Da sich Leibniz an keiner Stelle in seinem Oeuvre konkret zur Konstitutionsproblematik materieller Dinge durch immaterielle Substanzen äußert, schlage ich zur Behandlung unserer Ausgangsfragestellung folgende Vorgehensweise vor:
Zuerst versuchen wir nachzuvollziehen, wie Leibniz überhaupt auf die Annahme von Monaden kommt. Die Annahme von Monaden ist maßgeblich durch zwei methodische Argumentationsstrategien motiviert: Die erste ist eine logische, die sich aus den Leibnizschen Prinzipien der Vernunftwahrheiten und Tatsachenwahrheiten ergibt und die zweite ist eine metaphysische, theoretische Substanzenlehre, die sich aus den Paragraphen der Mon ergibt.
Dieser doppelte Zugang zu Leibniz´ Annahme von Monaden unterstreicht die Relevanz unserer Fragestellung. Im Zuge der Behandlung dieser ist es sinnvoll danach zu fragen, wie immaterielle Substanzen materielle Dinge konstituieren können. Diese Frage lässt sich in drei Varianten darstellen: Formen sich Eigenschaften um? Fließen Eigenschaften aus den alten heraus? Kommen neue Eigenschaften hinzu? Wir werden sehen, dass wir die Möglichkeit einer positiven Antwort auf die dritte Fragevariante nicht ausschließen können.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Annahme von Monaden
- 2.1 Die logische Annahme von Monaden
- 2.1.1 Vernunftwahrheiten
- 2.1.1.1 Der Satz des auszuschließenden Widerspruchs
- 2.1.1.2 Der Satz des ausgeschlossenen Dritten
- 2.1.1.3 Der Satz des zureichenden Grundes
- 2.1.2 Tatsachenwahrheiten
- 2.1.3 Systematische Zusammenschau der logischen Annahme von Monaden
- 2.1.1 Vernunftwahrheiten
- 2.2 Metaphysisch-theoretische Annahme
- 2.1 Die logische Annahme von Monaden
- 3. Wie können immaterielle Substanzen materielle Dinge konstituieren?
- 4. Wie ist es möglich, dass Monaden materielle Dinge konstituieren?
- 4.1 Eigenschaften von Materie
- 4.2 Eigenschaften von Monaden
- 4.2.1 Monaden sind Einheiten per se
- 4.2.2 Perzeption und Apperzeption
- 4.2.3 Appetition und Entelechie
- 4.3 Wie sind Beziehungen zwischen Monaden möglich?
- 4.4 Wie ist räumliche Ausdehnung durch Monaden möglich?
- 4.5 Wie ist Druckwiderstand durch Monaden möglich?
- 5. Ergebnis der Untersuchung
- 6. Das Problem der Emergenz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Leibniz' Monadenlehre und die Frage, wie immaterielle Substanzen (Monaden) materielle Dinge konstituieren können. Die Arbeit analysiert Leibniz' Argumentation für die Annahme von Monaden, sowohl aus logischer als auch aus metaphysisch-theoretischer Perspektive. Die zentrale Fragestellung wird anhand der Schriften "Metaphysische Abhandlung", "Auf Vernunft gegründete Prinzipien der Natur und Gnade" und insbesondere der "Monadologie" untersucht.
- Leibniz' logische Argumentation für die Annahme von Monaden
- Die metaphysisch-theoretische Begründung der Monadenlehre
- Die Eigenschaften von Materie und Monaden
- Die Möglichkeit der Konstitution materieller Dinge aus immateriellen Substanzen
- Das Problem der Emergenz im Kontext der Monadenlehre
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Konstitution materieller Dinge aus immateriellen Substanzen im Werk von Gottfried Wilhelm Leibniz vor. Sie verortet diese Frage im Kontext der ontologischen und metaphysischen Debatten und benennt Leibniz' Monadenlehre als zentralen Ansatzpunkt. Die Einleitung skizziert die Methodik der Arbeit, die sich primär auf Leibniz' "Monadologie" stützt, und legt die argumentative Vorgehensweise dar, die die logische und metaphysisch-theoretische Annahme von Monaden untersucht, bevor sie sich der zentralen Fragestellung widmet. Der Fokus liegt auf der einfacheren und stärkeren These der Monadologie bezüglich zusammengesetzter Monaden im Vergleich zu anderen Werken Leibniz'.
2. Die Annahme von Monaden: Dieses Kapitel untersucht die Begründung der Annahme von Monaden bei Leibniz. Es differenziert zwischen einer logischen Begründung, die auf den Prinzipien der Vernunft- und Tatsachenwahrheiten basiert (inklusive der Erörterung des Satzes des ausgeschlossenen Widerspruchs, des Satzes des ausgeschlossenen Dritten und des Satzes des zureichenden Grundes), und einer metaphysisch-theoretischen Begründung, welche aus den Paragraphen der Monadologie abgeleitet wird. Beide Argumentationslinien werden detailliert analysiert, um Leibniz' umfassende Begründung für die Existenz von Monaden darzulegen und die Grundlage für die weitere Untersuchung der Konstitutionsproblematik zu legen.
