Junge Menschen wachsen heute – über alle gesellschaftlichen und Bildungsschichten hinweg – in vielfältigen Familienformen und Lebenslagen auf (Ein-Eltern-, Patchwork-, Regenbogenfamilien, Familien mit Migrationshintergrund, Belastungen im Erwerbsleben der Eltern durch Druck in der Arbeitswelt, Erwerbstätigkeit von Müttern, Arbeitslosigkeit etc). Das Schulwesen in Deutschland berücksichtigt diese Diversifizierung von familialen Lebenswelten aber kaum und wäre auch mit ihren herkömmlichen (schulpädagogischen) Möglichkeiten überfordert, mit Elternhäusern eine „Bildungs- und Erziehungspartnerschaft“ einzugehen, die deren unterschiedlichen familialen Belastungen und Ressourcen einbezieht. Kinder und Jugendliche sind aber für ihre schulischen Entwicklung und die Entwicklung ihrer Persönlichkeit darauf angewiesen, dass Schule und Elternhaus konstruktiv zusammenarbeiten.
Das System Schule – und nicht nur einzelne Schulformen – bedarf daher dringend der Ergänzung durch eine Jugendsozialarbeit, die mit dem sozialwissenschaftlichen Konzept der Lebensweltorientierung insbesondere die Maximen der Ressourcenorientierung, Partizipation und Integration in den Schulalltag einbringt.
Aus der Betrachtung der wesentlichen Merkmale der Systeme von Schule, Familie und Jugendsozialarbeit lassen sich bestimmte Grundprinzipien ableiten, die für die gelingende Zusammenarbeit dieser drei Akteure eine Rolle spielen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wesentliche Merkmale der beteiligten Systeme
- Die standardisierende Schule
- Problemzuschreibung an das Elternhaus oder Partnerschaft?
- Dreigliedriges Schulsystem
- Familie im Wandel
- Veränderte Arbeitswelt
- Arbeitslosigkeit
- Alleinerziehende Mütter
- Familien mit Migrationshintergrund
- Die lebensweltorientierte Jugendsozialarbeit
- Ressourcenorientierung
- Partizipation
- Integration
- Die standardisierende Schule
- Grundprinzipien der Kooperation unter Berücksichtigung des Modells "Schulstation"
- Gemeinsame Zielformulierung und professionelle Begleitung der Kooperation
- Zusammenwirken aller pädagogischen Fachkräfte an Schulen
- Die Perspektive der jungen Menschen wahrnehmen
- Zusammenarbeit mit den Eltern
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen, die aus der Kooperation von Schule, Elternhaus und Jugendsozialarbeit an Schulen im Kontext des Wandels von Familienformen und -strukturen entstehen. Die zentrale These ist, dass das bestehende Schulsystem mit seinen standardisierten Erwartungen an Elternhäuser in Konflikt mit den vielfältigen und heterogenen Lebenslagen von Familien gerät. Die Arbeit diskutiert, wie eine lebensweltorientierte Jugendsozialarbeit, die sich durch Ressourcenorientierung, Partizipation und Integration auszeichnet, als Brücke zwischen Schule und Familie agieren kann und welche Grundprinzipien für eine gelingende Zusammenarbeit wichtig sind.
- Wandel von Familienformen und -strukturen
- Spannungsfeld zwischen Schulsystem und familialen Lebenslagen
- Lebensweltorientierung in der Jugendsozialarbeit
- Grundprinzipien der Kooperation zwischen Schule, Elternhaus und Jugendsozialarbeit
- Das Modell der "Schulstation" als Beispiel für gelingende Kooperation
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 behandelt die wesentlichen Merkmale von Schule, Familie und Jugendsozialarbeit, die für eine gelingende Kooperation relevant sind. Es wird deutlich, dass die Schule mit ihren standardisierten Strukturen und dem Anspruch auf eine "Bildungs- und Erziehungspartnerschaft" mit Elternhäusern auf eine vielfältige und heterogene Realität von Familien trifft, die durch veränderte Arbeitsbedingungen, Arbeitslosigkeit, Alleinerziehende und Familien mit Migrationshintergrund geprägt ist.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit den Grundprinzipien einer gelingenden Kooperation zwischen Schule, Elternhaus und Jugendsozialarbeit. Dabei wird das Modell der "Schulstation" als Beispiel für eine lebensweltorientierte Jugendsozialarbeit an Schulen vorgestellt, die durch gemeinsame Zielformulierung, professionelles Zusammenwirken aller pädagogischen Fachkräfte, Einbezug der Perspektive der jungen Menschen und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Eltern eine gelingende Förderung von Kindern und Jugendlichen ermöglicht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Jugendsozialarbeit, Schule, Elternhaus, Kooperation, Lebensweltorientierung, Ressourcenorientierung, Partizipation, Integration, Familienwandel, Familienstrukturen, Schulstationen, Chancengerechtigkeit, Bildungs- und Erziehungspartnerschaft, prekäre Lebenslagen, präventive Jugendhilfe, Soziale Arbeit.
- Arbeit zitieren
- Jan Walter (Autor:in), 2015, Jugendhilfe und Schule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294777