Tiergestützte Interventionen mit dem Hund in der ambulanten und der stationären Psychiatrie. Praxisbeispiele


Texte Universitaire, 2008

27 Pages, Note: 2,3


Extrait


Inhalt

1. Tiergestützte Interventionen mit dem Hund in Einrichtungen der ambulanten und stationären Psychiatrie
1.2. Praxisbeispiele aus der stationären Psychiatrie
1.1.1 Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Leipzig
1.1.2 Stationshund „Bonzo“ am Zentrum für Psychiatrie in Ravensburg
1.2. Praxisbeispiele aus der ambulanten Psychiatrie
1.2.1 Ambulanter Betreuungsdienst „Ein Stück Sonntag im Alltag“
1.2.2 Hundebesuchsdienst im Betreuten Wohnen des Bonner Caritasverbandes

2. Schlussbetrachtung

3. Literaturverzeichnis (inklusive weiterführender Literatur)

1. Tiergestützte Interventionen mit dem Hund in Einrichtungen der ambulanten und stationären Psychiatrie

Hunde können in der Arbeit mit Klienten mit psychischen Störungen unterschiedlich eingesetzt werden. Sie können ambulant oder stationär, punktuell oder dauerhaft, gezielt therapeutisch oder therapiebegleitend eingesetzt werden. Einsatzbereiche sind dementsprechend psychiatrische Stationen oder das private Umfeld des Klienten. Aus Deutschland liegen bisher wenige wissenschaftliche Erkenntnisse zum Einsatz von Hunden in der Psychiatrie vor.

Nachfolgend werden einige der bedeutendsten Studien sowie Beispiele aus der Praxis vorgestellt. In Anlehnung an Otterstedt (vgl. 2003, S.228 ff.) gibt es folgende Aufgabenfelder tiergestützter Interventionen in psychiatrischen Kliniken, die weiter zu diskutieren sind:

- Hilfe bei der Diagnostik psychischer Störungen
Hunde können bei der Diagnostik helfen, indem sie Verhaltensweisen in der Mensch-Tier-Interaktion hervorrufen, die vom Therapeuten analysiert werden können.
- Unterstützung in der Therapie von Menschen mit psychischen Störungen
Die zu erhaltenden psychischen, mentalen und sozialen Fähigkeiten können ressourcenorientiert durch tiergestützte Ergotherapie oder Psychotherapie gefördert werden.
- Hilfe bei der Motivation von Menschen mit psychischen Störungen
Der Hund kann den Menschen anregen, aus dem Bett aufzustehen, sich zu bewegen, Nahrung aufzunehmen, etc.
- Förderung der Kommunikationsfähigkeit von Menschen mit psychischen Störungen
Die zwischenmenschliche Kommunikation wird gefördert, indem mit dem Tier oder über das Tier gesprochen wird, es ist Kommunikationsanlass- und inhalt.
- Unterstützung der sozialen Integration
Das Tier kann den noch unsicheren Klienten bei seinen ersten Schritten außerhalb der geschützten Atmosphäre der Station begleiten, gibt ihm Sicherheit und unterstützt damit seine soziale Rehabilitation.

Besonders die Struktur der klinischen Betreuung orientiert sich in erster Linie an der Versorgung der gestörten Funktion des Menschen. Statt den physischen, psychischen, mentalen und sozialen Bedürfnissen ganzheitlich und interdisziplinär zu begegnen, werden diese meist getrennt voneinander oder einige gar nicht gesehen und behandelt. Ein Hund kann hier durch seine Anwesenheit außer Acht gelassene Bedürfnisse stillen und so zu einer verstärkt ganzheitlich orientierten Therapie beitragen. (vgl. Otterstedt 2003, S.232) Gefühle wie Angst, Stress und Einsamkeit können durch die Anwesenheit eines Hundes im Klinikalltag gelindert werden und tragen so zur Unterstützung der Rehabilitation der Patienten bei.

Bevor die Tiergestützte Therapie in das therapeutische Konzept einer Klinik integriert wird, sollte geklärt werden, ob sie wirtschaftlich und logistisch machbar ist und welches Tier dafür geeignet ist. Was den Hund betrifft, sollte vorher geklärt werden, ob er für die spezielle Aufgabe das geeignete Wesen und den geeigneten Körperbau hat, er kontaktfreudig ist, er den Grundgehorsam beherrscht und einen ausgeglichenen, belastbaren Charakter besitzt. Was den Klienten angeht, sollte er vor dem Kontakt befragt werden, ob der Kontakt erwünscht ist und ob eine Hundephobie oder eine Allergie gegen das Tier besteht.

