Analyse der Arbeits- und Ablauforganisation im Herzkatheterlabor eines Universitätsklinikums


Dossier / Travail, 2014

50 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis 4

Tabellenverzeichnis 5

Abkürzungsverzeichnis 6

1 Einleitung 8

2 Allgemeine Aspekte zum Betreiben von Herzkatheterräumen 9

2.1 DGK-Leitlinien zum Betreiben von Herzkatheterräumen 9
2.1.1 Räumliche Ausstattung 9
2.1.2 Personaleinsatz 10
2.1.3 Patientenüberwachung 12
2.1.4 Hygiene-Empfehlungen 13
2.1.5 Dokumentation und Qualitätskontrolle 14
2.2 DGK-Leistungszahlen der Herzkatheterlabore in Deutschland 14
2.3 Qualitätsmanagement im Herzkatheterlabor 16
2.4 Vergleichbare Studien zur Thematik 17

3 Zielstellungen 18

4 Methodische Vorgehensweise 19

4.1 Beschreibung der Einrichtung 19
4.1.1 Leistungsspektrum des Herzkatheterlabors 19
4.1.2 Arbeits- und Ablauforganisation im Herzkatheterlabor 20
4.2 Erhebungsinstrumentarium 22

5 Ergebnisse im Erhebungszeitraum 23

5.1 Grundgesamtheit 23
5.1.1 Gesamtuntersuchungen nach Einzugsgebiet 24
5.1.2 Gesamtuntersuchungen nach Altersstruktur 26
5.1.3 Gesamtuntersuchungen nach Untersuchungsart 27
5.1.4 Untersuchungsbezogene Wochenverteilung 28
5.1.5 Abteilungsbezogene Wochenverteilung 30
5.1.6 Untersuchungsart nach Saalnutzung 30
5.1.7 Gesamtuntersuchungen nach Dienstzuordnung 31
5.2 Untersuchungs- und Wartezeiten im Herzkatheterlabor 32
5.2.1 Untersuchungsdauer 32
5.2.2 Untersuchungszeiten nach Anlage 33
5.2.3 Gesamtbetreuungszeiten 33
5.2.4 Wartezeit Programmbeginn erster Patient 33
5.2.5 Wartezeit Untersuchungsbeginn erster Patient 34
5.2.6 Wartezeit Untersucher 34
5.2.7 Wartezeit Untersuchungsende bis Abholung Patient 35

6 Diskussion 35

6.1 Methodenkritik 36
6.2 Ergebnisdiskussion 36
6.2.1 Gesamtuntersuchungen 36
6.2.2 Personaleinsatz 37
6.2.3 Saalnutzung 39
6.2.4 Kooperationen 39
6.2.5 Einzugsgebiet 40
6.3 Wartezeitgründe 41

7 Fazit 42

8 Zusammenfassung 43

9 Quellenverzeichnis 45

10 Anlagenverzeichnis 49

1 Einleitung

In Anbetracht der angespannten Finanzlage im Gesundheitswesen nimmt, neben der immer gegenwärtigen Personaldiskussion, die Analyse von Strukturen der Arbeits- und Ablauforganisation in den Institutionen längst eine gewichtige Rolle ein. Unter dem Gebot der Wirtschaftlichkeit geht es mehr denn je darum, Problemfelder innerhalb der Leistungserbringung zu identifizieren und durch ein entsprechendes Prozessmanagement zu optimieren (vgl. Braun et al. 2008: 9 ff.).

Gerade der ökonomische Hintergrund einer kostenintensiven universitären Maximalversorgung macht es erforderlich, wirtschaftlicher zu arbeiten, um Vorgaben von Kostensenkungen zu erreichen und Erfordernisse von Qualität und Effizienz zu erfüllen. Ebenso die Erwartungen der Patienten, eine entsprechende medizinische Behandlung sowie Betreuung zu erhalten, drängen Krankenhäuser, sich weiter zu entwickeln. So waren die Optimierung der Zusammenarbeit unterschiedlicher Mitarbeitergruppen innerhalb einer Einrichtung, die Veränderung von Arbeitsprozessen sowie die Einführung von Veränderungen zur Erhöhung der Mitarbeiter- und Patientenzufriedenheit Themenschwerpunkte, die von den Kliniken seit dem Jahr 2010 in erster Linie angegangen wurden. In drei von vier Krankenhäusern wurden neue Maßnahmen zum Personalmanagement und zur Verbesserung der Zusammenarbeit mit den vor- und nachgelagerten Bereichen umgesetzt (vgl. DKI 2012: 13 ff.).

