Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Problembeschreibung
1.2. Ziel der Hausarbeit
1.3. Verlauf der Hausarbeit
2. Demografischer Wandel in Deutschland und Frankreich
2.1. Zukünftige Auswirkungen des demografischen Wandels in der Bundesrepublik
2.2. Bevölkerungsentwicklung in Deutschland seit 1871
2.3. Bevölkerungssituation in Frankreich
2.3.1. Bevölkerungssituation heute
2.3.2. Bevölkerungssituation 2050
3. Vergleichende Betrachtung Deutschland und Frankreich
3.1. Entwicklung der Gesamtbevölkerungen
3.2. Geburtenraten
3.3. Wanderungsbewegungen
3.4. Alterung
4. Handlungsempfehlungen für Gegenstrategien
4.1. Deutschland – (k)ein Einwanderungsland?
4.2. Familienförderung in Deutschland
4.3. Ist der französische Sozialstaat zukunftsfähig?
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Elektronische Quellen
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Altersaufbau der Bevölkerung,
Abbildung 2: Bevölkerung Frankreich 2050 (2007),
Abbildung 3: Bevölkerung Deutschland 2050
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.
1. Einleitung
Die Entwicklung der Weltbevölkerung kennt nur eine Richtung: steil nach oben. Lebten im Jahr 1950 etwa 2,5 Milliarden Menschen auf der Erde, sind es zurzeit etwa sieben Milliarden. Modellrechnungen der Vereinten Nationen (UN) gehen von elf Milliarden Menschen im Jahr 2100 aus.1
Diese eigentlich positive Entwicklung ist jedoch problematisch: bereits im Jahr 2001 standen einer Milliarde gut bzw. sogar überernährter Weltbürger eine Milliarde Hungernde gegenüber.
Erschwerend kommt hinzu, dass die höchsten Geburtenraten in den Ländern zu verzeichnen sind, die zu den ärmsten der Welt zählen. Hier liegt diese Rate bei 4,2 Geburten je Frau. Das ist doppelt so hoch, wie das Bestandserhaltungsniveau von 2,1 Geburten.
1.1. Problembeschreibung
Ganz anders verläuft die Entwicklung jedoch in den Industrieländern. Hier liegt die Geburtenrate bei 1,7, was real zu einem Bevölkerungsverlust führt.
Hinzu kommt eine Steigerung der Lebenserwartung.
Gemeinsam führen u.a. diese beiden Faktoren zur Alterung der Gesellschaft, dem zentralen Punkt des demografischen Wandels2, wobei die Bundesregierung die Auswirkungen ab etwa dem Jahr 2020 erwartet. Dann betreffen sie aber nicht nur die sozialen Sicherungssysteme, sondern durchdringen weite Teile der Gesellschaft, u.a. geänderte Erwerbs- und Arbeitsbiografien (z.B. längere Lebensarbeitszeiten, Ausübung mehrerer Berufe, Ausbau von Telearbeit), Umbau der Städte, Verschiebungen bei Produktionsgütern und angebotenen Dienstleistungen. Diese Veränderungen ziehen hohe Kostenbelastungen für die Volkswirtschaften nach sich.3
1.2. Ziel der Hausarbeit
Um diese Belastungen möglichst gering zu halten, soll in dieser Hausarbeit versucht werden, die vermuteten Auslöser des demografischen Wandels zu identifizieren und entsprechende Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Im Vergleich zwischen der Bundesrepublik und Frankreich sollen die beiden größten europäischen Volkswirtschaften, die weltweit immerhin Platz vier und fünf (gemessen am BIP) einnehmen, betrachtet werden.4 Des Weiteren waren die beiden Staaten gleichsam von den Dezimierungen der zwei Weltkriege betroffen, was die Vergleichbarkeit weiter erhöht. Sie sollen hinsichtlich ihres Umgangs mit den zu erwartenden Belastungen und Anforderungen des demografischen Wandels untersucht werden, um unterschiedliche Erfolgsmodelle des jeweiligen Staates dem jeweils anderen zur Übernahme vorzuschlagen.
1.3. Verlauf der Hausarbeit
In einem ersten Schritt wird eine Zukunftsprojektion vorgenommen, um eine Folgenabschätzung liefern zu können, wie sich der demografische Wandel in der Bundesrepublik auswirken wird, falls nicht gegensteuert wird.