Die Mitarbeiter der Klinik sollten im Team über den artgerechten Umgang mit dem Hund informiert und über die Thematik tiergestützte Intervention sowie die Mensch-Tier-Beziehung geschult werden. (vgl. Otterstedt 2003, S.230)

In Anlehnung an Gabriele Niepel (vgl. 1998, S. 89) können sieben verschieden Arten des Einsatzes von (Therapie-) Hunden im Bereich der psychiatrischen Versorgung unterschieden werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Möglichkeiten tiergestützter Intervention in psychiatrischen Einrichtungen

Für alle Interventionen gilt, dass die Anwesenheit eines Hundes geeignet ist, die Arbeitsatmosphäre aufzulockern. Des Weiteren kann die tiergestützte Intervention mit dem Hund als Erweiterung des soziotherapeutischen Angebots einer psychiatrischen Einrichtung bewertet werden. Bei genauerer Betrachtung lassen sich jedoch nur einige der oben genannten Interventionsmöglichkeiten als akzeptabel für Hund, Halter und Klientel bewerten. Lediglich der Einsatz eines Hundes durch eine therapeutische/pädagogische Fachkraft innerhalb einer psychiatrischen Einrichtung als therapeutische Maßnahme lässt sich, soweit die erforderlichen Qualifikationen für Hund und Halter vorhanden sind, positiv bewerten. Ebenso sollte jede Maßnahme vorher genau unter Abwägung von Risiken und Nutzen für alle Beteiligten überprüft werden. Generell abzulehnen ist die Haltung eines Hundes im Zwinger auch innerhalb einer Institution, da dies nicht seinem Wesen als sozialem Tier entspricht und er unbedingt eine feste Hierarchie benötig, was durch ständig wechselnde Bezugspersonen nicht gewährleistet ist.

Keine therapeutische Maßnahme lässt sich erkennen, wenn ein Mitarbeiter seinen Hund mit zur Arbeit nimmt, damit er nicht alleine zu Hause bleiben muss. Einem Klienten einen Hund zu empfehlen oder zur Pflege zu überlassen, scheint ebenfalls nicht empfehlenswert. Ein Hund ist ein Lebewesen und darf nicht als Heilmittel auf Rezept verordnet werden. Gerade Klienten, die sich z.B. durch eine depressive Episode vernachlässigen, stellen eine Gefahr für die Gesundheit des Hundes dar.

Niepel (1998, S.138) bewertet ausdrücklich nur die Einsatzarten als positiv und empfehlenswert, bei denen der Besitzer seinen eigenen Hund einsetzt und der Hund den überwiegenden Teil des Tages in seiner Familie verbringt. Demnach lehnt Niepel den Einsatz von Hunden ab, die als Institutions- oder Stationshunde gehalten werden, wenn ein Therapiehund für einen Einsatz von fremden Personen ausgeliehen wird und ein Hund ganztägig als Therapiehund arbeitet. (vgl. Niepel 1998, S.135)

Der Veterinär- und Humanmediziner Dr. Armin Claus schreibt in der Einleitung seiner Dissertation Tierbesuch und Tierhaltung im Krankenhaus, dass in Heileinrichtungen „[…] durch die Anwesenheit von Tieren häufig eine natürlichere und häuslichere Atmosphäre […]“ entsteht (Claus 2000, S.9). Von dieser positiven Atmosphäre profitieren neben den Patienten auch das Pflegepersonal und die Besucher.

Der Kontakt zu Tieren in Krankenhäusern wird von Patienten häufig als echt und entspannend empfunden, weil die Tiere, im Gegensatz zu den meisten Menschen, ohne Scheu vor der Krankheit und ohne Mitleid auf die Patienten zugehen. (ebd.)

Claus erzielte mit seiner Studie folgende Ergebnisse (vgl. Claus 2000, S.184):

- in 57 Kliniken gibt es einen Therapiebegleitenden Tierbesuch
- beim Tier besuch im Krankenhaus ist mit 80,7% der Hund die beliebteste Tierart für die Patienten
- 58% aller beschriebenen Tier haltungen im Krankenhaus finden sich im Fachbereich Psychiatrie
- die therapeutisch orientierten Tierbesuche finden zu 57% in der stationären Psychiatrie statt

Claus stellt abschließend fest, dass alle Kliniken mit Tierbesuch oder –haltung von positiven Auswirkungen des Tierkontaktes auf Patienten und Klinikmitarbeiter berichten. Der Tierkontakt wirke sich besonders auf die Belebung der Atmosphäre in der jeweiligen Klinik aus, aber auch auf die Beschäftigung und Ablenkung der Patienten. Verbesserte Heilungstendenzen durch bessere Stimmung der Patienten werden ebenfalls festgestellt. (vgl. Claus 2000, S.184)

1.2. Praxisbeispiele aus der stationären Psychiatrie

Nachfolgend werden zwei stationäre Einrichtungen der Psychiatrie vorgestellt, die einen Hund zur Diagnostik, bzw. Therapie einsetzen.

