This is Spinal Tap! und Fraktus sind zwei Bands. Im Grunde genommen sind sie sehr verschieden. Erstere ist nämlich eine Heavy-Metal-Rockband und letztere hat sich dem Techno verschrieben. Was beide aber gemeinsam haben? Sie besitzen eine ansehnliche Fangemeinschaft, haben mehrere Konzerte gegeben und Alben herausgebracht. Ihre ungewöhnlichste Gemeinsamkeit ist aber vor allem: ihre Fiktivität. Beide Bands wurden eigens für den Dreh eines fingierten ‚Dokumentarfilmes‘ frei erfunden.
This is Spinal Tap! und Fraktus spielen bewusst mit Klischees und Stereotypen aus den jeweiligen Musikrichtungen – Heavy Metal und Techno. Interessant werden die Filme aber nicht nur wenn man sich in den jeweiligen Musikszenen auskennt, sondern auch die konventionellen dokumentarischen Praktiken kennt, die von den Mockumentaries imitiert werden.
In der vorliegenden Arbeit möchte ich in Bezug auf das Mockumentary folgende Fragen beantworten: Mit welchem Ziel imitieren Mockumentaries die dokumentarische Form, obwohl sie fiktive Elemente enthalten? Und was ist der Effekt, die Wirkung, die Mockumentaries bezogen auf das Dokumentarfilm-Genre haben?
Eine weitere Besonderheit dieser Mockumentaries ist ihre enge Verknüpfung mit der Musik. Beide Filme verbinden populäre Medien: Film und Musik – unter anderem, wie sich später herausstellen wird. Nicht nur im Film sehen wir die fiktiven Bands auf der Bühne, auch im realen Leben sind sie aufgetreten. Ihre publizierten Alben sind ebenfalls echt: Man kann sie noch lange nach dem Filmstart kaufen. Beide Filme lassen uns nicht mehr ‚nur’ Zuschauer bleiben, wir werden aufgefordert, die Geschichten gesamthaft zu erleben – auf mehr als nur einem Medium. Die Medien stellen dabei eine Art Vehikel dar, die ihrerseits eine Bühne für die Geschichte bilden. Diese Transmedialität soll untersucht werden. Henry Jenkins, der wohl wichtigste Denker im Bereich des Transmedial Storytelling hat hierzu Artikel verfasst, auf die ich mich beziehe. Das Erzählen auf verschiedenen Plattformen zieht einen weiteren interessanten Punkt mit sich: Das Internet. Es nimmt eine besondere Rolle für transmediale Strategien ein und soll hier in Bezug auf die zwei Filme und ihrer Anhängerschaft untersucht werden. Dazu wurde folgende These aufgestellt: Mockumentaries eignen sich besonders gut zur transmedialen Weiterverarbeitung, weil das Spiel mit den Stereotypen und die Überschreitung der Realitätsebenen in allen Medien ähnlich funktioniert und sich auch gut vermarkten lässt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Charakterisierung des Mockumentaries: Definition & Eingrenzung
- 2. Dokumentarfilm
- 2.1 Gemeinsamkeiten von Dokumentarfilmen nach Bill Nichols
- 2.1.1 Selbstverständnis und Anspruch der Dokumentarfilmer
- 2.1.2 Darstellungskonventionen im Dokumentarfilm
- 2.1.3 Erwartungshaltung des Publikums
- 2.2 Die Haltung einer Dokumentation: Fictive vs. Assertive Stance
- 2.3 Resümee: Vom Dokumentarfilm zum Mockumentary
- 2.1 Gemeinsamkeiten von Dokumentarfilmen nach Bill Nichols
- 3. Mockumentaries: Aufbau und Form
- 3.1 Konstruktion einer dokumentarischen Form
- 3.2 Dekonstruktion der dokumentarischen Form
- 3.3 Drei Arten von Mockumentaries: Parodie, Kritik & Dekonstruktion
- 4. Transmediales Erzählen und Internet-Fangemeinschaften
- 4.1 Transmedia Storytelling: Kontinuierliches Erzählen
- 4.2 Internet Fandom: Raus aus der Passivität, rein in die Partizipation
- 5. Eine Satire auf die Musikindustrie: Mock-Rockumentaries
