersetzung: Janusz von Pilecki, Kiepenhauer & Witsch, Köln, Berlin, 1970, Taschenbuchausgabe: Rowohlt, Reinbeck, 1972.

l) Hafen der Sehnsucht (Auswahl aus Opowiadania von 1976), Übersetzung: Hubert Schumann, Volk und Welt, Berlin, DDR, 1979.[51]

Das Kunstwerk Hłaskos wird von den deutschen Literaturkritikern, besonders von Marcel Reich-Ranicki, dem Kenner der polnischen Sprache, Kultur und Literatur hochgeschätzt:

Mann sollte ihm in der Bundesrepublik eine […] Ehre angedeihen lassen, die Ehre, die der unterschätzten polnischen Literatur in Deutschland bedauerlicherweise nur selten erwiesen wird ─ man sollte sein Buch lesen.[52]

Bezüglich des Hłaskoesken Schreibstils wird in den deutschen Medien häufig folgende Auffassung geteilt: Seine Bücher lesen sich wie Filme [53], womit die Besonderheiten der Hłaskoesken Erzählkunst hervorgehoben werden. Im Gegenteil zu den Prosastücken wird die Qualität der deutschen Übersetzungen stark kritisiert. Die auffälligsten Translationsfehler werden den Übersetzerinnen der Erzählungen Der achte Tag der Woche (Vera Cerny) und Die Friedhöfe (Maryla Reifenberg) von Reich-Ranicki vorgehalten. Vorgeworfen werden fehlende Detailsorge, geringes Verstehen des AS-Textes und Einführung der ambiguen Ausdrücke. Beide Übersetzungen werden als Beispiele der Übersetzungs-Misere kritisiert:[54]

Wem durch die „Übersetzungs-Misere“ ein manchmal sehr großes Unrecht angetan wird, kann keinem Zweifel unterliegen ─ dem ausländischen Autor und dem deutschen Leser. [55]

Der westdeutsche Verlag Kiepenheuer & Witsch weist die vorkommenden Vorwürfe zurück und erklärt:

[…]die Stücke von Hłasko [sind] fast nicht zu übersetzen […]. Das liegt nicht an den Übersetzern […]. Die außergewöhnliche Situation der osteuropäischen Intellektuellen […] ─ ist für einen deutschen Übersetzer schwer vorstellbar.[56]

Die Rezeption von Marek Hłasko in Deutschland wird durch die Herausbildung einer Gegensätzlichkeit gekannt. Die Anerkennung der deutschen Medien gewinnt der Schriftsteller dank der realistischen Erzählkunst. Kritik wird dagegen an seinem dekadenten Lebensstil geübt. Der positive Eindruck bildet jedoch den überwiegenden Teil der Rezeption.

[...]


[1] Vgl. P. Tański: Marek Hłasko (1934-1969), in: M. A. Supruniuk (Hrsg.): Twarze emigracji. Wierzyński, Hłasko, Gombrowicz, Stempkowski, Grydzewski, Archiwum Emigracji Biblioteki Uniwersyteckiej, Toruń, 1999, S. 20-21, hier S. 20.

[2] Vgl.: J. Pyszny: Wstęp, in: M. Hłasko: Pierwszy krok w chmurach, Następny do raju, Zakład Narodowy im. Ossolińskich, Kraków, 1999 , S. 17.

[3] Vgl. P. Tański: Marek Hłasko (1934-1969) . . ., S. 20.

[4] Vgl.: J. Pyszny: Wstęp, in: M. Hłasko: Pierwszy krok w chmurach . . ., S. 18f.

[5] Vgl.: M. Tabor: Hłasko Marek (1934-1969), in: Biografie Sławnych Ludzi, B.1, Wydawnictwo SMS, Bochnia, Kraków, S. 246.

[6] Vgl.: P. Tański: Marek Hłasko (1934-1969) . . ., S. 20.

[7] Vgl.: M. Tabor: Hłasko Marek (1934-1969) . . ., S. 246.

[8] Vgl.: P. Tański: Marek Hłasko (1934-1969) . . ., S. 20.

[9] Vgl.: M. Tabor: Hłasko Marek (1934-1969) . . ., S. 247.