Danach wird untersucht, wie der demografische Wandel in Deutschland (Beschränkung auf Deutschland und Frankreich, um den Rahmen einer Hausarbeit nicht zu sprengen) in den historischen Kontext einzuordnen ist, um hieraus die fördernden bzw. hemmenden Faktoren zu identifizieren.
Im Folgenden werden die Ergebnisse mit den französischen Entwicklungen verglichen. Bei signifikanten Unterschieden wird nach Ursachen gesucht, um hieraus mögliche Empfehlungen ableiten zu können, die im Weiteren ausführlich dargestellt werden. Hierbei werden negative Begleiterscheinungen der Gegenmaßnahmen ebenfalls erörtert.
Im vorletzten Abschnitt werden die Ergebnisse in Handlungsempfehlungen umgesetzt und abschließend in einem Fazit zusammengefasst und kritisch beleuchtet.
2. Demografischer Wandel in Deutschland und Frankreich
Zunächst hilft ein Blick auf die grafische Darstellung des Altersaufbaus der Bevölkerung, gemeinhin als „Alterspyramide“ bekannt, um den demografischen Wandel buchstäblich sichtbar zu machen.
Sieht man 1910, also noch vor dem Ersten Weltkrieg, in Deutschland eine Dreiecksform, die eine rasch wachsende Gesellschaft darstellt, ist in der Prognose für 2050 eine Pilzform zu sehen, die eine stark alternde Bevölkerung abbildet.5
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.
Abbildung 1: Altersaufbau der Bevölkerung,
Quelle: Statistisches Jahrbuch (2006), Statistisches Bundesamt, Wiesbaden
2.1. Zukünftige Auswirkungen des demografischen Wandels in der Bundesrepublik
Die UN prognostiziert für Deutschland für das Jahr 2100 eine Bevölkerung von ca. 56,9 Mio.6, während es 2011 (amtliche Einwohnerzahl lt. Zensus 2011) noch 80,2 Mio. waren.7 Dies wäre ein Rückgang von fast 30 %.
Das Statistische Bundesamt geht in der „12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung“ für das Jahr 2060 von nachfolgenden Zahlen aus, wobei hier nur die „mittlere Bevölkerung“ berücksichtigt werden soll. Dabei handelt es sich um den Fall, der dann eintritt, wenn sich die demografischen Trends wie bisher in der Zukunft fortsetzen.8 Dies entspräche der Entwicklung, falls keinerlei Gegenmaßnahmen, wie sie in dieser Arbeit vorgeschlagen werden, ergriffen werden und die Zuwanderung auf durchschnittlichem Niveau (Wanderungsgewinn: 100.000 bis 200.000 Personen jährlich) verharrt.
Die heutige Geburtenziffer beträgt 1,3 bei deutschen und 1,6 bei ausländischen Frauen9, der Durchschnitt liegt bei 1,4 Geburten pro Frau. Für die Bevölkerungsprognose des Jahres 2060 gilt die Annahme, dass sich der Trend nicht ändert und bei 1,4 Geburten verbleibt. Dies wird damit begründet, dass dies das langjährige Mittel über die letzten 30 Jahre darstellt.10
Unter den genannten Prämissen wird die Bevölkerung Deutschlands 2060 65-70 Mio. Einwohner betragen.11
Der Altenquotient wird sich von 34% in 2011 auf 63-67 % in 2060 nahezu verdoppeln. Der Altenquotient ist das Verhältnis der 65jährigen und älter zu den 20-65jährigen. Er spiegelt somit das Verhältnis der Rentner zu den Erwerbstätigen wider.12
Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Neugeborenen steigt von 77,2 Jahren bei Männern und 82,4 bei Frauen auf 85 bzw. 89,2 Jahre(von 2006/2008 bis 2060).13
Am 9. Mai 2011 (Zensusstichtag) lebten ca. 6,2 Mio. Ausländer in Deutschland, was etwa. 7,7 % der Bevölkerung entspricht.14 Wie sich dieser Anteil entwickelt, ist schwierig abzuschätzen. Die Verhältnisse in den jeweiligen Herkunftsländern ändern sich zu stark, um verlässlich prognostizieren zu können. Ein Beispiel ist die momentan große Zahl an Asylbewerbern, nachdem diese über viele Jahre deutlich zurückgegangen war.
