Politikverdrossenheit ist ein, wenn nicht das Schlagwort, auf welches man trifft, wenn man sich mit alternativen Partizipationsmöglichkeiten abseits des aktiven und passiven Wahlrechts auseinander setzt. Das damit beschriebene Desinteresse an der politischen Aktivität wurde bereits 1966 von Ernst Fraenkel unter dem Stichwort Parlamentsverdrossenheit beklagt . Das Wort wurde erst ‚Wort des Jahres‘ (1992) und kurz darauf in den Duden aufgenommen. Dieses Phänomen birgt besondere Herausforderungen sowohl für Politikwissenschaftler als auch für Politiker und Institutionen. Denn seit Jahren sinken Wahlbeteiligung und die Mitgliederzahlen in den Parteien kontinuierlich.
Gleichzeitig fordern Bürger aber regelmäßig neue Beteiligungsformen – die Zahl der Bürgerbegehren, Petitionen und Bürgerentscheide steigt ebenso mit jedem Jahr.
So warnen Politikwissenschaftler einerseits davor, dass eine Ausweitung direkter Beteiligung nur elitäre, gut gebildete Schichten bevorzuge, die Politik unberechenbar machte und eine ‚Demokratisierung der Demokratie‘ in Frage gestellt werden würde.
Zum anderen zeigen erfolgreiche Beispiele der Bürgerbeteiligung, beispielsweise Verfahren die bei Benchmark-Studien oder Beispielsammlungen guter Praxis gut abgeschnitten haben, das Potential solcher Beteiligungsformen und dass damit durchaus eine erfolgreiche Beteiligung der Bürger erreicht werden kann.
Allerdings gibt es auch uns mahnende Verfahren, beispielsweise der Bürgerentscheid in Baden-Württemberg zum Thema „Stuttgart 21“, welcher zwar die Sachlage klärte indem sich die Mehrheit der Bürger für das Großprojekt votierte, die Fronten zwischen den Bürgern und der Politik und Verwaltung allerdings verhärtet blieben.
Darüber hinaus kann Bürgerbeteiligung auch scheitern. So riss beispielsweise das Neusser Mediationsverfahren zum neuen Abfallbewirtschaftungskonzept tiefere Gräben, als es Wogen glätten konnte.
Die Betrachtung solch gescheiterter Verfahren führt unweigerlich zu der Frage, wie sich Erfolg und Misserfolg von solchen Verfahren messen lassen. Hier gibt es mehrere Ansätze, beispielsweise könnte man den Output oder die Legitimität des Verfahrens beurteilen. Diese Arbeit legt den Fokus allerdings nicht auf die Frage nach einem Messkonzept für Bürgerhaushalte, sondern auf die analytische Frage‚ welche Faktoren einen Einfluss auf den Erfolg eines Bürgerhaushalts haben. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erfolgsfaktoren von Bürgerhaushalten
- Bürgerhaushalte als Partizipationsform
- Erfolgsfaktoren
- Entwicklung des Analyseinstruments
- Vorstellung der Fallbeispiele
- Erfolgsfaktoren in den Fallbeispielen
- Zusammenfassung der Ergebnisse
- Vergleich der Erfüllung der Erfolgsfaktoren
- Fazit
- Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Erfolgsfaktoren von Bürgerhaushalten in sechs deutschen Kommunen. Ziel ist es, ein Set an Erfolgsfaktoren zu identifizieren und theoretisch herzuleiten, um dieses anschließend an die Fallbeispiele anzuwenden. Die Ergebnisse sollen Aufschluss darüber geben, welche Faktoren einen Einfluss auf den Erfolg von Bürgerhaushalten haben und welche Faktoren in der Praxis besonders relevant sind.
- Partizipationsformen und Bürgerbeteiligung
- Erfolgsfaktoren von Bürgerhaushalten
- Vergleichende Analyse von Bürgerhaushalten in verschiedenen Kommunen
- Relevanz der Erfolgsfaktoren für die Praxis
- Bewertung des Erfolgs von Bürgerhaushalten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema Bürgerhaushalte und die Bedeutung von Bürgerbeteiligung in den Kontext der politischen Partizipation. Sie beleuchtet die Herausforderungen und Chancen von Bürgerhaushalten und führt in die Thematik der Erfolgsfaktoren ein.
Das Kapitel „Erfolgsfaktoren von Bürgerhaushalten“ definiert zunächst den Begriff des Bürgerhaushalts und erläutert die verschiedenen Formen der Bürgerbeteiligung. Anschließend wird ein Analyseinstrument entwickelt, das sieben Erfolgsfaktoren umfasst: Backup, Erläuterung, Information, Betreuung, Output, Rechenschaftsaktivitäten und Inklusion. Die einzelnen Faktoren werden im Detail beschrieben und ihre Bedeutung für den Erfolg von Bürgerhaushalten erläutert.
Im Kapitel „Vorstellung der Fallbeispiele“ werden die sechs ausgewählten Kommunen mit ihren jeweiligen Bürgerhaushalten vorgestellt. Für jede Kommune werden die wichtigsten Informationen zum Bürgerhaushalt, wie z.B. die Zielsetzung, die Durchführung und die Ergebnisse, zusammengefasst.
Das Kapitel „Erfolgsfaktoren in den Fallbeispielen“ analysiert die Erfüllung der sieben Erfolgsfaktoren in den sechs Fallbeispielen. Für jede Kommune werden die einzelnen Faktoren anhand der Daten und Informationen aus dem jeweiligen Bürgerhaushalt bewertet und die Ergebnisse zusammengefasst.
Die „Zusammenfassung der Ergebnisse“ fasst die wichtigsten Erkenntnisse aus der Analyse der Erfolgsfaktoren in den Fallbeispielen zusammen. Sie zeigt auf, welche Faktoren in den verschiedenen Kommunen besonders relevant waren und welche Faktoren einen positiven Einfluss auf den Erfolg der Bürgerhaushalte hatten.
Das Kapitel „Vergleich der Erfüllung der Erfolgsfaktoren“ vergleicht die Erfüllung der sieben Erfolgsfaktoren in den sechs Fallbeispielen. Es werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Erfüllung der Faktoren herausgestellt und die Ergebnisse in Bezug auf die Relevanz der einzelnen Faktoren für den Erfolg von Bürgerhaushalten interpretiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Bürgerhaushalte, Bürgerbeteiligung, Partizipation, Erfolgsfaktoren, Kommunalpolitik, Vergleichende Analyse, Fallbeispiele, Backup, Erläuterung, Information, Betreuung, Output, Rechenschaftsaktivitäten, Inklusion.
- Citar trabajo
- Philipp Sternad (Autor), 2014, Erfolgsfaktoren von Bürgerhaushalten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/293797