[10] Vgl.: Kalendarium 1956, http://www.marekhlasko.republika.pl/01_zycie/z_03.htm, 11.01.2014.

[11] Vgl.: Ebenda, 11.01.2014.

[12] Im zweiten Kapitel der Erzählung wird einer der Helden als ein ab dem Jahr 1945, zwölf Jahre bei der Familie wohnender Mann dargestellt, was das Jahr 1957 ergibt. Im vierten Kapitel steht jedoch, nach der Beschreibung der Situation in Polen, das Jahr 1956.

[13] Vgl.: M. Hłasko: Ósmy dzień tygodnia, Wydawnictwo De Capo, Warszawa, 1994, S. 36.

[14] Es wird in der Erzählung erwähnt, dass Piotr vor der Festnahme studierte. Die Information, ob er sein Studium absolviert, fortgesetzt oder aufgegeben hat, fehlt im Text.

[15] Vgl.: Ebenda, S. 70.

[16] Vgl.: Ebenda, S. 71.

[17] Vgl.: Ebenda, S. 77.

[18] Vgl.: Ebenda, S. 61.

[19] Vgl.: M. Reich-Ranicki: Kein Platz für di e Liebe, in: die Welt; 24. Januar 1959, zit. nach: M. Reich-Ranicki: Erst leben, dann spielen. Über polnische Literatur, Wallstein Verlag, Göttingen, 2002, S. 171.

[20] Ebenda, S. 171.

[21] M. Reich-Ranicki: Erst leben, dann spielen. Über polnische Literatur, Wallstein Verlag, Göttingen, 2002, S. 17.

[22] Ebenda, S. 18.

[23] H. Nosbers: Polnische Literatur in der Bundesrepublik Deutschland 1945∕1949 bis 1990. Buchwissenschaftliche Aspekte, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden, 1999, S. 46.

[24] W. Helwig, in: Merkür, Stuttgart, Nr. 13, 10. Oktober 1959, ohne Seitenangabe, entnommen dem Archiv des Deutschen Polen-Instituts.

[25] Marek Hlasko, in: Neue Zürcher Zeitung, Zürich, Fernausgabe Nr. 16, 21.Juni.69, ohne Seitenangabe, entnommen dem Archiv des Deutschen Polen-Instituts.

[26] G. Blöcker, Marek Hlasko, in: FAZ, Frankfurt am Main, 20. Dezember 1958, ohne Seitenangabe, entnommen dem Archiv des Deutschen Polen-Instituts.

[27] M. Zybura: Marek Hłasko, in: Kritisches Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur, Edition Text und Kritik, München, 2011, S.2, Schlagwort: Marek Hłasko.

[28] H. de Haas: Erloschene Fackel. Zum Tode des polnischen Schriftstellers Marek Hlasko, in: Die Welt, Hamburg, 18. Juni 1969, ohne Seitenangabe, entnommen dem Archiv des Deutschen Polen-Instituts.

[29] Ebenda, ohne Seitenangabe, entnommen dem Archiv des Deutschen Polen-Instituts.

[30] Vgl.: M. Reich-Ranicki: Jeder Traum ist ehrlich, in: Kultur; 15. Oktober 1959, zit. nach: M. Reich-Ranicki: Ü ber polnische Literatur, Wallstein Verlag, Göttingen, 2002, S. 175, 177.

[31] Vgl.: Ebenda, S. 176.

[32] Vgl.: Ebenda, S. 177.

[33] M. Reich-Ranicki: Jeder Traum is t . . ., S. 176.

[34] M. Reich-Ranicki: Kein Platz für dir Liebe, in: die Welt; 24. Januar 1959, zit. nach: M. Reich-Ranicki: Ü ber polnische Literatur, Wallstein Verlag, Göttingen, 2002, S. S. 173.

[35] Vgl.: Marek Hlasko, in: Neue Zürcher Zeitung,. . . , ohne Seitenangabe, entnommen dem Archiv des Deutschen Polen-Instituts.

[36] R. Knapp: Heiße Ware. Der Lebensroman des Marek Hlasko, in: Süddeutsche Zeitung, 2. Dezember 2000, ohne Seitenangabe, entnommen dem Archiv des Deutschen Polen-Institut.

[37] Marek Hlasko, in: Neue Zürcher . . ., ohne Seitenangabe, entnommen dem Archiv des Deutschen Polen-Instituts.