1.1.1 Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Leipzig

Seit 1996 werden die Aspekte der Kind-Tier-Beziehung an der Klinik für Kinder und Jugendpsychiatrie der Universität Leipzig untersucht. Der Hund hat sich neben dem Einsatz von Streicheltieren und dem heilpädagogischen Voltigieren als diagnostische und therapeutische Unterstützung fest in der Therapie von verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen etabliert. (vgl. Prothmann/Ettrich 2003, S. 2)

Die Hundebegleiterin und die Therapeutin halten sich bei den Sitzungen im Hintergrund und das Kind kann sich eine halbe Stunde lang mit dem Tier beschäftigen. Kinder offenbaren oft viel mehr durch ihre nonverbale Kommunikation als durch Worte. Aufgrund ihres Verhaltens dem Hund gegenüber lassen sich psychische Störungen genauer diagnostizieren, da bei bestimmten Erkrankungen ähnliche Verhaltensmuster auftauchen, die durch die Interaktion mit dem Hund hervorgerufen werden. Mithilfe der Auswertungen solcher Kind-Hund-Interaktionen können die Therapeuten besser einschätzen, wie lange und intensiv die Therapie sein muss. In der Arbeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie werden Tiere zur Hilfe bei der Diagnostik psychischer Störungen eingesetzt.

Das Tier diene dabei als Projektionsfläche für die eigene Person oder eines Familienmitgliedes. Die neutrale und unvoreingenommene Haltung des Hundes zum Kind lasse schneller und unverfälschter eine Beziehung zustande kommen, als es eine diagnostische Gesprächssituation mit einem Arzt oder Therapeuten zulässt. (vgl. Prothmann 2006, S.38)

Es wurde der Eindruck gewonnen, dass sich Kinder dem Tier gegenüber oft schneller offenbaren als anderen Menschen. Dr. Anke Prothmann fand heraus, dass sich Kinder bei der Präsenz eines Hundes weniger ängstlich, sicherer und geborgener fühlten. Diese Kinder suchten häufiger Kontakt zu Mitmenschen, konnten sich besser konzentrieren und nahmen ihre gesunden Anteile besser wahr als die Kinder die ohne die Anwesenheit eines Hundes behandelt worden waren. Prothmann nimmt an, dass der gesamte Therapieverlauf mit einem Hund schneller und tiefgründiger abläuft, sagt jedoch nicht auf welchen Ergebnissen diese Annahme basiert. (vgl. ebd.)

Laut Prothmann (2003, S.5) konnten im Zeitraum zwischen 1996 und 2003 vor allem positive Eindrücke über den Einsatz von Hunden in der Psychotherapie von Kindern und Jugendlichen gewonnen werden. Die Akzeptanz dieser Therapieform sei bei Kindern und Jugendlichen gleich hoch. Dies liege vor allem daran, dass der Hund keine Erwartungen an das Kind, bzw. den Jugendlichen stelle und beide unbefangen miteinander interagieren. (vgl. ebd.)

Diese Studie bezieht sich ausschließlich auf die Wirkung des Hundeeinsatzes auf diagnostische und therapeutische Verfahren bei Kindern und Jugendlichen. Sie sagt jedoch nichts über die Effekte der tiergestützten Intervention mit dem Hund hinsichtlich der sozialen Rehabilitation der Kinder und Jugendlichen aus.

In diesem Fall ist der tiergestützte Einsatz mit dem Hund als Tiergestützte Therapie als Maßnahme der Psychotherapie zu betrachten.

