Eine neue rechte Subkultur. Die Radikalisierung der Skinheads


Hausarbeit, 2014

24 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Subkultur

3. Geschichte der Skinheads

4. Politisierung und Unterscheidung der Skinheads

5. Ursachen für Rechtsextremismus bei Jugendlichen
5.1 Psychologische Deutungsmuster
5.2 Soziale Deutungsmuster
5.3 Politische Deutungsmuster

6. Faktoren für den Einstieg in die Rechte Szene
6.1 Das Täter – Opfer Prinzip

7. Möglichkeiten der pädagogischen Intervention

8. Fazit

9. Quellen

1. Einleitung

An was denken wir, wenn wir den Begriff Skinhead hören oder lesen? Inwiefern sind die Zuschreibungen von eigenen Erfahrungen geprägt? Oder sind es doch eher die Medienberichte, die uns über diese Subkultur aufklärten. Bereits zu Beginn meiner Recherche für diese Hausarbeit ist mir aufgefallen, dass die Skinhead Szene in den Medien fast ausschließlich als eine rechtsextreme Organisation dargestellt wird. Doch ist diese Definition über Skinheads haltbar?

Zu Beginn dieser Arbeit werde ich mich kurz mit dem Begriff „Subkultur“ allgemein auseinandersetzen und danach auf die Geschichte der Skinheads eingehen.

Weiterhin versuche ich eine mögliche Ursache des Rechtsextremismus heraus zu arbeiten und auch pädagogische Interventionsmöglichkeiten darzustellen.

2. Subkultur

Der Begriff der Subkultur ist in unserer heutigen Gesellschaft eine häufig genutzte Begrifflichkeit. Zurückzuführen ist der Begriff vor allem auf die angelsächsische Soziologie und Kulturanthropologie der 30er und 40er Jahre.

Am häufigsten wurde der Begriff in den Studien über Street Gangs von William F. Whyte im Jahr 1943 und von Albert K. Cohan in seiner Studie „Delinquent Boys“ im Jahr 1955 verwendet. Historisch betrachtet sind diese Studien über abweichendes Verhalten von Jugendlichen in Amerika der Ausgangspunkt für den Begriff der Subkultur (vgl. Günter Cremer (1984). Jugendliche Subkulturen , Verlag für Sozialwissenschaften pp. 7-16. Wiesbaden: Springer).

Wo es Menschen gibt, gibt es auch Kulturen, die unseren Lebensstil beeinflussen und einen Teil unserer Identität ausmachen. Eine Subkultur lehrt uns dabei ebenfalls Normen, Verhaltensweisen und hat ihre eigenen Werte. Jedoch haben wir bei einer Subkultur den Unterschied, dass sich diese Werte meist von der Gesamtgesellschaft unterscheiden.

Dies bedeutet allgemein könnte man sagen, dass eine Subkultur eine Bezeichnung für die von einer Gesamtkultur abweichenden Kultur durch eine bestimmte Gruppierung von Menschen ist.

Subkulturen bilden daher eine Art „Gegenkultur“, welche sich von der groben Masse distanzieren möchte (vgl. Stimmer, F.: Lexikon der Sozialpädagogik und der Sozialarbeit. München, Wien, Oldenbourg 1998).

Überall wo Menschen mit gleichen Interessen oder Problemlagen aufeinandertreffen, können Subkulturen entstehen.

Für Jugendliche bieten Subkulturen heute oft eine Möglichkeit sich zu identifizieren oder eine Art Zuflucht zu finden, wenn sie sich von der Gesellschaft ausgegrenzt fühlen.

Der Österreichische Soziologe Roland Girtler versteht unter dem Begriff Subkultur alle Gruppierungen, „[...] die als Eigenkulturen, Teilkulturen, Gegenkulturen, oder auch Widerstandskulturen eigenständige, der „Normalkultur“ widersprechende Normen, Werte, Sprachen und andere Symbolsysteme entwickeln. Diese Subkulturbildungen können freiwillig oder unfreiwillig, progressiv oder regressiv, rationalistisch oder emotional, delinquent oder legal sein“ (Girtler in Stimmer, F.: Lexikon der Sozialpädagogik und der Sozialarbeit. München, Wien, Oldenbourg 1998, S. 402).

