Der Klimawandel ist ein Phänomen, das in direkter oder indirekter Weise jeden Menschen auf der Erde betrifft. Ob als Verursachende, Betroffene, unbewusst oder bewusst, jedes Individuum wird mit der Veränderung des Klimas und den damit verbundenen Folgen konfrontiert. Eine Besonderheit dieser Betroffenheit besteht darin, dass kein Mensch allein für den Klimawandel verantwortlich ist und sich, um dem Problem in gerechter Art und Weise zu begegnen, als Teil der Menschheit verstehen müsste. Diese abstrakte Ebene eines Selbstverständnisses ist nur schwer zu verinnerlichen.
Die soziale Identität eines Menschen bezeichnet einen „Teil des Selbstkonzepts einer Person, der sich aus dem Wissen über die Mitgliedschaft in einer sozialen Gruppe (oder sozialen Gruppen) und dem Wert und der emotionalen Bedeutung dieser Mitgliedschaft ableitet [...]“. Die soziale Identität hält sich an den elementaren Prozess der sozialen Kategorisierung, bei welcher der soziale Kontext in Eigen- und Fremdgruppe differenziert wird, wofür beispielsweise Geschlechterrollen, ethnischer Hintergrund oder auch Religion als Unterscheidungsmerkmal herangezogen werden.
Die Identitätsfrage bezieht sich auf gesellschaftliche Kreise, die somit auch eine Abgrenzung zu anderen Gruppierungen ermöglichen, man versteht sich als Schweizer oder Deutsche, als Frau oder Mann, als Studentin oder Kaufmann, Sohn von Peter oder Schwester von Sarah, als Teil der Ober- oder Mittelschicht. Aber wer versteht sich selbst als Teil der Menschheit? Oder noch genauer, als Teil der Menschheit mit Verantwortung für die Mitglieder dieser „Gruppe“ und ebenso für die Nachfolger der jetzigen Mitglieder?
Der Klimawandel als globales Problem mit seiner geografischen Verschiebung und zeitlichen Verzögerung von Ursachen und Auswirkungen, wirft Fragen der Verantwortung auf. Wie sehen wir uns in Anbetracht des globalen Ausmaßes dieses Problems im Kontext mit dem Rest der Welt? Inwiefern wird unser eigenes Selbstverständnis durch dieses Phänomen verändert? Diese Frage stellt sich nicht nur auf der individuellen Ebene. Unser Selbstverständnis ist stark an die demokratischen Elemente der Freiheit, Gleichheit und Autonomie geknüpft. Wie lässt sich eine globale und intergenerationelle Verantwortung mit der Souveränität demokratischer Nationalstaaten vereinbaren?
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DER KLIMAWANDEL UND DIE MORALISCHE KORRUPTION
- Selbstverständnis und Werte-System - ein Wandel?
- Werte und Präferenzen
- Grenzen der Kontrolle
- DEMOKRATIEVERSTÄNDNIS
- Selbstgesetzgebung und Selbstreferenz
- Gleichheit und Fairness
- Auf dem weg zu einem Globalen Selbstverständnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit dem Einfluss des Klimawandels auf unser Selbstverständnis und dessen Auswirkungen auf das Verständnis von Demokratie. Der Autor untersucht, wie die globale Dimension des Klimawandels unsere moralischen und ethischen Werte in Frage stellt und wie unser Verständnis von Verantwortung und Gerechtigkeit neu definiert werden muss.
- Die Veränderung unseres Selbstverständnisses im Kontext des Klimawandels
- Die moralische Korruption durch die zeitliche und geografische Distanz zwischen Ursache und Wirkung des Klimawandels
- Die Herausforderung, individuelle Verantwortung im Kontext der globalen Auswirkungen des Klimawandels zu definieren
- Die Auswirkungen des Klimawandels auf unser Verständnis von Demokratie und die Vereinbarkeit von globaler Verantwortung mit nationaler Souveränität
- Die Notwendigkeit einer neuen ethischen und politischen Perspektive auf die Herausforderungen des Klimawandels
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Klimawandels und seiner Auswirkungen auf unser Selbstverständnis und die Demokratie ein. Sie stellt die zentrale Frage nach der Verantwortung des Einzelnen im Kontext des globalen Problems des Klimawandels.
Kapitel 2 beleuchtet die moralische Korruption, die durch die Distanz zwischen Ursache und Wirkung des Klimawandels entsteht. Es argumentiert, dass unser bestehendes Werte-System, geprägt von einer lokalen Perspektive, für die globalen Herausforderungen des Klimawandels nicht mehr ausreichend ist.
Kapitel 3 untersucht das Verständnis von Demokratie im Kontext des Klimawandels. Es beleuchtet die Kernprinzipien der Demokratie und stellt die Frage, wie sie mit den Herausforderungen der globalen Verantwortung und der Intergenerationalität im Kontext des Klimawandels in Einklang gebracht werden können.
Kapitel 4 befasst sich mit dem Weg zu einem globalen Selbstverständnis und den damit verbundenen Herausforderungen. Es diskutiert die Notwendigkeit einer neuen ethischen und politischen Perspektive, die die globalen Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigt.
Schlüsselwörter
Klimawandel, Selbstverständnis, Verantwortung, Demokratie, Moral, Werte, Globalisierung, Intergenerationalität, Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit.
- Quote paper
- Nicole Hauser (Author), 2012, Veränderungen des Selbst- und Demokratieverständnisses durch den Klimawandel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/299363