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Inhalt
1 Einleitung
2 Seminarangebot zur gesunden Führung
3 Gesundheits coaching für Führungskräfte
4 Trainings im Umgang mit Konflikten und zur Stressbewältigung
5 Modell der gegenseitigen Unterstützung von Führungskräften
6 Literaturverzeichnis (inklusive weiterführender Literatur)
1 Einleitung
Personalführung bezieht sich auf alle unmittelbaren, wechselseitigen Interaktionsprozesse, die zwischen der Führungskraft und dem geführten Mitarbeiter stattfinden und eine Verhaltensauslösung oder -steuerung bewirken.[1] Die Führungskraft hat dadurch direkten Einfluss auf gesundheitsfördernde oder -schädigende Verhaltensmuster ihrer Mitarbeiter.
In dieser Arbeit sollen mögliche Maßnahmen dargestellt werden, welche die Führungskräfte bei der Entwicklung einer gesunden Führung unterstützen können. Ausgangspunkt bildet ein Seminarangebot zur gesunden Führung, das die Grundlage für die anstehenden Veränderungsprozesse und der Weiterentwicklung zu einer gesunden Unternehmenskultur schafft.
2 Seminarangebot zur gesunden Führung
Basierend auf den vorangegangenen Ausführungen zur gesunden Führung soll ein Beispiel für ein Seminar in zwei Modulen zur gesunden Führung entwickelt werden (Abbildung 1). Das erste Modul ist inklusive eines persönlichen Gesundheits- und Fitnesschecks für zwei Tage konzipiert, da gerade Gesundheitschecks sich sehr gut eignen, das Interesse der Führungskräfte für Gesundheit zu wecken.[2] Für das zweite Modul sind zweieinhalb bis drei Tage vorgesehen. Sinnvoll ist es, die Module mit einem gewissen Zeitabstand zu besuchen, um der Führungskraft die Möglichkeit zu einer Veränderung ihres eigenen Gesundheitshandelns zu geben. Der Veränderungsprozess sollte im zweiten Modul nochmals aufgegriffen und reflektiert werden, um die Nachhaltigkeit zu verbessern.
Seminarkonzept „Gesunde Führung“
Zielsetzung
- Sensibilisierung der Führungskräfte für ihre eigene Gesundheit
- Maßnahmen zur persönlichen Gesundheitsförderung kennen lernen
- Analyse des eigenen Führungsstils
- Gesundheitsgefahren erkennen und verhindern
- gesundheitsfördernde Verhaltensweisen entwickeln und einüben
- gesundheitsgefährdende Organisationsstrukturen erkennen und abbauen und gesundheitsfördernde Strukturen aufbauen
Inhalte
Modul 1: Die gesunde Führungskraft
1. Bedeutung der Gesundheit
a) Definition von Gesundheit und Stress
b) Folgen von gesundheitsgefährdenden Verhaltensweisen
c) Entwicklung und Veränderung des Krankenstandes in Unternehmen
2. Das Belastungs-Beanspruchungs-Modell
a) Belastungen im Arbeitsalltag
b) Beanspruchungen im Arbeitsalltag
c) Umgang mit Ressourcen
3. Entwicklung eines individuellen Gesundheitsprogramms
a) Analyse des eigenen Verhaltens
- Welche Situationen setzen mich unter Stress?
- Welche Stressoren habe ich?
- Welche Gesprächssituationen lösen Stress bei mir aus?
- Wie gehe ich mit Stress um?
- Welche Risikofaktoren habe ich?
b) Wege zu einem gesundheitsorientierten Verhalten
- Regeneration und Erholungsphasen
- Alltagsbewegung und Sport
- gesunde Ernährung im Arbeitsalltag
- präventive medizinische Maßnahmen
Modul 2: Der gesunde Führungsstil
1. Zusammenhang zwischen Gesundheit, Leistung und Kommunikation
a) Zusammenhang zwischen Krankenstand und Führungsverhalten
b) Einfluss des Führungsverhaltens auf die Mitarbeiter: gesundheitsförderliches vs. gesundheitsgefährdendes Verhalten
c) Erkennen von psychischen Erkrankungen
2. Die Rolle der Führungskraft
a) Verantwortung für die Einhaltung von gesetzlichen Bestimmungen
b) Gestaltung des Arbeitsumfeldes
c) Vorbildfunktion
d) Kommunikation und Motivation der Mitarbeiter
3. Analyse des eigenen Führungsstils
a) Wie sehe ich meine Rolle als Führungskraft?
b) Welche Werte sind die Basis meines Führungshandelns?