Im Herzkatheterlabor des Universitätsklinikums Halle (Saale) erfolgte 2011 / 2012 eine Datenerhebung zur Zeitenerfassung aller durchgeführten Eingriffe mit dem Ziel, den tatsächlichen Arbeitsanfall in Bezug auf Dienstzeiten bzw. im Wochenverlauf abzubilden, regelhafte Leerlaufzeiten zu ermitteln und darüber hinaus Verzögerungen, Wartezeiten und etwaige Gründe hierfür zu objektivieren. Es sollte geprüft werden, inwieweit „tradierte“ Regeldienstzeiten und Personal-besetzungen womöglich den Gegebenheiten anzupassen seien, sich vermeidbare Über- wie Unterkapazitäten eventuell ausgleichen ließen und letztlich eine Rahmenplanung besser koordiniert werden könnte. Der Leitende Oberarzt erwog die Einführung einer Sechs-Tage-Regeldienstwoche. Zudem sollte dargestellt werden, welchen Anteil externe Kooperationspartner an der Auslastung des Katheterlabors tragen.

2 Allgemeine Aspekte zum Betreiben von Herzkatheterräumen

2.1 DGK-Leitlinien zum Betreiben von Herzkatheterräumen

„Richtlinien zur Einrichtung und Betreiben von Herzkatheterräumen“ wurden erstmals im Jahre 1994 von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) publiziert mit dem Ziel, „Betreibern von Herzkatheterräumen eine Orientierung für den aktuellen Qualitätsstandard zu geben.“ Eine erste Neufassung, nach der heute üblichen Nomenklatur als „Leitlinien“ bezeichnet, wurde im Jahre 2001 herausgegeben, insbesondere um die Fortschritte in der digitalen Bildbearbeitung zu berücksichtigen sowie um Empfehlungen zur Hygiene aufzunehmen (vgl. Hamm et al. 2001: 367). Die Vorschriften des Gesetzes über Medizinprodukte (MPG) sind von allen zeitweilig oder ganztags im Herzkatheterlabor tätigen Mitarbeitern einzuhalten, das schließt insbesondere die vorgeschriebene Einweisung in die Bedienung der Geräte ein (vgl. Bonzel, Hamm 2009: 171).

2.1.1 Räumliche Ausstattung

Nach den Leitlinien zur Einrichtung und zum Betreiben von Herzkatheterräumen (vgl. Hamm et al. 2001: 367 ff.) dienen Herzkatheterlabore der invasiven kardiologischen Diagnostik und Therapie. Als Funktionseinheit im Krankenhaus sollten die Räumlichkeiten abgetrennt vom übrigen Krankenhausbereich in Angrenzung zu einer Intensiveinheit liegen. Sofern eine herzchirurgische Abteilung vorhanden ist, ist die Nähe zum OP-Trakt ebenso wünschenswert. Der eigentliche HK-Raum sollte mindestens 30 Quadratmeter groß sein, um ausreichend Platz für Reanimationsmaßnahmen zu bieten. Zum Strahlenschutz und aus hygienischen Gründen ist dieser vom Registrierraum zu trennen, sollte aber über eine Bleiglasscheibe einsehbar und durch eine Tür verbunden sein. Eine Gegensprechanlage ist obligat. Beide Räume sowie die Räumlichkeiten zur Patientenüberwachung müssen notstromversorgt sein. Weitere Vorgaben beziehen sich auf die Vorhaltung entsprechender Gerätschaften und Ausstattung innerhalb der Räumlichkeiten (Tab. 1).

[Dies ist eine Leseprobe. Graphiken und Tabellen sind nicht enthalten.]

