„Clean Labeling“ bei Kinderlebensmitteln

Täuschungsversuch an Eltern?


Tesis (Bachelor), 2014

77 Páginas, Calificación: 1,9


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Danksagung

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Diagrammverzeichnis

1. Einleitung

2. Kinderlebensmittel zwischen Ernährung und Industrie
2.1. Definition von Kinderlebensmitteln
2.2. Notwendigkeit von Kinderlebensmitteln
2.3. Profitabilität von Kinderlebensmitteln
2.4. Elterliche Einstellung zur Kinderernährung
2.5. Rechtliche Rahmenbedingungen bei Kinderlebensmitteln
2.6. Zusammenfassung

3. Clean Label zwischen Konsumenten und Produzenten
3.1. Definition von Clean Label
3.2. Entstehung von Clean Label
3.3. Notwendigkeit von Zusatzstoffen
3.4. Profitabilität von Clean Label
3.5. Konsumenteneinstellung zu Zusatzstoffen und Clean Label
3.6. Rechtliche Rahmenbedingungen
3.7. Zusammenfassung

4. Clean Labeling bei Kinderlebensmitteln
4.1. Aromen
4.2. Farbstoffe
4.3. Konservierungsstoffe
4.4. Geschmacksverstärker
4.5. Zuckerzusätze
4.6. Zusammenfassung

5. Elternbefragung zu Clean Label auf Kinderlebensmitteln
5.1. Hintergrund und Ziele
5.2. Umfragenerhebung
5.3. Teilnehmermerkmale
5.4. Ergebnisse des Fragebogens
5.4.1. Häufigkeit und Motive des Kinderlebensmitteleinkaufes
5.4.2. Mitentscheidung des Kindes beim Einkauf
5.4.3. Häufigkeit und Motive des Lesens der Zutatenliste
5.4.4. Bekanntheit von Zusatzstoffen und Kompensationen
5.4.5. Einstellung zu Clean Label
5.4.6. Interpretation von Clean Label
5.4.6.1. Ohne Aromen
5.4.6.2. Ohne Farbstoffe
5.4.6.3. Ohne Konservierungsstoffe
5.4.6.4. Ohne Geschmacksverstärker

5.5. Auswertung der Ergebnisse

6. Zusammenfassung

7. Literaturverzeichnis

8. Anhang

Danksagung

Meine Bachelorarbeit hätte ich ohne meine Eltern, Isabell Felis und Herwart Beilfuß, nicht erstellen können. Eure stetige finanzielle, aber vor allen Dingen moralische Unterstützung gab mir die nötige Kraft alle meine Ziele zu erreichen.

Ein weiterer Dank gilt auch meinen Dozenten Björn Knudsen und Régine Provvedi, die mir während der Erstellung der Bachelorarbeit hilfreich mit ihrem Wissen zur Seite standen.

Außerdem möchte ich mich bei der Grundschule für die Kooperation hinsichtlich der Umfragebögen bedanken, welche mir de empirische Forschung ermöglichten.

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Empfohlene Ernährung und das tatsächliche Kinderlebensmittelangebot

Abbildung 2: Die Profitabilität verschiedener Lebensmittelgruppen

Abbildung 3: Clean Labeling für eine Flasche der Marke Coca Cola

Abbildung 4: Das Reinheitsgebot des Unternehmens Frosta

Abbildung 5: Die Konsumenteneinstellung zum Verpackungsaufdruck

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Clean Label-Kinderlebennsmittel in Bezug auf Aromen

Tabelle 2: Clean Label-Kinderlebensmittel in Bezug auf Farbstoffe

Tabelle 3: Clean Label-Kinderlebensmittel in Bezug auf Konservierungsstoffe

Tabelle 4: Clean Label-Kinderlebensmittel in Bezug auf Geschmacksverstärker

Tabelle 5: Clean Label-Kinderlebensmittel in Bezug auf Zuckerzusätze

Diagrammverzeichnis

Diagramm 1: Geschlechterverteilung der Teilnehmer

Diagramm 2: Altersverteilung der Teilnehmer

Diagramm 3: Hauptsächlicher Lebensmitteleinkauf

Diagramm 4: Häufigkeit des Kinderlebensmitteleinkaufes

Diagramm 5: Gründe für den Einkauf von Kinderlebensmitteln

Diagramm 6: Mitspracherecht des Kindes beim Einkauf

Diagramm 7: Lesen der Zutatenliste

Diagramm 8: Gründe für das Lesen der Zutatenliste

Diagramm 9: Ungewünschte Stoffe in einem Lebensmittel

Diagramm 10: Ungewünschte Stoffe mit gleicher technologischer Wirkung

Diagramm 11: Kaufbeeinflussung bei Kinderlebensmitteln durch Clean Label

Diagramm 12: Vertrauen in Clean Label

Diagramm 13: Inkaufnahme höherer Kosten

Diagramm 14: Subjektive Definition der Auslobung "Ohne Aromen"

