Origenes und seine Lehre der Apokatastasis Panton


Dossier / Travail, 2013

15 Pages, Note: 2


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Alexandrien im dritten Jahrhundert

3. Apokatastasis panton

4. Zum Leben des Origenes

5. Origenes und die ‚Apokatastasis panton‘

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Origenes gilt als der erste Theologe, der sich mit der Lehre der ‚Apokatastasis Panton‘ - der Lehre der ‚Allversöhnung‘ - beschäftigt hat. Diese Lehre ist eine bis heute umstrittene Lehre, gerade was den Bezug zu Origenes und zur Christlichen Kirche angeht

Grob geht es bei der Annahme der Apokatastasis darum, dass am Ende der Zeiten alles wieder mit allem versöhnt ist und der Ursprung von Gottes Schöpfung wiederhergestellt ist. Es ist also nicht eine partielle Wiederherstellung eines bestimmten Teilbereiches gemeint, sondern es geht um das Ganze der ursprünglich guten Schöpfung Gottes.

Mit der Lehre der ‚Apokatastasis panton‘ sowie mit der Person Origenes, der im Dritten Jahrhundert in Alexandrien im Römischen Reiche gelebt hat und heute als einer der Kirchenväter bekannt ist, möchte ich mich in dieser Hausarbeit auseinandersetzen.

Im ersten Teil der Arbeit werde ich einen Überblick über das Leben in Alexandrien während des dritten Jahrhunderts geben, um einen Eindruck davon zu vermitteln, unter welchen Umständen Origenes aufgewachsen ist und gelebt hat. Auch für seine theologischen Anschauungen ist dieser Zusammenhang wichtig. Danach erläutere ich den Begriff ‚Apokatastasis‘ und zeige auf, woher er kommt und welche theologiegeschichtliche Bedeutung er hat.

Über das Leben des Origenes folgt anschließend der längste Abschnitt dieser Hausarbeit, da ich dieses Hintergrundwissen für besonders wichtig empfand um später den Zusammenhang zwischen seiner Person und seiner Version einer ‚Apokatastasis panton‘ herstellen zu können. Diese Verknüpfung führe ich im vierten Kapitel 4 durch, in dem ich auch seine Lehre vorstelle. Wie sah das Leben des Origenes aus und was genau verstand er unter der Lehre der ‚Apokatastasis Panton‘? Das ist die Fragestellung, auf die ich in meinem Fazit zusammenfassendend antworten werde. Dort werde ich auch eine eigene Position bezüglich seiner Lehre beziehen und einen Ausblick geben.

2. Alexandrien im dritten Jahrhundert

Alexandria war zu Beginn des dritten Jahrhunderts eine Weltstadt, die durchaus mit Rom und Konstantinopel konkurrieren konnte. Die Stadt war 331 vor Christus von Alexander dem Großen gegründet worden (daher der Name) und entwickelte sich rasant.1 Das hatte mit ihrer verkehrstechnisch sehr guten Lage zwischen dem Mittelmeer und dem Mareotis-See zu tun, so dass es drei Häfen in der Stadt gab. Einer der Häfen lag am Mareotis-See, der die Stadt durch Kanäle mit dem Nil und dem Roten Meer verband. Die hervorragende Lage begünstigte die Wirtschaft woraus um 200 die hohe Gesamteinwohnerzahl von ca. 600.000 Menschen resultierte.2

In Alexandrien herrschte unter den Einwohnern eine strenge Hierarchie: an oberster Stelle standen die römischen Bürger, dann kamen die Bürger Alexandriens und an letzter Stelle standen die einheimischen ägyptischen Bürger, die aus der Sicht der Römer Barbaren waren und entsprechend behandelt wurden.3 Die Römer verwendeten im Heer die lateinische, in der Verwaltung jedoch die griechische Sprache.4

Ende des zweiten Jahrhunderts/Anfang des Dritten Jahrhunderts herrschte Septimus Severus im Römischen Reich.5 Im Jahre 202 erließ er unter Androhung der Todesstrafe ein Verbot des Übertritts römischer Bürger zum Christentum oder zum Judentum. Dies ermutigte römische Bürger, die als ‚Menschenverächter verhassten Konvertiten jetzt häufiger bei den Behörden anzuzeigen. Die Folge waren vermehrte, regional begrenzte Christenverfolgungen, besonders von Katechumenen, Neugetauften und deren Lehrern.6 Römische Staatsbürger wurden enthauptet, Ägypter gekreuzigt und Kinder aus gemischten Ehen gingen der niedrigeren Gruppe der Bevölkerung zu und wurden so verschont.7

Alexandria war aber nicht nur eine bedeutende Handelsstadt, sondern auch ein Zentrum der Wissenschaft und Forschung, berühmt vor allem durch die Bibliothek, die vielen angesehenen Schulen für Mathematik, Philosophie und Literatur, zu denen Schüler aus „aller Welt“ strömten. In Alexandria trafen unterschiedliche Religionen und Philosophien aufeinander.

Die Stadt war unterteilt in fünf gleich große Stadtteile, von denen zwei eine vom Umfang her bedeutende jüdische Bevölkerung hatten.8 Wann genau Alexandrien christianisiert wurde ist nicht ganz klar, denn darüber gibt es keine sicheren Nachrichten und archäologische Zeugnisse. Es müssen aber schon früh Christen in Alexandrien gelebt haben, denn die erste christliche erste Kirche wurde vermutlich unter Bischof Dionysius (246-264) erbaut.9

Der christliche Glaube war zu dieser Zeit kaum theologisch fest umrissen und die großen Konzilien hatten noch nicht stattgefunden, so dass es viele Fragen ohne eindeutige Antworten gab. Einer dieser Antwortversuche war eine Vermischung des christlichen Glaubens mit der griechischen Allversöhnungslehre.