Tab. 1: Räumliche Ausstattung des HKL nach DGK-Leitlinien

2.1.2 Personaleinsatz

Der ärztliche Personalbedarf ist 1987 in den AWMF-Empfehlungen festgelegt worden. Gefordert wird bei jeder Herzkatheteruntersuchung die Anwesenheit von zwei erfahrenen Ärzten, einem katheterisierenden und einem weiteren jederzeit einsetzbaren Arzt in unmittelbarer Nähe. Im Herzkatherraum sollten mindestens eine instrumentierende und eine mithelfende Pflegekraft zur Verfügung stehen. Zur Bedienung der Registriergeräte bzw. des Röntgenpultes ist eine Arzthelferin bzw. MTA oder ein Techniker erforderlich. Die Funktionen können je nach lokaler Gepflogenheit unterschiedlich verteilt sein. Zusätzliches Personal muss bei intrakoronaren Maßnahmen, Ablationsverfahren und Notfällen sofort hinzugezogen werden können (vgl. AWMF 1994: 4).

Eine sichere, effektive und wirtschaftliche Vorbereitung, Durchführung und Nachsorge von Herzkatheteruntersuchungen erfordert speziell ausgebildetes und geschultes Assistenzpersonal. Der Begriff "kardiologisches Assistenzpersonal“ umfasst Pflegekräfte, medizinisch-technische Assistenten (MTA) und Arzthelfer/-innen. Für einen reibungslosen Betrieb im HKL ist die Bestimmung einer Teamleitung notwendig. Diese sollte eine Fachausbildung (bevorzugt aus der Berufsgruppe Pflegekräfte oder MTA), vorzugsweise eine zusätzliche Weiter-bildung „kardiologisches Assistenzpersonal HKL“, mehrjährige Erfahrungen im Herzkatheterlabor sowie ausreichende Erfahrung in der Notfall- und Intensivmedizin aufweisen (vgl. Bonzel, Hamm 2009: 164 ff.).

Im Bereitschaftsdienst außerhalb der Regelarbeitszeit sollte die Gesamtzahl aus Ärzten und Assistenzpersonal bei Interventionen mindestens drei qualifizierte und im Katheterlabor erfahrene Personen umfassen (vgl. Bonzel, Hamm 2009: 168).

In neueren Qualitätssicherungsvereinbarungen zur invasiven und interventionellen Kardiologie wird im Hinblick auf die Intensität der Patientenbetreuung zwischen diagnostischen und therapeutischen Katheterisierungen unterschieden. Insofern genügt für diagnostische Linksherzkatheter die Anwesenheit einer medizinischen Fachkraft im Katheterraum während des Eingriffs. Der katheterisierende Arzt hat sicherzustellen, dass ein approbierter Arzt für den Fall schwerwiegender Komplikationen zur unmittelbaren Hilfestellung zur Verfügung steht und in kürzester Frist herbeigerufen werden kann. Patienten sind i.d.R. nicht unter vier Stunden nachzubetreuen. Während therapeutischer Katheterinterventionen muss sich ein zweiter approbierter Arzt während des Eingriffs in der Funktionseinheit „Herzkatheterlabor“ aufhalten. Die Nachbetreuung der Patienten mindestens über Nacht bzw. einen Zeitraum von 24 Stunden ist in Räumlichkeiten sicherzustellen, die erforderlichenfalls eine unmittelbare erneute Katheterintervention möglich machen, z.B. bei einer Reocclusion. Während der Nachbetreuungszeit muss eine medizinische Fachkraft durchgehend anwesend sein (vgl. KBV 1999: A-2384 f.).

In Herzkatheterlabors mit größeren Untersuchungszahlen erhöht eine Sekretärin in direkter räumlicher Nähe wahrscheinlich die Effektivität, wenn dieser typisch organisatorische Aufgaben wie die Terminplanung und -anmeldung, Erstellung von Wochen- und Tagesplänen, Konferenzvorbereitung, das Berichtswesen und die Archivierung, bestenfalls auch Qualitätssicherung (nach BQS, KV bzw. QuIK), sowie DRG-Kodierung und Abrechnung übertragen werden. Am ehesten geeignet sind Arzthelferinnen, ggf. auch MTA und Pflegemitarbeiter, vorzugsweise mit Weiterbildung zur medizinischen Dokumentationsassistentin (MDA) bei der jeweiligen Ärztekammer. (vgl. Bonzel, Hamm 2009: 165).

