Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Sigmund Freuds Kultur- und Religionskritik. Die Schriften zu Kultur und Religion nehmen in Freuds Gesamtwerk einen besonderen Platz ein. Sie spiegeln sein Bemühen wieder, auch die sozialen und kulturellen Phänomene innerhalb des psychoanalytischen Interpretationsmodells zu erfassen. Viele seiner Zeitgenossen haben gegen dieses Bemühen Widerspruch erhoben und Freuds Schriften haben sowohl zu seinen Lebzeiten als auch seit seinem Tod einige Kritik ausgelöst.
Im ersten Kapitel werden einführend einige Bemerkungen über Freuds persönliches Verhältnis zur Religion gemacht. Zudem wird die Frage geklärt, inwiefern die freudsche Kultur- und Religionskritik von seiner Psychoanalyse beeinflusst ist und es werden knapp die wichtigsten theoretischen Grundlagen der Psychoanalyse, die für das Vorhaben der vorliegenden Arbeit von Bedeutung sind, dargestellt.
Anschließend werden im zweiten, dritten und vierten Kapitel in chronologischer Reihenfolge die Werke Totem und Tabu (1912–1913), Die Zukunft einer Illusion (1927) und Das Unbehagen in der Kultur (1930) behandelt. Anhand wichtiger Hauptfragestellungen soll dem Leser ein Überblick über den Inhalt des jeweiligen Werkes gegeben werden, sowie gleichzeitig weiterführende, tiefergehende Erklärungen hinsichtlich der freudschen Kultur- und Religionskritik. Es soll dabei an geeigneter Stelle nicht versäumt werden, einen kritischen Standpunkt einzunehmen und die Stringenz der freudschen Ausführungen zu hinterfragen.
Freuds Art und Weise, Probleme der Kultur und der Religion darzustellen, kann nicht hingenommen werden, ohne die Frage nach seiner Methode aufzuwerfen. Dementsprechend soll im letzten Kapitel Freuds methodische Vorgehensweise untersucht und gleichzeitig bewertet werden. Damit soll auch die Frage beantwortet werden, welchen Beitrag Freud mit seiner Kultur- und Religionskritik geleistet hat und es sollen Anwendungsmöglichkeiten und Grenzen der freudschen Kultur- und Religionskritik aufzeigt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Voraussetzungen der Betrachtung
- 1. Freuds persönliches Verhältnis zur Religion
- 2. Einwirkung der Psychoanalyse
- 3. Theoretische Grundlagen
- 3.1. Der psychische Apparat
- 3.2. Das Menschenbild Freuds
- 3.3. Die psychosexuelle Entwicklung
- II. Totem und Tabu
- 1. Das Urverbrechen
- 2. Die Entstehung der Religion
- III. Die Zukunft einer Illusion
- 1. Religion als kulturbewahrende Institution
- 2. Die Kritik an der Religion
- 2.1. Religion als infantile Wunschvorstellung
- 2.2. Religion als Vatersehnsucht
- 3. Die Zukunft der Religion
- IV. Das Unbehagen in der Kultur
- 1. Die Leistungen der Kultur
- 2. Die Entstehung der Kultur
- 3. Das Verhältnis von Individuum und Kultur
- 3.1. Der Grundkonflikt
- 3.2. Das Schuldgefühl
- 3.3. Das kulturelle Über-Ich
- 3.4. Der Mensch in der Kultur
- V. Bewertung der freudschen Methode
- 1. Die zugrundeliegende Weltanschauung
- 2. Übertragung der Ergebnisse der Psychoanalyse
- 3. Ausgang von einem unzureichenden Wissenshintergrund
- 4. Reduktionismus
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Sigmund Freuds Kultur- und Religionskritik, insbesondere seine Werke "Totem und Tabu", "Die Zukunft einer Illusion" und "Das Unbehagen in der Kultur". Der Fokus liegt darauf, Freuds Interpretationen und Theorien in Bezug auf die Entstehung, Funktion und Zukunft der Religion zu beleuchten. Die Arbeit untersucht zudem Freuds Methode und ihre Grenzen.
- Die Entwicklung von Freuds Kultur- und Religionskritik
- Die Rolle des Ödipuskomplexes in der Entstehung der Religion
- Die Funktion der Religion in der Kultur und ihre gesellschaftliche Relevanz
- Die Kritik an der Religion als infantile Wunschvorstellung und Vatersehnsucht
- Freuds methodische Vorgehensweise und seine anthropologische Perspektive
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt Freuds Kultur- und Religionskritik im Kontext seines Gesamtwerks dar und hebt die besondere Bedeutung dieser Schriften für sein Schaffen hervor. Sie beleuchtet die Gründe für die Entstehung dieser Schriften und erläutert das Anliegen der vorliegenden Arbeit.
I. Voraussetzungen der Betrachtung
Dieses Kapitel befasst sich mit den prägenden Einflüssen auf Freuds Kultur- und Religionskritik, insbesondere mit seinem persönlichen Verhältnis zur Religion, der Einwirkung der Psychoanalyse und den wichtigsten theoretischen Grundlagen seiner Psychoanalyse.
II. Totem und Tabu
Dieses Kapitel untersucht Freuds Werk "Totem und Tabu", das die Entstehung des Totemismus und der Religion aus der Sicht der Psychoanalyse beleuchtet. Der Fokus liegt auf Freuds Theorie des Ödipuskomplexes und seiner Bedeutung für die Entwicklung von Tabus und religiösen Institutionen.
III. Die Zukunft einer Illusion
Dieses Kapitel behandelt Freuds "Die Zukunft einer Illusion", in dem er die Religion als kulturelles Phänomen analysiert. Er diskutiert die Funktion der Religion in der Gesellschaft und untersucht die Rolle von Religion in der modernen Welt.
IV. Das Unbehagen in der Kultur
In diesem Kapitel werden die zentralen Thesen aus Freuds Werk "Das Unbehagen in der Kultur" vorgestellt. Es geht um die Frage, wie Kultur und Individuum im Spannungsverhältnis zueinander stehen, welche Leistungen die Kultur erbringt und wie die Kultur durch die Triebverdrängung des Menschen geprägt ist.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe dieser Arbeit sind Sigmund Freud, Psychoanalyse, Kulturkritik, Religionskritik, Ödipuskomplex, Totemismus, Infantilität, Wunschvorstellung, Triebverzicht, Kultur, Gesellschaft, Religion, Religionsphilosophie.
- Quote paper
- Tatjana Stuhlmann (Author), 2013, Kultur- und Religionskritik im Werk Sigmund Freuds, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/293479