Der Begriff Gesellschaft ist an sich eine fiktive Vorstellung der Individuen und somit nicht allgemein definierbar und auch nicht sichtbar. Er kann lediglich durch die detaillierte Beobachtung der einzelnen Mitglieder in der Gesellschaft und ihren Tätigkeiten im Raum erkannt und nachvollzogen werden.
Dieser Aspekt ist ein sehr wichtiger Grund für das Verständnis einer sozialen Morphologie, denn nur durch die Wechselwirkung von Sozialem und Materiellen wird eine Gesellschaftsstruktur sichtbar gemacht, wie ich in dieser Hausarbeit nicht nur an Marcel Mauss Beispiel über die Eskimogesellschaften, sondern auch am Beispiel der Fußballstadions als Teil einer sportlichen Morphologie von Markus Schroer nachweisen werde.
Die Architektur ist mehr als je zuvor ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Sie hilft uns Grenzen zu überschreiten in Form von Brücken, weite Wege effektiv und schnell zurückzulegen über Straßen und Eisenbahnschienen. Sie gibt uns einen Raum zum Leben und schafft durch übermittelte Vorstellungen Plätze, welche für jeden Menschen als eine Art Pilgerstätte und als heilig empfunden werden können. Auf der Suche nach einer Verwirklichung des eigenen Lebens könnte man sich durchaus an architektonischen Gegebenheiten orientieren, denn der Mensch kann nur gleichzeitig erfolgreich sein und einen positiven Lebenswillen besitzen, wenn ihm der umgebende Raum harmonisch gesonnen ist und die damit verbundenen Erinnerungen im Gedächtnis als positive Erkenntnisse abgespeichert werden.
Die Stadtplanung schafft oft eine Untergliederung des Raumes in diverse Bezirke und unterschiedlich stark ausgebaute Strukturen. Die Verfügung über einen Internetanschluss, die Höhe der Stromkosten und die Reinheit des Wassers sind nur einige von vielen internen Untergliederungen und Differenzierungen der Stadt. Die Planung der Stadt muss deshalb eine Verdrängung bestimmter nicht erwünschter sozialer Schichten vorbeugen. Denn die Architektur kann durch räumliche Konstruktionen Grenzen definieren und diversen Bevölkerungsgruppen den Zugang zu bestimmten Orten erschweren oder verweigern.
Besonders deutlich wird dies im Abschnitt 4.2, wo ich anhand des Wandels des Fußballpublikums die aktuelle uns stets begleitende soziale Ungleichheit nachweisen möchte. Die Architektur wird als moderne Form der Soziologie uns neue Erkenntnisse über unsere eigene Gesellschaft offenbaren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was versteht man unter sozialer Morphologie
- Begriffserklärung
- Das Programm der sozialen Morphologie nach Halbwachs
- Marcel Mauss: Der Begriff der sozialen Morphologie anhand der Eskimogesellschaften
- Über die Soziologie der Architektur
- Kommunikationsmedium der Gesellschaft
- Grundlegende Zusammenhänge
- Spiegel der Gesellschaft
- Der Wandel der Stadionarchitektur
- Der Wandel des Publikums
- Das Beispiel Signal-Iduna-Park
- Kritische Würdigung
- Beitrag von Maurice Halbwachs
- Das Fußballstadion als Teil einer Morphologie des Sports
- Verzeichnis der Tabellen
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der sozialen Morphologie, einem Konzept, das die Wechselwirkung zwischen sozialen Strukturen und materiellen Formen untersucht. Ziel ist es, die Bedeutung von Architektur und insbesondere von Fußballstadien als Ausdruck und Spiegel der Gesellschaft zu beleuchten. Die Arbeit stützt sich dabei auf die Theorien von Maurice Halbwachs und Marcel Mauss, die die soziale Morphologie anhand von Beispielen wie den Eskimogesellschaften und der Stadtplanung erörterten.
- Die Bedeutung der materiellen Formen für das Verständnis sozialer Strukturen
- Die Rolle von Architektur als Kommunikationsmedium und Spiegel der Gesellschaft
- Die Analyse des Wandels der Stadionarchitektur und des Publikums im Kontext sozialer Veränderungen
- Die Anwendung der sozialen Morphologie auf den Sport, insbesondere auf das Fußballstadion
- Die kritische Würdigung des Beitrags von Maurice Halbwachs zur sozialen Morphologie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der sozialen Morphologie ein und erläutert die Bedeutung der materiellen Formen für das Verständnis sozialer Strukturen. Sie stellt die zentralen Theorien von Maurice Halbwachs und Marcel Mauss vor und zeigt die Relevanz der Architektur als Kommunikationsmedium und Spiegel der Gesellschaft auf.
Das Kapitel "Was versteht man unter sozialer Morphologie" definiert den Begriff der sozialen Morphologie und erläutert die Grundprinzipien dieses Konzepts. Es werden die Ansätze von Halbwachs und Mauss vorgestellt, die die soziale Morphologie anhand von Beispielen wie den Eskimogesellschaften und der Stadtplanung untersuchen. Das Kapitel beleuchtet auch die Rolle von Artefakten wie Kleidung, Werkzeugen und Wohnstätten als Ausdruck sozialer Strukturen.
Das Kapitel "Grundlegende Zusammenhänge" analysiert die Wechselwirkung zwischen materiellen Formen und sozialen Strukturen. Es wird die Bedeutung von Architektur als Spiegel der Gesellschaft und als Kommunikationsmedium hervorgehoben. Das Kapitel beleuchtet auch den Wandel der Stadionarchitektur und des Publikums im Kontext sozialer Veränderungen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die soziale Morphologie, die Architektur, das Fußballstadion, die Gesellschaft, die Stadtplanung, die Eskimogesellschaften, Maurice Halbwachs, Marcel Mauss, die Kommunikation, der Wandel und die soziale Ungleichheit.
- Quote paper
- Diplom Soziologe Sebastian Werfel (Author), 2009, Die materiellen Formen des Sozialen: Das Fußballstadion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286206