Grundsätze der Gerechtigkeit in John Rawls "Eine Theorie der Gerechtigkeit"


Seminararbeit, 2012

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Bedeutung der Gerechtigkeit
1.2 Was ist gerecht? Gibt es eine allg. Formel für Gerechtigkeit?

2.„Der Urzustand“
2.1 Annahmen im Urzustand
2.2 Bedeutung für die Grundsätze der Gerechtigkeit

3. John Rawls’ Gerechtigkeitsprinzipien
3.1. Die Gerechtigkeitsgrundsätze und ihre Vorrangregeln
3.2 Bedeutung der lexikalischen Ordnung
3.3 Aufgaben der Gerechtigkeitstheorie

4. Schluss
4.1 Verständnis der Grundsätze, Anwendbarkeit in der Praxis
4.2 Kritik Rawls am Utilitarismus , Kontraktualismus

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

1.1 Bedeutung der Gerechtigkeit

„Absolute Gerechtigkeit gibt es nicht, und wenn jemand absolute Gerechtigkeit anstrebt, wird es furchtbar ungerecht“1

Dieses Zitat war ursprünglich sicherlich nicht auf die Frage der Gesamtgerechtigkeit gemünzt, trifft jedoch die Kernfrage von Gerechtigkeitsverständnis recht gut.

John Rawls hat sich in seinem großen Werk von 1971 ‚Eine Theorie der Gerechtigkeit’, den Fragen gestellt:

Was ist überhaupt Gerechtigkeit?

Wer bestimmt überhaupt, was für wen gerecht ist oder sein kann?

Kann man Gerechtigkeit verallgemeinern, bzw. kann man eine ‚Formel’ entwickeln die für alle gerecht ist?

Um diese Fragen zu beantworten, muss man sich zuerst mit der Begrifflichkeit der Gerechtigkeit auseinander setzen. Jeder Mensch hat eine Vorstellung von Gerechtigkeit, was diese ausmacht und was ungerecht ist. Dafür jedoch eine allgemeingültige Regel aufzustellen, die für jeden Zustand, zu jeder Zeit und für jeden Menschen gilt, ist nahezu unmöglich.

Grundsätzlich gehört zu einem Gerechtigkeitsempfinden, dass alle Menschen gleich behandelt werden, und keine Ausnahmen bestehen (z.B. durch gesellschaftlichen Stand, Einkommen, Hautfarbe etc.). Zudem ist ‚Planungssicherheit’ und ‚Vorhersehbarkeit’ wichtig für eine klare Linie.

Bsp.: Es spielt keine Rolle ob ein Mann oder eine Frau ein Verbrechen in Deutschland begehen, da laut dem Grundgesetz, welches Allgemeingültigkeit hat, beide Verbrecher gleich sind.2

Ein leider immer noch existentes Beispiel von Ungerechtigkeit nach dieser Auffassung besteht in der Gleichbehandlung von Frauen und Männern, die in der selben Position, die selbe Arbeit verrichten jedoch deutlich weniger damit verdienen ( je nach Wirtschaftszweig zwischen 24% und 30% ).3

Unter diesen Gesichtspunkten erscheint auch heute noch genug Anlass zu bestehen, um die vorherrschenden Gerechtigkeitsvorstellungen zu überdenken, bzw. an deren Umsetzung zu arbeiten.

1.2 Was ist gerecht? Gibt es eine allg. Formel für Gerechtigkeit?

Um zu bestimmen was gerecht ist, bedarf es Regeln. Jedoch stellt sich hinreichend die Frage:

Wer darf darüber bestimmen, was für jeden Einzelnen gerecht ist bzw. zu sein hat?

Es muss also ein Handlungsrahmen erarbeitet werden, in welchem sich eine Gesellschaft bewegt und die Allgemeingültigkeit haben muss. Sie muss optimalerweise von jedem akzeptiert und befolgt werden, und auch die Benachteiligungen bzw. Bestrafungen müssen bekannt sein.

Es wird vermutet, dass John Rawls Interesse an der Philosophie und speziell an Gerechtigkeitsverständnis bereits in seiner Jugend begründet wurden. Seine Mutter Anna war eine äußerst aktive Frauenrechtlerin, was zu Lebzeiten John Rawls als sehr extravagant galt. Sein Vater William war Jurist. Ihm war quasi in die Wiege gelegt, sich mit Abwägungen von Gerechtigkeit und deren Konsequenzen zu beschäftigen.

Auf der Suche nach eben einer allgemeingültigen, von jedem akzeptierten und zu jedem Zeitpunkt gültigen Gerechtigkeitsformel, erkannte John Rawls, dass es einiger Vorgaben bedarf, da die schier unendliche Masse an Subjektiven Vorstellungen von Gerechtigkeit unmöglich zusammen gefasst werden konnten.

