Der Hamburger Kunstverein. Gründung, Geschichte, Controlling und Aufgabenbereiche


Hausarbeit, 2014

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Gründung und Geschichte des Kunstvereins
2.1. Gründungsfolgen für die zeitgenössische Kunst

3. Struktur und Controlling im Hamburger Kunstverein

4. Aufgabenbereiche und Motivation

5. Die Corporate Identity

6. Konkurrenzsituation und Kooperationen

7. Finanzierung früher und heute

8. Reflexion

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In meiner Projektarbeit beleuchte und analysiere ich den Kunstverein in Hamburg. Zu diesem Zweck gebe ich zunächst einen Überblick über die Entstehung und Entwicklung des Kunstvereins und die Folgen für die zeitgenössische Kunst. Im nächsten Punkt erkläre ich das Controlling des Kulturbetriebs anhand der aktuellen Organisationsstruktur des Betriebs. Dieses veranschaulicht, nach welchem Schema der Hamburger Kunstverein wirkt und arbeitet und wie die einzelnen Teilbereiche des Betriebs ineinander übergreifen. In einem nächsten Schritt stelle ich die Aufgaben des Hamburger Kunstvereins dar und erkläre sie zum Teil durch die neueste Ausstellung „A Paradise built in Hell“, weil die Ausstellungen maßgeblich zur Charakterisierung des Vereins beitragen. Darüber hinaus soll in dieser Textpassage die Motivation der Mitarbeiter durchaus hervorgehoben werden.

Durch die Punkte „Struktur und Controlling“ und „Aufgabenbereiche und Motivation“ bildet sich das Selbstverständnis des Hamburger Kunstvereins. Dieses greife ich unter dem Begriff „-Corporate Identity“ auf. Die Fremddarstellung beleuchte ich anhand der Konkurrenz- und Kooperationssituation. Vor allem ist das Bild des Hamburger Kunstvereins in Amerika ein ganz besonderes. Als letzten Aspekt vor meinem Fazit behandle ich die heutige Finanzierung im Vergleich zur historischen.

2. Gründung und Geschichte des Kunstvereins

1817 begann die Gründungsgeschichte des Hamburger Kunstvereins. David Christopher Mettlerkamp war ein Kunstsammler und traf sich einmal pro Woche mit einer kleinen Gruppe Hamburger Bürgern. Sie betrachteten zusammen zeitgenössische Kunst. Da die Gruppe stetig anwuchs, wurde 1822 eine kleine Verfassung festgelegt (vgl. www.kunstverein.de):

-1 Der Zweck des Kunstvereins ist mehrseitige Mittheilung über bildende Kunst.
-2 Vorläufig ist der Montag zum Zusammenkunftstage bestimmt. Die Versammlung fängt um 7 Uhr abends an, und währt bis 10 Uhr.
-4 Zu jeder Sitzung wird für diesen Winter der Gegenstand der Beschäftigung und Betrachtung für die nächste Versammlung bestimmt, und zwar um 8 Uhr.
-5 Fremde können eingeführt werden, aber während des ganzen Winters jeder höchstens dreymal.
-6 Jedes Mitglied kann an einem Abend nur einen Fremden einführen.

(www.kunstverein.de)

Die Treffen der Gruppe von rund 19 Personen fanden vorerst in der Ausstellungshalle „Harzen“ statt, weshalb der Kunsthändler Georg Ernst Harzen die Geschäftsführung als Erster ehrenamtlich übernahm. 1826 organisierten die Gruppenmitglieder dann die erste Ausstellung, in der unter anderem auch Hamburger Künstler vorgestellt wurden. „Diese Ausstellung markiert[e] den Anfang eines systematischen Ausstellungswesens in Hamburg. Bürger schaff[t]en Künstlern die Möglichkeit zur öffentlichen Präsentation“ (www.kunstverein.de). Erst 1848 entstand der endgültige Zusammenschluss als Kunstverein in Hamburg.

