Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Allgemeine Bedingungen
2.1. Äußere Gegebenheiten
2.2. Das neue Konzept der Schule
2.3. Außenkontakte und Schulwechsel
2.3.1. Außerschulische Kooperationen
2.3.2. Öffnung der Schule
2.4. Gesetzliche Grundlagen
2.5. Innerschulische Kooperation
2.6. Aufgabenspektrum von Klassenlehrern und Fachlehrern
2.7. Angebote außerhalb des obligatorischen Unterrichts
3. Spezielle Aufgabenstellung
3.1. Selbstständiges Agieren der Schule
3.2. Außerschulische Projekte
3.3. Die Arbeit als integrative Schule
4. Die Hospitationsaufgabe
4.1. Ganzheitliches Lernen
4.1.1. Praktische Umsetzung
4.2. Soziales Lernen
4 2.1. Praktische Umsetzung
5. Die Struktur von Unterrichtstunden, der frei gewählte Schwerpunkt
6. Fazit
7. Abkürzungsverzeichnis und Wichtiges (andere Formulierung)
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Schon seit dem Beginn meines Studiums wollte ich den gesamten Schulalltag einmal aus der Sicht eines Lehrers miterleben. Ich war gespannt, diesen einmal von der anderen Perspektive nicht als Schüler, sondern als Pädagoge betrachten zu können. Außerdem war ich begierig darauf, die bis dahin erlernten pädagogischen Theorien in der Praxis beobachten zu können und gegebenenfalls auch im Verlauf meines Praktikums selbst anzuwenden zu dürfen. Des Weiteren wollte ich mir nun einen unverkennbareren Eindruck davon verschaffen, welche Position ich zurzeit in Bezug auf meinen späteren Beruf als Lehrer besitze. Das heißt, ich wollte eine untrügliche Antwort auf die Frage, ob ich es mir aufrichtig vorstellen konnte das Berufsfeld des Lehrers zu ergreifen.
Mitunter erwartetet ich durch mein Praktikum auch das „System Schule“ durchschauen zu können. Das bedeutet erfahren zu können, wie Schule im Grunde genommen funktioniert und wie andere Schulen untereinander und im Unterschied zu meiner Praktikumsschule agieren. Ich wollte Vergleiche schließen können.
Letztendlich entschloss ich mich, das Orientierungspraktikum an einer reformpädagogischen Schule zu absolvieren. Die Montessori Schule in X. war dementsprechend genau das, was ich wollte. Ich hospitierte in einer jahrgangsübergreifenden Ebene, der Stufe I. Es war eine Ebene in der die Klassen 1.-3 unterrichtet wurden. Leider hatte ich nicht die Möglichkeit in der II. Stufe oder in höheren Stufen zu verbleiben, doch gab es teilweise die Gelegenheit, dass ich kurzweilig andere Klassen besuchen konnte.
Ich interessierte mich für eine reformpädagogische Schule, da ich selbst immer sehr viele Kritiken in den Medien auffing und beobachtete. Dadurch angeregt las ich allerlei zu den verschiedenen Konzeptionen der Schule. Doch überzeugen konnte mich meist keine Position, weder positive als auch negative Darlegungen und Beispiele. Infolgedessen beabsichtigte ich mir meinen eigenen Standpunkt zu bilden und an eine reformpädagogische Schule zu gehen. Ich stellte mir Fragen in Bezug auf das gemeinsame Unterrichten der Klassen 1.- 3. Wie funktioniert ebendies genau? Außerdem mochte ich mehr erfahren zu dem gegenseitigen „Respektieren“ der Kinder untereinander, mit all ihren Stärken, Schwächen und Besonderheiten. Allgemein erwartete ich, dass ich mir auf diese Weise meine persönliche Haltung schaffen könnte. Wird und kann das Konzept der Schule erfüllt werden?
Durch die Montessori-Pädagogik wollte ich jedoch auch neue Anreize sammeln für meinen eigenen späteren Unterricht. Kann den das spielende Lernen an den Schulen wirklich funktionieren und könnte ich darin einiges Positives herausnehmen? Überdies war ich neugierig auf die unterschiedlichen Materialien1 der Montessori –Pädagogik, mit denen die Kinder die unterschiedlichsten Themenbereiche erarbeiten. Weiterhin erweckte meine Aufmerksamkeit die Freiarbeit und das Lernen in kleinen Gruppen sowie die offene Arbeit im Sitzkreis.
