Wirtschaftsstraftaten umfassen ein komplexes und umfangreiches Kriminalitätsfeld, unter anderem Kapitalanlagebetrug, Computerkriminalität, Steuerhinterziehung und
Insolvenzdelikte. Sie zielen nicht auf die Schädigung einzelner Opfer, sondern der gesamten Allgemeinheit ab, werden oft nicht zur Anzeige gebracht und in den Fällen der Strafverfolgung zieht sich die Ermittlung meist über mehrere Jahre dahin. Aus diesen Gründen ist die Wirtschaftskriminalität statistisch nur schwer zu erfassen. Obwohl ihr
Anteil an allen polizeilich registrierten Straftaten relativ gering ist (im Jahr 2001 ca. 1,7%16), steuert dieser Deliktsbereich 35,6 % zu den insgesamt bekannt gewordenen materiellen Schäden bei, Tendenz weiterhin steigend. Von den ca. 111.600 erfaßten Fällen betrafen 12.000 Insolvenzen, deren Ursache auf kriminelle Verhaltensweisen
zurückzuführen ist.
In Anbetracht der dargelegten gegenwärtigen Zahlen und unter Berücksichtigung von Zukunftsprognosen scheint der Bereich der Wirtschaftskriminalität aktueller denn je.
Daher soll im Folgenden näher auf die Insolvenzstraftaten im engeren Sinne (§§ 283, 283a – d StGB) sowie im weiteren Sinne, insbesondere auf Betrug (§ 263 StGB) und Untreue (§ 266 StGB) eingegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Insolvenzdelikte im engeren Sinne
- 2.1. Überblick
- 2.2. Geschütztes Rechtsgut
- 3. Bankrott gem. § 283 StGB
- 3.1. Täterkreis
- 3.2. Aufbau des § 283 StGB
- 3.3. Tatbestandsmerkmale
- 3.3.1. Die Bankrotthandlungen des Absatz 1
- 3.3.1.1. Beiseiteschaffen, Verheimlichen und Zerstören von Vermögensbestandteilen
- 3.3.1.2. Eingehen von Verlust-, Spekulations- oder Differenzgeschäften sowie Verbrauch übermäßiger Ausgaben
- 3.3.1.3. Verschleuderungsgeschäfte
- 3.3.1.4. Vortäuschen von Rechten anderer und Anerkennen erdichtter Rechte
- 3.3.1.5. Buchführungs- und Bilanzdelikte
- a.) unterlassene oder mangelhafte Buchführung
- b.) Beiseiteschaffen und Vernichten von Handelsbüchern
- c.) mangelhafte oder nicht rechtzeitige Bilanzaufstellung
- 3.3.1.6. Verringerung des Vermögensbestands oder Verheimlichung bzw. Verschleierung der tatsächlichen Verhältnisse
- 3.3.2. Absatz 2 – Handlungen außerhalb der Krise
- 3.3.3. Versuchter Bankrott - § 283 III StGB
- 3.3.4. Die subjektiven Tatbestandsvoraussetzungen der Absätze 4 und 5 - Vorsatz und Fahrlässigkeit
- 3.3.5 Absatz 6 - Objektive Tatbestandsvoraussetzungen
- Strafrahmen
- 3.3.1. Die Bankrotthandlungen des Absatz 1
- 4. Besonders schwerer Fall des Bankrotts- § 283 a StGB
- 4.1. Überblick
- 4.2. Tatbestandsmerkmale
- 4.2.1. Handeln aus Gewinnsucht
- 4.2.2. Gefährdung vieler Personen
- 4.2.3. sonstige besonders schwere Fälle
- 5. Verletzung der Buchführungspflicht - § 283 b StGB
- 6. Die Gläubigerbegünstigung - § 283 c StGB
- 6.1. Überblick
- 6.2. Täterkreis und mögliche Begünstigte
- 6.3. Tatbestandsmerkmale
- 6.3.1. objektiver Tatbestand
- 6.3.2. subjektiver Tatbestand
- 6.4. Der Versuch
- 6.5. Konkurrenzen
- 7. Die Schuldnerbegünstigung - § 283 d StGB
- 7.1. Überblick
- 7.2. Tatbestand und Täterkreis
- 7.3. Der subjektive Tatbestand
- 7.4. Sonstiges
- 7.4.1. objektive Bedingung der Strafbarkeit
- 7.4.2. Versuch
- 7.4.3. Tatmehrheit
- 8. Insolvenzdelikte im weiteren Sinne
- 9. Betrug gem. § 263 StGB
- 9.1. Überblick
- 9.2. Täterkreis
- 9.3. Tatbestandsmerkmale
- 9.3.1. objektiver Tatbestand
- 9.3.1.1. Täuschungshandlung
- 9.3.1.2. Irrtum
- 9.3.1.3. Vermögensverfügung
- 9.3.1.4. Vermögensschaden
- 9.3.2. subjektiver Tatbestand
- 9.3.1. objektiver Tatbestand
- 9.4. strafbarer Versuch gem. § 263 II StGB