Der Hamburger Kunstverein hatte den Zweck einer „Aktiengesellschaft“ oder einer Bilderlotterie. Die Mitglieder des Kunstvereins „mußten eine oder mehrere Aktien erwerben, woraus das Kapital de[s] Verein[s] resultierte. Dieses Kapital wurde zum Kauf von Kunstwerken genutzt die dann – in der Regel im jährlichen Rhythmus – über ein Losverfahren in den Besitz der Mitglieder übergingen (Behnke, 2001, S. 11). Dem Losverfahren lag das Ziel zu Grunde, dem Bürgertum den Zugang zur Kunst zu ermöglichen. Sie wollten damit „die hohen Preise der Kunst, die durch das Ankaufsmonopol des Adels, des Hofes und einer kleinen bürgerlichen Elite verursacht waren“ (Behnke, 2001, S. 11), unterlaufen. Es bestand also die Möglichkeit, dass die Bürger in den Besitz von Werken kommen konnten, die üblicherweise für den Adel bestimmt waren, wenn es nur einen „Pool“ mit ausreichendem Kapital gab. Allerdings konnten bei dem Modell des Losverfahrens nur wenige Mitglieder mit einen Gewinn rechnen (vgl Behnke, 2001, S. 12). „Die Investition erfolgte also in einem 'als ob'-Modell, tatsächlich belebten die Einsätze der Bürger einen neu entstehenden Kunstmarkt; sie ermöglichten also die Herausbildung einer Künstlerpopulation, deren Werke dem Bürgertum zugute kommen sollten“ (Behnke, 2001, S. 12). Somit entpuppte sich ihr vermeintlicher Verlust durch die verlosten „Nietenblätter“ wenigstens als „eine wohltätige Gabe und die Gegengabe [, die die Mitglieder vom Hamburger Kunstverein bekamen,] bestand in der Ehre, nun Kunstförderer geworden zu sein“ (Behnke, 2001, S. 12).

„Der Umsatz von Bildern mittels Losverfahren, [war] nach anfänglichen Schwierigkeiten in den ersten zwei Jahrzehnten der Geschichte der Kunstvereine erfolgreich praktiziert worden“ (Behnke, 2001, S. 13).

Allerdings wurde insbesondere am Losverfahren des Hamburger Kunstvereins Kritik geübt: Die Verlosung von Bildern reduzierte die Kunst nur noch auf ein Statusobjekt, welches von seinem Besitzer nicht gewürdigt werden konnte, wenn es ihm nicht gefalle. Darüber hinaus fand kein Austausch mit dem Künstler statt, der sich oder sein Werk erklären konnte, da die Verlosung die Kunst anonymisierte (vgl. Behnke, 2001, S. 17). „Tatsächlich [war] […] das Vereinswesen […] Träger einer spezifischen, bürgerlichen Öffentlichkeit, die zunächst durch Salon, Lektüre, Bühne, Ausstellung und schließlich durch den Verein den Monopolanspruch der alten Herrschaft unterwanderte und für die Emanzipation des Bürgertums von großer Wichtigkeit war“ (Behnke, 2001, S. 15).

2.1. Gründungsfolgen für die zeitgenössische Kunst

Die Gründung des Hamburger Kunstvereins hatte einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst. Dadurch, dass sich die Kunstvereine generell als Vermittler zwischen den Künstler und den Konsumenten schoben, wurde die Beziehung zwischen Auftraggeber und Künstler anonymisiert (vgl. Behnke, 2001, S. 13). Hierzu trug nicht zuletzt das Losverfahren für den Besitz von Gemälden bei. Da sich das Grundkapital des Hamburger Kunstvereins aus den Loskaufen von den Mitgliedern zusammen setzte, konnten nur wenige sehr teure Gemälde erworben werden. Um jedoch den Erwerb von mehreren Werken zu ermöglichen, wurden die Künstler dazu gebracht, dem Kunstverein immer kleinere Bildformate zu übergeben. „Je kleiner das Format war, umso billiger konnte der Verein immer mehr Bilder ankaufen und […] mehr Bilder zur Verlosung oder Versteigerung bringen“ (Behnke, 2001, S.14). Für die Künstler ging es zu dieser Zeit um eine wesentliche Veränderung ihrer Situation. Sie konnten nunmehr nicht davon ausgehen, dass ihre Auftraggeber der Hof, die Kirche oder die Aristokratie waren, die gleichzeitig auch ihren Lohn sichern würden (vgl. Behnke, 2001, S. 17). Aus diesen Grund mussten Künstler ihr Publikum über Kunstausstellungen erreichen, die im 19. Jahrhundert überwiegend in Salons stattfanden. Dort mussten sie sich „einem Selektionsprozeß […] unterwerfen und die dort herrschenden Standards an[...]erkennen“ (Behnke, 2001, S. 17). Die Kunstakademien aber vermittelten weiterhin ihr „verfestigtes Bild 'idealer' Kunst“ (Behnke, 2001, S. 17), wozu insbesondere Historienmalereien in riesigen Formaten gehörten. „Kunst wurde zum privaten Luxusgegenstand. Vor diesem Hintergrund kann man verstehen, dass nicht jeder Künstler geneigt war, dem Lockruf der Kunstvereine zu folgen“ (Behnke, 2001, S. 17).