2.1.3 Patientenüberwachung

Nach erfolgter HKU sollten alle Patienten in Wartephasen bzw. bis zum ordnungsgemäßen Abschluss des Transports kontinuierlich beobachtet bzw. überwacht werden. Die Anfangsentscheidung für eine Überwachung auf einer Intensiv- oder Wachstation bei entsprechendem Risiko trifft der Untersuchende (vgl. Bonzel, Hamm 2009: 168).

Präinterventionell ist in jedem Falle die intensive Überwachung von Patienten mit STEMI erforderlich, bei Patienten mit NSTEMI (positives Troponin) mindestens eine Monitorüberwachung. Beim NSTEMI oder STEMI und / oder bei komplexer, risikoreicher PCI oder suboptimalem Ergebnis ist postinterventionell die Überwachung der Patienten auf der Intensivstation oder einer Überwachungs-einheit („Coronary- / Intermediate-Care- oder Chest-Pain-Unit“) in räumlicher Nähe des HKL notwendig. Bei einer unkomplizierten PCI nach stabiler oder instabiler Angina Pectoris wird eine weitere Betreuung auf einer kardiologisch orientierten Station (möglichst mit Monitorüberwachung/ „Telemetrie“) gefordert. Die Nachsorge sollte von qualifiziertem Personal durchgeführt werden, welches mit der Überwachung von Herzkatheter-Patienten vertraut ist. Zur Hilfestellung sollte ein approbierter Arzt unmittelbar verfügbar sein. Dieser sollte zudem in engem Kontakt mit dem interventionellen Kardiologen stehen. Sind alle Bedingungen erfüllt, kann die Nachbetreuung von mindestens 24 Stunden heute im allgemeinen auf 16 bis 20 Stunden und für bestimmte Patienten noch weiter verkürzt werden (vgl. Bonzel, Hamm 2009: 171).

2.1.4 Hygiene-Empfehlungen

In den Leitlinien der DGK werden Anforderungen, Empfehlungen und Maßnahmen zur Hygiene im Herzkatheterbereich formuliert (vgl. Winkhardt 2011: 3 ff.). Das Vorrichten von Kathetermaterial und Instrumententischen ist im Allgemeinen zu vermeiden. Der durchführende Kardiologe und die direkte Assistenz am Tisch haben einen sterilen Kittel sowie sterile Handschuhe zu tragen. Die Zahl der anwesenden Personen im Untersuchungsraum ist auf ein praktikables Minimum zu begrenzen. Häufige Personalbewegungen, so auch das Verlassen und erneute Betreten des Untersuchungsraumes sind zu vermeiden. Das Katheterpersonal sollte über einen Hepatitis-B-Impfschutz verfügen. Zwischen den Eingriffen ist ausreichend Zeit für eine Reinigung und ggf. Desinfektion zu gewähren. Am Ende des Arbeitstages hat eine gründliche Reinigung und ggf. Desinfektion zu erfolgen (vgl. Hamm 2001: 374).

Nachdem sich das Maßnahmespektrum der interventionellen Kardiologie und Angiologie in den letzten Jahren enorm erweitert hat und es heutzutage nicht mehr unüblich ist, in Herzkatheterlaborräumen Schrittmacher, Defibrillatoren und transfemoral auch Herzklappen zu implantieren, fordert der interdisziplinäre Experten-Konsens im Arbeitskreis „Krankenhaus- und Praxishygiene“ der AWMF stringentere Hygieneanforderungen als die Stellungnahme der DGK. Demnach ist bei Implantationen prinzipiell sicherzustellen, dass identische hygienische Bedingungen wie in einem Operationssaal vorliegen, abgesehen vom Einschleusen des Patienten und dem Fehlen einer raumlufttechnischen Anlage (vgl. AWMF 2013: 1-4).

