Ein Jahr ist viel zu kurz! Mit Motorrädern durch Südamerika


2015-08-07, 161 Pages (ca.)

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Originalausgabe


Extrait


Inhalt

Reiseroute

Wie alles begann

Buenos Aires

Uruguay

Brasilien
Motorradtreffen in „Neu Hamburg“
Durch die Sierra do Rio do Rastro nach Florianopolis
Camping mit Hindernissen
Die Iguazú-Wasserfälle

Argentinien
Die Sierras de Córdoba
Abkürzung durch die Sandhölle

Die Anden
Mendoza – Wein und Thermen
Die Ruta 40
Der Lake District – Siete Lagos

Patagonien
Die Carretera Austral
Weihnachten zwischen Feuer, Eis und Guanakos
Das Ende der Welt

Feuerland
Durch die öde Pampa

Chile
Seen und Vulkane
Zum Río Bío Bío – Ein Höllentrip
Motorradreisetreffpunkte – die Villa Kunterbunt und La Posta
Über den Paso Agua Negra
Reparaturen in Salta
Höhenkrank
Atacama & Andenhochland

Bolivien
Zum Salar de Uyuni, dem größten Salzsee der Welt
Minentour in Potosí
Die Ruta del Che
La Paz & El Alto
Abenteuerliche Floßfahrt durch den Urwald
Die Straße des Todes

Peru
Titicacasee und Colca Canyon
Der alternative Weg nach Machu Picchu
Gutes Bier gibts auch im Dschungel
In der Cordillera Blanca
Abseits der ausgetretenen Pfade durch‘s Peruanische Hochland
Trinken bildet

Ecuador
Ermüdungserscheinungen an Mensch und Maschine
Es geht abwärts
Whale-Watching am Äquator
Im Parque el Angel

Kolumbien
Zur Abwechslung mal Kultur
Das Land der Drogen und des Kaffees

Venezuela
Riskante Einreise
Wenig Spaß in Mérida
Straßen mit Tiefgang nach Coro

Die letzten Wochen
Regen und Sonne in Taganga
Ein karibischer Traumstrand
Abschluss in Cartagena
Tipps und Tricks

Bildnachweis

Reiseroute

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Wie alles begann

von Suse

Ich bin grundsätzlich ein fauler Mensch. Deshalb konnte ich mir schon während der Schulzeit einfach nicht vorstellen, mein ganzes Leben nur mit Arbeit zu verbringen. Zuerst hatte ich die Idee, allein mit meinem Rucksack und einem Round-The-World-Ticket ein Jahr lang durch die schönsten Gegenden der Erde zu tingeln. Zwischen Schule und Studium fehlte aber leider das Geld und nach dem Studium hatte ich ein gutes Jobangebot, das ich nicht einfach ausschlagen konnte. Hinzu kam, dass ich immer noch keine Millionen auf dem Konto hatte. So dauerte es noch ein Weilchen, bis der Plan wieder aktuell wurde. In der Zwischenzeit hatte sich das „Alleine-Reisen“ ohnehin erledigt, denn Axel war auf der Bildfläche erschienen.

Auch das Round-The-World-Ticket wurde mir immer unsympathischer, da das Preis-Leistungs-Verhältnis einfach nicht stimmte. Da wir nun zu zweit waren, war es kostenmäßig sinnvoller, auf ein eigenes Fahrzeug umzusteigen. Fahrräder wären zwar die günstigste Variante gewesen, aber wie eingangs bereits erwähnt: Ich bin faul. Ein Camping-Bus wäre schön gewesen, aber letzten Endes entschied ich mich für das Motorrad, da es das größte Abenteuer zu werden versprach.

Und ein Abenteuer sollte es tatsächlich werden: Vor der Abreise war ich mit dem Motorrad höchstens 1000 Meter abseits geteerter Straßen unterwegs gewesen. In vielen interessanten Ländern sind Schotter- oder Erdstraßen aber eher die Regel als die Ausnahme. Axel jedenfalls hatte lediglich eine Bedingung für die Reise: Wir beschränken uns auf „nur“ einen Kontinent, um dort möglichst viel Zeit zu haben. Und so entschieden wir uns für das Abenteuer „Mit Motorrädern durch Südamerika“!

