Alltägliche Lebensführung als Gegenstand Sozialer Arbeit


Trabajo Escrito, 2007

15 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Darstellung des Rahmenkonzeptes der alltäglichen Lebensführung
1.1 Lebensführung als gesellschaftlich geformte Arbeitsteilung der Person
1.1.1 Lebensführung als aktive systemische Konstruktion der Person
1.1.2 Eigenlogische systemische Struktur
1.1.3 Strukturdimensionen von Lebensführung
1.2 Soziale Einbindung der Lebensführung
1.2.1 Vergesellschaftung

2 Eignung des Konzeptes der ALF als Gegenstand der Sozialen Arbeit
2.1 Vorüberlegungen
2.2 Aufgabe der Sozialen Arbeit
2.3 Aufgabe der alltäglichen Lebensführung
2.4 Diskussion

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

„Das Leben ist ein Seiltanz, und weder weiß man, ob man auf dem richtigen Seil tanzt, noch ahnt man, wie groß die jeweilige Absturzgefahr ist, noch durchschaut man den Nebel, in den das Seil hineingespannt ist.“

Peter Cerwenka (www.aphorismen.de/display_aphorismen.php?search=1&page=2)

Entsprechend der Aufgabenstellung im Fach „Theorie der Sozialen Arbeit“ möchte ich mich in dieser Hausarbeit mit dem Konzept der alltäglichen Lebensführung (im Folgenden auch als ALF bezeichnet) von Gerd Günter Voß beschäftigen. Zunächst werde ich dieses genannte Konzept in seinen Grundzügen darstellen, um anschließend mit Hilfe der daraus gewonnenen Erkenntnisse die Eignung des Konzeptes der alltäglichen Lebensführung als Gegenstand für die Soziale Arbeit zu prüfen.

Im Rahmen des Studiums absolvierte ich mein Einführungspraktikum in dem Projekt „Drahtseil“, das seit 1994 entsprechend dem § 14 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (erzieherischer Kinder- und Jugendschutz) in der primären, sekundären und tertiären Sucht- und Gewaltprävention für Kinder und Jugendliche arbeitet. Die Arbeit wird in den Räumen des Projektes „Drahtseil“ im Haus des freien Trägers „Zentrum für Integration e.V.“ in der Demmeringstraße 115 in 04179 Leipzig durchgeführt. Die dort erlebten Ereignisse und Erfahrungen bei der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen werden ebenfalls in diese Arbeit einfließen.

Das Interesse am Thema Lebensführung entstand in den achtziger Jahren in München aus einem forschungshistorischen Anlass. Allmählich wurde offensichtlich, dass man einen Gegenstand von relativ grundsätzlicher soziologischer Bedeutung im Blickfeld hatte, der sich von vergleichbaren damals soziologisch verstärkt beachteten Instanzen systematisch unterschied, genau genommen bis dahin nicht thematisiert wurde und zu- dem in besonderer Weise zwischen Individuum und Gesellschaft zu vermitteln schien. (vgl. www.lebensfuehrung-im-wandel.de/)

Der Begriff der Lebensführung ist nach wie vor in den Sozialwissenschaften nur teilweise etabliert, obwohl er zunehmend Verwendung findet.

1 Darstellung des Rahmenkonzeptes der alltäglichen Lebensführung

Es geht im Alltag um „normales“ oder „gewöhnliches“ Tun. Somit zielt „Alltag“ auf das, was wir gewohnt sind oder was üblich ist im „alltäglichen Trott“ und daher steht das Routinierte gegenüber dem Besonderen als unbewusste Tätigkeiten („Alltags-Ver- halten“). Es ist die fiktive Gesamtheit und Ganzheit unseres Lebensrahmens, eben unserer „Welt“. Um zu leben müssen wir Tätigkeiten erbringen, im Alltag sind es Tätigkeiten, die täglich und wiederholt vorkommen. Dabei sind Tätigkeiten die Gesamtheit aller Aktivitäten, die täglich oder oft gemacht werden.

