Objektivität in der Sozialwissenschaft nach Max Weber


Dossier / Travail, 2003

15 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Kurze Einleitung

2. Die Objektivität in der Sozialwissenschaft nach Max Weber

3. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Kurze Einleitung

Max Weber ist der Begründer der deutschen Soziologie und wurde am 21.April 1864 als Sohn der nationalliberalen Politikers und späteren Abgeordneten Dr. Max Weber sen. in Erfurt geboren. Die nationalliberale Haltung des Elternhauses prägt ihn ein Leben lang. Ein wichtiger Beitrag Webers zur deutschen Wissenschaftsgeschichte ist sein Schrifttum zur "Objektivität" sozialwissenschaftlicher Erkenntnis. Weber sagt, es könne niemals Aufgabe einer Erfahrungswissenschaft sein, bindende Normen und Ideale zu ermitteln, um daraus für die Praxis Rezepte ableiten zu können.

Das Problem der sozialwissenschaftlichen Objektivität ist die zentrale Fragestellung in WEBER s Methodologie schlechthin. WEBER begreift dieses Problem als Frage nach dem Zusammenhang von Wissen und Wirklichkeit und dem Verhältnis zwischen Begriffsbildung und Erfahrung. Wie können wir von den Gegenständen unserer Wahrnehmung Begriffe bilden und als gültig ausweisen in Anbetracht der unendlichen Vielfältigkeit, in der wir sowohl das menschliche Handeln als auch seine Produkte erfahren? Es geht mithin um die Bedingungen, denen die Konstituierung von Gegenständen sozialwissenschaftlicher Erkenntnis unterliegt.

Eine etwas anders geartete Fassung gibt WEBER dieser Problemstellung auch in der Frage nach dem Spannungsverhältnis zwischen Erkenntnis und Interessen, Begriffsbildung und Werten. Geht man von der Überlegung aus, dass sozialwissenschaftliche Begriffe immer auf Vorannahmen beruhen, die ihrerseits in bestimmten Wertehaltungen verankert sind und deshalb als subjektiv verstanden werden müssen, so stellt sich die Frage, wie es möglich sein soll, mit Hilfe derartiger Begriffe soziale Phänomene in adäquater Form kognitiv zu erfassen. Welche Gründe also kann man für die Auffassung ins Feld führen, dass subjektive Wertvorstellungen die Basis für den begrifflichen Rahmen bilden, innerhalb dessen soziale Phänomene zu Gegenständen wissenschaftlicher Erkenntnis werden?

WEBER kleidet die Problemstellung seines Artikels in die Frage, in welchem Sinne man auf dem Gebiet der Kulturwissenschaften von "objektiv gültigen Wahrheiten" überhaupt sprechen könnte. Im Folgenden möchte ich den Artikel über die Objektivität sozialwissenschaftlicher Erkenntnis erörtern und vielleicht verständlicher machen.

2. Die Objektivität in der Sozialwissenschaft nach Max Weber

In seinem Artikel über die Objektivität betont Max W. die strenge Scheidung von Erfahrungswissen und Werturteil[1].

Zunächst war die Aufgabe des „Archivs“, der sozialwissenschaftlichen Zeitung deren Mitherausgeber er war, wirtschaftspolitische Maßnahmen des Staates zu produzieren. Diese Zielsetzung veränderte sich allmählich ohne Scheidung von Erkenntnis des –Seienden und des Seinsollenden-[2]. Nach Max Weber ist jedes menschliche Handeln an Zweck und Mittel gebunden. Jeder Mensch handelt, um einen bestimmten Zweck zu erreichen. Die Folgen der erforderlichen Mittel können durch uns festgestellt werden, und die Wissenschaft bietet die Möglichkeit der Abwägung der gewollten gegen die ungewollten Folgen[3]. Sie kann ebenfalls die Frage beantworten, was die Erreichung des Zwecks kostet und welche anderen Werte dadurch verletzt werden. (In der Überzahl aller Fälle kostet jeder erstrebte Zweck). Die definitive Entscheidung über das Handeln bleibt allerdings dem Menschen (Handelnden) selbst überlassen. Er muss diese Abwägung zur Entscheidung bringen, sonst gibt es kein menschliches Handeln. Weiterhin kann die Wissenschaft Kenntnis des Gewollten bieten und die Aufzeigung von Ideen und Ideale, die dem konkreten Zweck zugrunde liegen. Eine der wesentlichen Aufgaben der Wissenschaft ist es diese Ideen, die erreicht werden wollen, dem geistigen Verständnis des Individuums zu erschließen[4]. Nun will die wissenschaftliche Behandlung der Werturteile, lehren, die Ideale kritisch zu beurteilen. Durch diese Zwecksetzung verhilft sie dem Wollenden zur Besinnung auf seine letzten Grundsätze (Maßstäbe), die seinem Wollen zugrunde liegen. Die letzte mögliche Aufgabe der Wissenschaft ist es, diese Maßstäbe zum Bewusstsein zu bringen, alles was darüber hinaus geht ist dem Individuum überlassen[5]. Max Weber geht davon aus, dass die innersten Grundsätze einer Persönlichkeit, die am höchsten gestellten Werturteile, die unser „Tun“ bestimmen und dem Leben Sinn und Bedeutung geben von dem Individuum als etwas >objektiv< Wertvolles empfunden werden. Die Schlussfolgerung daraus ist, dass die Würde der Persönlichkeit darin beschlossen liegt, dass es für sie Werte gibt. Ergo hat auch nur der Versuch Werturteile nach außen zu vertreten dann einen Sinn, wenn an Werte geglaubt wird. Die Beurteilung der Geltung der Werte ist nur Sache des Glaubens, oder spekulative Betrachtung und Deutung des Lebens und der Welt auf ihren Sinn hin, niemals aber Aufgabe einer Erfahrungswissenschaft, unter die die Sozialwissenschaft laut Max Weber fällt[6]. Seit Menschen gedenken wird zwischen Weltanschauungen gestritten. Je „allgemeiner“ das Problem ist, um das es sich handelt, also je umfassender seine Kulturbedeutung, umso weniger ist es einer eindeutigen Beantwortung aus dem Material des Erfahrungswissens heraus zugänglich. Deshalb spielen hier umso mehr die letzten, höchsten und persönlichen Grundsätze des Glaubens und der Wertideen hinein. Der Glaube es könnte für die praktische Sozialwissenschaft ein >Prinzip< aufgestellt und wissenschaftlich als gültig erwiesen werden, aus welchem die Normen für die Lösung der praktischen Einzelprobleme eindeutig ableitbar seien, definiert M.W. als Naivität[7].