Ein Jahr vor dem geplanten Beginn der Reise waren noch gefühlt eine Million Dinge zu erledigen. Visa brauchten wir für Südamerika zum Glück nicht, so fiel zumindest diese bürokratische Herausforderung weg. Ich musste bei meinem Arbeitgeber ein Sabbatjahr beantragen, was erstaunlich gut aufgenommen und sofort genehmigt wurde. Dann ging es an die Planung der Route: Sollten wir eher im Norden oder im Süden anfangen? Wie konnten wir am besten die diversen Regenzeiten vermeiden? Und wie sollten wir fahren, damit wir ohne viele Umwege alles besuchen konnten, was wir wollten?

Nach vielem Hin und Her beschlossen wir schließlich, in Buenos Aires zu beginnen. Von dort sollte es zunächst nordwärts durch Uruguay und Südbrasilien zu den Wasserfällen von Iguazú gehen, bevor wir nach Süden abdrehen wollten, um uns entlang der Anden bis Ushuaia, der südlichsten Stadt Argentiniens, durchzuschlagen.

Anschließend sollte (und musste) es wieder nach Norden gehen – aber für eine genaue Route konnten wir uns noch nicht entscheiden. Das war zunächst aber auch egal, es würde sich schon etwas ergeben.

Auch die Motorräder mussten noch nach Südamerika: Sie mit dem Flugzeug zu schicken, wäre zu teuer geworden, aber auch bei der Verschiffung war genug zu beachten. Außerdem brauchten wir so einiges an Ausrüstung wie z. B. Zelt, Kocher, Taschen und Koffer. So schrieb Axel einige mehr oder weniger bekannte Reiseausrüster an, ob sie uns nicht unterstützen wollten. Ich war überrascht, wie gut das funktionierte: Es gab zwar nicht überall etwas geschenkt, aber einen kleinen Rabatt haben wir fast immer bekommen.

Schließlich rückte unsere Abreise immer näher. Wir besuchten die Familie und Freunde noch einmal und nach hektischen letzten Tagen ist es dann soweit: Wir sitzen im Flieger gen Südamerika!!

Buenos Aires

von Axel

Wir fühlen uns frei! Unser geordnetes Leben liegt in weiter Ferne und auf uns wartet ein Jahr voller Abenteuer. Auf zwei Motorrädern wollen wir Südamerika erkunden, einen uns gänzlich unbekannten Kontinent.

Im letzten halben Jahr haben wir unsere Jobs und unsere Wohnung gekündigt, unsere Motorräder, zwei alte Suzuki DR650, für die Reise vorbereitet und im Container nach Argentinien verschiffen lassen. Unser bisheriges Leben haben wir bei Freunden und Familie eingekellert; unser neues Zuhause ist jetzt unser Zelt. Alles was wir brauchen, ist sicher in Alu-Kisten verpackt an den Motorrädern befestigt.

Nach 27 Stunden Flugmarathon landen wir in Buenos Aires. Beim Umsteigen in Panama habe ich beobachtet, wie mein Packsack beim Beladen des Flugzeugs wieder vom Förderband genommen wurde. Umso größer ist die Überraschung als bei der Ankunft nicht meine, sondern Suses Tasche fehlt. Am allgemeinen Gepäck Service-Schalter erfahren wir, dass sie bereits beim Umsteigen in Frankfurt liegengeblieben ist und in einer Woche da sein soll. Als wir nach dem Condor-Schalter fragen , ernten wir nur irritierte Blicke. Vögel gleichen Namens gäbe es in den Anden reichlich, aber von einer Fluglinie, die so heißt, hat hier noch niemand gehört. Da es jeden Tag mehrere Verbindungen von Frankfurt nach Buenos Aires gibt, können wir nicht glauben, dass Suses Gepäck eine ganze Woche für die Strecke brauchen soll und melden den Verlust noch am selben Abend zusätzlich auch noch über das dafür vorgesehene Internet-Formular.