Diagramm 15: Subjektive Definition der Auslobung "Ohne Farbstoffe"

Diagramm 16: Subjektive Definition der Auslobung "Ohne Konservierungsstoffe"

Diagramm 17: Subjektive Definition der Auslobung "Ohne Geschmacksverstärker"

Diagramm 18: Subjektive Definition der Auslobung "Ohne Zuckerzusätze"

1. Einleitung

1,6 Sekunden. So lange widmet sich der Durchschnitts-Konsument im Supermarkt einem Produkt.1 In dieser Zeit registriert er Bilder, Produktnamen und Etiketten, um die für ihn wichtigsten Informationen zu filtern, welche für seinen Griff nach dem Lebensmittel relevant sind. Viele Entscheidungen werden dabei erst direkt am Regal im Laden gefällt. Deshalb ist die Optik eines Produktes, besonders der Aufdruck der Vorderseite als Marketinginstrument von großer Bedeutung.2 Ein Beispiel wären dafür die Versprechungen der Befreiung von Zusatzstoffen auf Kinderlebensmitteln. Unternehmen werben nicht mehr nur damit, welche Inhaltsstoffe sich im Produkt befinden sondern welche Zusätze nicht enthalten sind. Dies geschieht durch Verzichts- Auslobungen, so genannte Clean Label. Durch sie entfällt der negative Nachgeschmack von den ansonsten mit E-Nummern gekennzeichneten künstlichen Zusatzstoffen in einem Lebensmittel. Während Kinder mit Fantasienamen und auffälligen, bunten Verpackungen angesprochen werden, sind es die auf dem Produkt abgedruckten Verzicht-Bewerbungen, die deren Eltern adressieren.3 Jedoch weisen gerade diese Produkte häufig ein ungünstiges Nährstoffprofil auf, da sie meist sehr salzig, fettig oder süß sind. Kinderlebensmittel mit einem Clean Label bilden dabei einen guten Kompromiss für Eltern dem Wunsch ihrer Kinder nach einem bestimmten Produkt nachzugehen und dem eigenen Wunsch, einen bewussten Ernährungsstil zu unterstützen, da die Auslobungen ein gesundes und natürlicheres Produkt suggerieren können.

Diese Arbeit soll an dem Punkt der Täuschung anknüpfen. Dabei wird betrachtet, ob die Zielgruppe der Eltern die Bedeutung der Clean Label kennt oder sich bei der Definition täuscht. Es wird angenommen, dass Eltern fehlerhafte Vorstellungen von den Auslobungen haben könnten und dadurch geblendet werden, was folglich die Täuschung in dieser Arbeit definiert. Bei den Herstellern wird vermutet, dass sie das Verständnis der Konsumenten kennen und bewusst Clean Label einsetzen, um das Unwissen oder die falsche Wahrnehmung für sich zu nutzen. Im Fokus liegen dafür die Verzichts- und Reduktionsbewerbungen von Aromen, Farb- und Konservierungsstoffen, Geschmacksverstärkern sowie Zucker. Dazu werden zuerst Kinderlebensmittel definiert und hinsichtlich ihrer Notwendigkeit in der Kinderernährung und ihrer Profitabilität analysiert. Dabei wird die Einstellung der Eltern in Bezug auf Kinderlebensmittel recherchiert und die damit verbundenen rechtlichen Rahmenbedingungen. Im nächsten Schritt werden Clean Label definiert und ihre historische Entstehung betrachtet. Sie werden hinsichtlich der Notwendigkeit von Zusatzstoffen und ihrer Profitabilität untersucht. Es erfolgt eine Überprüfung der Einstellung der Konsumenten im Allgemeinen zu Clean Label und Zusatzstoffen und welche zu beachtenden Vorschriften bei Täuschungen vorliegen. Im anschließenden Kapitel werden Clean Label auf Kinderlebensmitteln untersucht, die besagen auf Aromen, Farbstoffe, Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker und Zuckerzusätze zu verzichten. Dazu wird ihr Wahrheitsgehalt und ihre genaue Definition überprüft werden und inwiefern sie verwirren können. Dabei wird auf jeweils zwei Kinderlebensmittelbeispiele genauer eingegangen. Im Anschluss wird eine Konsumentenforschung mittels eines Fragebogens durchgeführt und ausgewertet, um die aufgestellte Hypothese, die besagt, dass Eltern sich bei Clean Label auf Kinderlebensmitteln hinsichtlich der Deutung irren, zu bestätigen oder zu revidieren. Zum Schluss werden die Ergebnisse zusammengefasst und es wird hinterfragt ob die Lebensmittelindustrie mit ihren Auslobungen auf den Etiketten das Unwissen der Eltern beabsichtigt ausnutzen wollen.