- 9.5. besonders schwerer Fall des Betrugs gem. § 263 III StGB
- 9.6. Betrug gegenüber Angehörigen, dem Vormund oder eines Hausgenossen gem. § 263 IV StGB
- 9.7. Qualifikationstatbestand gem. § 263 V StGB
- 9.8. Anordnung von Führungskräften gem. § 263 VI StGB
- 9.9. Festsetzung von Vermögensstrafen und Anordnung des erweiterten Verfalls gem. § 263 VII StGB
- 9.10. Strafbare Geldwäsche gem. § 261 Nr. 4 a StGB
- 9.11. Kreditbetrug; Wechsel - und Scheckbetrug
- 10. Untreue gem. § 266 StGB
- 10.1. Einleitung
- 10.2. geschütztes Rechtsgut
- 10.3. Tatbestandsmerkmale
- 10.3.1. Verhältnis beider Tatbestände zueinander
- 10.3.2. Abgrenzung beider Tatbestände
- 10.3.2.1. Der Missbrauchstatbestand
- 10.3.2.1.1. Verpflichtungs- und Verfügungsbefugnis
- 10.3.2.1.2. Vermögensbetreuungspflicht
- 10.3.2.1.3. Missbrauchtshandlung
- 10.3.2.1.4. Vermögensnachteil
- 10.3.2.2. Treubruchtatbestand
- 10.3.2.2.1. Treueverhältnis
- 10.3.2.2.2. Vermögensbetreuungspflicht
- 10.3.2.2.3. Verletzung der Treuepflicht
- 10.3.2.2.4. Vermögensnachteil
- 10.3.2.1. Der Missbrauchstatbestand
- 10.4. Vorsatz
- 10.5. Strafantrag
- 10.6. Strafzumessung
- 10.7. Typische Untreuehandlungen im Gesellschafterkreis
- 11. Insolvenzantragspflicht
- 11.1. Einleitung
- 11.2. spezifische Insolvenzantragspflichten
- 11.2.1. bei der GmbH
- 11.2.2. bei der AG
- 11.2.3. bei der Genossenschaft
- 11.2.4. bei der oHG und der KG
- 11.2.5. Vereine, Stiftungen und Juristische Personen des öffentlichen Rechts
- 12. Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt gem. § 266 a StGB
- 12.1. Einführung
- 12.2. geschütztes Rechtsgut
- 12.3. Täterkreis
- 12.4. Absatz 2
- 12.5. Absatz 3
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das vorliegende Werk befasst sich mit den verschiedenen Aspekten des Wirtschaftsstrafrechts, insbesondere im Zusammenhang mit Insolvenzdelikten. Ziel ist es, die relevanten Straftatbestände, wie Bankrott, Betrug und Untreue, sowie deren Anwendung im Kontext der Insolvenzrechtlichen Rahmenbedingungen zu beleuchten.
- Insolvenzdelikte im engeren und weiteren Sinne
- Bankrott und die verschiedenen Formen des Bankrotts
- Betrug und seine Relevanz im Zusammenhang mit Insolvenzen
- Untreue und deren Anwendung auf Vermögensdelikte in der Insolvenz
- Die Insolvenzantragspflicht und ihre rechtlichen Folgen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die einleitenden Aspekte des Themas Wirtschaftsstrafrecht. Die Kapitel 2 und 3 fokussieren auf Insolvenzdelikte im engeren Sinne und erläutern insbesondere den Tatbestand des Bankrotts gemäß § 283 StGB. Die Kapitel 4-7 befassen sich mit den verschiedenen Qualifikationen des Bankrotts, wie dem besonders schweren Fall des Bankrotts (§ 283a StGB) und den Delikten der Gläubigerbegünstigung (§ 283c StGB) und Schuldnerbegünstigung (§ 283d StGB).
In Kapitel 8 werden Insolvenzdelikte im weiteren Sinne behandelt. Kapitel 9 beleuchtet den Betrug nach § 263 StGB, welcher im Zusammenhang mit Insolvenzen häufig vorkommt. Das abschließende Kapitel 10 widmet sich dem Deliktsbereich der Untreue nach § 266 StGB und untersucht die relevanten Aspekte dieses Straftatbestands.
Schlüsselwörter
Insolvenzdelikte, Bankrott, Betrug, Untreue, § 283 StGB, § 263 StGB, § 266 StGB, Vermögensdelikte, Insolvenzantragspflicht, Gläubigerbegünstigung, Schuldnerbegünstigung, Wirtschaftsstrafrecht, Insolvenzrecht, Vermögensverfügung, Vermögensnachteil, Täuschung, Vorsatz, Fahrlässigkeit
- Citation du texte
- Andre Herkendell (Auteur), 2003, Wirtschaftsstrafrecht. Insolvenzdelikte: Betrug und Untreue, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29571