Die alltägliche Lebensführung umfasst das aktive Tun und bezeichnet den Zusammen- hang aller Tätigkeiten einer Person in ihren verschiedenen Lebensbereichen, also das „Leben in seiner gesamten Breite“. Thema ist damit das gesamte tätige Leben von Indi- viduen, Gegenstand ist also vor allem die Synchronie des Alltags. Der Blick ist auf das Individuum und seine ihm spezifische Alltagspraxis gerichtet. (vgl. Voß/Weihrich, 2001, S. 37)

Durch die Industrialisierung ergaben sich Veränderungen in den Arbeits- und Lebens- verhältnissen, die als tief greifend beschrieben werden können. Dies führte schließlich auch zu einer Umgestaltung in den Strukturen des alltäglichen Lebens. Die „Arbeit“, die nun verstärkter zum Zwecke des Erwerbs betrieben wurde, spaltete sich als Bereich eigener Qualität vom Rest des „Lebens“ der Menschen ab. Es differenzierten sich nun zunehmend zwei konträre Sphären: „Arbeit und Freizeit“ oder „Arbeit und Leben“. Da- her entwickelte sich verschärft auch eine Aufteilung des Daseins in sozialer, räumlicher, zeitlicher, sachlicher und emotionaler Hinsicht. Hierdurch wird die Verbindung der Le- benssphären im Alltag vermehrt zur Organisationsaufgabe. (vgl. Jurczyk, 1993, S. 70/71)

Auch oder gerade in unserer heutigen Zeit ist der Alltag für Menschen nicht mehr das Selbstverständliche, sondern wird selbst zur Arbeit.

1.1 Lebensführung als gesellschaftlich geformte Arbeitsteilung der Person

Das gesamte Tätigkeitsspektrum der Person bezeichnet die Lebensführung, die als die Art und Weise des Lebens gesehen wird. Diese Form des Lebens wird als synchroner, d.h. „alltäglicher“ Zusammenhang gesehen. (Voß, 1991b, S.256)

Die verschiedenen Tätigkeiten im Alltag werden als gezielt geteilt verstanden als eine Art "Arbeits-Teilung" auf Ebene der einzelnen Person. (vgl. Projektgruppe „ALF“, 1995, S. 27)

Das Leben lebt sich nicht von alleine, sondern muss aktiv gelebt werden.

Der Rahmen des alltäglichen Tuns muss aktiv hergestellt und erhalten werden. Die Lebensführung ist der von den Personen konstruierte Rahmen ihrer alltäglichen Tätigkeiten. (Voß, 1991c, S. 257)

1.1.1 Lebensführung als aktive systemische Konstruktion der Person

Lebensführung ist ein System auf Ebene der Person, sie ist ein System der Person, ein "Handlungssystem", das an die Person gebunden ist und von ihr getragen wird. Das System der Lebensführung wird von jeder Person in Auseinandersetzung mit ihren Lebensbedingungen und in Bezug auf ihre spezifische soziale Situation konstruiert, alltäglich praktiziert und erhalten sowie gegebenenfalls an sich ändernde Bedingungen angepasst. (vgl. Projektgruppe „ALF“, 1995a, S. 33)

Denn täglich müssen die Personen Tätigkeiten entwickeln, damit ihr alltägliches Leben praktisch erhalten wird und sich weiterentwickeln kann. Die Personen müssen auf verschiedene gesellschaftliche Anforderungen reagieren, um ihren Wohlstand zu sichern und zu steigern. (vgl. Voß, 1991d, S.257)