2. Kinderlebensmittel zwischen Ernährung und Industrie

Im folgenden Kapitel werden Kinderlebensmittel hinsichtlich ihrer Definition analysiert und ihre Nährstoffzusammensetzung und Notwendigkeit untersucht, vor allen Dingen im Vergleich zu einer empfohlenen Ernährung nach Vorgaben eines Forschungsinstitutes für Kinderernährung. Ferner wird die Profitabilität dieser speziellen Lebensmittel aus dem Blickwinkel der Nahrungsmittelindustrie betrachtet sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen für Kinderlebensmittel überprüft.

2.1. Definition von Kinderlebensmitteln

Das Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund klassifiziert Kinder- lebensmittel durch folgende Kriterien: Die Produkte müssen die Aufschrift f ü r Kinder, f ü r Kids oder Ähnliches tragen. Die Verpackung sollte auffällig und kindgerecht gestaltet sein, das Produkt selbst eine spezielle Verformung haben, wie zum Beispiel ein Tier. Spielfiguren, Aufkleber und Sammelbilder sollten Extrabeigaben zum Lebensmittel sein und Online- sowie Online-Maßnahmen direkt Kinder fokussieren. Wenn auch nur einer der genannten Kriterienpunkte erfüllt ist, gilt das Produkt als Kinderlebensmittel. Sie fallen meistens in die Kategorie Süßwaren, Gebäck, Milchprodukte, Getreide und Getränke sowie Fertigprodukte, allerdings erweitert die Industrie ihr kindgerecht designtes Sortiment auch auf Convenience-Produkte wie Wurst, Trockensuppen oder Ketchup.4 Im Supermarkt sind Kinderlebensmittel meist im Spielzeug- und Süßigkeitenbereich oder gleich an der Kasse platziert, so dass sie schnell von Kindern entdeckt werden können. Auffällig ist auch die Ansprache der Eltern durch Auslobungen auf dem Produkt wie beispielsweise viele wichtige Vitamine oder Extra Portion Milch.5

2.2. Notwendigkeit von Kinderlebensmitteln

Kinderlebensmittel sind wesentlich teurer als vergleichbare Produkte. Parallelen zwischen ähnlichen Lebensmitteln zu finden gestaltet sich als schwierig, da Abpackmengen und Inhalte sehr individuell sind. Das erschwert auch seriöse Vergleiche der Preise, dennoch sind Standardprodukte sogar um bis zu 400 Prozent günstiger.6 Der Anteil der Verpackung ist bei vielen Kinderlebensmitteln ausgesprochen hoch und Extras wie Spielzeuge aus PVC sorgen für eine hohe Belastung der Umwelt.7 Bei der Verdreifachung der Kinderlebensmittel in den letzten fünf Jahren wurde der ernährungsphysiologische Wert jedoch nicht verbessert.8 Die Produkte haben nicht nur ein sehr fettes und süßes Nährstoffprofil, sondern sind auch künstlich aromatisiert und beinhalten viele bedenkliche Zusatzstoffe. Diese können Nebenwirkungen wie beispielsweise Durchfall, Blähungen oder allergische Reaktionen auftreten lassen sowie Hyperaktivität auslösen,9 verhelfen aber unter anderem zu bunten Farben, einer langen Haltbarkeit und einem intensiveren Geschmack. Außerdem weisen Kinderlebensmittel eine Überdosierung von Vitaminen und Mineralstoffen auf. Bei einem erhöhten Verzehr kann es dadurch sogar zu gesundheitlichen Schäden wie Mangelerscheinungen und zur Förderung von Karies und Übergewicht kommen.10

