Als US-Präsident Barack Obama 2008 mit dem Schlagwort „Umweltschutz“ als einer der großen fünf Punkte seiner Agenda in den Wahlkampf zog, wurde er schnell zum Sündenbock der vom globalen Kampf gegen den Klimawandel bereits betroffenen Öl- und Gasindustrie seines Landes, die ihm vorwarf, mit einer realitätsfernen und marktuntauglichen Energiepolitik der Wirtschaft massiven Schaden zuzufügen. Die Gegenseite indes bejubelte Obama als „Ökopräsidenten“ und saß dabei der Illusion auf, den USA könne es entgegen der Widerstände der Wirtschaftsvertreter zeitnah gelingen, eine Führungsposition im Kampf gegen den Klimawandel einzunehmen (Knigge 2011: 1 ff.). Dass bereits Präsidentschaftskandidat Al Gore das in den USA so unpopuläre Thema Umweltschutz zum wichtigsten Bestandteil seines Wahlkampfes machte und mit seinem umweltpolitischen Engagement eine breite Masse für dieses Thema sensibilisierte, scheint angesichts Obamas Geltungsanspruch in Sachen Energiepolitik in Vergessenheit zu geraten. Tatsächlich aber existiert in den USA ein historisches Umweltbewusstsein, das sich besonders in den 1960-er Jahren konstituierte und immer wieder Ausdruck in institutionellen Neuerungen und Gesetzesreformen findet. In der Auseinandersetzung mit der US-amerikanischen Umweltpolitik ist es demnach ratsam, sich vorab die markantesten Wegsteine der Geschichte der US-Umweltpolitik zu vergegenwärtigen. Im Rahmen dieser Arbeit soll dies in Kapitel 2 zusammen mit einer Definition von Umweltpolitik geschehen. Einer der genannten Wegsteine ist zweifelsohne die verweigerte Ratifizierung des Kyotoprotokolls durch die USA – rückblickend wirkt dieses Ereignis auf viele Beobachter wie eine Demonstration einer nachhaltig negativen Entwicklung der US-Umweltpolitik. Tatsächlich trifft diese monolithisch simplifizierende Sichtweise nur teilweise die Realität, da sie die Wirkmechanismen des föderalen Systems vernachlässigt: Initiativen wie das bereits 1967 gegründete Californian Air Resources Board demonstrieren, dass auf gliedstaatlicher Ebene durchaus Entwicklungen hin zu erhöhtem Umweltschutz stattfanden. Allerdings besteht auch hier die Gefahr einer Vereinfachung, wenn Staaten, wie dem kohlegeprägten West Virginia, eine Vorreiterrolle zugeschrieben wird. Um die amerikanische Umweltpolitik adäquat als Produkt des US-Föderalismus zu begreifen, bedarf es daher einer Reihe weiterführender Überlegungen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- US-Umweltpolitik im Wandel der Zeit
- Umweltpolitik per Definition
- Historischer Abriss
- Die Umweltpolitik im föderalen System der USA
- Die Grundlagen des US-amerikanischen Föderalismus
- Die Stellung des Bundes in Bezug auf Umweltpolitik
- Der Präsident
- Der Kongress
- Die Gerichtsbarkeit
- Die Stellung der Bundesstaaten in Bezug auf Umweltpolitik
- Die bundesstaatliche Struktur
- Die Entwicklung der bundesstaatlichen Kompetenzen
- Der Prozess bundesstaatlicher Umweltpolitik
- Die finanziellen Regelungen
- Das umweltpolitische Regierungshandeln
- Die Bürokratie in der Umweltpolitik
- Die Rolle der Parteien
- Der Einfluss von Interessengruppen
- Methodisches Vorgehen
- Rahmen der Untersuchung: Untersuchungseinheiten und Grundgesamtheit
- Auswahl eines statistischen Berechnungsverfahrens zur Datenanalyse
- Operationalisierung der abhängigen Variablen
- Definition von Umweltperformanz
- Forschungsstand und Datenlage der abhängigen Variablen