4. Instrumente zur Förderung eines gesunden Führungsstils
a) stärken- und ressourcenorientierte Kommunikation
b) Erarbeitung eines Wertesystems: Betrachtung der eigenen Werte, der Werte der Mitarbeiter und des Unternehmens
c) Einüben einer wertschätzenden Gesprächsführung
d) Entwicklung von Motivatoren für das Mitarbeiterteam
e) Transparenz und Offenheit bei unternehmerischen Entscheidungen durch Weiterentwicklung der Informationsformen
f) Wahrnehmung der Verantwortung
Methoden
- Expertenvorträge
- Rollenspiel mit Videoanalyse
- (Partner-)Übungen
- Gruppenarbeit
- kreative Methoden
- Diskussionen
- Ideenfindung
- Aufstellungsübung
- Tests
- Checklisten
- Entspannungsübungen
- Gesundheitscheck
Abbildung 1: Seminarkonzept „Gesunde Führung“
Der Schwerpunkt des ersten Moduls liegt in der Sensibilisierung der Führungskräfte für ihre eigene Gesundheit und die ihrer Mitarbeiter. Ziel ist es, die gesunde Selbstführung zu verbessern und ihre Vorbildfunktion besser wahrnehmen zu können. Im zweiten Modul liegt der Schwerpunkt auf der Reflexion des eigenen Führungsstils und die Veränderung zu einem gesundheitsorientierten Stil.
Wie bei allen Seminaren besteht auch hier die große Herausforderung des Praxistransfers.[3] Die Seminarumgebung ist in der Regel deutlich weniger komplex als die Arbeitsumgebung. Zu Beginn des Seminars sollte deshalb ein Aktionsplan definiert werden, der beschreibt, wie das Gelernte in die Praxis umgesetzt werden soll. Dazu müssen konkrete Ziele und Maßnahmen, die zur Zielerreichung führen, formuliert werden.
Hilfreich ist ein Lerntagebuch, welches den aktiven, selbst gesteuerten Lernprozess fördert und als persönliches Reflexions- und Transferinstrument dient. Ein Lerntagebuch ermöglicht die Rückschau über erfolgreiche und erfolglose Handlungen.[4] Insbesondere im Bereich der (gesunden) Führung lassen sich Handlungen oftmals erst auf lange Sicht beurteilen, weshalb sich aus den niedergeschriebenen Erfahrungen mögliche Ansätze für zukünftiges Verhalten ergeben.
3 Gesundheits coaching für Führungskräfte
Gesundheits coaching zielt auf die Sensibilisierung der Führungskräfte hinsichtlich ihrer Möglichkeiten der Einflussnahme auf die eigene Arbeitszufriedenheit und Gesundheit, aber auch die der Mitarbeiter. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Entwicklung personaler Ressourcen und Kompetenzen und unterstützt die Anpassung an die gesundheitsorientierte Gestaltung von Arbeitsprozessen.[5]
Ziel des Gesundheits coachings ist es, die Führungskraft darin zu unterstützen, die eigene Vitalität und Leistungsfähigkeit zu steigern, die Entspannungsfähigkeiten zu verbessern, die Ernährungsgewohnheiten umzustellen, eine schnelle Erholung zu erreichen, Belastungen besser zu bewältigen, eine bewegungsaktive Lebensführung zu beginnen, den Willen zu Veränderungen zu verstärken und einen positiven Selbstbezug und eine gesundheitsförderliche Grundhaltung zu entwickeln. Es geht also um die ganzheitliche Betrachtung der Gesundheit der Führungskraft und knüpft an den klassischen Feldern (u.a. Bewegung, Ernährung, Umgang mit Stress, Arbeitsorganisation) des betrieblichen Gesundheitsmanagements an.[6]
Insbesondere bei einschneidenden Veränderungen der Karriere oder in Umbruchphasen im Leben der Führungskraft (z.B. psychophysische Einschränkungen aufgrund von chronischen Erkrankungen, Geburt eines Kindes, Umstrukturierungen, Ausscheiden aus dem Berufsleben) kann der Coach unterstützend eingreifen und die Führungskraft zu einem gesundheitsorientierten Verhalten hinführen.[7] Darüber hinaus soll die Führungskraft ihr eigenes Führungshandeln und ihre Rolle als Führungskraft in Bezug auf eine gesundheitsorientierte Führung reflektieren und das Bewusstsein für die Einflussmöglichkeiten auf die Mitarbeitergesundheit geschaffen werden.