Schon ab dem ersten Lebensjahr wird eine optimierte Mischkost für eine kindgerechte Ernährung empfohlen. Diese beinhaltet viel Obst, Gemüse und Getreide, mäßig Milchprodukte sowie Fisch, Fleisch und Eier, wenig Zucker und Fett. Ein großer Teil von Kinderlebensmitteln entspricht jedoch nicht diesen Vorgaben einer ausgewogenen Ernährung.11

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Empfohlene Ernährung und das tatsächliche Kinderlebensmittelangebot

(Quelle: Online unter http://www.foodwatch.org/de/%20informieren/%20kinderernaehrung/ mehr-zum-thema/foodwatchmarktcheck/, Stand 17.06.2014)

Im Gegensatz zu der empfohlenen Ernährung nach der linken Pyramide in der Abbildung 1, die unterscheidet, welche Lebensmittel sparsam, mäßig oder reichlich verzehrt werden sollen, zeigt die rechte Pyramide mit dem Kinderlebensmittelangebot über 73 Prozent der Produkte im roten Bereich an, was bedeutet, dass diese eigentlich eher sparsam konsumiert werden müssten. Der Grund dafür ist die Zusammensetzung der Kinderlebensmittel, denn laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung existieren im Vergleich zu einer vollwertigen Ernährung durch sie keine Vorteile. Die meisten Kinderlebensmittel werden also als nicht unbedingt wertvoll hinsichtlich ihres Nährstoffprofils eingestuft, jedoch stellt ein Verzehr in Maßen keine Probleme dar.12

2.3. Profitabilität von Kinderlebensmitteln

Wenn sich Kinderlebensmittel aber folglich dem Punkt 2.2., welcher sich auf die Notwendigkeit bezog, eher ungeeignet hinsichtlich ihrer Nährstoffzusammensetzung und eigentlich überflüssig als Kompensation für normale Nahrungsmittel erweisen, stellt sich die Frage nach ihrer Sinnhaftigkeit. Kinder stellen eine konsumfreudige Zielgruppe in Bezug auf bestimmte Nahrungsmittel dar und Kinderlebensmittel eine sehr gewinnbringende Quelle für die Lebensmittelindustrie. 2011 wurden für die und Snacks jedoch fast das Hundertfache.13 2001 wurden vom Forschungsinstitut für Kinder-ernährung in Dortmund 244 Kinderlebensmittel untersucht. Das Ergebnis zeigte, dass sich die Anzahl innerhalb von fünf Jahren verdreifachte.14 Kinder sollten zwar nur ein Zehntel ihrer Gesamtenergie aus Süßigkeiten, Knabbereien und Cornflakes beziehen, allerdings wird sogar teilweise mehr als das Dreifache dieser Empfehlung gegessen. Gerade Süßwaren und Backwaren werden täglich konsumiert und mit zunehmendem Alter zwar weniger Cerealien, dafür allerdings mehr Softdrinks.15

Abbildung 2: Die Profitabilität verschiedener Lebensmittelgruppen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: Eigene Abbildung nach Foodwatch e.V. (2012), S. 63)

Die Abbildung 2 stellt die operative Marge unterschiedlicher Lebensmittelgruppen dar und damit ihre Profitabilität, denn 1% bedeutet, dass 1% der Verkaufserlöse den Gewinn ausmachen. Hier ist ein deutlich nachteiliger Unterschied zwischen natürlichen Produkten wie Obst und Gemüse und industriell produzierten Nahrungsmitteln erkennbar, da deren Vertrieb längst nicht so profitabel ist wie die Umsatzrendite von Süßigkeiten, Snacks und Softdrinks, welche zwischen 15 und 18,4% liegt. Obst- und Gemüsemargen fallen im Gegensatz mit 4,6% laut der Abbildung wesentlich geringer aus.