2.1.5 Dokumentation und Qualitätskontrolle

Rechnergestützte Datenbanksysteme, die eine systematische Datenerfassung und den kontinuierlichen Protokollzugriff erlauben sowie eine regelmäßige Qualitätssicherung mit eigenen oder einrichtungsübergreifenden Protokollen unterstützen, werden inzwischen in fast allen Herzkatheterlaboren eingesetzt. Mit Hilfe derartiger Voraussetzungen kann zudem eine automatisierte Arztbrieferstellung, die Patiententerminierung sowie Materialverwaltung erfolgen. Anforderungen zur Langzeit-Speicherung und -Lesbarkeit der Daten (10 Jahre) ergeben sich aus dem aktuellen Stand der Röntgenverordnung, zivilrechtlich aus der Verjährungsfrist für Schadensersatzansprüche (30 Jahre). Zum Datenschutz bzw. der Datensicherheit sind die gültigen Erfordernisse zu beachten, ebenso bezüglich der Datenverfügbarkeit (10 Jahre nach der letzten Untersuchung innerhalb von 24 Stunden, sowohl an Wochenenden als auch an Feiertagen) (vgl. Hamm 2001: 370 ff.).

Jede Katheteruntersuchung erfordert eine lückenlose Dokumentation der Untersuchungsschritte, Befunde, verwendeten Materialien, Therapiemaßnahmen und etwaigen Komplikationen. Der Untersuchende sollte sich hierbei strukturierten Eingabefeldern der Datenbank bedienen können, auch um eine statistische Aufarbeitung zu gewährleisten und eine Übertragung an die vorgeschriebenen Register zu ermöglichen (vgl. Bonzel, Hamm 2009: 168).

2.2 DGK-Leistungszahlen der Herzkatheterlabore in Deutschland

Im Auftrag des gemeinsamen Bundesausschusses kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in seiner Analyse zu dem Schluss, dass es keine Evidenz zwischen Volumen und Outcome bei Koronarinterventionen (PCI) gibt, aus der eine Empfehlung für Mindestmengen abzuleiten wäre. Übereinstimmung besteht, dass unterhalb einer Mindestzahl hohe Qualität, ausreichende Materialvorhaltung und Wirtschaftlichkeit - zumindest längerfristig - nicht zu erhalten sind. Die DGK empfiehlt daher für die elektive PCI mindestens 75 PCI pro Untersucher und 200 PCI pro Zentrum pro Jahr. Ein Zusammenhang zwischen der Menge und den klinischen Ereignissen ist bei der primären Infarktdilatation eher gegeben. In der Leitlinie ACS der DGK werden daher mindestens 40 Infarkt-PCI pro Zentrum vorausgesetzt, in den ACC / AHA Leitlinien mindestens 11 Infarkt-PCI pro Untersucher und 36 pro Zentrum pro Jahr. In den ESC-Leitlinien liegen keine Angaben zu Mindestmengen vor. Letztlich hängt die Qualität der Leistung auch bei der Erfüllung von Mindestmengen im Wesentlichen von den strukturellen Voraussetzungen des Zentrums ab (vgl. Bonzel, Hamm 2009: 174).

Im Jahr 2008 wurden deutschlandweit 765 Herzkatheterlabore betrieben. Gemeldet wurden Leistungszahlen von 845.172 Herzkatheteruntersuchungen und 303.832 Interventionen . Das entspricht einer Interventionsquote von 35,95% für das gesamte Bundesgebiet. In den 44 Universitätskliniken ist ein Rückgang der diagnostischen Herzkatheter bei gleichzeitigem Anstieg der Zahl von Interventionen bemerkenswert. Wie in den Vorjahren sind durch Praxen erbrachte Leistungen weiter rückläufig, bei auf relativ niedrigem Niveau stagnierender Interventionsquote. Im Bereich der Elektrophysiologie verzeichnen Ablationen einen weiteren Zuwachs auf insgesamt 34.496 Untersuchungen. Im Bundesland Sachsen-Anhalt wurden 2008 von 16 Leistungserbringern 21.967 diagnostische Herzkatheteruntersuchungen und 7.486 Koronarinterventionen durchgeführt (vgl. van Buuren 2010: 502-508).