Gespannt zu erfahren war ich grundsätzlich, wie das Lehrer-Schüler-Verhältnis sein wird. Mich interessierte, wie die Lehrer mit den Schülern umgehen und gleichsam wie die Schüler sich verhalten gegenüber ihrem Lehrer, insbesondere auf welche Art und Weise sie auf die unterschiedlichen Lehrer reagieren. Mitunter fragte ich mich, ob es möglich war die Kinder in den vier Wochen wirklich kennenlernen zu können. Kann es funktionieren sie in dieser Zeit einschätzen zu können, zu erfahren, wo ihre Schwächen und ihre Stärken liegen? Könnte es mir sogar gelingen sehr auffällige Kinder zu entdecken? Vor allem interessierten mich Konfliktsituationen zwischen Lehrern und Schülern, präzise gesagt, wie gehen Lehrer in solchen Gegebenheiten vor, wie reagieren die Schüler auf ihr Verhalten und wie sehr kann solch ein Konflikt ausarten?
Meine Wünsche an das Praktikum sind, dass ich gut in den gesamten Schulalltag integriert werde, um möglichst vielfältige Eindrücke zu sammeln. Außerdem möchte ich allerlei Kontakt zu den Schülern aufbauen, damit ich auch im Umgang mit ihnen Erfahrungen machen kann. Dadurch kann ich mir auch vorstellen, einen genaueren Einblick in ihre Lebenswelt zu erhaschen. Ich mochte erfahren, was die Kinder am Nachmittag machen. Gehen sie ihren Hobbys nach, spielen sie mit ihren Freunden, gehen sie nach Hause oder bleiben Sie im Hort. Wie ist das Verhältnis zu ihren Eltern? Sind ihre Eltern sehr beschäftigt, können sie für die Kinder noch kochen oder schicken sie ihre Kinder in den Hort?
All das wollte ich im Zuge meines Praktikums erfahren.
2. Allgemeine Bedingungen
Meine Praktikumsschule zählt gewiss zu den reformpädagogischen Schulen. Es ist eine Montessori Schule, die nach den pädagogischen Prinzipien Maria Montessoris gestaltet ist.2 Dementsprechend ist der Schulalltag, sowie der Unterricht und die damit einhergehende Erziehung in besonderer Weise gestaltet. (Dazu später mehr)
Die Montessori Grundschule mit Orientierungsstufe liegt im Helsinkiring 5 in X.. Die Schule befindet sich demnach nicht in der Innenstadt, sondern vielmehr im östlichen Teil der Stadt. 1994 erhielt der private Schulträger die Genehmigung zum Bau der Schule. Es begann mit einer Klasse von 20 Schülern und einem Lehrer.3 Im Verlauf der Zeit wurde der Antrag zur Erweiterung der Grundschule mit dem Anschluss einer zusätzlichen Orientierungsstufe gestellt.
Insgesamt werden an der Schule nun ca. 200 Schüler der Klassen 1-6 in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen unterrichtet. Diese Klassen teilen sich in zwei Stufen auf und in weitere ganze sieben Ebenen.4 In der Stufe I werden die Jahrgangsstufen 1 bis 3 und in der Stufe II die Jahrgangsstufen 4 bis 6 beschult. Die 30 bis 38 Schüler einer Ebene werden in der Regel drei Jahre von zwei Stufenleitern begleitet.
Die Schüler besuchen diese Schule aus den unterschiedlichsten Orten. Das heißt, ein großer Teil der Schüler kommt aus der Stadt X.. Jedoch leben die Kinder nicht nur in dem näheren Umfeld (ca. 2 km Entfernung), sondern auch in entfernteren Teilen der Stadt. Anderseits stammt ca. ein Drittel der Schüler aus umliegenden Dörfern. Des Weiteren werden auch Kinder aus X., Xx. oder von Xxx. jeden Tag hergebracht.5
Die Schule integriert daneben seit 1992 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf und Kinder mit Hochbegabung. Seit der Schulgründung strebt sie zudem das Inklusionsmodell einer Schule an, sodass Kinder mit und ohne Behinderung in einem inklusiven Umfeld miteinander lernen können.
2.1. Äußere Gegebenheiten
Die Gesamtfläche der Schule umfasst ca., auf denen sich zwei Schulgebäude verteilen und der Schulhof. Das größere Schulgebäude teilt sich in drei Etagen. In diesem befinden sich jedoch nicht nur einige der Ebenen, sondern auch noch ein großer Speisesaal als auch der 2004 eröffnete Hortclub6 und das 1996 eingegliederte Kinderhaus7 im 1. Stock. Im 2. Stock ist zusätzlich der Große Hort und der Kleine Hort untergebracht. Diese wurden ebenfalls durch Anträge des Trägers 1997 eingeschlossen. Teilweise werden die Räumlichkeiten zusätzlich von außerschulischen Kooperationspartnern genutzt.