Kinderlebensmittel enthalten oft billig produzierbare Zutaten wie Zucker, Salz und pflanzliche sowie tierische Fette. Durch Zusatzstoffe wie Aromen wird schon früh der Geschmack der kleinen Konsumenten geprägt.16 Hochwertige und natürliche Grundstoffe sind wesentlich teurer, was somit den Unternehmensanreiz für die Verwendung von billigen Lebensmitteln schafft, die aber aufgrund ihres ungünstigen Nährstoffprofils als ungesund einzustufen sind. Die gesellschaftliche Versorgung mit hochwertigen Nahrungsmitteln ist laut Thilo Bode, dem Gründer der Berliner Foodwatch-Organisation, welche sich mit Lebensmittelskandalen und Konsumentenschutz auseinandersetzt, nicht mehr das Ziel von Unternehmen..17

2.4. Elterliche Einstellung zur Kinderernährung

„Die Eltern denken, sie tun den Kindern mit dem Produkt etwas Gutes“, so die Referentin für Ernährung bei der Bundesverbraucherzentrale Angelika Michel-Drees. Auslöser dafür sind die gesunden Auslobungen auf den Kinderlebensmitteln.18 Das Institut für angewandte Verbraucherforschung Köln gab in einer vom WDR in Auftrag gegebenen Studie an, dass 70 Prozent der befragten Eltern regelmäßig Kinderlebensmittel kaufen und 36 Prozent davon überzeugt sind, dass diese Produkte für Kinder geeignet wären.19 Die Nestlé-Ernährungsstudie aus dem Jahr 2011 zeigt auf, dass 66 Prozent der Eltern mit Kindern unter 16 Jahren großen Wert auf eine gesunde Ernährung legen. Diese Einstellung ist aber auch vom sozialen Stand abhängig, denn 76 Prozent der Eltern in einer gehobenen Lebenslage wollen ihre Kinder ausgewogen ernähren, Mittelschichten nur zu 62 Prozent und in schwächeren Millieus sind zu 47 Prozent eher die Ernährungstypen vertreten, die sich kaum mit einer gesunden Ernährung auseinandersetzen.20 Um einen Kompromiss zwischen dem Bedürfnis einer gesunden Kinderernährung und der Berücksichtigung der Wünsche der Kinder zu finden, scheinen Kinderlebensmittel eine ideale Lösung zu sein, da sie der Bewerbung zufolge sowohl gut schmecken, als auch gesund sind. Die Qualität und der Preis im Vergleich zu anderen Lebensmitteln werden gerade durch die bunte Verpackung und den Werbeaussagen im Verborgenen gehalten.21 Das Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg analysierte 1996, dass hauptsächliche Gründe für den Kauf von Kinderprodukten unter anderem der Geschmack sowie die passende Größe sind. Außerdem werden sie als gut empfunden und die Wünsche der Kinder durch den Kauf berücksichtigt.22

2.5. Rechtliche Rahmenbedingungen bei Kinderlebensmitteln

Ein buntes Verpackungsdesign mit Comichelden soll zwar die Zielgruppe Kinder fokussieren, dennoch definiert es nicht das Nahrungsmittel selbst, denn nach dem Lebensmittel-Missbrauchsprinzip, ist jeder Hersteller befugt, seine Produkte legitim speziell für diverse Zielgruppen zu entwickeln und anzubieten. Ob diese für Kinder eine Notwendigkeit haben, ist irrelevant. Kinderlebensmittel gehören vom juristischen Standpunkt aus zu den normalen Lebensmitteln, dass heißt, dass sie also auch deren Rahmenbedingungen unterliegen. Die Grundregel lautet, dass Lebensmittel für die Distribution sicher sein müssen. Außerdem richten sie sich nach dem allgemeinen europäischen und nationalen Lebensmittelrecht. Es kontrolliert die Menge und Verwendung von Zusatzstoffen oder Hygieneanforderungen. Dabei muss allerdings nicht von einem Kind ausgegangen werden, denn der eigentliche Adressat ist bei den Angaben, die sich meist auf Erwachsene und deren Nährstoffbedürfnis beziehen, vollkommen irrelevant.23

