Wer einen deutschen Hörsaal betritt, dem wird schnell die malade Situation deutscher Hochschulen bewusst und in dem wird schnell Verständnis für zehntausende streikender Studenten geweckt. Gerade dort, wo Innovationen erforscht werden und Ergebnisse gelehrt werden sollen, sind nicht nur die Hörsäle überfüllt, auch die teilweise mangelnden Lehrmittel sind unmodern oder gar veraltet.1 Fakultäten ringen um Gelder, die in vielen Bundesländern nicht vorhanden sind,2 um zunehmender Anonymisierung und schwindender Lehrbuchausstattung entgegenzuwirken. Eine wichtige Elitenbildung wird erst jetzt in der Öffentlichkeit diskutiert, findet aber momentan nicht statt.3 Bildungspolitische Reformen sind nur noch populistisches Produkt von stimmenmaximierenden Kalkül und haben die Situation verschlechtert.4
Als essent ielles Element der Wissensgesellschaft, kann die Universität so nicht mehr ihren Grundaufgaben, der Forschung und der Lehre, in zufriedenstellender Weise gerecht werden und Deutschland kann es sich nicht länger erlauben, hochqualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland zu beschäftigen, während die Arbeitslosigkeit in Deutschland permanent zunimmt, so dass eine grundlegende Reform des deutschen Bildungssystems längst überfällig wird. Mehr als je zuvor kommt es darauf an, den Bestand unserer wissensbasierten Gesellschaft, durch eine funktionsfähige Forschungs- und Lehreinrichtung in Gestalt der Universität, zu wahren und somit im Wettbewerb der Systeme konkurrenzfähig zu bleiben. Während die Studentenschaft jedoch von Semester zu Semester stetig wächst, ist nur ein verhältnismäßig geringer Zuwachs der Budgets der Hochschulen zu verzeichnen.
Bedenklich ist in diesem Zusammenhang ferner, dass unsere Nachbarn in Österreich schon seit 1993 mit Verabschiedung des Bundesgesetzes zur Organisation der Universitäten mutige Schritte wagen, um die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit ihrer Bildungs- und Forschungseinrichtungen zu fördern. Diese Arbeit wird sich im folgenden mit der Analyse der Ist-Situation deutscher Hochschulen auf der Grundlage einer Referenzbasis, die auf dem systemtheoretischen Ansatz fußt, befassen, um Ursachen für die Misere zu erkennen. Daraufhin wird ein freiheitsorientiertes Studiengebührenmodell vorgestellt, anhand dessen die wettbewerbsfördernde Wirkung einzelner Handlungsparameter deutscher Universitäten überprüft werden soll.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Referenzbasis
- Rahmenbedingungen des Wettbewerbs
- Handlungsfreiheit der Teilnehmer
- „Spirit of competition“
- Ungewissheit/ Unsicherheit
- Freier Marktzutritt
- Heterogenität der Güter
- Funktionen des Wettbewerbs
- Freiheitsfunktion
- Innovationsfunktion
- Allokationsfunktion
- Verteilungsfunktion
- Analyse der Ist-Situation
- Beschreibung der Ist-Situation
- Vereinbarkeit der Referenzbasis mit der Ist-Situation
- Verteilungsgerechtigkeit
- Effizienz
- Zusammenfassende Darstellung des aktuellen Problemkreises
- Grundkonzept zur Wettbewerbssteigerung
- Vorstellung eines freiheitsorientierten Studiengebührenmodells
- Erörterung der Vor- und Nachteile bestimmter Handlungsparameter anhand ausgewählter Wettbewerbsfunktionen
- Autonome Auswahl der Studenten
- Leistungsorientierte Hochschullehrerbesoldung
- Leistung
- Konzepte zur Leistungsbewertung
- Objektive Leistungsbewertung
- Subjektive Leistungsbewertung
- Verdrängungseffekt
- Einführung neuer Studiengänge/ -abschlüsse
- Übergang von der Steuer- zur Gebührenfinanzierung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Analyse der Ist-Situation deutscher Hochschulen im Kontext eines freiheitsorientierten Studiengebührenmodells. Ziel ist es, die Ursachen für die unzureichende Wettbewerbsfähigkeit deutscher Hochschulen zu untersuchen und Handlungsparameter aufzuzeigen, die zu einer Steigerung des Wettbewerbs beitragen können.
- Analyse der Ist-Situation deutscher Hochschulen
- Definition und Bedeutung von Wettbewerb im Bildungssektor
- Vorstellung eines freiheitsorientierten Studiengebührenmodells
- Bewertung der Wettbewerbswirkungen verschiedener Handlungsparameter
- Zusammenhang zwischen Wettbewerb und Effizienz im Bildungssystem
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit der Darstellung der problematischen Situation deutscher Hochschulen. Es wird deutlich, dass die unzureichende Finanzierung und die fehlende Wettbewerbsorientierung zu einer suboptimalen Qualität der Lehre und Forschung führen. Im zweiten Kapitel wird eine Referenzbasis für die Analyse des Wettbewerbs im Bildungssektor vorgestellt. Der systemtheoretische Ansatz, der die Freiheit als zentrales Ziel definiert, bildet dabei den Ausgangspunkt. Es werden die Rahmenbedingungen und Funktionen des Wettbewerbs diskutiert. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Analyse der Ist-Situation deutscher Hochschulen. Die Verteilungsgerechtigkeit und die Effizienz des bestehenden Systems werden kritisch hinterfragt. Im vierten Kapitel wird ein freiheitsorientiertes Studiengebührenmodell vorgestellt, das auf der Grundlage der Wettbewerbsfunktionen verschiedene Handlungsparameter für Hochschulen evaluiert.
Schlüsselwörter
Hochschulen, Wettbewerb, Studiengebühren, Freiheit, Leistungsorientierung, Effizienz, Qualität der Lehre, Forschung, Bildungssystem, Soziale Marktwirtschaft, Systemtheoretischer Ansatz.
- Quote paper
- Christian Zimmermann (Author), 2004, Wettbewerbspolitische Analyse der Handlungsparameter von deutschen Hochschulen in einem freiheitsorientierten Studiengebührenmodell, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29702