Dies war nur ein kleiner Teil der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Begriff der Subkulturen. Der Begriff könnte noch viel mehr beleuchtet werden, ich möchte aber eher auf den Schwerpunkt der Skinheads und den Vorwurf des Rechtsextremismus eingehen und denke der Begriff der Subkultur wird in den folgenden Abschnitten auch durch den dargestellten Kontext noch etwas verständlicher.

3. Geschichte der Skinheads

In den Jahrzehnten nach dem Krieg gab es in England und im gesamten kapitalistischen Westen einen sehr schnellen Wandel des gesellschaftlichen Lebens.

Auf der einen Seite brachte das Wirtschaftswachstum auch einigen Arbeiterfamilien Konsum und bescheidenen Wohlstand. Manchen gelang sogar durch den Besuch von Schulen und Universitäten der Aufstieg aus der Unterschicht in die Mittelschicht. Weiterhin gelang es einigen Menschen durch Beamtenjobs in das Kleinbürgertum aufzusteigen (vgl. Farin, K. ; Seidel-Pielen, E. (1993). Skinheads , S. 24 ).

Auf der anderen Seite aber gab es auch Verlierer des Wirtschaftswachstums. Durch die Optimierung in der Industrie gab es eine wachsende Arbeitslosenquote und so entstand mit dem Wirtschaftswachstum in den Städten sowohl die Arbeiterelite, als auch das sogenannte „Lumpenproletariat“ (vgl. Stock, M.; Mühlberg, P. (1991). Die Szene von innen, S. 11).

Gleichzeitig mit dieser Entwicklung wurden die Arbeiterviertel saniert. Diese Sanierung der Wohnviertel zog die finanzstarke Mittelschicht an und ein Teil der Arbeiter zog in die Neubauviertel um. In den verwahrlosten, billigen Wohnvierteln lebten neben der weißen Unterschicht ebenfalls Einwanderer aus der Karibik, Pakistan, Indien und Westafrika. Aufgrund fehlender Integration bauten diese Einwanderer sich ein eigenes soziales Umfeld auf, welches aber für ihre weißen Nachbarn verschlossen blieb.

Die Homogenität der alten weißen Bevölkerung löste sich auf und durch die tägliche Konfrontation mit den Aufsteigern der Schichten und mit der Einwanderung löste bei dem Kern der traditionellen Arbeiterklassen das Gefühl von Fremdheit im eigenen Land aus (vgl. Farin, K. ; Seidel-Pielen, E. (1993). Skinheads , S. 24 - 26).

In dieser, für die Arbeiterklasse befremdlichen Wohnsituation, entwickelten sich in den 50er und 60er Jahren eine Vielzahl von Jugendkulturen.

Die bekanntesten Kulturen sind dabei Teddyboys, Mods bzw. Hardmods, Rocker und auch jamaikanische Rudeboys.

Die Mods waren Jugendliche aus den wohlhabenderen Arbeitsschichten und man erkannte die Jugendlichen an ihrer teuren Kleidung, Chrom-verspiegelten Vespas, dem Musikgeschmack Ska und Northern Soul und ihrer Prahlerei. Wichtig für die Mods war der Schein ihres Seins. Sie wollten durch ihr Auftreten die Wurzeln ihrer Vorfahren verbergen, wobei auch einige durch den Besuch von Schulen und Universitäten den gesellschaftlichen Aufstieg schafften.

Es gab aber auch noch die sogenannten Hard-Mods. Dieser Teil der Jugendlichen hatten kein Geld für teure Kleidung und sie verzichteten schnell darauf sich weiterhin an den Mods zu orientieren. Sie trugen Jeans, Stiefel und T-Shirts um der Welt zu zeigen, aus welcher Klasse sie stammen. Damit drückten die Hard-Mods ihren Stolz aus. Sie besonnten sich auf die alte Arbeitersolidarität und verleugneten ihre Wurzeln nicht (vgl. Farin, K. ; Seidel-Pielen, E. (1993). Skinheads , S. 27 - 28).

Besonders beliebt bei den Mods waren Ska und Reggae, da diese Musikrichtungen nicht zum Mainstream der Mittelschicht gehörten. Außerdem war es die Musik der jamaikanischen Arbeiterjugend, welche sich in einer ähnlichen Situation befand.