2.6. Zusammenfassung

Bei Kinderlebensmitteln handelt es sich meist um Süßwaren, Milch- oder Getreideprodukte sowie Getränke. Ihre Verpackung ist sehr auffällig gestaltet und kann kleine Extras beinhalten. Eltern sind zum Teil davon überzeugt, dass diese Lebensmittel für eine Kinderernährung geeignet seien, aufgrund der beworbenen Aussagen bezüglich Anpassung an deren Bedürfnisse. Der Geschmack und der Wunsch seitens der Kinder sind außerdem Anregungen für den Kauf. Durch ihr fettiges und zuckerhaltiges Profil sind Kinderlebensmittel allerdings von der ernährungsphysiologischen Seite her eher nachteilig und können zu gesundheitlichen Schäden führen. Sie sind in einer Kinderernährung überflüssig und sollten nur in geringen Mengen konsumiert werden. Für die Industrie sind diese Produkte jedoch recht profitabel, da sie kostengünstig herstellbar sind und allein im Vergleich zu Obst und Gemüse eine dreimal so hohe Marge erzielen. Rechtlich gesehen können Hersteller ihre Produkte völlig legitim an jede Zielgruppe adressieren. Obwohl sie dabei beispielsweise den Einsatz von Zusatzstoffen beachten müssen, sind sie nicht verpflichtet, von dem Profil eines Kindes auszugehen.

3. Clean Label zwischen Konsumenten und Produzenten

Im folgenden Kapitel werden Clean Label hinsichtlich ihrer Definition und Entstehung untersucht. Des Weiteren wird der Fokus auf die Notwendigkeit von Zusatzstoffen gelegt und die Profitabilität von Clean Labels betrachtet. Zum Schluss werden die Einstellung der Konsumenten zu Zusatzstoffen und Clean Labels ermittelt und die rechtlichen Rahmenbedingungen untersucht.

3.1. Definition von Clean Label

Eine allgemein gültige oder produktübergreifende Beschreibung von Lebensmitteln mit einem Clean Label existiert noch nicht. Diese geben aber an, auf Zutaten wie Zusatzstoffe, beispielsweise Geschmacksverstärker, Farb- und Konservierungsstoffe, aber auch Aromen zu verzichten.24 Sie definieren sich unter anderem durch wenig auf der Verpackung abgedruckten Zutaten, die außerdem keine naturwissenschaftlichen Titel haben. Außerdem unterstützen Werbebotschaften das Fehlen diverser Stoffe sowie das Hervorheben von der Natürlichkeit des Produktes. Beispiele wären ohne Farbstoffe oder ohne k ü nstliche Zusatzstoffe.25 Allerdings sind es aber auch bestimmte Zutaten oder Verfahren, auf deren Vermeidung hingewiesen wird.26 Diese Auslobungen sind meist an gut sichtbarer Stelle der Verpackung abgedruckt und oftmals mit Häkchenliste versehen.27 Es gibt keine Vorschriften zum Design, Lebensmittelverpackungen können dadurch von jedem Unternehmen ganz und gar individuell bedruckt werden.28 Es muss hierbei darauf verwiesen werden, dass eine allgemein gültige Definition noch nicht existent ist,29 aber viele Ähnlichkeiten hinsichtlich der Interpretation seitens unterschiedlicher Autoren bestehen, weshalb die gerade genannten Anhaltspunkte als Grundlage für die Beschreibung von Clean Labels dienen.

Folglich definiert sich für die weitere Ausarbeitung ein Clean Label als Auslobung auf den Verzicht von Zusatzstoffen durch ein Etikett auf einem Produkt. Im Fokus liegen dabei die Klassen Aroma-, Farb- und Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker sowie die Zutat Zucker.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Clean Labeling für eine Flasche der Marke Coca Cola

(Quelle: Thomas (2009), S. 14)

3.2. Entstehung von Clean Label

Schon die Griechen nutzen 3500 Jahre vor Christi Geburt Salz, um Lebensmittel wie beispielsweise Fische länger haltbar zu machen. 700 vor Christi Geburt wurde Harz mit der gleichen technologischen Wirkung für Wein verwendet. Im Jahr 400 wurde im Römischen Reich das Fleisch durch Nitrat rot eingefärbt. Während des 19. Jahrhunderts erfand man die Konservendose und konnte zum ersten Mal aus dem Saft der Fichtenrinde den Aromastoff Vanillin synthetisieren.30 Die Verwendung von Zutaten aufgrund ihrer technologischen Wirkung ist so gesehen ein sehr altes Prinzip. Heutzutage ziehen Hersteller den gleichen Nutzen aus künstlichen Stoffen. Global gesehen gab es in den letzten Jahren in Bezug auf Zusatzstoffe zwei verschiedene Lebensmitteln zugelassen, da man versucht, einen weltweit einheitlichen Standard anzustreben, bei welchem möglichst viele Interessen der Länder berücksichtigt werden. Auf der anderen Seite versuchen Hersteller aber die Zusatzstoffe in ihren Produkten zu reduzieren, da sie sich auf diese Weise Wettbewerbsvorteile verschaffen, indem ihre Lebensmittel aufgrund ihrer suggerierten Natürlichkeit attraktiver auf die Konsumenten wirken,31 denn viele Verbraucher zeigen eine Präferenz für den Kauf von Produkten, die ohne Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker oder Aromen produziert wurden.32 Die Auslobung auf ihren Verzicht, also die Clean Label, entstanden durch Marketingverantwortliche der Lebesnmittelwirtschaft.33

