Bereits in der Konferenzdolmetscherausbildung wird nicht nur durch strenge Eignungstests zur Aufnahme an den einschlägigen Universitäten und Ausbildungsstätten, sondern auch durch ein insgesamt intensives (Selbst-)Studium sowie anspruchsvolle Zwischenprüfungen besonders Wert auf die Qualität gelegt: „[…] specialists involved in training interpreters shoud certainly focus more closely on quality“5. In diesem Abschnitt möchte ich daher Bezug auf die von A. Riccardi (1999) und M. Viezzi (1994) aufgestellten Mikro- und Makrokriterien nehmen, die der Evaluierung von Dolmetschleistungen und somit auch Studenten als Orientierung bei der Selbstkontrolle während des Studiums dienen. Dank dieser Kriterien kann ein qualitativer Kommunikationsprozess ermöglicht werden und Studierende werden für den professionellen Arbeitsmarkt vorbereitet. Des Weiteren gelten sie als allgemeine Orientierung für Dozenten, um eine gerechte und nachvollziehbare Beurteilung und Bewertung vornehmen zu können. Zu den Makrokriterien für die Bewertung von Dolmetschleistungen zählen Äquivalenz und Präzision zwischen Ausgangs- und Zieltext bzw. Übertragung der Informationen und Intentionen6, Angemessenheit der Darbietung in Abhängigkeit von Kultur und Textsorte sowie Funktionalität, d.h. eine klare Verdolmetschung, die sofort verstanden wird7. In diesem Zusammenhang muss eingeräumt werden, dass die Gewährleistung dieser Parameter immer von der jeweiligen Situation, dem Kontext, dem Wissen und der Zielkultur abhängt8, wobei bei Prüfungsleistungen allgemein eine künstliche Dolmetschsituation herrscht. Den Mikrokriterien kommt insbesondere in der Ausbildung Aufmerksamkeit zu. Sie entstammen einem Fragebogen der SSLMIT (Scuola Superiore di Lingue Moderne per Interpreti e Traduttori dell`Università degli Studi di Trieste), der bei der Dolmetschprüfung Anwendung findet und folgende Punkte beinhaltet: phonologische Abweichungen (Aussprache), prosodische Abweichungen (Akzent, Intonation), Verzögerungsphänomene (Satzbrüche, Geräusche, gefüllte Pausen), Pausen (langandauernde ungefüllte Pausen), Abweichungen auf Lexikebene (falsche Verwendung der Allgemein- und Fachsprache), morphosyntaktische Abweichungen (grammatikalische Fehler, fehlende Kohäsion), Inhaltsabweichungen (fehlende Kohärenz bezüglich Sinn).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Qualität in Lehre und Praxis
- Qualität in der Lehre
- Qualität in der Praxis
- Empirische Studien zur Qualität: Erwartungen und Anforderungen der Dolmetscher und Zuhörer an eine Verdolmetschung
- Hildegund Bühler (1986)
- Daniel Gile (1990) und Lidia Meak (1990)
- Andrzej Kopczynski (1994)
- Peter Moser (1995)
- Web-basierte Studien als neuer Ansatz in der Qualitätsforschung
- Delia Chiaro/ Guiseppe Nocella (2004)
- Franz Pöchhacker/ Cornelia Zwischenberger (2010)
- Empirische Studien zur Qualität: Erwartungen und Anforderungen der Dolmetscher und Zuhörer an eine Verdolmetschung
- Qualitätsmodell unter Berücksichtigung des Forschungsmaterials
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem Thema Qualität im Dolmetschen und analysiert verschiedene Aspekte dieses komplexen Forschungsfeldes. Ziel ist es, die Definition von Qualität im Dolmetschen zu erforschen, verschiedene Qualitätskriterien zu identifizieren und die Bedeutung empirischer Studien für die Qualitätsforschung zu beleuchten.
- Definition von Qualität im Dolmetschen
- Qualitätskriterien in der Lehre und Praxis
- Empirische Studien zur Qualitätsbeurteilung
- Web-basierte Studien als neuer Ansatz in der Qualitätsforschung
- Entwicklung eines Qualitätsmodells
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Qualität im Dolmetschen ein und stellt die zentralen Fragestellungen der Arbeit vor. Sie beleuchtet die historische Entwicklung der Qualitätsforschung im Dolmetschen und die Bedeutung des Themas für die Professionalisierung des Konferenzdolmetschberufs.
Das erste Kapitel befasst sich mit der Qualität in Lehre und Praxis. Es werden die Mikro- und Makrokriterien für die Bewertung von Dolmetschleistungen vorgestellt, die in der Ausbildung Anwendung finden. Zudem wird die Bedeutung von empirischen Studien für die Qualitätsforschung hervorgehoben.
Das zweite Kapitel präsentiert ein Qualitätsmodell, das auf Basis der in der Seminararbeit verwendeten Monographien und Forschungsarbeiten entwickelt wurde. Dieses Modell zeigt die verschiedenen Qualitätskriterien in Verbindung zueinander auf.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Qualität im Dolmetschen, Qualitätskriterien, empirische Studien, webbasierte Studien, Qualitätsmodell, Dolmetschlehre, Dolmetschpraxis, Konferenzdolmetschen, Simultandolmetschen, Konsekutivdolmetschen.
- Citation du texte
- Rebecca Batsch (Auteur), 2013, Qualitätsunterschiede im Dolmetschen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/288726