2.„Der Urzustand“

2.1 Annahmen im Urzustand

Um zu einer fairen Übereinkunft über Regeln der Gerechtigkeit innerhalb einer Gesellschaft zu kommen bedarf es eines Raumes, in dem es diverse Vorgaben gibt. John Rawls hat diesen hypothetischen Raum „Der Urzustand“ genannt.

Der „Urzustand“ soll folgende Charakterisierung aufweisen:

1. Gleichheit:

Die Annahme dass jeder Mensch gleich ist, und alle die gleiche Wahl bei den Grundsätzen haben. Jeder kann sich einbringen und Vorschläge machen und diese auch begründen.4

2. Verbindlichkeit:

Jeder Beteiligte soll einen Gerechtigkeitssinn haben, und dies ist allgemein bekannt. Für John Rawls bedeutet dies, dass einmal getroffene Entscheidungen, von allen akzeptiert werden und sich die einzelnen Parteien darauf berufen können. Der Gerechtigkeitssinn der Einzelnen sorgt letztlich dafür, dass diese Grundsätze auch beachtet werden.5

3. Schleier des Nichtswissens:

Damit keiner der Beteiligten die Gerechtigkeitsansätze auf seinen persönlichen Zustand abstimmen kann, fehlen den Protagonisten im Urzustand einige grundsätzliche Informationen. Keiner weiß um seine persönliche Rolle in der Gesellschaft, genauso wenig über seine vorgegebenen physischen und psychichen Gegebenheiten (Körperkraft, Intelligenz usw.). Nach Rawls soll auch keiner wissen in welchem Land, bzw. auf welchem Entwicklungsstand ihre Zivilisation liegt.6

Ausnahme: Es sind jedoch allgemeine Tatsachen bekannt. Jeder hat einen Verstand und „allgemein akzeptierte Analysemethoden“7

4. Vernunft:

Rawls geht davon aus, dass im Urzustand alle Menschen „vernunftgeleitet“ sind. Also die Möglichkeit wählen, welche die größte Erfolgsaussicht für die persönlichen Ziele verspricht. Weiter geht Rawls davon aus, dass vernunftgeleitete Menschen keinen Neid kennen.8

2.2 Bedeutung für die Grundsätze der Gerechtigkeit

Dieser hypothetisch konstruierte Raum bildet für Rawls die ‚perfekte’ Ebene, um auf Augenhöhe durch gesellschaftliche Strukturen und Unterschiede zu einem Ergebnis von Gerechtigkeitsgrundsätzen zu kommen, die für jeden Agierenden innerhalb dieses Raumes akzeptabel und bindend sind, da sie nicht durch Zwang, sondern durch Vernunftsentscheidungen entstanden sind.

[...]


1 Friedrich von Metzler, In: Focus,

2 vgl. Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, Art. 3, Abs. 1

3 Statistisches Bundesamt, 2008, Pressemitteilung Nr. 427

4 vgl.: Rawls, John: Eine Theorie der Gerechtigkeit. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1975, Seite 36f. ( Original: A Theory of Justice: 1971) ( 15. Aufl. 2006 )

5 vgl. ebd Seite 168f

6 vgl. ebd. Seite 160

7 ebd. Seite 160

8 vgl. ebd. Seite 166f

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Grundsätze der Gerechtigkeit in John Rawls "Eine Theorie der Gerechtigkeit"
Hochschule
Hochschule für Politik München
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
13
Katalognummer
V298931
ISBN (eBook)
9783656953098
ISBN (Buch)
9783656953104
Dateigröße
471 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
John Rawls, Gerechtigkeit, Grundsätze
Arbeit zitieren
Patrick Schmitt (Autor:in), 2012, Grundsätze der Gerechtigkeit in John Rawls "Eine Theorie der Gerechtigkeit", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/298931

Kommentare

  • Gast am 22.1.2023

    Hinter jeder stetigen Proportion verbirgt sich auch ein Minimierproblem. Mittlerweile einfach durch Funktionsplotter im Internet zu sehen.
    Beispiel: 1 : x ; x : 2 und deren Summe 1 : x + x : 2 . Blitzschnell erhält man eine Grafik, die als das Grundgesetz der Arbeitsteilung erkannt werden kann. Die aus einer Hyperbel, einer Geraden und einer Parabel bestehende Grafik konnte ich bisher in keinem Ökonomiebuch finden, So schwer ist scheinbar die Analyse .

  • Gast am 17.10.2020

    Es gibt eine Formel der Gerechtigkeit. Sie lautet a : b = b : c und ist die Grundlage arbeitsteiliger Gerechtigkeit. Einer kannte sie schon vor über 2000 Jahren. Aber sie ist auch heute noch das Einfache, welches schwer zu durchschauen ist.

Blick ins Buch
Titel: Grundsätze der Gerechtigkeit in John Rawls "Eine Theorie der Gerechtigkeit"



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