Seit das Tiefkühlunternehmen Frosta mit seinem Reinheitsgebot von 2003 auf den Verzicht von Zusätzen wie Stabilisatoren, Emulgatoren, Aromen, Farbstoffen, modifizierten Stärken, gehärteten Fetten oder auch Geschmacksverstärkern hinwies, wurde bei immer mehr Lebensmitteln mit natürlicheren Bestandteilen geworben.34 Das zeigt auch die Anzahl der Produkte mit Reduktionen oder Verzichten von Zusatzstoffen, welche sich von 2004 bis 2008 bei den weltweiten Produkteinführungen natürlicher Lebensmitteln fast verdreifachte.35

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Das Reinheitsgebot des Unternehmens Frosta

(Quelle: Online unter http://www.frosta.de/nachhaltigkeit/reinheitsgebot/, Stand 17.06.2014)

[...]


1 Esch (2012), S. 29

2 Zühlsdorf et. al. (2012), S. 06

3 Mühleisen (2011), S. 100

4 Düren et al. (2003), S. 16 und 20

5 Arbeiterkammer Wien (2000), S. 31

6 Arbeiterkammer Wien (2000), S.24

7 Schworm (1996), S. 32

8 Düren et al. (2003), S. 20

9 Arbeiterkammer Wien (2000), S. 02 und 14f

10 Botta-Diener (2002), S. 10

11 Lobner et. al. (2013), S. 28 und 31

12 Lobner et. al. (2013), S. 29 Bewerbung von Obst und Gemüse rund 7,3 Milliarden Euro investiert, für Süßwaren

13 Foodwatch e.V. (2012), S. 43

14 Düren et al. (2003), S. 16 und 20

15 Mensink et. al. (2007), S. 62f

16 Foodwatch e.V. (2012), S. 09

17 Amann et. al. (2010), S. 98

18 Andresen (2005), S.51

19 Arbeiterkammer Wien (2000), S. 32

20 Nestlé Deutschland AG (2011), S. 03

21 Arbeiterkammer Wien (2000), S. 31-32

22 Schworm (1996), S. 28

23 Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (2012), S. 09f

24 Hübner (2011), S. 12-13

25 Kampffmeyer Food Innovation GmbH (2012), S. 102

26 Zühlsdorf et al. (2012), S. 63

27 Mühleisen (2011), S. 100

28 Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e.V. (2010), S. 06

29 Kampffmeyer Food Innovation GmbH (2012), S. 102

30 Kampffmeyer Food Innovation GmbH (2012), S. 15ff und 26 Trendentwicklungen: Auf der einen Seite wurden immer mehr Additive in

31 Berghofer (2012), S. 35f

32 Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e.V. (2010), S. 06

33 Kampffmeyer Food Innovation GmbH (2012), S. 102

34 Zühlsdorf et. al. (2012), S. 19

35 Thomas (2009), S. 14

Final del extracto de 77 páginas

Detalles

Título
„Clean Labeling“ bei Kinderlebensmitteln
Subtítulo
Täuschungsversuch an Eltern?
Curso
DEKRA University of Applied Science
Calificación
1,9
Autor
Año
2014
Páginas
77
No. de catálogo
V288123
ISBN (Ebook)
9783656888420
ISBN (Libro)
9783656888437
Tamaño de fichero
1619 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Marketing, Clean label, Kindrlebensmittel, Eltern, Ernährung, Zusatzstoffe, Manipulation, Täuschung
Citar trabajo
Maxi Beilfuß (Autor), 2014, „Clean Labeling“ bei Kinderlebensmitteln, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/288123

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Título: „Clean Labeling“ bei Kinderlebensmitteln



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