Es wird – wie oben dargestellt - vorsichtig von einem Zuwanderungssaldo von 100.000 bis 200.000 Personen ausgegangen.15
2.2. Bevölkerungsentwicklung in Deutschland seit 1871
Der Rückblick reicht bis in das Jahr 1871 zurück, da mit der Gründung des Deutschen Reichs kurz darauf auch das „Kaiserliche Statistische Amt“ gegründet wurde. Damit liegt erstmals eine vereinheitlichte, statistische Grundlage für Deutschland vor.16
Ein Faktor, der bisher nicht betrachtet wurde, für die Bevölkerungsentwicklung aber ebenfalls maßgeblich ist, ist die Sterblichkeit.
Diese kann in Deutschland in drei Hauptströmungen zerlegt werden:
1. ab Ende des 19. Jahrhunderts: ein erster deutlicher Rückgang. Dabei handelt es sich in erster Linie um den Bereich der Säuglings-, Kinder- und Müttersterblichkeit. Die Gründe sind vielfältig und haben sich durch den zivilisatorischen Fortschritt eingestellt, bspw. in der Medizin oder in besseren Hygiene-, Ernährungs- und Wohnbedingungen.
Besonders spiegelt sich dies in der Kindersterblichkeit wider:
- um 1900 war jeder zweite Todesfall ein Kind bis zu neun Jahren (heute: jeder 300.),
- erreicht heute fast jeder Lebendgeborene das 10. Lebensjahr, waren dies beim Jahrgang 1871 nur 62 % (Jungen) bzw. 65 % (Mädchen).
2. in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: eine starke Übersterblichkeit der Männer, besonders der Geburtsjahrgänge bis inkl. 1929.
Diese ist insbesondere Folge der zwei Weltkriege, die die männliche Bevölkerung überproportional dezimierte.
Zur Verdeutlichung soll das Geschlechterverhältnis des Geburtsjahrgangs 1920 dienen:
- 1920: Jungen 107, Mädchen 100 (Neugeborene),
- nach 1945: Männer 72, Frauen 100 (ehemalige BRD),
- nach 1945: Männer 60, Frauen 100 (ehemalige DDR).
3. in der zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts: Rückgang der Sterblichkeit vor allem in den höheren Altersgruppen.
Dies ist darauf zurückführen, dass äußere Einflüsse hier kaum noch eine Rolle spielen. Kriege, Hungersnöte oder Epidemien (z.B. forderte die sog. Spanische Grippe zwischen 1918 und 1920 als Pandemie - je nach Quelle – 25 bis 50 Mio. Opfer) sind nicht mehr von Bedeutung.
Besonders stark spiegelt sich der Wandel in der Lebenserwartung wider. Liegt diese – wie oben angeführt – heute bei etwa 80 Jahren, betrug diese 1871/1881 35,6 (Jungen) bzw. 38,5 (Mädchen) Jahre.
Maßgeblich für diesen hohen Anstieg ist die signifikante Senkung der Säuglings- und Kindersterblichkeit.17
Die Geburtenziffer ist seit 1871 ebenfalls stark gesunken. Sie lag mit ca. 4,7 Geburten pro Frau noch über der, die heute in Entwicklungsländern erreicht wird. Allerdings muss man dies relativieren; denn das Bestandserhaltungsniveau lag, bedingt durch die hohe Sterblichkeit bei Säuglingen und Kindern, bei 3,5 Geburten.18
Betracht man die Entwicklung der Geburtenziffern in jüngster Zeit über einen Zeitraum von 20 Jahren (1991-2011), zeigt sich bei deutschen Frauen kaum eine Veränderung. Bei ausländischen Frauen sieht dies aber anderes aus: lag die Ziffer 1991 noch knapp über zwei Geburten, ist diese bis 2011 auf 1,6 Geburten gesunken.10
Was im vorigen Abschnitt zu großen Problemen bei der Bevölkerungsprognose geführt hat, nämlich die Wanderungsbewegungen, war auch in der Vergangenheit ein hoher Unsicherheitsfaktor.
Starke Ausschläge nach oben stellten dar:
- die Gastarbeiterwanderung,
- das Ende des Kalten Krieges (ca. drei Mio. Zuwanderer),
- die Jugoslawienkriege.