Wie auch beim klassischen Coaching hat der Gesundheits coach die Aufgabe, den Rahmen der Begleitung für den Entwicklungsprozess seines Klienten zu strukturieren. Er wählt zudem kompetent die geeigneten Methoden aus und bietet die im Coaching notwendige Außenperspektive. Dazu muss der Coach über ein breites Wissen im Bereich Gesundheit verfügen, um mit dem Klienten Wege erarbeiten zu können, wie er gesundheitsorientierte Veränderungen in seinem Leben vornehmen kann. Außerdem sollte er in der Lage sein, seinem Klienten Hilfestellung bei der Erschließung von nicht selbst zu erbringenden Fachdienstleistungen (z.B. Ernährungsberatung, Raucherentwöhnung, etc.) zu geben.[8]
Letztendlich kann Gesundheits coaching für Mitarbeiter auf allen Ebenen eingesetzt werden. Jedoch dürfte aus Kostengründen ein Einsatz auf Mitarbeiterebene für die meisten Unternehmen nicht realisierbar sein. Da jedoch die Führungskräfte eine Schlüsselrolle und Vorbildfunktion bei gesundheitsorientiertem Verhalten einnehmen und ihre Ausfallkosten bei Krankheit besonders hoch sind, lohnt sich insbesondere die Investition auf dieser Ebene. Die Führungskräfte sind gezwungen, sich mit ihrem Führungshandeln in Bezug auf ihre eigene Gesundheit und die Gesundheit ihrer Mitarbeiter auseinanderzusetzen. Da die Führungsrolle viele Stressoren mit sich bringt, ist es wichtig, dass die Führungskraft zu einer gesunden Selbstführung in der Lage ist, denn nur so kann sie ihre Rolle im Rahmen der gesunden Führung wahrnehmen.[9]
4 Trainings im Umgang mit Konflikten und zur Stressbewältigung
Schulungsmaßnahmen und Trainings im Umgang mit Konflikten und zur Stressbewältigung unterstützen die Führungskräfte in ihrer Selbstwahrnehmung und Selbstführung. Mögliche konkrete Maßnahmen zum Umgang mit Konflikten und Stress sind in diesem Zusammenhang Entspannungs- und Konflikt-moderationstrainings, Entwicklung von individuellen Work-Life-Balance -Konzepten und Seminare zur Verbesserung der Selbstmanagementkompetenzen.[10] Im folgenden Abschnitt sollen mögliche Maßnahmen kurz dargestellt werden.
Methoden zur Stressbewältigung haben das Ziel, dass die Führungskraft oder auch der Mitarbeiter seine Stressbewältigungskompetenz verbessert und Coping -Strategien[11] entwickelt. Hierfür bieten sich folgende Methoden an:
[...]
[1] Vgl. Jung (2011), S. 410, Kauffeld/Ianiro et al. (2011), S. 68, Rudow (2011), S. 209, Zimber (2006), S. 6.
[2] Vgl. Badura/Steinke (2011), S. 56.
[3] Vgl. Klein (2003), S. 175.
[4] Vgl. Züger (2007), S. 111.
[5] Vgl. Kauffeld/Hoppe (2011), S. 239, Orthmann/Gunkel et al. (2011), S. 145.
[6] Vgl. Ostermann (2010), S. 39.
[7] Vgl. Ostermann (2010), S. 42.
[8] Vgl. Kauffeld/Hoppe (2011), S. 239, Ostermann (2010), S. 43f.
[9] Vgl. Brandenburg/Nieder (2009), S. 84.
[10] Vgl. Orthmann/Gunkel et al. (2011), S. 145.
[11] Coping -Strategien beschreiben die individuelle Vorgehensweise bei der Bewältigung von internen und externen Anforderungen, welche die eigenen Ressourcen überschreiten und können sich entweder auf Probleme oder Emotionen beziehen. Beim problembezogenen Coping werden konkrete Aktionen zur Reduzierung der Belastungen gewählt, z.B. die Veränderung der bisherigen Arbeitsstrategie oder des Umgangs mit Konflikten. Beim emotionsbezogenen Coping erfolgt die Entlastung durch Konsum- oder Ablenkungsverhalten, welches zwar kurzfristig eine Verbesserung mit sich bringt, aber nicht die Ursache der Stressempfindung beseitigt. Vgl. Kauffeld/Hoppe (2011), S. 236f.
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- Kerstin Grashaußer (Author), 2012, Maßnahmen zur Etablierung gesunder Führung im Unternehmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294265
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