Am Flughafen müssen wir eine ganze Weile auf ein offizielles Ruftaxi warten. Da jedoch einige Geschichten von entführten Taxigästen im Umlauf sind, wollen wir vorsichtig sein. Suse nutzt die Wartezeit, um nach dem langen Flug ihren Nikotinspiegel wieder anzuheben. Dann geht es los Richtung Unterkunft: In unserer Pension werden wir inzwischen schon mit Sorge erwartet. Unsere Wirtin hat uns extra etwas Pizza aufgehoben, aber noch mehr erfreut uns das eisgekühlte Bier, das uns in ebenfalls eisgekühlten Krügen serviert wird.

Da Wochenende ist, können wir erst am Montag mit der Zollabwicklung beginnen. Wir freuen uns daher sehr, dass uns mein Arbeitskollege Alberto, den ich bisher nur per E-Mail kenne, für den Sonntag zum Asado (spanisch für „Gegrilltes“) einlädt. Alberto, eigentlich Anwalt, veranstaltet nebenbei Harley-Touren durch Argentinien. Wir sind für mittags eingeladen und wollen vorher noch eine Flasche Wein und Ersatzkleidung für Suse besorgen. Wer glaubt, er würde schon in Deutschland an so mancher Supermarktkasse lange warten, der möge mal einen der Märkte in Argentinien besuchen: Lediglich zwei Einkaufswägen trennen uns von der Kasse. Weder die anderen Kunden noch die Kassiererinnen scheinen es eilig zu haben und nach über einer halben Stunde dürfen wir endlich bezahlen. Hier ist selbst im größten Supermarkt Zeit für ein kleines Schwätzchen und der Einkauf wird aufgeteilt und ordentlich in hunderte von Tüten verpackt. Hier gehen die Uhren eben anders.

Wir sind hungrig und befürchten schon, zu spät zum Asado zu kommen. Als wir schließlich mit einer Stunde Verspätung eintrudeln, ist der Grill schon angeheizt und eine ganze Horde Harley-Fahrer bereits eingetroffen. Zu essen gibt es leider erst einmal nichts, dafür ein Begrüßungsbier und einen ungewohnten Longdrink, der uns in der kommenden Zeit durch ganz Argentinien verfolgen wird: Fernet-Cola, natürlich mit reichlich Eis.

Mittlerweile liegt immerhin das erste Fleisch auf dem Grill. Ganze Rinderfilets, ungewohnt große Spareribs und einige andere Fleischbrocken – alles vom Rind, wir sind ja schließlich in Argentinien. Auch beim Asado herrscht Gemütlichkeit, kein deutsches High-Speed-Grillen, wie wir es kennen. Die Temperatur am Grillrost ist nicht besonders hoch und ich kann die Hand problemlos eine Weile sogar unter dem Rost lassen. Ein dünnes Steak würde einfach nur vertrocknen, aber die großen Fleischstücke werden auf diese Weise perfekt. Stunden später stellen wir schließlich fest, wie genial knuspriges Rinderfett schmeckt. „Die Kruste von einem Schweinebraten kannst du dagegen glatt vergessen!“, denke ich mir, während ich hungrig das zarte Fleisch genieße.

Zum Abschied bekommen wir für den nächsten Tag noch eine Harley geliehen. Ablehnen können wir das natürlich nicht und so blobbern wir leicht angetrunken spät abends in unsere Unterkunft zurück.

Am Sonntag cruisen wir dann mit der Sportster nach Downtown. Der Verkehr ist zum Glück moderat und nachdem ich mich in den riesigen Kreisverkehren erstmal daran gewöhnt habe, dass sich niemand an die Fahrbahnmarkierungen hält, kommt Fahrspaß auf. Wir absolvieren das touristische Pflichtprogramm, wie den Straßenmarkt in San Telmo, besuchen Evitas Grab und trinken noch eine Tasse Kaffee. Buenos Aires kann uns jedoch nicht allzu sehr begeistern. Wir haben uns etwas mehr das Flair von Barcelona, gewürzt mit Tango, erwartet; vielleicht haben wir die richtigen Ecken aber auch einfach nicht gefunden. Die Stadt war für unseren Geschmack schlicht eine Nummer zu groß.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Unsere Motorräder nach der Ankunft