Danach fiel Deutschland in der Gunst der Zuwanderer weit zurück. So konnte für das Jahr 2008 nur ein Wanderungsüberschuss von 4.800 Personen festgestellt werden.19
Dies war aber auch nur eine Momentaufnahme, da Destatis 2012 (s.o.)von einer niedrigen sechsstelligen Zuwanderung ausgeht, was sich heute, nur drei Jahre später, als deutlich zu niedrig erweist.
2.3. Bevölkerungssituation in Frankreich
Frankreich und Deutschland weisen eine lange gemeinsame und wechselvolle Geschichte auf, die bis in die Zeit Karls des Großen zurückweist.
1871 stellt nicht nur das Jahr der deutschen Reichsgründung dar, sondern auch das Ende des deutsch-französischen Kriegs.
Von den beiden Weltkriegen waren beide Länder gleichermaßen schwer betroffen.
Auch Babyboom und Pillenknick betrafen beide Länder.
Aus diesen gemeinsamen Entwicklungen und Wurzeln hin zu den heutigen modernen Demokratien, ist ein Bevölkerungsvergleich zwischen diesen beiden Ländern noch am ehesten möglich.
2.3.1. Bevölkerungssituation heute
Die in diesem Unterkapitel genannten Zahlen und Daten beziehen sich alle auf das Jahr 2012, sofern nicht anders angegeben.
[...]
1 Vgl. http://www.laenderdaten.de/bevoelkerung/trendprognose.aspx, Stand: 6.1.2015
2 Vgl. http://www.bib-demografie.de/DE/ZahlenundFakten/16/weltbevoelkerung_ node.html, Stand: 1.1.2015
3 Vgl. http://www.bmbf.de/de/20112.php, Stand: 1.1.2015
4 Vgl. http://de.statista.com/statistik/daten/studie/157841/umfrage/ranking-der-20-laender-mit-dem-groessten-bruttoinlandsprodukt/, Stand: 6.1.2015
5 Vgl. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/5472/bevoelkerungspyramide-v13.html, Stand: 7.1.2015
6 Vgl. http://www.laenderdaten.de/bevoelkerung/trendprognose.aspx, Stand: 6.1.2015
7 Vgl. https://www.zensus2011.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/Aufsaetze/2014_01_Zensus_Kompakt.pdf?__blob=publicationFile&v=3, Stand: 8.1.2015, S. 8
8 Vgl. Statistisches Bundesamt (2009), Bevölkerung Deutschlands bis 2060, 12. koordinierte Bevöl-kerungsvorausberechnung, S. 11
9 Vgl. Statistisches Bundesamt (2013) Statistisches Jahrbuch 2013, Wiesbaden, S. 35
10 Vgl. Statistisches Bundesamt (2009), Bevölkerung Deutschlands bis 2060, 12. koordinierte Bevöl-kerungsvorausberechnung, S. 13
11 Vgl. Statistisches Bundesamt (2009), Bevölkerung Deutschlands bis 2060, 12. koordinierte Bevöl-kerungsvorausberechnung, S. 12
12 Vgl. Statistisches Bundesamt (2013) Statistisches Jahrbuch 2013, Wiesbaden, S. 48
13 Vgl. Statistisches Bundesamt (2009), Bevölkerung Deutschlands bis 2060, 12. koordinierte Bevöl-kerungsvorausberechnung, S. 30
14 Vgl. https://www.zensus2011.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/ Aufsaetze/2014_01_Zensus_Kompakt.pdf, S. 11
15 Vgl. Statistisches Bundesamt (2009), Bevölkerung Deutschlands bis 2060, 12. koordinierte Bevöl-kerungsvorausberechnung, S. 32
16 Vgl. https://www.destatis.de/DE/UeberUns/Geschichte/Geschichte.html, Stand: 9.1.2015
17 Vgl. http://www.bib-demografie.de/DE/ZahlenundFakten/08/sterblichkeit_node.html, Stand: 9.1.2015
18 Vgl. http://www.bib-demografie.de/DE/ZahlenundFakten/06/Abbildungen/a_06_07_ zusgef_geburtenziffer_d_ab1871.html, Stand: 12.1.2015
19 Vgl. http://www.berlin-institut.org/publikationen/discussion-paper/ungleiche-nachbarn.html, Stand: 16.1.2015