„Niemand weiß, was der Schreiber beim Schreiber dachte oder meinte […].“ So leitet Kittler seine Analyse zu „Erdbeben in Chili“ ein. Was genau hat es mit diesem Zitat auf sich? Betrachtet man verschiedene Texte von Kleist, fällt einem insbesondere seine Affinität zu Widersprüchlichkeit und Paradoxa auf. „Erdbeben in Chili“ bildet hier keine Ausnahme. Der Text weist eine ganze Reihe von Widersprüchen, Paradoxa, Unstimmigkeiten auf und zeigt eine gewisse Unvollkommenheit.
Der Hauptteil dieser Arbeit soll genau diese Unvollkommenheit in „Erdbeben in Chili“ herausstellen. Hier soll die Widersprüchlichkeit näher betrachtet und an Beispielen analysiert, als auch interpretiert werden. Hierzu soll zunächst das literarische Erdbeben vom historischen abgegrenzt werden und so die Authentizität des Erdbebens hinterfragt werden. Anschließend soll die mögliche Wirkung dieses Vorgehens von Kleist gedeutet werden.
Das nächste Kapitel soll weitere Unstimmigkeiten aufdecken. Dies soll unter dem Gesichtspunkt der Sprache, des Erzählers, der Religion und des Endes der Erzählung geschehen. Bei der Sprache wird das Hauptaugenmerk auf die Nutzung der Grammatik gelegt. Außerdem soll der Erzähler im Hinblick auf seine Unvollkommenheit und in seiner Funktion für den Leser analysiert werden. Anschließend werden religiöse Anspielungen und die Entfremdung von religiösen Motiven eine Rolle spielen. Die hier verwendete Widersprüchlichkeit soll ebenfalls in ihrer Wirkung für die Handlung erklärt werden. Der letzte Punkt dieses Kapitels wird sich mit dem Ende der Erzählung im Hinblick seiner auf den ersten Blick unbefriedigenden Schlusspassage und der Funktion dessen beschäftigen.
Abschließend wird das letzte Kapitel des Hauptteils mögliche Beweggründe Kleists für die Nutzung von Paradoxa präsentieren. Hierzu soll das Leben Kleists näher betrachtet werden, um so auf dieser Grundlage mögliche Schlüsse ziehen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Widersprüchlichkeit und Ambiguität in „Erdbeben in Chili“
- Historisches Erdbeben - Literarisches Erdbeben
- Verschiedene Deutungen des literarischen Erdbebens
- Unstimmigkeiten – Sprache, Erzähler, Religion, Ende
- Mögliche Erklärung der Widersprüchlichkeit in Kleists Texten
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Heinrich von Kleists Novelle „Erdbeben in Chili“ unter dem Aspekt der Widersprüchlichkeit und Ambiguität, die den Text durchziehen. Ziel ist es, die Unvollkommenheit des Textes herauszustellen und die möglichen Beweggründe Kleists für die Nutzung von Paradoxa zu untersuchen.
- Abgrenzung zwischen historischem und literarischem Erdbeben
- Analyse von Unstimmigkeiten in der Sprache, der Erzählperspektive, der Religion und dem Ende der Erzählung
- Deutung der möglichen Wirkung der Widersprüchlichkeit auf den Leser
- Untersuchung von Kleists Leben im Hinblick auf seine mögliche Motivation zur Verwendung von Paradoxa
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und führt in die Thematik der Widersprüchlichkeit in Kleists Werken ein. Kapitel 2.1 beleuchtet die Unterschiede zwischen dem historischen Erdbeben in Chile und dem literarischen Erdbeben in Kleists Novelle. Es werden Unstimmigkeiten im Titel, im zeitlichen Ablauf und in der Darstellung des Ereignisses analysiert. Kapitel 2.2 fokussiert auf die Sprache, den Erzähler, die Religion und das Ende der Erzählung, um weitere Widersprüche und Unstimmigkeiten aufzudecken. Kapitel 2.3 untersucht Kleists Leben und mögliche Beweggründe für seine Nutzung von Paradoxa.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Widersprüchlichkeit und Ambiguität in Kleists „Erdbeben in Chili“. Wichtige Themen sind die Abgrenzung zwischen historischem und literarischem Erdbeben, die Analyse von Unstimmigkeiten in Sprache, Erzählperspektive und Religion, die Interpretation der möglichen Wirkung der Widersprüchlichkeit und die Untersuchung von Kleists Leben im Hinblick auf seine mögliche Motivation zur Verwendung von Paradoxa.
- Quote paper
- Taylor Bruhn (Author), 2015, Paradoxa und Widersprüche in Kleists „Erdbeben in Chili“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/299387