In nur zwei Tagen haben wir es geschafft, unsere Motorräder aus dem Zoll zu holen – und das ohne einen einzigen Dollar Schmiergeld zu bezahlen. Die Hafengebühren sind zwar fast genauso teuer wie der Transport von Stuttgart nach Buenos Aires, aber für alle Zahlungen bekommen wir eine offizielle Quittung. An die Gemütlichkeit der arbeitenden Bevölkerung haben wir uns immer noch nicht gewöhnt, und ohne die lange Siesta hätten wir das Zollprozedere sicher auch an einem Tag schaffen können. Alberto ist so nett und begleitet uns den kompletten Montag auf unserer Behördenrallye. Suses Schulspanisch ist nämlich etwas eingerostet. Davon mal abgesehen ist der argentinische Akzent gewöhnungsbedürftig und die Behördensprache ohnehin nur schwer verständlich. Wir haben im Vorfeld bereits viel über die horrenden Hafengebühren und korrupten Vorgänge in Buenos Aires gehört und sind froh, die erste große Hürde unserer Reise so schnell gemeistert zu haben.

Die Batterien der Motorräder sind nach der fünfwöchigen Seereise leider leer. Suses Motorrad können wir mit Hilfe der Hafenarbeiter anschieben, meines mit unserem Starthilfekabel überbrücken. An der Hafenausfahrt höre ich erst ein kurzes Klack, dann ein Klonk! Suse ist umgefallen. Ihre DR650 ist wieder ausgegangen und ihre Beine sind an dieser Stelle einfach zu kurz, um das Motorrad zu halten. Bei fast leerem Tank kein Wunder.

Wenn unser Gepäck endlich da wäre, wären wir abfahrtbereit. Aber bis jetzt haben wir auf keine unserer Mailanfragen eine Antwort erhalten, an Feiertagen arbeitet der Gepäcktransport in Deutschland scheinbar nicht. Telefonisch werden wir auch nur auf das Kontaktformular verwiesen. Wir haben zwar keine große Lust mehr auf Buenos Aires, aber was haben wir für eine Wahl? Immerhin können wir unsere Zimmerbuchung verlängern und am Freitagmorgen kommt tatsächlich der rettende Anruf, dass unser Gepäck da und auf dem Weg zu uns sei. Allerdings dauert es noch bis zum Abend, bis der Taxifahrer die 25 km dann auch tatsächlich geschafft hat.

Durch diese erneute Verzögerung können wir uns an diesem Abend mit Panny und Simon treffen, die wir die wir bislang nur über das Internet kennen. Die beiden sind vor über einem Jahr mit ihren Motorrädern in Kanada aufgebrochen und gerade an diesem Tag in Buenos Aires eingetroffen. Nach längerer Suche finden wir eine Kneipe, die bereits am frühen Abend geöffnet hat, und bekommen bei einigen Bieren viele Tipps für unseren weiteren Weg.

Als wir am nächsten Morgen endlich losfahren, ist vom Frühling nichts mehr zu spüren. Die Wolken hängen dunkel über der Stadt und ich stelle fest, dass mein Visier bei diesem Wetter nahezu undurchsichtig wird. Da mir mein offener Cross-Helm zum Reisen zu unpraktisch erschien, habe ich meinen alten Integral-Helm mitgenommen. Allerdings haben das Alter und eine übertriebene Reinigung dazu geführt, dass nun die Anti-Beschlag-Beschichtung abblättert. Trotz unseres GPS-Geräts, das leider keine Einbahnstraßen kennt, finden wir schließlich die richtige Ausfallstraße nach Westen.

Wir wollen nach Uruguay. Dazu könnten wir die Fähre über den Rio de la Plata nehmen, aber erstens würde die über 100 $ kosten und zweitens haben wir nicht schon wieder Lust auf eine Zollabfertigung am Hafen. Außerdem sind wir ja zum Motorradfahren hier und wollen etwas vom Land sehen. Durch den Regen und Nebel beschränkt sich die Sicht allerdings erst einmal auf den dichten Verkehr vor uns.