- Hypothesengenerierung und Operationalisierung der unabhängigen Variablen
- Theoretische Basis
- Analyse der unabhängigen Variable Wirtschaftskraft
- Die Umwelt- und Wirtschaftsbeziehung aus empirischer Sicht
- Die Umwelt- und Wirtschaftsbeziehung aus wissenschaftlicher Sicht
- Hypothesenbildung und Operationalisierung
- Analyse der unabhängigen Variable Bildung
- Analyse der unabhängigen Variable Ausgaben
- Analyse der unabhängigen Variable Politische Ausrichtung
- Einflussfaktorenprüfung und Ergebnisinterpretation
- Durchführung der Regressionsanalyse
- Prüfung der Modellprämissen
- Modellmodifizierung und Ergebnisinterpretation
- Fazit und Ausblick
- Literaturverzeichnis
- Quellenverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Umweltpolitik der US-Bundesstaaten im Vergleich. Ziel ist es, die Unterschiede in der Umweltperformanz der einzelnen Bundesstaaten zu analysieren und die Einflussfaktoren zu identifizieren, die diese Unterschiede erklären können. Die Arbeit untersucht dabei die Rolle des Föderalismus im US-amerikanischen Umweltschutz und beleuchtet die unterschiedlichen Kompetenzen und Handlungsspielräume der Bundesstaaten.
- Die Entwicklung der US-Umweltpolitik im historischen Kontext
- Die Rolle des Föderalismus in der US-Umweltpolitik
- Die Bedeutung von Wirtschaftskraft, Bildung, Ausgaben und politischer Ausrichtung für die Umweltperformanz der Bundesstaaten
- Die Analyse der Umweltperformanz der Bundesstaaten anhand von empirischen Daten
- Die Identifizierung von Einflussfaktoren auf die Umweltperformanz der Bundesstaaten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der US-Umweltpolitik ein und stellt die Relevanz der Arbeit dar. Sie beleuchtet die historische Entwicklung der US-Umweltpolitik und die Herausforderungen, die sich aus dem föderalen System ergeben.
Kapitel 2 beleuchtet die US-Umweltpolitik im Wandel der Zeit. Es wird eine Definition von Umweltpolitik gegeben und ein historischer Abriss der US-Umweltpolitik präsentiert.
Kapitel 3 analysiert die Umweltpolitik im föderalen System der USA. Es werden die Grundlagen des US-amerikanischen Föderalismus erläutert und die Stellung des Bundes sowie der Bundesstaaten in Bezug auf Umweltpolitik dargestellt.
Kapitel 4 beschreibt das methodische Vorgehen der Arbeit. Es werden die Untersuchungseinheiten und die Grundgesamtheit definiert sowie das statistische Berechnungsverfahren zur Datenanalyse vorgestellt.
Kapitel 5 behandelt die Hypothesengenerierung und Operationalisierung der unabhängigen Variablen. Es werden die theoretischen Grundlagen für die Analyse der Einflussfaktoren auf die Umweltperformanz der Bundesstaaten erläutert.
Kapitel 6 analysiert die Einflussfaktoren auf die Umweltperformanz der Bundesstaaten. Es werden die Ergebnisse der Regressionsanalyse präsentiert und interpretiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die US-Umweltpolitik, den Föderalismus, die Umweltperformanz der Bundesstaaten, Wirtschaftskraft, Bildung, Ausgaben, politische Ausrichtung, Regressionsanalyse und empirische Forschung. Die Arbeit analysiert die Unterschiede in der Umweltperformanz der US-Bundesstaaten und untersucht die Einflussfaktoren, die diese Unterschiede erklären können.
- Quote paper
- Melinda Snitil (Author), Guido Bartscher (Author), Dennis Giebeler (Author), Geraldine Giese (Author), 2014, Von Vorreitern und Nachzüglern. Die US-Bundesstaaten im Umweltperformanzvergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/287356