Mit dem Städtenamen Rom verknüpfen sich verschiedene Vorstellungen. Zum einem die Erinnerung an das mächtige, antike Imperium, dem caput mundi, das im Mittelalter von byzantinischen Kaisern weitergeführt und zum Krönungsort der deutschen Kaiser wurde. Die Stadt der (katholischen) Christenheit, in der der Papst seinen Sitz hat und über die Ecclesia Roma das Weltreich weiterführte. ‚Römisch’ assoziert neben den antiken Tugenden und Werten, wie Demokratie und militärische Kraft und Disziplin auch den „Sittenverfall, [...] zu Dekadenz und Denunziantentum, Verschwendungssucht, [...] Caesarenwahn“1 bis hin zum Mord. Rom hat zu allen Zeiten Dichter inspiriert. Die ewige Stadt ist in den verschiedensten Formen literarisch verarbeitet worden seit der Antike und von Römern selbst und von Reisenden bis hin in unserer Zeit.
Johann Wolfgang von Goethe und Joachim Du Bellay haben auf den ersten Blick nur wenig gemeinsam. Beide wirkten in verschiedenen Zeiten und am Beginn neuer Strömungen. Du Bellay schrieb der Renaissance verpflichtet und unter den Einflüssen des Barock. Goethe verließ Weimar und seine Sturm und Drang Phase, um sich selbst und zum klassischen Schaffen zu finden. Beide verbindet die Erfahrung einer Reise nach Italien mit Halt in Rom, der Stadt ihrer teils verschiedenen, teils ähnlichen Vorstellungen und Erwartungen. Du Bellay kannte die Stadt aus dem Studium antiker Autoren. Goethe erfuhr von Rom schon früh aus den Erzählungen des Vaters, der italienischen Einrichtung des Elternhauses, wie den aufgehängten Prospekte2 und durch das Lesen klassisch-antiker Werke, die zum Bildungskanon der Zeit gehörten. Beide Dichter erlebten und verarbeiteten ihren Romaufenthalt und ihre Eindrücke auf unterschiedliche Art und Weise. Goethe schrieb erst viele Jahre später sein Reisetagebuch für die Öffentlichkeit, wohingegen Du Bellay bereits zu Beginn seines Aufenthaltes in Rom die Sonettsammlung Les Antiqitéz de Rome verfasste. Ich möchte in der folgenden Betrachtung zunächst jeweils die Werke im literarhistorischen Kontext einzeln vorstellen und dann miteinander in Bezug setzen. Zuerst werde ich anhand zweier Sonette aus den Antiquitéz de Rome3 Du Bellays Rombild entwickeln und dieses in der Betrachtung Goethes Romaufenthalt in der Italienischen Reise einbeziehend vergleichen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Joachim du Bellay: Les Antiquitéz de Rome
- Du Bellay - Dichter zwischen Renaissance und Barock
- Erste Begegnung - Antiquitéz III
- Trost aus Ruinen - Antiquitéz VII
- Johann Wolfgang von Goethe: Italienische Reise.
- Rom als Ort der Wiedergeburt
- Symbiose von Alt und Neu
- Das zentrale Motiv des Sehens
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Rombild zweier Dichter aus unterschiedlichen Epochen: Joachim Du Bellay und Johann Wolfgang von Goethe. Ziel ist es, die unterschiedlichen Perspektiven auf die Stadt Rom zu analysieren und die Einflüsse der jeweiligen Zeit sowie der persönlichen Erfahrungen der Dichter aufzuzeigen.
- Die Bedeutung von Rom als Ort der Antike und als Quelle der Inspiration
- Der Kontrast zwischen Verfall und Wiedergeburt in der Wahrnehmung der Stadt
- Der Einfluss klassischer Vorbilder auf die literarische Gestaltung des Rombildes
- Die Rolle des Sehens und der Wahrnehmung in der Erfassung der römischen Geschichte und Gegenwart
- Die literarische Verarbeitung von persönlichen Erfahrungen und Emotionen im Kontext der Romreise
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Stadt Rom als historisches und kulturelles Zentrum vor und beleuchtet die verschiedenen Facetten des Rombildes in der Literatur. Es wird außerdem auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Dichter Du Bellay und Goethe im Hinblick auf ihre Romreisen und ihre literarische Auseinandersetzung mit der Stadt hingewiesen.