- 5.1 THIS IS SPINAL TAP: Unterwegs mit einer archetypischen Metal-Band
- 5.1.1 Filmanalyse: Inhalt, Stil und Form
- 5.1.2 Transmedia und Fandom
- 5.2 FRAKTUS: Reunion der Techno-Urväter
- 5.2.1 Filmanalyse: Inhalt, Stil und Form
- 5.2.2 Transmedia und Fandom
- 5.3 Die Musiker-Figur: Ein massenkulturelles Stereotyp
- 5.4 Resümee: Das Mock-Rockumentary – ein Dauerwitz
- 5.1 THIS IS SPINAL TAP: Unterwegs mit einer archetypischen Metal-Band
- Schlusswort
- Quellenangaben
- Bibliografie
- Filmografie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Genre des Mockumentary, insbesondere im Kontext von Musik-Mockumentaries. Ziel ist es, die spezifischen Merkmale und Funktionen dieser Filmform zu analysieren und ihre Wirkung auf das Dokumentarfilm-Genre zu beleuchten. Dabei werden die beiden Mockumentaries "This Is Spinal Tap" und "Fraktus - Das letzte Kapitel der Musikgeschichte" als Fallbeispiele herangezogen.
- Die Imitation der dokumentarischen Form durch Mockumentaries
- Die Dekonstruktion dokumentarischer Konventionen und die daraus resultierende humoristische Wirkung
- Die Rolle von Transmedia Storytelling und Internet-Fandom im Kontext von Mockumentaries
- Die Darstellung von Musik-Stereotypen und die Kritik an der Musikindustrie
- Die Verbindung von Film und Musik als populäre Medien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Mockumentary ein und stellt die beiden Fallbeispiele "This Is Spinal Tap" und "Fraktus" vor. Sie beleuchtet die Besonderheit dieser Filme, die als fiktive Dokumentarfilme konzipiert sind und mit Klischees und Stereotypen aus der Musikwelt spielen. Die Arbeit stellt die Forschungsfrage nach dem Ziel und der Wirkung von Mockumentaries und ihrer Verbindung zu Transmedia Storytelling und Internet-Fandom.
Kapitel 1 definiert den Begriff "Mockumentary" und grenzt ihn von anderen filmischen Formen ab. Es wird die Dichotomie von Form und Inhalt eingeführt und die spezifischen Merkmale des Mockumentary als eine Verbindung von fiktivem Inhalt und dokumentarischer Form herausgestellt.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem Dokumentarfilm als Vorläufer des Mockumentary. Es werden die Gemeinsamkeiten von Dokumentarfilmen nach Bill Nichols, die Haltung einer Dokumentation und die Unterschiede zwischen Dokumentarfilm und Mockumentary beleuchtet.
Kapitel 3 analysiert den Aufbau und die Form von Mockumentaries. Es werden die Konstruktion und Dekonstruktion der dokumentarischen Form sowie die verschiedenen Arten von Mockumentaries (Parodie, Kritik, Dekonstruktion) erläutert.
Kapitel 4 widmet sich dem Thema Transmediales Erzählen und Internet-Fangemeinschaften. Es werden die Konzepte des Transmedia Storytelling und des Internet Fandoms vorgestellt und deren Bedeutung für Mockumentaries beleuchtet.
Kapitel 5 untersucht die beiden Fallbeispiele "This Is Spinal Tap" und "Fraktus" als Mock-Rockumentaries. Es werden die Filmanalysen, die Transmedia-Strategien und die Darstellung von Musiker-Stereotypen in beiden Filmen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Genre Mockumentary, Musik-Mockumentaries, Dokumentarfilm, Transmedia Storytelling, Internet-Fandom, "This Is Spinal Tap", "Fraktus", Musik-Stereotypen, Musikindustrie, Film und Musik.
- Citar trabajo
- Ana Matijasevic (Autor), 2013, Transmediale Strategien und Fandom in Musik-Mockumentaries. Eine Analyse von «This is Spinal Tap» und «Fraktus», Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/284562