An der Schwelle des Übergangs von der feudalabsolutistischen zur bürgerlichen Gesellschaft vollzog sich eine anthropologische Wende: der Mensch in seiner Ganzheit beginnt sich selbst zu reflektieren und als Subjekt zu erkennen. Damit einher gingen neue Liebes- und Geschlechterkonzepte, die in der Literatur des 18. Jahrhunderts als anthropologische Folgen reflektiert wurden und Änderungen der Liebes- und Geschlechtersemantik nach sich zogen. Wielands Werk Musarion von 1768, ist medialer Ausdruck bzw. eine „Vorahmung“ dieser Mentalitätsänderung, der Ablösung der alten Ordnung in Liebes- und Geschlechterbeziehungen.
Meine Fragestellung lautet daher: Wie sind die literarisch-philosophischen Konzeptionen von Liebe und Geschlecht in Wielands Musarion gestaltet und worin besteht ihre spezifische Modernität?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Dichtungshintergrund
- Liebes- und Geschlechterdiskurs im 18. Jahrhundert
- Wielands Weltbild und sein Stilideal
- Konzeptionen von Liebe und Geschlecht
- Erotische Aufklärung
- Ansätze negativer Andrologie und Aufwertung von Weiblichkeit
- Modernität des literarischen Dichtungsprogramms
- Gattungsmischung
- Nutzbarmachen des Galanten für die Schwärmerkritik
- Funktionen des mythologischen Programms
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Christoph Martin Wielands Versepos „Musarion oder die Philosophie der Grazien“ im Kontext der Liebes- und Geschlechterdiskurse der Aufklärung. Sie untersucht, wie Wieland literarische und philosophische Konzeptionen von Liebe und Geschlecht in seinem Werk gestaltet und welche spezifische Modernität diese Konzeptionen aufweisen. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, wie sich die anthropologische Wende der Aufklärung in Wielands Werk spiegelt und wie sich neue Liebes- und Geschlechterkonzepte in der Literatur des 18. Jahrhunderts manifestieren.
- Die Darstellung von Liebes- und Geschlechterrollen in Wielands „Musarion“
- Die Kritik an Schwärmertum und die Betonung der natürlichen menschlichen Mitte in Wielands Philosophie
- Die Bedeutung der Erotik und die Entwicklung einer „Theorie der Erotik“ in Wielands Werk
- Die Rolle der Gattungsmischung und die Integration von galanten Elementen in Wielands Dichtungsprogramm
- Die Funktion von mythologischen Verweisen und antiken Handlungsrahmen in Wielands Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und erläutert den Hintergrund der Analyse von Wielands „Musarion“. Sie stellt die Forschungsfrage und die zentrale These der Arbeit dar.
Der erste Teil der Arbeit befasst sich mit dem Dichtungshintergrund von Wielands „Musarion“. Er beleuchtet den Liebes- und Geschlechterdiskurs im 18. Jahrhundert und analysiert Wielands Weltbild und sein Stilideal in der Entstehungszeit des Werks.
Im zweiten Teil der Arbeit werden die Konzeptionen von Liebe und Geschlecht in Wielands „Musarion“ analysiert. Hierbei wird die erotische Aufklärung, die Kritik an Schwärmertum und die Betonung der natürlichen menschlichen Mitte, sowie die Darstellung von Geschlechterrollen und die Entwicklung einer „Theorie der Erotik“ untersucht.
Der dritte Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der Modernität des literarischen Dichtungsprogramms in Wielands „Musarion“. Hierbei werden die Gattungsmischung, die Nutzung des galanten Codes für die Schwärmerkritik und die Funktion von mythologischen Verweisen analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Liebe und Geschlecht in der Aufklärung, Christoph Martin Wieland, „Musarion oder die Philosophie der Grazien“, Erotik, Schwärmerkritik, Gattungsmischung, Galanterie, Mythologie, negative Andrologie, Aufwertung von Weiblichkeit, anthropologische Wende, funktionaler Differenzierung der Gesellschaft.
- Quote paper
- Antje Pauer (Author), 2015, Literarische und philosophische Konzeptionen von Liebe und Geschlecht in Wielands Musarion "Nie scherzte die Vernunft aus einem schönern Mund", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/299246