Die materiellen Formen des Sozialen: Das Fußballstadion


Dossier / Travail, 2009

18 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Was versteht man unter sozialer Morphologie
2.1 Begriffserklärung
2.2 Das Programm der sozialen Morphologie nach Halbwachs
2.3 Marcel Mauss: Der Begriff der sozialen Morphologie anhand der Eskimogesellschaften

3 Über die Soziologie der Architektur
3.1 Grundlegende Zusammenhänge
3.2 Kommunikationsmedium der Gesellschaft
3.3 Spiegel der Gesellschaft
3.4 Beitrag von Maurice Halbwachs

4 Das Fußballstadion als Teil einer Morphologie des Sports
4.1 Der Wandel der Stadionarchitektur
4.2 Der Wandel des Publikums
4.3 Das Beispiel Signal-Iduna-Park

5 Kritische Würdigung

Verzeichnis der Tabellen

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Der Begriff Gesellschaft ist an sich eine fiktive Vorstellung der Individuen und somit nicht allgemein definierbar und auch nicht sichtbar. Er kann lediglich durch die detaillierte Beobachtung der einzelnen Mitglieder in der Gesellschaft und ihren Tätigkeiten im Raum erkannt und nachvollzogen werden. Dieser Aspekt ist ein sehr wichtiger Grund für das Verständnis einer sozialen Morphologie, denn nur durch die Wechselwirkung von Sozialem und Materiellen wird eine Gesellschaftsstruktur sichtbar gemacht, wie ich in dieser Hausarbeit nicht nur an Marcel Mauss Beispiel über die Eskimogesellschaften, sondern auch am Beispiel der Fußballstadions als Teil einer sportlichen Morphologie von Markus Schroer nachweisen werde. Die Architektur ist mehr als je zuvor ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Sie hilft uns Grenzen zu überschreiten in Form von Brücken, weite Wege effektiv und schnell zurückzulegen über Straßen und Eisenbahnschienen. Sie gibt uns einen Raum zum Leben und schafft durch übermittelte Vorstellungen Plätze, welche für jeden Menschen als eine Art Pilgerstätte und als heilig empfunden werden können. Auf der Suche nach einer Verwirklichung des eigenen Lebens könnte man sich durchaus an architektonischen Gegebenheiten orientieren, denn der Mensch kann nur gleichzeitig erfolgreich sein und einen positiven Lebenswillen besitzen, wenn ihm der umgebende Raum harmonisch gesonnen ist und die damit verbundenen Erinnerungen im Gedächtnis als positive Erkenntnisse abgespeichert werden. Die Stadtplanung schafft oft eine Untergliederung des Raumes in diverse Bezirke und unterschiedlich stark ausgebaute Strukturen. Die Verfügung über einen Internetanschluss, die Höhe der Stromkosten und die Reinheit des Wassers sind nur einige von vielen internen Untergliederungen und Differenzierungen der Stadt. Die Planung der Stadt muss deshalb eine Verdrängung bestimmter nicht erwünschter sozialer Schichten vorbeugen. Denn die Architektur kann durch räumliche Konstruktionen Grenzen definieren und diversen Bevölkerungsgruppen den Zugang zu bestimmten Orten erschweren oder verweigern. Besonders deutlich wird dies im Abschnitt 4.2, wo ich anhand des Wandels des Fußballpublikums die aktuelle uns stets begleitende soziale Ungleichheit nachweisen möchte. Die Architektur wird als moderne Form der Soziologie uns neue Erkenntnisse über unsere eigene Gesellschaft offenbaren.