Joachim du Bellay: Les Antiquitéz de Rome
Dieses Kapitel widmet sich dem Dichter Joachim Du Bellay und seiner Gedichtsammlung "Les Antiquitéz de Rome". Es beleuchtet die Hintergründe von Du Bellays Reise nach Rom und seine persönlichen Erfahrungen in der Stadt. Der Fokus liegt auf der melancholischen Stimmung, die Du Bellay durch den Verfall der römischen Antike empfand, und auf der symbolischen Bedeutung der Ruinen als Spiegelbild seiner eigenen Lebenskrise.
Du Bellay - Dichter zwischen Renaissance und Barock
Dieser Abschnitt setzt Du Bellays Werk in den Kontext der Renaissance und des Barock. Es wird erläutert, wie die Renaissance die Wiederentdeckung der Antike propagierte und gleichzeitig die eigene Zeit als Dekadenz betrachtete. Du Bellays Lyrik wird in diesem Kontext als ein Ausdruck der „Wiedergeburt" aus der antiken Vergangenheit interpretiert.
Erste Begegnung - Antiquitéz III
Die Zusammenfassung des Sonetts "Antiquitéz III" konzentriert sich auf die Darstellung der ersten Begegnung Du Bellays mit der Stadt Rom. Es wird analysiert, wie der Dichter die prachtvolle Vergangenheit der Stadt mit ihrer aktuellen Ruinenlandschaft in Beziehung setzt und seine eigene Enttäuschung und Melancholie zum Ausdruck bringt.
Trost aus Ruinen - Antiquitéz VII
Dieser Abschnitt beleuchtet das Sonett "Antiquitéz VII", welches die tröstliche Kraft der römischen Ruinen für Du Bellay thematisiert. Es wird analysiert, wie die Ruinen für den Dichter nicht nur Zeugnis von Verfall sind, sondern auch eine Quelle der Inspiration und der philosophischen Reflexion.
Johann Wolfgang von Goethe: Italienische Reise.
Das Kapitel beleuchtet Goethes Italienreise, die ihn ebenfalls nach Rom führte. Es werden Goethes Eindrücke von Rom, seine Auseinandersetzung mit der Antike und die Symbolik der Stadt für seine eigene künstlerische Entwicklung beleuchtet.
Rom als Ort der Wiedergeburt
Dieser Abschnitt analysiert, wie Goethe Rom als einen Ort der Wiedergeburt und künstlerischen Erneuerung erlebte. Es werden Goethes Erlebnisse in der Stadt und die Inspiration, die er durch die Begegnung mit der antiken Kunst und Kultur empfand, untersucht.
Symbiose von Alt und Neu
Die Zusammenfassung befasst sich mit Goethes Wahrnehmung der Symbiose von Alt und Neu in Rom. Es wird analysiert, wie Goethe die antiken Ruinen mit der modernen Lebenswelt der Stadt in Beziehung setzte und die Vergangenheit als Quelle für die Gegenwart sah.
Das zentrale Motiv des Sehens
Dieser Abschnitt beleuchtet Goethes Verwendung des Motivs des Sehens in seiner Beschreibung von Rom. Es wird analysiert, wie Goethe durch den Akt des Sehens die Geschichte, die Architektur und die Kultur Roms erlebte und gleichzeitig seine eigenen künstlerischen Eindrücke formulierte.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Rom, Antiquitéz de Rome, Italienische Reise, Renaissance, Barock, Verfall, Wiedergeburt, Sehen, Wahrnehmung, Symbolik, Kunst, Kultur, Geschichte, Literatur, Dichtung.
- Arbeit zitieren
- Doreen Czekalla (Autor:in), 2004, Das Rombild Joachim Du Bellays und Johann Wolfgang von Goethes anhand ausgewählter Texte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29751