[38] R. Hädrich: Nachruf auf Marek Hlasko. 1934-69, ohne Zeitungs- uns Seitenausgabe, entnommen dem Archiv des Deutschen Polen-Instituts.

[39] G. Blöcker: Marek Hlasko, in: FAZ. . ., ohne Seitenangabe, entnommen dem Archiv des Deutschen Polen-Instituts.

[40] Vgl.: M. Reich-Ranicki: Kein Platz für dir Liebe,. . . , S. 171.

[41] Vgl.: R. Knapp: Heiße Ware. . . . , ohne Seitenangabe, entnommen dem Archiv des Deutschen Polen-Instituts.

[42] Vgl.: H. Gresmnnn: Poet der Schattenseite. Der Pole Marek Hlasko ist kein politischer Rebell, in: die Zeit, 23. Oktober 1958, ohne Seitenangabe, entnommen dem Archiv des Deutschen Polen-Instituts.

[43] Vgl.: Radek Knapp: Heiße Ware . . ., ohne Seitenangabe, entnommen dem Archiv des Deutschen Polen-Instituts.

[44] R. Knapp: Heiße Ware . . ., ohne Seitenangabe, entnommen dem Archiv des Deutschen Polen-Instituts.

[45] Vgl.: J.C. Witsch an Dieter Wellershoff, 30. Dezember 1958, zit. nach: H. Nosbers: Polnische Literatur in der Bundesrepublik Deutschland 1945/1949 bis 1990. Buchwissenschaftliche Aspekte, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden, 1999, S. 140.

[46] Vgl.: Ders. an Rudolf Künstenmeier, 23. März 1959, zit. nach: H. Nosbers: Polnische Literatur in der Bundesrepublik . . ., S.141.

[47] Hund, Peitsche, Tod, in: Der Spiegel, Nr. 22, 1963, ohne Seitenangabe, entnommen dem Archiv des Deutschen Polen-Instituts.

[48] Ebenda.

[49] M. Reich-Ranicki: Kein Platz für di e Liebe . . ., S. 170.

[50] M. Zybura: Marek Hłasko, in: Kritisches Lexikon . . . und Polnische schöne Literatur in deutscher Übersetzung 1900-1971. Bibliographie, Deutsche Staatsbibliothek, Berlin, 1975, S. 45f .

[51] M. Zybura: Marek Hłasko, in: Kritisches Lexikon . . ., S. B/1.

[52] M. Reich-Ranicki: Kein Platz für dir Liebe, in: die Welt, 24. Januar 1959.

[53] R. Hädrich: Nachruf auf Marek Hlasko. 1934-69, ohne Zeitungs- und Seitenangabe, entnommen dem Archiv des Deutschen Polen-Instituts.

[54] Vgl.: Marcel, Übersetzungen, in: die Zeit, 20. April 1962, ohne Seitenangabe, entnommen dem Archiv des Deutschen Polen-Instituts.

[55] Ebenda ohne Seitenangabe, entnommen dem Archiv des Deutschen Polen-Instituts.

[56] J.C. Witsch an Dieter Wellershoff, 30. Dezember 1958, zit. nach: H. Nosbers: Polnische Literatur in der Bundesrepublik . . ., S. 140.

Ende der Leseprobe aus 76 Seiten

Details

Titel
Marek Hlaskos vulgäre Individualästhetik als Übersetzungsproblem. Die kontrastive Translatationsanalyse der Erzählung "Ósmy dzien tygodnia" und deren deutschen Übersetzung von Vera Cerny
Hochschule
Uniwersytet im. Adama Mickiewicza w Poznaniu  (Germanische Philologie)
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
76
Katalognummer
V283902
ISBN (eBook)
9783668159754
ISBN (Buch)
9783668159761
Dateigröße
878 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Individualästhetik, Stil, Vulgarität, Marek Hłasko, Vulgarismen
Arbeit zitieren
Ewelina Celebańska (Autor:in), 2014, Marek Hlaskos vulgäre Individualästhetik als Übersetzungsproblem. Die kontrastive Translatationsanalyse der Erzählung "Ósmy dzien tygodnia" und deren deutschen Übersetzung von Vera Cerny, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/283902

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