Kurz nach der Überquerung des Parana-Deltas teilt sich plötzlich die Straße und fast verpasse ich die richtige Autobahnabfahrt. Als ich mich nach Suse umdrehe, erschrecke ich: Sie ist geradeaus weitergefahren. Hat sie gesehen, dass ich abgebogen bin? Wann wird sie merken, dass ich nicht mehr vor ihr fahre? Als ich eine Stelle zum Umdrehen finde und versuche, sie wieder einzuholen, sehe ich gerade noch, wie sie mir auf der anderen Seite bereits entgegenkommt. Hoffentlich hat sie mich auch gesehen! Also kehre ich schnell wieder um und nehme die Verfolgung auf – und hoffe, dass sie nicht auch noch einmal umdreht. Wir haben noch keine Routine beim Konvoi-Fahren und nichts für den Fall vereinbart, dass wir uns verlieren. Aber zum Glück wartet sie an der nächsten Haltebucht auf mich.

Von der ersten Brücke nach Uruguay trennt uns mit 250 km mehr als eine Tagesetappe und so machen wir uns schließlich in Gualeguaychú, kurz vor der Grenze, auf die Suche nach einem Schlafplatz. Etwas außerhalb soll es einige Campingplätze geben. Die Zufahrtstraße gleicht allerdings eher einer aufgeweichten Motocross-Strecke und so lasse ich Suse warten und klappere die einzelnen Plätze nacheinander erfolglos ab. Es ist noch vor der Saison und fast alle Tore zu den Zeltplätzen sind verrammelt. Ein einziges steht offen, aber nirgends ist jemand zu finden.

Ein vorbeikommender Nachbar meint, wir sollen warten, er würde den Chef anrufen und eine halbe Stunde später können wir zum ersten Mal unser Zelt aufbauen. Wir sind allein auf dem Platz und können dank einer kleinen Strohhütte im Trockenen kochen und essen. Da das Wetter am nächsten Tag besser wird und uns der Platz am Fluss gefällt, hängen wir noch eine zweite Nacht dran und sortieren unser Gepäck. Bisher fehlt uns dabei noch die Routine und die Sachen haben ihren optimalen Platz noch nicht gefunden.

Wir bummeln ein wenig durch die Stadt und decken uns mit Chorizos, dicken Bratwürsten, für das Abendessen ein. Wieder zurück am Platz sind wir nicht mehr die einzigen Gäste. Eine Gruppe Argentinier hat neben uns einen der Grillplätze bezogen, mit denen jeder Stellplatz an argentinischen Campingplätzen ausgestattet ist. Da es kaum Holz gibt und wir keine Kohle gekauft haben, schnorren wir uns einfach ein Stück Platz auf dem benachbarten Grillrost und bekommen so unsere Chorizos perfekt gegrillt. Als unsere Nachbarn sehen, dass wir nur die Würste haben, bringen sie uns mit der Frage: „Esst ihr kein Fleisch?“ noch etwas von ihrem reichhaltigen Asado.

Unsere erste Bekanntschaft mit den Tücken des argentinischen Flaschen-Pfand-Systems machen wir am nächsten Tag: Als wir unser Leergut im Supermarkt zurückbringen wollen, heißt es an der Kasse lapidar: „Wir nehmen die Flaschen nur zurück, wenn ihr wieder neue Flaschen kauft“. Wir diskutieren bis der Geschäftsführer kommt, aber auch unser Kassenbon vom Vortag hilft uns nicht weiter. Da wir nach Uruguay keine argentinischen Flaschen mitnehmen wollen, lassen wir sie schließlich am Parkplatz stehen. Eigentlich hätten sie mir aus Versehen an der Kasse aus der Hand fallen sollen, denke ich mir später. Für die tags zuvor am Kiosk gekauften Flaschen haben wir eine Pfand-Quittung bekommen und können diese Flaschen damit problemlos zurückgeben.

Uruguay

von Axel

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Typische Landstraße in Uruguay

An der Grenze bei Gualeguaychú teilen sich argentinische und uruguayische Beamte eine gemeinsame Grenzstation, die wie eine Mautstation wirkt und bereits nach wenigen Minuten sind wir eingereist. Die Brücke vor der Grenze hält allerdings eine Überraschung für uns bereit: Wir müssen Maut zahlen. Zum Glück haben wir von Simon und Panny bereits ihre restlichen Uruguay-Pesos erhalten, sonst hätten wir hier Schwierigkeiten bekommen.