Der BQS-Fachgruppe Kardiologie wurden für das Jahr 2008 bundesweit 664.406 Datensätze zu Patienten mit Koronarangiographie bzw. PCI übermittelt. Mit 64,8% entfielen dabei fast zwei Drittel auf das männliche Geschlecht (430.483), nur 35,2% waren weiblichen Geschlechts (233.923). Die Altersverteilung aller Patienten lässt sich anhand der Basisstatistik aufzeigen (Tab. 2).

[Dies ist eine Leseprobe. Graphiken und Tabellen sind nicht enthalten.]

Tab. 2: BQS-Bundesauswertung Koronarangiographie und PCI (2008)

2.3 Qualitätsmanagement im Herzkatheterlabor

Der Begriff des Qualitätsmanagements (QM) ist im Gesundheitswesen inzwischen allgegenwärtig, wenn nicht vorgeschrieben. Medizinische Prozesse und Abläufe sowie die Zusammenarbeit aller beteiligten Berufsgruppen werden im Rahmen des QM kontinuierlich überprüft, verbessert und externen Kontrollen unterzogen. Ein QM-System in einem Krankenhaus oder einer Arztpraxis orientiert sich dabei insbesondere an gesetzlichen Regelwerken, den Vorgaben der Berufsverbände sowie dem Leitbild der Einrichtung. Qualitätsmanagement ist nicht zuletzt auch für eine angestrebte Zertifizierung unverzichtbar (vgl. Illison, Kerner 2011: 6 f.).

Zum Qualitätsmanagement im Herzkatheterlabor gehören beispielsweise ein strukturiertes Einarbeitungskonzept für neue Mitarbeiter, das Vorliegen von standardisierten Arbeitsabläufen sowie Handlungsrichtlinien für neu eingeführte Materialien, Produkte, Gerätschaften oder Untersuchungsarten. EDV-technische Strukturen sind ebenso Teil des QM, wie der Zugriff auf alle gesetzlichen Vorschriften und die Teilnahme aller Mitarbeiter an den Pflichtfortbildungen. Darüber hinaus ergibt die Festlegung und Umsetzung eines Jahreszieles im Herzkatheterteam immer wieder Möglichkeiten der Optimierung von Abläufen und Prozessen (vgl. Winkhardt 2011: 6).

Aus medizinischer Sicht spielt die Qualitätssicherung (QS) bei der diagnostischen Koronarangiographie und Interventionen eine bedeutende Rolle. Grundlagen der patientenbezogenen QS müssen immer Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung sein, soweit diese vorhanden sind. Vorliegende Ergebnisse werden von anerkannten Experten wissenschaftlicher Fachgesellschaften für evidenzbasierte Leitlinien ausgewertet, welche auch zur Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) dienen. Bestehende QS-Verfahren beruhen auf gesetzlicher oder freiwilliger Basis. Die Qualität von Herzkatheteruntersuchungen wird von der Bundesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung (BQS) erfasst. Darüber hinaus gibt es freiwillige QS-Maßnahmen, z.B. des Bundesverbandes niedergelassener Kardiologen (BNK) oder der Arbeitsgemeinschaft leitender kardiologischer Krankenhausärzte (ALKK). Letztlich erfordern verschiedene medizinische, technische und administrative Aspekte mit teils sehr unterschiedlicher Zielsetzung und Methode, dass sich alle Untersucher mit QS-Maßnahmen vertraut machen müssen. Qualitätsziele sind - je nach Standpunkt - eine schnellst- und bestmögliche Behandlung des Patienten, insofern hohe Patientenzufriedenheit, darüber hinaus Mitarbeiterzufriedenheit, aber auch technische Sicherheit, Rationalisierung, Kostenkontrolle und Gewinnerzielung. Die ermittelten Zahlen genügen der Bewertung durch die Fachgruppe Kardiologie der BQS sowie für strukturierte QS-Maßnahmen der Landesstellen und für die interne QS. Für ein Benchmarking invasiv tätiger Einrichtungen untereinander allerdings sind die Daten aus statistischen Gründen und wegen fehlender Validierung und Risikoanpassung noch nicht geeignet (vgl. Bonzel, Hamm 2009: 175).