1.1.2 Eigenlogische systemische Struktur

Der gesamte Alltag ist eigenlogische Systembildung. Aus allem Zusammenspiel ent- steht etwas Neues. Es ist ein zusammenhängendes Ganzes, das nach eigener Logik ge- schieht. Es entwickelt sich aus Elementen ein Gefüge und eine Struktur dass in einer spezifischen Art und Weise organisiert wird. Lebensführung als das Produkt einer Per- son bekommt gegenüber ihrem Produzenten eine nicht unerhebliche funktionale wie strukturelle Eigenständigkeit. Dies begründet sich aus der Tatsache, dass eine Lebens- führung, ist sie einmal für den Alltag handlungsstrukturierend eingerichtet, nicht mehr beliebig von der Person geändert werden kann, da sie aus verschiedenen verbindlichen Arrangements mit sozialen Bereichen hervorgeht, die nicht problemlos aufgelöst wer- den können. Das System Lebensführung erhält auf diese Weise eine Stabilität und Dynamik (Fließgleichgewicht) eigener "Logik".

Dies kann als "Emergenz" oder als "Selbstorganisationseffekt" der dynamischen Verknüpfung der Sektionen des Systems Lebensführung gesehen werden. Während man vielleicht umgangssprachlich schlicht danach fragen würde, wie eine Lebensführung jeweils "tickt". (vgl. Projektgruppe „ALF“, 1995b, S. 36)

Lebensführung wird nicht aktiv herbeigeführt sondern als organisierter Zusammenhang organisiert sie sich selbst. Lebensführung ist eine Systembildung „sui generis“. Sie ist für die Person und für die Gesellschaft gleichzeitig Umwelt. (vgl. Voß, 1991e, S.259/260)

Lebensführung ist eine dynamische Hervorbringung und "Entäußerung" der Person, die sich sogar ihrem Konstrukteur und Träger gegenüber verselbständigen und so auf diesen zurückwirken kann. Das System der Lebensführung ist eine Instanz, die Handlungen einer Person vermittelt und integriert, die zwar von dieser hervorgebracht und getragen sowie von sozialen Bedingungen geprägt wird, sich aber mit eigener "Form" und "Lo- gik" (sozusagen als etwas "Drittes") zwischen die "Person" im engeren Sinne und die "Gesellschaft" schiebt. Für die Person ist die wichtige Funktion der Lebensführung eine Vermittlung und Integration ihrer verschiedenen Tätigkeiten in den für sie relevanten Ausschnitten der Gesellschaft. Anforderungen und Beschränkungen können besser be- wältigt werden, Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten können geschickter genutzt werden, wodurch insgesamt das individuelles Leben entwickelt werden und somit „Identität“ entstehen kann. Lebensführung ist ein bisher vernachlässigtes Vermittlungs- glied zwischen Individuen und Gesellschaft (missing-link).

1.1.3 Strukturdimensionen von Lebensführung

Lebensführung verteilt die alltäglichen Tätigkeiten auf die Lebensbereiche der Gesell- schaft, die für die Person relevant sind. Die Tätigkeiten werden in allen Dimensionen, also zeitlich, räumlich, sachlich, sozial, sinnhaft und medial strukturiert. Die Personen gewinnen aus ihren Tätigkeiten zeitliche, räumliche, sachliche, soziale, sinnhafte und mediale Ressourcen für die Gestaltung ihrer Lebensführung. Eine heraus- ragende Bedeutung hat die Ressource Geld, denn sie kann aufgrund ihrer Abstraktheit potentiell in allen Dimensionen Zugang zu Ressourcen verschaffen.

[...]

Final del extracto de 15 páginas

Detalles

Título
Alltägliche Lebensführung als Gegenstand Sozialer Arbeit
Universidad
Leipzig University of Applied Sciences  (Fachbereich Sozialwesen)
Calificación
2,0
Autor
Año
2007
Páginas
15
No. de catálogo
V294351
ISBN (Ebook)
9783656921400
ISBN (Libro)
9783656921417
Tamaño de fichero
500 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
ALF, Alltägliche Lebensführung, Theorie der Sozialen Arbeit
Citar trabajo
Maria Widera (Autor), 2007, Alltägliche Lebensführung als Gegenstand Sozialer Arbeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294351

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Título: Alltägliche Lebensführung als Gegenstand Sozialer Arbeit



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