Im zweiten Schulkomplex ist die „Terra-Ebene“ untergebracht. Hier lassen sich ein riesiger Theatersaal, ein sehr geräumiges Klassenzimmer, sowie eine Bibliothek auffinden. Im Jahr 2013 wird der Schulkomplex durch einen Neubau erweitert. In diesen werden die Klassenstufen 4. bis 9. einziehen.
2.2. Das neue Konzept der Schule
Allgemein muss dazu erwähnt werden, dass die Montessori Schule ab dem nächsten Schuljahr zu einer weiterführenden Schule umgestaltet wird. Umbaumaßnahmen beginnen und eine generelle Umstrukturierung findet statt. Das heißt an die I. und II Stufe schließt eine III. Stufe an. In dieser werden Kinder der Klassen 7. bis 9. unterrichtet. Die erste 7. Klasse des neuen Konzeptes wird im Herbst mit dem Schuljahr 2012/ 2013 beginnen. An die III. Stufe schließt sich zusätzliche eine IV. Stufe, zu der die Jahrgangsstufe 10 gehört. Die Montessori Schule wird in der Zukunft die Klassenstufen 1.-10. führen.
2.3. Außenkontakte und Schulwechsel
Die privaten Träger der Schule sind die Aktion Sonnenschein und die Universität X..
Durch die Zusammenarbeit und Vernetzung mit anderen Schulen möchte die Montessori Schule die Entwicklung der Ganztagsschulen fördern. Daher schlossen sich die Regionale Schule E.M. Arndt, das Alexander - von - Humboldt- Gymnasium, als auch die Montessori Schule 2007 zu einem Netzwerk zusammen, um ein gemeinsames reformpädagogisches Angebot vom Kinderhaus bis zu den Schulabschlüssen „Berufsreife“ (früher Hauptschulabschluss), „Mittlere Reife“ (früher Realschulabschluss) und „Allgemeine Hochschulreife“(Abitur) zu schaffen.
Schüler eines sechsten Jahrgangs haben die Möglichkeit zu diesen Schulen zu wechseln. Auf dem Humboldtgymnasium (5.- 12. Klasse) werden sie dann pro Jahrgang in einer extra Klasse mit reformpädagogischem Profil unterrichtet. An der Ernst-Moritz-Arndt Schule (5.- 10. Klasse) ist es ähnlich. Nach der Einführung des neuen Konzepts besteht die Option, dass die Schüler der sechsten Klasse an der Montessori-Schule bleiben und dort die Schullaufbahn weiterführen.
Nach der 10. Klasse können sie Schüler trotzdem ihre Hochschulreife auf dem Humboldt-Gymnasium erlangen. Dazu müssen sie jedoch eine zusätzliche Fremdsprache lernen.
2.3.1. Außerschulische Kooperationen
Es existieren verbindliche Kooperationen zu einigen Institutionen und Vereinen sowie Betrieben. Hierdurch soll das schulische Leben gefördert werden. Zu den Kooperationen zählen z. B. die Kunstwerkstätten, die Universität X., die Stadtbibliothek, das Theater X., das Pommersche Landesmuseum, die Segelschule, die Musikschule, die Papiermanufaktur in Stralsund und noch einige Betriebe wie z. B. Bäckereien. Die Besuche oder aktive Mitgestaltung dieser Organisationen bereichert das Schulleben sehr und die Programme und Aktionen finden nicht selten auch am Nachmittag oder Wochenende statt. Besonders in Projekten8 oder Werkstätten9 werden die außerschulischen Netzwerke gerne genutzt. Außerordentlich wichtig ist auch der Kontakt zum Theater, wo schon einige der Theaterstücke, der Montessori-Schule anzusehen waren.
2.3.2. Öffnung der Schule
Bei der Gestaltung des Unterrichts werden oft die Kooperationen, die Netzwerke und andere Einrichtungen der Hansestadt X. mit einbezogen. Das heißt die Schüler gehen z. B. in die Stadtbibliothek, besuchen die Universität oder die Papiermanufaktur in Stralsund. Sofern es möglich ist, werden die Kooperationspartner wie die Musikschule oder die Kunstwerkstätten in Projekte und Arbeitskonzepte mit eingeschlossen. Dies fördert eine lebendige Unterrichtgestaltung und unterstützt die Kinder in ihrem Lernen.