2.4 Vergleichbare Studien zur Thematik

Die der Thematik zugrunde liegende Literaturrecherche ergab keine vergleich-baren Studiendesigns. Ermittelte Fallstudien befassten sich mit der „Workflow-orientierten Raum- und Flächenplanung“ des Herzkatheterlabors der Ruppiner Kliniken GmbH (vgl. SIEMENS Healthcare Consulting 2009c), der „Unter-stützung bei der strategischen Ausrichtung der Kardiologie“ am Diakonie-krankenhaus Rotenburg/ Wümme (vgl. SIEMENS Healthcare Consulting 2009) oder dem „Erstellen eines Geschäftsplan für die Einrichtung eines Linksherz-kathetermessplatzes“ im Raum Regensburg (vgl. SIEMENS Healthcare Consulting 2009a). Aus einer weiteren Studie zum Thema „Prozessoptimierung und Kostenbenchmarking im Herzkatheterlabor“ der Ruppiner Kliniken GmbH wurden Anregungen zur eigenen Erhebung entnommen (vgl. SIEMENS Healthcare Consulting 2009b).

Ein Pilotprojekt am Campus Virchow Klinikum der Berliner Charité, betriebswirtschaftlich ineffiziente Prozessabläufe aufzuzeigen, wurde im Frühjahr 2010 im Herzkatheterlabor der Medizinischen Kliniken mit Schwerpunkt Kardiologie initiiert. Demnach zeigte eine zweitägige ViMotion-Videoanalyse eines typischen Arbeitsprozesses von 45 Minuten deutlich auf, wie viel Zeit das Katheterpersonal mit nicht-wertschöpfender Tätigkeit verbringt. Neben der Arbeitsschutzkomponente betrafen etwa 30 Beobachtungen Verbesserungs-möglichkeiten, deren Umsetzung kurz- bis mittelfristig realisierbar sein sollte. Die Projektleiter analysierten beispielhaft das konkrete Einsparpotential bei der Vorbereitung des Herzkatheter-Saals und der Patientenvorbereitung vor der ICD-Implantation. Einer konservativen Prognose nach ließen sich durch eine verbesserte Prozesssteuerung und Materialorganisation etwa 30%, bei der Patientenvorbereitung gut 20% der benötigten Zeit einsparen. Hochgerechnet auf 250 ICD-Implantationen jährlich würden somit pro Jahr 46 Stunden HKL-Kapazitäten mit einfachsten Mitteln frei. Diese stünden für zusätzliche Eingriffe zur Verfügung. Bei einer Gesamtprozesszeit von 2,75 Stunden könnten also jährlich 16 zusätzliche ICD-Implantationen durchgeführt werden. Die Autoren bezifferten den Mehrerlös auf über 300.000 EUR, für den Mehrarbeit nicht erforderlich wäre. Zudem ließen sich mit einer Mengenausweitung bei diesem Eingriff Wartezeiten verkürzen und die Patientenzufriedenheit steigern. Da sich die Prozesse bei allen im Herzkatheterlabor erbrachten Leistungen ähneln, lassen sich diese Berechnungen grundsätzlich auch auf alle anderen Interventionen übertragen und somit weitere potentielle Mehrerlöse erzielen, ohne zusätzliches Personal zu benötigen (vgl. Pannwitz et al. 2010).

[...]

Fin de l'extrait de 50 pages

Résumé des informations

Titre
Analyse der Arbeits- und Ablauforganisation im Herzkatheterlabor eines Universitätsklinikums
Université
University of Applied Sciences Hamburg
Cours
Empirische Methoden
Note
2,0
Auteur
Année
2014
Pages
50
N° de catalogue
V285941
ISBN (ebook)
9783656862765
ISBN (Livre)
9783656862772
Taille d'un fichier
931 KB
Langue
allemand
Mots clés
Analyse, Arbeits- und Ablauforganisation, Arbeitsanfallanalyse, Empirische Methoden, Empirische Studie, Universitätsklinik, Pflegemanagement, Herzkatheter
Citation du texte
Stephan Löffler (Auteur), 2014, Analyse der Arbeits- und Ablauforganisation im Herzkatheterlabor eines Universitätsklinikums, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/285941

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