Die größte Masse der Künstler musste den neuen Kunstmarkt bedienen. Vor allem die „Nichtakademiker“ beobachteten die Entwicklung des Kunstmarktes ganz genau und waren gezwungen, Bilder ohne Aufträge zu produzieren. Der neue Kunstmarkt war „ein spezifischer Bereich zwischen Kunst, Konsumkultur und Kommerz, welcher im Biedermeier Brennpunkt einer Modernisierung des Lebens, einer Ästhetisierung des Blicks, einer Entgrenzung der Bedürfnisse und zugleich eine Musealisierung der Kunst war, welche in nie gekanntem Maße dem Kunstmarkt zur Verfügung stand“ (Cleve, S. 224, zitiert nach Behnke, 2001, S. 17). Allerdings hatte die größere Masse der Künstler auch das Problem der Verunsicherung zu bekämpfen, die mit dem Wegbleiben der Aufträge des Hofes und des Adels einhergingen. Sie nahmen die Alternative, die sich durch die Kunstvereine bot, dankend an (vgl. Behnke, 2001, S. 18). Die ganze Entwicklung stagnierte jedoch in den 1840er Jahren, als die wohlhabenden Bürger ihr Kapital nicht mehr nutzten, um den Kunstverein mit Beiträgen zu unterstützen, sondern den Eisenbahnbau finanzierten.

3. Struktur und Controlling im Hamburger Kunstverein

Damit Kulturbetriebe, sei es ein Museum, ein Theater oder eine Konzerthalle, ihre Arbeit transparent machen können, bedienen sie sich oft einer bestimmten Servicefunktion, dem sogenannten „Controlling“. Leider gibt es bis heute noch keine einheitliche Begriffsdefinition, weshalb das Controllingsystem oft falsch verstanden werden kann. Controlling kommt von dem englischen Verb „to control“, was auf deutsch nicht nur die Kontrolle als Vorgesetzter in einer Konzerthalle beinhaltet, sondern vielmehr „regeln“ oder „steuern“ heißt. Das bedeutet, dass das Controllingsystem dafür gedacht ist, den Betrieb zu steuern. Somit ist Controlling eine Servicefunktion, die die Geschäftsführung unterstützt (vgl. Schneidewind, 2013, S. 18).

Der Sinn des Controllings besteht darin, auf ein gesetztes Ziel des Kulturbetriebs hinzuarbeiten und dieses zu sichern. Das oberste Ziel eines jeden Kulturbetriebes ist immer die Existenzsicherung (vgl. Schneidewind, 2013, S. 18).

Das Controlling für den Hamburger Kunstverein beginnt bereits bei den Werbemaßnahmen für die Ausstellungen, wobei diese eher die Mitglieder intern ansprechen. Es werden Einladungen und Plakate an die Vereinsmitglieder, Fördermitglieder und Firmenmitglieder geschickt. Die Vorberichterstattung, wie es beispielsweise bei „Szene Hamburg“ (Juli 2014) über die 16 Millimeter-Filme der Fall war, ist dabei ein schöner Nebeneffekt, der aber nichts mit dem Controlling des Unternehmens an sich zu tun hat.

Durch die Werbemaßnahmen will der Hamburger Kunstverein seine Mitglieder locken, aber auch Durchlaufpublikum anziehen. Die Spenden der Mitglieder werden gesichert, wenn ihnen neue Programme und Vielfalt geboten wird, denn der Hamburger Kunstverein ist von den Spenden und Jahresbeiträgen abhängig. Aber nicht nur das aktuelle Programm spielt für die Mitglieder eine Rolle, sondern auch die Gegenleistungen für Spenden sind ein wesentlicher Teil der Mitgliedschaft. Hier findet nämlich eine wichtige Wechselbeziehung zwischen dem fest angestellten Team des Hamburger Kunstvereins und ihren Mitgliedern statt, wovon beide Parteien profitieren. Der Hamburger Kunstverein erhält Geld, mit dem er insbesondere Ausstellungskataloge, spezielle Vermittlungsprogramme, wie Reisen und Führungen der Kooperationsuniversitäten und Ausstellungsprojekte zu kleinen Teilen unterstützt. Die Fördermitglieder wiederum dürfen an den individuellen Reisen und Führungen teilnehmen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Hamburger Kunstverein. Gründung, Geschichte, Controlling und Aufgabenbereiche
Hochschule
Macromedia Fachhochschule der Medien Hamburg
Veranstaltung
Regionale und lokale Kulturarbeit in Hamburg
Note
1,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
14
Katalognummer
V287799
ISBN (eBook)
9783656890638
ISBN (Buch)
9783656890645
Dateigröße
443 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kunst, Kunstverein, Hamburg, Deichtorhallen, Verein
Arbeit zitieren
Nina Pressentin (Autor:in), 2014, Der Hamburger Kunstverein. Gründung, Geschichte, Controlling und Aufgabenbereiche, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/287799

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