1.1.2 Stationshund „Bonzo“ am Zentrum für Psychiatrie in Ravensburg

Die psychiatrische Klinik Die Weißenau des Zentrums für Psychiatrie (ZfP) in Ravensburg setzt seit November 2002 einen Hund auf einer akutpsychiatrischen Aufnahmestation ein. Zunächst war dies ein Modellversuch, mittlerweile ist der Appenzeller/Berner/Senn-Mischling „Bonzo“ ein fest etablierter Stationshund. Bonzo stammt aus dem Tierheim, hat keine Ausbildung zum Therapiehund absolviert, jedoch wurden seine Charaktereigenschaften überprüft. Klaus Koch, Krankenpfleger und Bonzos Halter auf der Station, initiierte das Projekt und meint, dass sich der Hund zu einem bedeutenden Bestandteil des Stationsalltags entwickelt hat. Er bewirkt, so Koch, eine positivere Atmosphäre auf der Station, die Klienten fühlen sich oft durch den Hund beruhigt, so dass sie teilweise keine „Bedarfsmedikation“ (Saum-Aldehoff 2007, S.54) also Medikamente zur Beruhigung mehr benötigen. Bonzos Anwesenheit wirke außerdem entschärfend auf neue Klienten, die bei ihrer Ankunft häufig sehr erregt und aggressiv sind. Des Weiteren ebne Bonzo als erstes Gesprächsthema den Zugang zu neuen Klienten und wirke so als Vermittler zwischen Klinikpersonal und Klient. (vgl. ebd.)

Zunächst wurde der Einsatz eines Hundes systematisch geplant und eine Konzeption erstellt, wobei die Klinikleitung unterstützend wirkte. Nach Vorlage einer detaillierten Konzeption wurde der zuerst auf drei Jahre begrenzte Modellversuch genehmigt. Die Mitarbeiter der Station wurden nach eventuellen Allergien und Phobien befragt und erklärten sich ausdrücklich einverstanden.

Das Krankenhaus übernahm die Kosten für die Anschaffung, sowie die laufenden Kosten für Impfung, Versicherung und sonstige Ausgaben in Zusammenhang mit dem Hund.

Nach der Gewöhnung an sein privates Umfeld wurde er schrittweise für ein bis maximal vier Stunden mit auf die Station genommen und verbringt mittlerweile fünf Mal in der Woche eine Früh- oder Nachtschicht auf seiner Station. Bonzo wird ausschließlich von seinen Bezugspersonen gefüttert und diese entscheiden auch, wer ihn wann ausführen darf. Mitarbeiter, die zuerst Angst gegenüber einem Hund geäußert hatten, konnten sich nach Gesprächen und nach der Eingewöhnungsphase Bonzo gegenüber angstfrei zuwenden.

Anfang November 2002 begann Bonzo seine Arbeit auf der Akutstation der Psychiatrie Die Weißenau. Er verfügt über einen Fress- und Ruheplatz und entwickelte gewisse Eingangsrituale beim Betreten der Station, die jedoch nicht näher erläutert werden. (vgl. Koch et al. 2006, S.243)

Die pflegerische Stationsleitung und deren Vertreter dokumentieren die Entwicklung und therapeutischen Auswirkungen Bonzos kontinuierlich in einem Tagebuch. Bonzo näherte sich den Patienten unvoreingenommen und ohne Scheu und zeigte sehr schnell seine Fähigkeit, die Stimmungen des Personals oder der Patienten wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Koch beschreibt z.B., dass Bonzo in kritischen Situationen, „bei aggressiven Durchbrüchen antriebsgesteigerter Patienten“ (Koch et al. 2006, S. 244) aufmerksam beobachtend, ohne erkennbaren Stress reagierte und ruhig blieb.

Der mehrheitliche Teil der Patienten bewertet die Präsenz des Therapiehundes als Bereicherung der Stationsatmosphäre und als komplementäres Therapieangebot. Eine besondere Wirkung scheint Bonzo auf chronisch schizophren erkrankte Patienten zu haben. Diese reagierten auf seine vorurteilsfreie Zuneigung mit einer „zeitweilig überraschenden affektiven Aufhellung und Modulation des Antriebsniveaus“ (Koch et al. 2006, ebd.), d.h. sie erlebten eine nicht vorhersehbare Verbesserung ihrer Stimmung und ihre Motivation änderte sich zum Positiven. Viele Patienten nutzten Bonzos Anwesenheit und Schweigsamkeit, um ihm von ihren Kindheitserlebnissen oder Wahnvorstellungen zu berichten.

Kritisch ist die Aussage Kochs zu bewerten, Bonzo lasse sich willig und offensichtlich genießend von schizophrenen Patienten mit ausgeprägter Nähe-/Distanzproblematik umarmen. Hier ist besondere Aufmerksamkeit seitens des Tierhalters bezüglich der Belastbarkeitsgrenzen des Tieres gefragt. Des Weiteren ist die Aussage Kochs, der Hund solle „nach 5-7 Tagen einen Tag frei haben“ (Koch 2002) als äußerst problematisch hinsichtlich der Gesundheit des Hundes zu bewerten. Für ihn stellt die Arbeit eine große Belastung dar, da er jeden Tag mindestens acht Stunden auf einer akutpsychiatrischen Aufnahmestation mit stark emotional erregten, teilweise auch aggressiven Menschen konfrontiert wird.