2 Was versteht man unter sozialer Morphologie

2.1 Begriffserklärung

Die Grundvoraussetzung für das Verständnis der sozialen Morphologie ist die Tatsache, dass wir unter sozialer Morphologie nicht nur das Soziale wie Individuen, Interaktionen und Kommunikationen verstehen, sondern auch die eigentlichen Materiellen Dinge, welche sich in unser tägliches Leben eingeprägt haben. Wenn man die Tätigkeiten der einzelnen Mitglieder im Raum berücksichtigt, kann man sich von dem Begriff Gesellschaft eine Vorstellung verschaffen. Markus Schroer orientiert sich in seinem Text: „Die Materiellen Formen des Sozialen“ vor allem an den Schülern von Emile Durkheim, nämlich Maurice Halbwachs und Marcel Mauss, um die soziale Morphologie anhand des Fußballstadions nachzuweisen. Die Morphologie definiert Marcel Mauss als materielles Substrat der Gesellschaft. Dieses Substrat vereint all jene Dinge, bei welchen das eigentliche Soziale eine erkennbare und handhabbare Gestalt annimmt. Zu diesen Dingen gehören nach Markus Schroer alle Eigenheiten, welche das kollektive Leben prägen: „Dazu zählen die Ausdehnung einer Gesellschaft, die Anzahl ihrer internen Gliederungen, die Größe, Dichte und Verteilung der Bevölkerung auf einem Territorium sowie die Dinge und Sachverhältnisse, die das kollektive Leben prägen“ (Schroer 2009, s.S. 2). Durkheim rechnet zur eigentlichen sozialen Welt auch Dinge und Sachverhältnisse mit hinzu, obwohl dies nicht sehr üblich für die Soziologie ist. Artefakte, wie beispielsweise Wohnstätten, Werkzeuge, Verkehrsmittel und Kleidung, prägen sich nach Durkheims Perspektive in die gesellschaftliche Welt ein. Um die soziale Morphologie zu erörtern, muss man jedoch das eigentliche Soziale, wie auch das Materielle einzeln betrachten, denn das meist äußerliche Materielle wie zum Beispiel die Kleidung prägt sich auf das Individuum ein und kann somit auch dessen Verhaltensweise und Wirkung verändern. Überall handelt die Morphologie wie auch die Soziologie von kollektiven Repräsentationen, welche mehr oder weniger auf das Individuum einwirken. Ein gutes Beispiel für diesen Tatbestand lieferte Durkheim in seinen Studien über den Suizid: „Und überhaupt stimmt es nicht, daß die Gesellschaft nur aus Individuen besteht. Sie umfasst auch Materielles, das eine wesentliche Rolle im Gemeinschaftsleben spielt“ (Schroer 2009, s.S. 3). Im Gegensatz dazu prägt sich jedoch auch die Gesellschaft in die materielle Welt ein. Gerade in der Stadt und Architektursoziologie kann menschliches Denken in architektonischem Stile ablaufen, sodass sich das Gehirn an Artefakten orientieren kann. Abschließend lässt sich festhalten, dass das Kollektiv stets vor dem Individuum existiert, weil der Einzelne mit den Hinterlassenschaften früherer Generationen konfrontiert wird.

2.2 Das Programm der sozialen Morphologie nach Halbwachs

Die Voraussetzung des Programms der sozialen Morphologie nach Halbwachs ist die Annahme, dass sich die Gesellschaft in den jeweiligen sie umschließenden Raum einbringt. Maurice Halbwachs untersuchte die soziale Morphologie anhand der religiösen, politischen und ökonomischen Morphologie. Die religiöse Morphologie beinhaltet ihm zu Folge das Phänomen, dass bedeutende Städte, Klöster und Heiligtümer auf das soziale Leben des Einzelnen einwirken und dessen Glaubensvorstellung bzw. Intensität beeinflussen können. Die politische Morphologie beinhaltet die Abhängigkeit des politischen Gemeinwesens von den räumlichen Gegebenheiten. Die Verteilung verschiedener ökonomischer Klassen auf unterschiedliche Quartiere innerhalb der Stadt ist nach Halbwachs kennzeichnend für die ökonomische Morphologie. Die sozialen Unterschiede machen sich anhand der architektonischen Struktur eines Viertels bemerkbar, sodass man Rückschlüsse auf ärmere bzw. wohlhabendere Viertel schließen kann. Diese deutliche Abgrenzung ist nach Halbwachs heute nicht mehr so stark erkennbar wie früher: „Klassen haben zumindest eine Neigung, sich im Raum voneinander abzugrenzen“ (Schroer 2009, s.S. 6). Es steht nach den von Halbwachs untersuchten Formen der Mophologie zur Debatte, ob man auch von einer existierenden sportlichen Morphologie sprechen könnte. Die Formen des Sports werden u.a. in Turnhallen, Stadien und Golfanlagen praktiziert. Die jeweilige Sportart verschafft sich mit den dazugehörigen architektonischen Formen ihre eigene räumliche Repräsentation. Nach Halbwachs grundsätzlicher Annahme, dass sich Gesellschaft förmlich in den Raum einschreibt, ist dies die verallgemeinerte Begründung für eine Existenz der sportlichen Morphologie.