Ferner besteht der Kontakt zum Ortsteilrat, wobei es immer um Förderung und Weiterentwicklung der Wohnumgebung der Schule geht. Das heißt z. B. um Sicherheit auf dem Weg zur Schule. Des Weiteren ist die Montessori Schule gerne bereit Praktikanten oder andere Freiwillige hospitieren zu lassen. Die Schule ist demnach geöffnet für Dritte. Weiterhin arbeitet sie mit anderen Bereichen des Trägers Aktion Sonnenschein e. V. zusammen. Dazu zählen z. B. die ambulante und mobile Frühförderstelle oder der Montessori-Hort.
2.4. Gesetzliche Grundlagen
Die Schule ist eine allgemeinbildende Schule in freier Trägerschaft. Sie hat den Status einer staatlich genehmigten Ersatzschule. Als Ersatz für den Schulträger tritt die Aktion Sonnenschein Mecklenburg-Vorpommern ein.
„Die Schule ist im Bereich der Grundschule eine volle Halbtagsschule mit integriertem Hortangebot. Die IGS-Montessori wird als vollgebundene Ganztagsschule geführt. Die Urkunde „Schule in Ganztagsform“ erhielten wir vom Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur.“10
Die Montessori-Schule integriert seit 1994 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf und Kinder mit Hochbegabung. Seit Schulgründung strebt die Schule ein inklusives Schulmodell an. Jede Integration eines sonderpädagogischen Kindes ist Fall des Schulamtes.
In den Bildungszielen und Bildungsgrundsätzen stimmt die Schule mit den § 3 und § 4 des Schulgesetzes M-V (2009) überein. Das Schulgesetz bietet die Möglichkeit zur Gestaltung des Schulgesetzes nach der Pädagogik Maria Montessoris.11
2.5. Innerschulische Kooperation
Die Schule fördert die Elternarbeit, das heißt, Eltern sollen und können sich gerne aktiv am Schulleben beteiligen. Das heißt, sie können dem Elternrat beitreten, an Projekten, Schulausflügen und –veranstaltungen teilnehmen oder direkt jeden Tag, z. B. bei der Essensausgabe Unterstützung leisten. Der Elternrat wird jährlich gewählt von den Eltern jeder Ebene. Der Rat erörtert zu unterschiedlichen, aktuellen Themen, die das Schulleben betreffen. Elternrat und Lehrkräfte arbeiten wiederum zusammen in themenzentrierten Gruppen.
Jeweils drei Lehrkräfteteams betreuen die inhaltlichen und organisatorischen Abläufe der Stufen I.- III.12 Das Team trifft sich ca. einmal im Monat zur Beratung. Die Schulkonferenz setzt sich daran anschließend aus jeweils drei Schülern, Eltern und Lehrkräften zusammen.
2.6. Aufgabenspektrum von Klassenlehrern und Fachlehrern
Die Basis der Schule bildet die Pädagogik Maria Montessoris13, diese unterstützt die Individualität der Kinder und die freie Entfaltung des Kindes in seiner Entwicklung. Wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Arbeit an der Montessori-Schule ist, dass jede Lehrkraft das Prinzip der Schule mittragen kann und dessen Inhalte lebt.
[...]
1 In der Schule werden zu unterschiedlichen Themen verschiedene spezielle Montessori- Materalien ausgelegt, mit denen sich die Schüler beschäftigen können.
2 Vgl. Böhm, Winfried: Maria Montessori: Einführung und zentrale Texte.
3 Vgl. Hase, Petra: Montessori Schule will sich nächstes Jahr erweitern.
4 Zu diesen Ebenen der Stufe I gehören die blaue, gelbe, weiße und orange Ebene. Zur Stufe II zählen die grüne, rote und die Terra Ebene.
5 Vgl. Ostsee-Zeitung: Leiter schlägt Alarm: Neubau könnte scheitern.
6 Eine kleiner Betreuungsraum, in dem nur noch die wenigen Kinder am späten Nachmittag, zum Ende der Hortzeit betreut werden.
7 Der Begriff bezeichnet nach Maria Montessori, eine pädagogische Betrauungsstätte für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren. Sie ähnelt dem Kindergarten.
8 Das Schulprojekt wird auf Seite 10 genauer beschrieben.
9 Die Werkstatt wird auf Seite 11 genauer beschrieben.
10 Konzeption der Montessori Schule in X.: Konzeption der Montessori- Schule in X..
11 Vgl. s.o.
12 Diese Struktur sieht das neue Schulkonzept vor.
13 Konzeption der Montessori Schule in X.: Konzeption der Montessori- Schule in X..