Die Skinhead Kultur entstand somit aus einer multikulturellen Synthese. Sie orientierte sich an den jamaikanischen Rude Boy-Gangs, die nicht nur die richtige Musik hörten, sondern auch den Ruf hatten, besonders hart und cool zu sein. Die Rude Boys trugen damals einen extrem kurzen Haarschnitt und häufig Levis Jeans, die hochgekrempelt wurden. Alle diese Merkmale waren ganz nach dem Geschmack der weißen Jugendlichen. Daraufhin verbanden die weißen Jugendlichen diese Elemente mit denen der Hard-Mods. Es entstand der Skinhead (vgl. Farin, K. ; Seidel-Pielen, E. (1993). Skinheads , S. 32).

Die Bezeichnung „Skinhead“ wurde vor allem durch die Medien im Jahr 1969 geprägt, als randalierende Jugendliche in einem Bericht über Fußballkrawalle aufgrund ihres kurzen Haarschnittes als solche bezeichnet wurden (vgl. Farin, K. (2011). Jugendkulturen in Deutschland , S. 111).

Gegen Ende der 60er Jahre war die Skinhead Kultur, die durch die Hard Mods und Rude Boys geprägt wurde, die dominierende Jugendkultur in den britischen Arbeitervierteln (vgl. Hitzler, R. & Niederbacher, A. (2010). Leben in Szenen, S. 139).

Es war aber nicht nur die Musik, die bei den Skinheads eine große Rolle spielte, sondern Fußball und Gewalt standen ebenfalls im Mittelpunkt.

Fußball war einer der wichtigsten Punkte im Leben eines Skinheads. An Tagen, an denen ein Spiel stattgefunden hat, trafen sich alle Skinheads einer Stadt. Die lokalen Differenzen wurden beiseitegeschoben und der Heimmannschaft und den gegnerischen Fans wurde gezeigte, wer die Besten sind.

Nach den Spielen kam es dann zu brutalen Auseinandersetzungen zwischen den Fans (vgl. Farin, K. ; Seidel-Pielen, E. (1993). Skinheads , S. 33).

Es gab aber auch die Gewalt außerhalb des Fußballstadions. Die Skinheads und Rude Boys machten Jagd auf Hippies, Schwule oder Pakistanis, da diese nicht ihrem Männlichkeitsideal entsprachen oder einfach einer anderen Klasse angehörten.

Die ersten Skinheads, die von der Gründung an dabei waren, wuchsen zwar in einer Zeit auf, in der Rassismus zur Grundstimmung in der britischen Gesellschaft gehörte, jedoch waren Überfälle auf Pakistanis nicht unbedingt rassistisch motiviert (vgl. Farin, K. ; Seidel-Pielen, E. (1993). Skinheads , S. 39). Damals bedeutete Skinhead-Sein seinen Klassenstandpunkt zu zeigen, es war aber keine Frage der Hautfarbe (vgl. Farin, K. ; Seidel-Pielen, E. (1993). Skinheads , S. 34).

Die Musik führte die schwarze und weiße Arbeiterjugend zusammen, aber entzweite sie Anfang der 70er Jahre auch wieder, als schwarze Musiker begannen ihren Protest gegen die weiße Unterdrückung durch Provokante Texte auszudrücken. Mit dieser Musik konnten sich viele weiße Jugendliche nicht mehr identifizieren und die erste Welle der Skinheads nahm durch diese fehlende Identifikation mit der Musik langsam ab.

1976 entwickelte sich die außergewöhnliche Jugendkultur des Punks.

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Eine neue rechte Subkultur. Die Radikalisierung der Skinheads
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Soziologie)
Veranstaltung
Soziologie des Individuums
Note
1,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
24
Katalognummer
V295455
ISBN (eBook)
9783656939924
ISBN (Buch)
9783656939931
Dateigröße
550 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Soziologie, skinheads, subkulturen, pädagogik, erziehung, gesellschaft
Arbeit zitieren
Steven Baltot (Autor:in), 2014, Eine neue rechte Subkultur. Die Radikalisierung der Skinheads, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295455

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