3. Wie können immaterielle Substanzen materielle Dinge konstituieren?: Dieses Kapitel stellt die zentrale Forschungsfrage der Arbeit direkt in den Mittelpunkt. Es beleuchtet verschiedene Möglichkeiten, wie immaterielle Substanzen materielle Dinge konstituieren könnten, und erörtert die Herausforderungen dieser Fragestellung. Durch die Analyse von verschiedenen Interpretationen der Monadenlehre wird versucht, einen Zugang zu Leibniz' impliziter Position zu finden. Die Kapitel bereitet den Boden für die detaillierte Analyse der Eigenschaften von Materie und Monaden in den folgenden Kapiteln vor.
4. Wie ist es möglich, dass Monaden materielle Dinge konstituieren?: Dieses Kapitel untersucht die Eigenschaften von Materie und Monaden, um die Möglichkeit ihrer Verbindung zu klären. Es analysiert die spezifischen Eigenschaften von Monaden (Einheiten per se, Perzeption, Apperzeption, Appetition, Entelechie) und deren Verhältnis zu den Eigenschaften von Materie. Dabei werden Fragen der räumlichen Ausdehnung, des Druckwiderstands und der Beziehungen zwischen Monaden erörtert, um die Möglichkeit einer Konstitution materieller Dinge durch Monaden zu beleuchten. Die detaillierte Untersuchung der Monaden-Eigenschaften bildet die Grundlage für die Beantwortung der zentralen Forschungsfrage.
Schlüsselwörter
Monadenlehre, Leibniz, Immaterielle Substanzen, Materielle Dinge, Konstitution, Vernunftwahrheiten, Tatsachenwahrheiten, Perzeption, Apperzeption, Appetition, Entelechie, Metaphysik, Ontologie, Emergenz.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Leibniz' Monadenlehre
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit befasst sich mit Gottfried Wilhelm Leibniz' Monadenlehre und der zentralen Frage, wie immaterielle Substanzen (Monaden) materielle Dinge konstituieren können. Sie analysiert Leibniz' Argumentation für die Annahme von Monaden aus logischer und metaphysisch-theoretischer Perspektive, basierend auf seinen Schriften wie "Metaphysische Abhandlung", "Auf Vernunft gegründete Prinzipien der Natur und Gnade" und insbesondere der "Monadologie". Der Fokus liegt dabei auf der einfacheren und stärkeren These der Monadologie bezüglich zusammengesetzter Monaden.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Kapitel 1 (Einleitung) stellt die Forschungsfrage vor und skizziert die Methodik. Kapitel 2 ("Die Annahme von Monaden") untersucht die logische und metaphysisch-theoretische Begründung der Monadenannahme bei Leibniz, inklusive der Erörterung von Vernunft- und Tatsachenwahrheiten. Kapitel 3 ("Wie können immaterielle Substanzen materielle Dinge konstituieren?") beleuchtet die Herausforderungen der zentralen Forschungsfrage. Kapitel 4 ("Wie ist es möglich, dass Monaden materielle Dinge konstituieren?") analysiert die Eigenschaften von Materie und Monaden (Einheiten per se, Perzeption, Apperzeption, Appetition, Entelechie) und deren Verhältnis zueinander, um die Möglichkeit einer Konstitution zu klären. Kapitel 5 (Ergebnis der Untersuchung) fasst die Ergebnisse zusammen. Kapitel 6 ("Das Problem der Emergenz") behandelt die Emergenz im Kontext der Monadenlehre.
Welche methodischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit analysiert Leibniz' Argumentation primär auf Grundlage der "Monadologie", untersucht aber auch andere relevante Schriften. Sie differenziert zwischen logischer und metaphysisch-theoretischer Begründung der Monaden und untersucht die Eigenschaften von Materie und Monaden, um die Konstitutionsproblematik zu beleuchten. Die Arbeit analysiert verschiedene Interpretationen der Monadenlehre, um Leibniz' implizite Position zu erfassen.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für das Verständnis der Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe sind: Monadenlehre, Leibniz, Immaterielle Substanzen, Materielle Dinge, Konstitution, Vernunftwahrheiten, Tatsachenwahrheiten, Perzeption, Apperzeption, Appetition, Entelechie, Metaphysik, Ontologie, Emergenz.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, Leibniz' Argumentation für die Annahme von Monaden zu analysieren und die Frage nach der Konstitution materieller Dinge aus immateriellen Substanzen zu untersuchen. Sie beleuchtet sowohl die logische als auch die metaphysisch-theoretische Begründung der Monadenlehre und untersucht die Eigenschaften von Materie und Monaden im Hinblick auf ihre mögliche Verbindung.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Zentrale Themen sind Leibniz' logische Argumentation für Monaden, die metaphysisch-theoretische Begründung, die Eigenschaften von Materie und Monaden, die Möglichkeit der Konstitution materieller Dinge aus immateriellen Substanzen und das Problem der Emergenz im Kontext der Monadenlehre.
- Quote paper
- Marcus Gießmann (Author), 2013, Wie können immaterielle Substanzen materielle Dinge konstituieren?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/289166