2.3 Marcel Mauss: Der Begriff der sozialen Morphologie anhand der Eskimogesellschaften

Der Begriff der sozialen Morphologie anhand der Forschungen von Marcel Mauss über die Eskimogesellschaften verdeutlicht den Zusammenhang zwischen den materiellen Formen einer Gesellschaft und ihren kollektiven Tätigkeiten sehr offensichtlich. Die Tätigkeiten der Eskimos, als auch die differenzierte soziale Organisation, obliegen dem jahreszeitlichen Wandel. Hierbei gilt es nicht die Besonderheiten der Eskimovölker aufzuzeigen, sondern Rückschlüsse von ihrem einzigartigen Lebenswandel auf die Allgemeinheit zu schließen. Mauss begründet dies mit den Worten: „..., dass die Beziehungen, auf die wir die Aufmerksamkeit lenken wollen, dort gleichsam vergrößert und übertrieben erscheinen und schärfer ausgeprägte Merkmale haben, so dass ihre Natur und ihre Tragweite besser begriffen werden kann.“ (Mauss 1978, s.S. 184 ). Die Möglichkeit einer Beobachtung der Lebensweise bezüglich der Eskimos ist nur zu bestimmten Zeiten an unterschiedlichen Lokalitäten möglich, wonach die eigentliche Morphologie der Eskimovölker gemessen an der Beobachtung zu unterschiedlichen jahreszeitlichen Gegebenheiten, einfach nicht dieselbe sein kann. Marcel Mauss erklärt anhand des Verhältnisses von Mensch und Natur, dass die jeweilige Beschaffung des Bodens, den Menschen veranlasst unter Berücksichtigung des jahreszeitlichen Wandels seinen Standort zu wechseln um sein Überleben zu gewährleisten: „...dass die Zusammensetzung des Bodens, sein mineralischer Reichtum, seine Fauna und seine Flora, ihre Organisation beeinflussen“ (Mauss 1978, s. S.186). Ein enges Zusammenleben wird erst durch gleiche Normen und Wertvorstellungen möglich. Gerade moralische, rechtliche und religiöse Übereinstimmungen der Individuen innerhalb einer Gruppe sind für das konfrontationsfreie Funktionieren notwendig. Kleinere organisierte Gruppen, wie es die Eskimos in bestimmten Zeiträumen des Jahres sind, können es sich deshalb nicht leisten, Mitglieder durch Aussonderung bezüglich diverser Normabweichungen zu verlieren.

[...]

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Die materiellen Formen des Sozialen: Das Fußballstadion
Université
Technical University of Darmstadt
Cours
Einführung in die Architektursoziologie
Note
1,7
Auteur
Année
2009
Pages
18
N° de catalogue
V286206
ISBN (ebook)
9783656863847
ISBN (Livre)
9783656863854
Taille d'un fichier
466 KB
Langue
allemand
Mots clés
Morphologie, Soziologie, Architektur, Fußball, Sozial, Schroer, Mauss
Citation du texte
Diplom Soziologe Sebastian Werfel (Auteur), 2009, Die materiellen Formen des Sozialen: Das Fußballstadion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286206

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