3. Apokatastasis panton

Der vieldeutige Begriff der ‚Apokatastasis‘ bedeutet im außerchristlichen Zusammenhang die „Wiederherstellung eines ehemaligen Zustandes.“10 In der Astronomie wurde der Begriff schon lange im Sinne der Wiederkehr derselben Stellung der Himmelskörper verwendet.11 Auch konnte damit in der Medizin die Wiederherstellung der Gesundheit bezeichnet werden.12 Darüber hinaus kann auch in der Jurisprudenz oder der Politik von einer Apokatastasis gesprochen werden, etwa wenn es um das Zurückbringen von „Geiseln in ihre Vaterstädte“ oder um die „Neubegründung der Staatsordnung“ geht.13 Nicht zuletzt ist der Begriff im Zusammenhang mit dem Neuplatonismus zu nennen. Mit ihm kommt eine neue, religiös interpretierbare Sichtweise in den Blick, denn im

Neuplatonismus bedeutet „Wiederherstellung“ die Rückkehr der Seelen nach dem Abstieg.14

Im alten Testament wird der Begriff ‚Apokatastasis panton‘ nicht verwendet, in der Apostelgeschichte des Neuen Testament taucht der Terminus dagegen auf (Apg 3, 21), jedoch nicht in einem eindeutigen Sinn.15 Die Stelle lautet: „Ihn muss freilich der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung von allem, die Gott von jeher verkündet hat.“ Es lässt sich annehmen, dass damit die Wiederherstellung aller Kreaturen gemeint ist. Damit kann nach katholischer Kirche lediglich gemeint sein, dass das Neue Testament insgesamt die Vorstellung von einer ‚Allversöhnung‘ kennt. Diese Feststellung reicht aber nicht aus, um den für den dogmatischen Gehalt der Allversöhnungslehre gebräuchlichen Terminus ‚Apokatastasis panton‘ dafür zu verwenden, da Sache und Wort im Hinblick auf den Sprachgebrauch im Neuen Testament nicht deckungsgleich sind.16 Die Vorstellung einer ‚Allversöhnung‘ findet sich vor allem in sehr frühen, vielleicht sogar noch vorpaulinischen Traditionen des Neuen Testaments, wie sie besonders für das hellenistisch geprägte Urchristentum typisch sind.17

Es gibt wenige Lehren in der christlichen Kirche, die derartig unterschiedliche Beurteilungen gefunden hat, wie die Lehre von der ‚Apokatastasis panton‘.18 Schon seit dem ersten Auftreten dieser Lehre in der Theologie wurde sie heftig angefochten. Die Meinungen gehen stark auseinander. Die einen sagen: Bei dieser Annahme gäbe es keine Göttliche Gerechtigkeit, wie sie im 2. Kor. 5,10 vorhergesagt wurde, andere wiederrum sagen: nur die Apokatastasis vollendet in Wahrheit das Gebäude des christlichen Glaubens.19 Jedenfalls wird durch den heftigen Streit um die ‚Apokatastasis‘ deutlich, dass die Frage Kernbereiche der religiösen Erkenntnis berührt.20

[...]


1 C. REEMTS, Origenes, S. 17

2 C. REEMTS, Origenes, S. 18

3 C. REEMTS, Origenes, S. 18

4 C. REEMTS, Origenes, S. 17

5 H. KRAFT, Kirchengeschichte von Eusebius von Cäsarea, S. 277

6 C. REEMTS, Origenes, S. 21

7 C. REEMTS, Origenes, S. 21

8 C. REEMTS, Origenes, S. 18

9 C. REEMTS, Origenes, S. 19

10 H. ROSENAU, Allversönung, S. 26

11 O. SCHRADER, Die Lehre von der Apokatastasis oder der endlichen Beseeligung Aller, S.1

12 H. ROSENAU, Allversönung, S. 26

13 H. ROSENAU, Allversönung, S. 28

14 H. ROSENAU, Allversönung, S. 29

15 H. ROSENAU, Allversönung, S. 29

16 H. ROSENAU, Allversönung, S. 32

17 H. ROSENAU, Allversönung, S. 104

18 O. SCHRADER, Die Lehre von der Apokatastasis oder der endlichen Beseeligung Aller, S.1

19 O. SCHRADER, Die Lehre von der Apokatastasis oder der endlichen Beseeligung Aller, S.2

20 O. SCHRADER, Die Lehre von der Apokatastasis oder der endlichen Beseeligung Aller, S.3

Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
Origenes und seine Lehre der Apokatastasis Panton
Université
University of Cologne  (Institut für katholische Theologie)
Cours
Proseminar Alte Kirchengeschichte Christentum im Dritten Jahrhundert
Note
2
Auteur
Année
2013
Pages
15
N° de catalogue
V302485
ISBN (ebook)
9783668002241
ISBN (Livre)
9783668002258
Taille d'un fichier
516 KB
Langue
allemand
Mots clés
origenes, lehre, apokatastasis, panton
Citation du texte
Theresa Breuer (Auteur), 2013, Origenes und seine Lehre der Apokatastasis Panton, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/302485

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