Zwischen Mai und August 2005 wurde eine anonyme Patientenbefragung mittels eines Fragebogens durchgeführt, durch den 60 Patienten erfasst wurden.

- 95 % der Befragten befürworteten die Weiterführung des Modellversuchs
- 88 % der Patienten berichteten über positive Erfahrungen im Kontakt mit Bonzo
- 83 % waren der Meinung, sie hätten ausreichend Zeit mit Bonzo gehabt
- 60 % schilderten, zu Aktivitäten motiviert worden zu sein
- 10 % gaben an, in einer Situation Angst vor dem Hund gehabt zu haben

Laut Koch et al. (vgl. 2006, S.444) weisen die Beobachtungen, die während des Modellversuchs gesammelt werden konnten, auf eine insgesamt positive, therapieunterstützende Wirkung des Hundes hin. Bei den Patienten konnten folgende Verbesserungen im Zusammenhang mit der tiergestützten Intervention beobachtet werden (vgl. Koch et al. 2006, S.244):

- Aufwertung des Selbstwertgefühls
- Entspannung bei Spannungszuständen
- Beruhigung bei Menschen mit Aggressionspotential
- Ablenkung von Wahnvorstellungen bei schizophrenen Patienten
- Antriebssteigerung
- Affekterhellung
- schnellere Überwindung psychischer Krisen

Nach Koch lassen sich die Effekte des Einsatzes von Therapiehund Bonzo in unspezifische und spezifisch therapeutische trennen. Als unspezifisch kennzeichnet er die Wirkung des Hundes auf die Stationsatmosphäre. Diese wandelt sich in ein positives Klima von Fürsorge, Nähe, Verantwortlichkeit und Beziehung für- und untereinander.

Spezifisch therapeutisch sei der gezielte Einsatz des Tieres in der Kontaktaufnahme mit schwer zugänglichen Patienten, insbesondere chronisch psychotische Patienten mit dominanter „Negativsymptomatik“[1] (Koch et al. 2006, S.245). Diese Patienten konnten z.B. durch einen Spaziergang mit dem Hund reaktiviert werden und zeigten in der Interaktion direktives Verhalten und Verantwortung, sowie kommunikative Fähigkeiten, die sonst nicht zum Vorschein kamen. (vgl. ebd.) An diesem Punkt könnte ein Sozialarbeiter anknüpfen um weitere Ressourcen des Klienten aufzudecken und ihm bewusst zu machen, z.B. mithilfe von Biographiearbeit.

Auch auf Patienten in suizidalen Krisen hat der Stationshund eine positive Wirkung, da diese sich durch den Kontakt zum Hund nicht mehr so allein gelassen fühlen und zu einer intensiven emotionalen Kontaktaufnahme mit dem Hund angeregt werden.

Mittlerweile ist der Modellversuch abgeschlossen und der Therapiehund ist jetzt fester Bestandteil des Stationskonzepts. Nach Abschluss des Modellversuchs hat die Geschäftsleitung beschlossen, dass auf maximal drei weiteren Stationen der Klinik Therapiehunde eingesetzt werden dürfen. (vgl. Koch et al. 2006, S.244)

[...]


[1] Man spricht bei Menschen mit einer schizophrenen Störung von Negativsymptomatik wenn sie Symptome wie Affektverflachung, Sprachverarmung, sozialer Rückzug, Depression, etc. aufweisen.

Fin de l'extrait de 27 pages

Résumé des informations

Titre
Tiergestützte Interventionen mit dem Hund in der ambulanten und der stationären Psychiatrie. Praxisbeispiele
Université
University of Cologne
Note
2,3
Auteur
Année
2008
Pages
27
N° de catalogue
V289179
ISBN (ebook)
9783656893394
ISBN (Livre)
9783656906582
Taille d'un fichier
613 KB
Langue
allemand
Mots clés
tiergestützte, interventionen, hund, psychiatrie, praxisbeispiele
Citation du texte
Bianca Wippich (Auteur), 2008, Tiergestützte Interventionen mit dem Hund in der ambulanten und der stationären Psychiatrie. Praxisbeispiele, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/289179

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