Politiker seien wie Versicherungsvertreter - die einen verkaufen Versicherungen, die anderen das Volk - und zwar für dumm. 1
So oder so ähnlich könnten einige Invektiven lauten, wie sie allsonntäglich an Stammtischen oder in Biergärten zu hören sind. Doch sind diese Vorwürfe berechtigt? Welche repräsentativen Aufgaben können und wollen Abgeordnete wahrnehmen? Worin besteht die Arbeit der Volksvertreter? Was leisten diese genau?
Diese Seminararbeit soll versuchen, die verschiedenen Tätigkeiten der Abgeordneten näher zu beleuchten und die letztlich unberechtigten Vorwürfe zu entkräften. Dabei wird die Wahlkreisarbeit der Ab geordneten im Mittelpunkt stehen. Des weiteren wird der Versuch gewagt, analytisch die Auswirkungen der Wahlkreisarbeit für die jeweiligen Abgeordneten aufzuzeigen. Die Abgeordneten der ersten Kammern der Bundesrepublik Deutschland, Österreichs und Großbritanniens stehen dabei im Zentrum der Betrachtungen. Um die Stringenz zu wahren und theoretisch fundierter die Problematik aufzeigen zu können, soll im zweiten Kapitel zunächst erläutert werden, was unter Repräsentation zu verstehen ist und wie verschiedene Repräsentationskonzepte aussehen. Es werden demokratietheoretische, sowie empirische Repräsentationsschemata aufgezeigt und anhand des proportionalen Frauenanteils in den Parlamenten konkret besprochen. Um im vierten Kapitel die Tätigkeitsfelder der Abgeordneten abgrenzen zu können, werden im dritten Kapitel die institutionellen Rahmenbedingungen der drei untersuchten Länder - vor allem das Wahlsystem betreffendbesprochen, da dieses mit entscheidend dafür ist, ob ein Abgeordneter seinen Beruf überhaupt aufnehmen kann. Das fünfte Kapitel - der Abgeordnete im Wahlkreis - bildet thematisch den Schwerpunkt dieser Seminararbeit, weshalb es nicht dem vorigen Kapitel zuzuordnen ist. Die zentrale Fragestellung lautet hier: Was genau prägt die Wahlkreisarbeit und was sind deren Ziele? Im letzten Teil dieses Kapitels soll dann die Frage geklärt werden, wie groß der persönliche Einfluss des Abgeordneten auf den Wahlausgang tatsächlich ist. Hierfür wird vor allem die Arbeit von Cain, Ferejohn und Fiorina (1987) herangezogen. Abschließend sollen in einer kritischen Schlussbetrachtung die zentralen Untersuchungsergebnisse zusammengefasst und der eingangs erwähnte Vorwurf durch eine Responsivitätsstudie von Brettschneider am Beispiel der BRD widerlegt werden. Darüber hinaus wird ein Ausblick auf zukünftige Forschungsschwerpunkte gegeben.
Inhaltsverzeichnis
- I Einleitung
- II Repräsentationskonzepte
- II.1 Repräsentationsstil
- II.2 Repräsentationsverständnis
- II.3 Frauenanteil in den Parlamenten
- III Institutionelle Rahmenbedingungen
- IV Tätigkeitsfelder der Abgeordneten
- IV.1 Parlamentsarbeit
- IV.2 Parteiarbeit
- IV.3 Öffentlichkeitsarbeit
- V Der Abgeordnete im Wahlkreis
- V.1 Aufgaben und Wichtigkeit der Wahlkreisarbeit
- V.2 Empirischer Beleg – Die Briefkorrespondenz
- V.3 Das Wahlkreisverständnis
- V.4 Wechselwähler und Persönlichkeitswahl
- VI Kritische Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Wahlkreisarbeit von Abgeordneten in Deutschland, Österreich und Großbritannien. Sie zielt darauf ab, die unterschiedlichen Tätigkeiten der Abgeordneten zu beleuchten und zu analysieren, welchen Einfluss die Wahlkreisarbeit auf die Abgeordneten hat. Die Arbeit soll unberechtigte Vorwürfe gegenüber Politikern entkräften und die Bedeutung der Arbeit von Volksvertretern hervorheben.
- Repräsentationskonzepte und -verständnis
- Institutionelle Rahmenbedingungen in den drei untersuchten Ländern
- Tätigkeitsfelder der Abgeordneten, insbesondere die Wahlkreisarbeit
- Der Einfluss des Abgeordneten auf den Wahlausgang
- Responsivität und die Rückkopplung von politischem Handeln an Wählerinteressen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Repräsentationsarbeit von Abgeordneten ein und beleuchtet die vielfältigen Aufgaben und Tätigkeiten der Volksvertreter. Sie stellt die Fragestellungen der Arbeit vor und gibt einen Überblick über die zu behandelnden Themenbereiche.
Kapitel II beschäftigt sich mit unterschiedlichen Repräsentationskonzepten, sowohl theoretisch als auch empirisch. Es werden verschiedene Ansätze zur Beschreibung des Verhältnisses von Repräsentierten zu Repräsentierenden vorgestellt, wobei die Arbeit von Burke, Mill, Eulau / Karps und Miller / Stokes im Fokus steht. Abschließend wird der Frauenanteil in den Parlamenten der drei untersuchten Länder empirisch betrachtet.
Kapitel III behandelt die institutionellen Rahmenbedingungen in Deutschland, Österreich und Großbritannien. Dabei wird insbesondere das Wahlsystem der Länder beleuchtet, da es entscheidend für die Arbeitsweise von Abgeordneten ist.
Kapitel IV grenzt die Tätigkeitsfelder der Abgeordneten ab und geht dabei auf Parlamentsarbeit, Parteiarbeit und Öffentlichkeitsarbeit ein.
Kapitel V, der thematische Schwerpunkt der Arbeit, beschäftigt sich mit dem Abgeordneten im Wahlkreis. Es untersucht die Aufgaben und die Wichtigkeit der Wahlkreisarbeit sowie den empirischen Beleg dieser Arbeit durch die Briefkorrespondenz. Weiterhin werden das Wahlkreisverständnis und der Einfluss von Wechselwählern und Persönlichkeitswahl auf den Wahlausgang analysiert.
Schlüsselwörter
Repräsentation, Wahlkreisarbeit, Abgeordnete, Parlament, Wahlsystem, Responsivität, Vergleichende Methode, Deutschland, Österreich, Großbritannien, Frauenanteil, Partei, Interessengruppen, Medien, Bürger, politische Willensbildung
- Citation du texte
- Christian Schwab (Auteur), 2003, Der Abgeordnete im Wahlkreis - Repräsentationsverständnis und Tätigkeitsanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29881