Die Reform der öffentlichen Verwaltung im Rahmen des Neuen Steuerungsmodells bedingte eine stärkere Ausrichtung der Verwaltung an Kriterien der Effizienz und Effektivität. Eines der Kernziele der Reform richtete sich auf die Erhöhung des Leistungspotenzials und der Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter im öffentlichen Dienst. Eine wirksame Ausrichtung des Personals an Leistungsprinzipien erforderte gleichzeitig eine stärkere Orientierung der Bezahlung an Funktion und Leistung. In diesem Zusammenhang trat im Oktober 2005 der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) zur Reformierung des Entgeltsystems von Angestellten und Arbeitern in Kraft.
Im Rahmen dieser Arbeit erfolgt eine Untersuchung der Fragestellung, inwiefern die Reform des Tarifrechts des öffentlichen Dienstes Leistungsminderung und Verdrängung intrinsischer Motivation auf kommunaler Ebene begünstigt. Da die Detailregelung der Leistungsbewertung auf kommunaler Ebene nicht im TVöD vorgenommen wird, sondern ihre Ausarbeitung im Rahmen von Betriebs- und Dienstvereinbarungen vorgesehen ist, erfolgt exemplarisch eine Analyse der Dienstvereinbarung der Stadt Nürnberg für die Stadtverwaltung.
Mithilfe der Motivation Crowding Theorie werden Indikatoren identifiziert, die einen Verdrängungseffekt und Leistungsminderung bewirken. Auf Basis dieser Indikatoren erfolgt eine Analyse des TVöD sowie der Dienstvereinbarung der Stadt Nürnberg. Abschließend wird diskutiert, welchen Beitrag die Motivation Crowding Theorie zu einer effektiveren Gestaltung von Anreizsystemen im öffentlichen Dienst leisten kann und wie auf dieser Basis ein Steuerungssystem für den öffentlichen Dienst gestaltet sein könnte.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theoretischer Bezug
- 2.1 Motivation und deren Bedeutung für die Gestaltung von Anreizsystemen
- 2.2 Motivation Crowding Theorie
- 3. Indikatorenbestimmung
- 4. Reformanalyse
- 4.1 TVÖD
- 4.2 Dienstvereinbarung zum Leistungsentgelt der Stadt Nürnberg
- 4.3 Analyse
- 4.4 Zwischenfazit und Diskussion
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Auswirkungen der Reform des Tarifrechts im öffentlichen Dienst auf die Motivation der Mitarbeiter in kommunalen Verwaltungen. Insbesondere untersucht sie, ob leistungsorientierte Bezahlung zu einer Verdrängung intrinsischer Motivation führt und welche Auswirkungen dies auf die Arbeitsleistung hat.
- Analyse der Motivation Crowding Theorie und deren Relevanz für die Gestaltung von Anreizsystemen
- Bewertung des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst (TVÖD) hinsichtlich seiner Auswirkungen auf die Motivation der Mitarbeiter
- Exemplarische Untersuchung der Dienstvereinbarung zum Leistungsentgelt der Stadt Nürnberg
- Diskussion der möglichen Folgen von leistungsorientierter Bezahlung für die Motivation und Leistung im öffentlichen Dienst
- Entwicklung von Gestaltungsempfehlungen für ein effektives Steuerungssystem im öffentlichen Dienst
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt die Reform der öffentlichen Verwaltung im Kontext des Neuen Steuerungsmodells vor und erläutert die Ziele der Reform, insbesondere die Erhöhung des Leistungspotenzials der Mitarbeiter. Sie führt den TVÖD als Reformmaßnahme zur Stärkung der Leistungsorientierung im öffentlichen Dienst ein und formuliert die Forschungsfrage der Arbeit: Inwiefern begünstigt die Reform des Tarifrechts im öffentlichen Dienst Leistungsminderung und Verdrängung intrinsischer Motivation auf kommunaler Ebene? Die Arbeit setzt den Fokus auf die Dienstvereinbarung der Stadt Nürnberg zur Veranschaulichung der konkreten Umsetzung des TVÖD auf kommunaler Ebene. Die Methode der Motivation Crowding Theorie wird zur Identifizierung relevanter Indikatoren für Verdrängungseffekte und Leistungsminderung vorgestellt.
2. Theoretischer Bezug
Dieses Kapitel beleuchtet die Bedeutung von Motivation für die Gestaltung von Anreizsystemen. Es werden die Unterschiede zwischen extrinsischer und intrinsischer Motivation sowie die unterschiedlichen theoretischen Ansätze zur Erklärung von Motivation und Leistung erörtert. Die Standardökonomie und die Principal-Agent-Theorie betonen den Einfluss extrinsischer Anreize, während psychologische und verhaltensökonomische Ansätze die Bedeutung intrinsischer Motivation und die Wechselwirkungen zwischen beiden Motivationsarten hervorheben.