Für Max Weber ist die Schaffung eines praktischen Generalnenners für unsere Probleme in Gestalt allgemein gültiger letzter Ideale weder die Aufgabe der Sozialwissenschaft, noch irgendeiner Erfahrungswissenschaft.

Je umfassender die Inhalte sittlicher Werte sind, umso weniger können aus ihnen für das konkret bedingte Handeln des Einzelnen Kulturinhalte eindeutig abgeleitet werden. Die höchsten Ideale, die uns am mächtigsten bewegen, wirken sich für alle Zeit nur im Kampf mit anderen Idealen, die anderen ebenso heilig sind wie uns die unseren, aus. Der mittlere Weg ist um keinen Deut mehr wissenschaftliche Wahrheit als der extremste Weg[8].

Die Erfüllung der wissenschaftlichen Pflicht, die da sei, die Wahrheit der Tatsachen zu sehen, als auch der praktischen Pflicht, die da sei, für die eigenen Ideale einzutreten, ist das, woran man sich wieder stärker gewöhnen sollte. Wenn eine wissenschaftliche Beweisführung auf dem Gebiet der Sozialwissenschaften ihren Zweck erreichen will, muss sie von allen Menschen anerkannt werden. Auch die logische Analyse eines Ideals auf seinen Inhalt und auf seine letzten Grundsätze hin und die Aufzeigung der aus der Verfolgung dieser Ideale sich ergebenden Konsequenzen müssen auch für „Ihn“ gültig sein. Natürlich kann er das Ideal selbst und die konkreten Wertungen ablehnen und er wird dies sicherlich auch oft tun, doch dadurch tritt er dem wissenschaftlichen Wert jener Analyse nie zu nahe[9]. Max Weber geht davon aus, das jede sinnvolle Wertung fremden Wollens nur eine Kritik aus einer eigenen „Weltanschauung“ heraus sein kann und damit eine Bekämpfung des fremden Ideals vom Boden eines eigenen Ideals aus darstellt. Ein fundamentales Gebot wissenschaftlicher Unbefangenheit ist es, den Lesern jederzeit deutlich zu machen, wo der denkende Forscher aufhört und der wollende Mensch anfängt zu sprechen. Die schädlichsten Eigenarten von Arbeiten der Sozialwissenschaften ist die Vermischung wissenschaftlicher Erörterung der Tatsachen und wertenden Aussagen. Max Weber ist gegen diese Vermischung, nicht etwa gegen das Eintreten für die eigenen Ideale. Er führt aus, das Gesinnungslosigkeit und wissenschaftliche „Objektivität“ keineswegs identisch sind[10]. Der Anstoß zur Aufrollung wissenschaftlicher Probleme auf dem Gebiet der Sozialwissenschaft wird erfahrungsgemäß regelmäßig durch praktische „Fragen“ gegeben. Die Anerkennung des Bestehens eines wissenschaftlichen Problems steht und fällt nach Max Weber mit einem bestimmten, gerichteten Wollen lebendiger Menschen[11].Im Folgenden fragt

M.W. : „Was heißt hier Objektivität?“. Die nachstehenden Ausführungen werden auf diese Frage eingehen. Überall stößt die Befriedigung unserer idealsten Bedürfnisse auf die quantitative Begrenztheit und die qualitative Unzulänglichkeit der dafür benötigten äußeren Mittel. M.W. vertritt die Meinung das die Qualität eines Vorganges als „sozialökonomische“ Erscheinung nicht etwas ist, was ihm als solchem „objektiv“ anhaftet. Sie ist eher bedingt durch die Richtung des Erkenntnisinteresses[12]. In seinen weiteren Ausführungen geht er auf die Vorgänge des menschlichen Lebens unter dem Gesichtspunkt ihrer Kulturbedeutung ein. Will man solche Disziplinen „Kulturwissenschaften“ nennen, so gehört die Sozialwissenschaft in diese Kategorie hinein[13].

[...]


[1] Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Max Weber S.146

[2] ebd. S.147

[3] ebd. S.149-150

[4] ebd. S.150

[5] ebd. S.151

[6] ebd. S.152

[7] ebd.153

[8] ebd. S.154

[9] ebd. S.155-156

[10] ebd. S.156-157

[11] ebd. S.158

[12] ebd. S.159-161

[13] ebd. S.165

Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
Objektivität in der Sozialwissenschaft nach Max Weber
Université
University of Duisburg-Essen  (Politik)
Cours
Einführung in die Politik
Note
1,0
Auteur
Année
2003
Pages
15
N° de catalogue
V30276
ISBN (ebook)
9783638315692
Taille d'un fichier
473 KB
Langue
allemand
Mots clés
Objektivität, Sozialwissenschaft, Weber, Einführung, Politik
Citation du texte
Melanie Höpfer (Auteur), 2003, Objektivität in der Sozialwissenschaft nach Max Weber, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30276

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