2.1 Motivation und deren Bedeutung für die Gestaltung von Anreizsystemen
Dieser Abschnitt verdeutlicht die Annahme, dass die Leistung eines Arbeitnehmers nicht nur von seiner Leistungsfähigkeit, sondern auch von seiner Leistungsbereitschaft abhängt. Es wird erläutert, dass Arbeitgeber mithilfe von Anreizsystemen das Verhalten der Mitarbeiter auf die Organisationsziele auszurichten versuchen. Die Unterscheidung zwischen extrinsischer und intrinsischer Motivation wird näher beleuchtet, wobei betont wird, dass Steuerungssysteme die Anreize für ein zielkonformes Verhalten maximieren müssen. Der Abschnitt geht auf die unterschiedlichen Gewichtungen von extrinsischer und intrinsischer Motivation in unterschiedlichen wissenschaftlichen Theorien ein.
2.2 Motivation Crowding Theorie
Dieser Abschnitt stellt die Motivation Crowding Theorie von Frey und Jegen vor, die die Erkenntnisse aus psychologischen Theorien in standardökonomische Ansätze einbindet. Die Theorie geht von zwei Grundannahmen aus: (1) Sowohl monetäre Anreize als auch Sanktionen beeinflussen die intrinsische Motivation, und (2) Externe Eingriffe können die intrinsische Motivation entweder reduzieren (Crowding-Out), erhöhen (Crowding-In) oder nicht beeinflussen. Es werden die psychischen Prozesse erläutert, die die Beeinflussung der intrinsischen Motivation durch externe Anreize bewirken, insbesondere die Verminderung der Selbstbestimmung und des Selbstbewusstseins.
3. Indikatorenbestimmung
Dieses Kapitel stellt Indikatoren vor, die auf Basis der Motivation Crowding Theorie als Anzeichen für einen Crowding-Out-Effekt und Leistungsminderung interpretiert werden können. Es werden Indikatoren für vermindertes Selbstbewusstsein, eingeschränkte Selbstbestimmung, verminderte Kreativität und Innovation sowie reduzierte Arbeitsqualität identifiziert, die im weiteren Verlauf der Arbeit zur Analyse des TVÖD und der Dienstvereinbarung der Stadt Nürnberg eingesetzt werden.
4. Reformanalyse
Dieses Kapitel analysiert den TVÖD und die Dienstvereinbarung zum Leistungsentgelt der Stadt Nürnberg anhand der zuvor definierten Indikatoren. Es werden die Auswirkungen der Reform auf die Motivation der Mitarbeiter sowie auf die Gestaltung von Arbeitsbedingungen untersucht. Die Analyse beleuchtet die möglichen Folgen des Crowding-Out-Effekts für die Effizienz und Effektivität der öffentlichen Verwaltung.
4.1 TVÖD
Dieser Abschnitt befasst sich mit den Regelungen des TVÖD und deren möglichen Einfluss auf die Motivation der Mitarbeiter. Es werden die Regelungen zur Leistungsbewertung und die damit verbundenen Anreizsysteme analysiert, insbesondere die Auswirkungen auf die Selbstbestimmung, die Selbstbewertung und die Arbeitsqualität der Mitarbeiter.
4.2 Dienstvereinbarung zum Leistungsentgelt der Stadt Nürnberg
Dieser Abschnitt analysiert die Dienstvereinbarung der Stadt Nürnberg zur konkreten Umsetzung des TVÖD auf kommunaler Ebene. Es werden die Regelungen zur Leistungsbewertung und die damit verbundenen Anreizsysteme untersucht, insbesondere die Auswirkungen auf die Motivation, die Arbeitszufriedenheit und die Arbeitsqualität der Mitarbeiter der Stadtverwaltung Nürnberg.
4.3 Analyse
Dieser Abschnitt analysiert die Ergebnisse der Untersuchung des TVÖD und der Dienstvereinbarung der Stadt Nürnberg anhand der zuvor definierten Indikatoren. Es wird geprüft, ob die Reform des Tarifrechts im öffentlichen Dienst zu einer Verdrängung intrinsischer Motivation und zu Leistungsminderung geführt hat. Die Analyse beleuchtet die möglichen Folgen des Crowding-Out-Effekts für die Motivation und die Arbeitsleistung der Mitarbeiter im öffentlichen Dienst.
4.4 Zwischenfazit und Diskussion
Dieser Abschnitt fasst die Ergebnisse der Reformanalyse zusammen und diskutiert die Erkenntnisse im Kontext der Motivation Crowding Theorie. Es werden die Implikationen des Crowding-Out-Effekts für die Gestaltung von Anreizsystemen im öffentlichen Dienst erörtert und es werden Empfehlungen für ein effektives Steuerungssystem entwickelt, das intrinsische Motivation fördert und Leistungsminderung vermeiden hilft.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind: Motivation Crowding Theorie, intrinsische Motivation, extrinsische Motivation, Anreizsysteme, Leistungsorientierung, öffentlicher Dienst, TVÖD, Dienstvereinbarung, Leistungsminderung, Crowding-Out-Effekt, Steuerungsmodelle, Effizienz, Effektivität.
- Arbeit zitieren
- Elisa Callsen (Autor:in), 2013, Die Reform der Vergütung im öffentlichen Dienst. Verdrängung von eigener Motivation durch leistungsorientierte Bezahlung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286553