Um nicht länger ohne Geld dazustehen, fahren wir gleich in den nächsten Ort. Das Städtchen Fray Bentos ist sehr nett und ruhig und erinnert mich mit seinen einstöckigen Kolonialhäuschen ein wenig an mexikanische Western. Unser GPS lotst uns von einem angeblichen Geldautomaten zum nächsten, aber erst nach einiger Sucherei finden wir tatsächlich einen, der auch existiert. Wir haben zwar bereits in Buenos Aires nach dem Wechselkurs geschaut, aber ich vertue mich dann trotzdem und hebe viel zu viel ab. Gut dass das Automatenlimit nicht all zu hoch ist.

Als Nächstes wollen wir einen Geocache suchen. Diese „Schatzsuche“ mit GPS ist in Südamerika noch lange nicht so verbreitet wie in Deutschland. Aber auch hier gibt es einige Verstecke und bei der Suche entdecken wir oft interessante Plätze, an denen wir sonst achtlos vorbeifahren würden. Unser Ziel ist es, in jedem Land in Südamerika einen Geocache zu finden. Allerdings ist unsere heutige Suche nicht von Erfolg gekrönt, obwohl uns ein paar neugierige Mädchen begeistert helfen.

Zumindest eine schöne Stelle für unser Mittags-Picknick haben wir zur Entschädigung gefunden und nach einer Pause mit Meerblick geht es weiter. Eigentlich ist das „Meer“ hier die Flussmündung des Rio de la Plata und auf der anderen Buchtseite liegt Buenos Aires. Aber ein Fluss der so breit ist, dass man das andere Ufer nicht mehr sieht, geht meiner Meinung nach als Meer durch.

Da wir von Städten nach unserer Zwangsverlängerung in Buenos Aires die Nase voll haben, beschließen wir, Montevideo – die Hauptstadt Uruguays – großräumig zu umfahren. Eigentlich wollen wir möglichst häufig „wild zelten“, aber schnell stellen wir fest, dass das nicht so einfach ist. Platz wäre zwar genug, aber alles ist eingezäunt. Nicht nur die großen Straßen, selbst die kleinsten Schotterwege sind von Zäunen begrenzt. Immer gibt es einen breiten Seitenstreifen, oft einen Wassergraben und dann neben dem Zaun noch einen kleinen Reitpfad, an dem die Gauchos auf ihren Pferden die Zäune kontrollieren. Ab und zu gibt es Tore im Zaun, aber meistens sind diese durch dicke Ketten gesichert.

Die Strände von Uruguay sind zwar bei Urlaubern sehr beliebt, aber im Hinterland hält sich die touristische Infrastruktur so sehr in Grenzen, dass wir froh sind, als wir kurz vor der Dämmerung an einem Stausee einen Campingplatz entdecken. Die Sanitäranlagen sind zwar grenzwertig, aber Platz für unser Zelt haben wir genug. Mit reichlich Abstand zu den einheimischen Campern, die sich windgeschützt hinter den Gebäuden im Müll verschanzt haben, suchen wir uns in Vertrauen auf unser Zelt eine windige Stelle mit Aussicht am Seeufer. Da wir uns extra ein geodätisches Expeditionszelt für das stürmische Patagonien zugelegt haben, können wir so gleich den Aufbau bei Wind üben.

Suse hat vor der Reise, abgesehen von einem kurzen Endurotraining, noch keinerlei Schotter- und Offroad-Erfahrung auf dem Motorrad gesammelt. Da uns aber in Patagonien die stürmische und weitgehend ungeteerte Ruta 40 bevorsteht, fahren wir zum Üben über einige kleine Schottersträßchen. Dementsprechend langsam kommen wir voran. Aber wir haben es ja nicht eilig und so sehen wir mehr von der Landschaft als auf den großen Überlandstraßen, wo wir uns auf den Verkehr konzentrieren müssten.

Mitten im Nirgendwo treffen wir auf einen alten Mann, der an seinem Mofa herumwerkelt. Offensichtlich hat er einen platten Reifen, aber keine Luftpumpe und unsere ist leider tief im Gepäck versteckt. Anspringen will sein Mofa auch nicht mehr und er hat noch einige Kilometer vor sich. Einen Zündkerzenstecker besitzt sein Gefährt erst gar nicht und der alternativ um die Kerze gewickelte rostige Draht verursacht dementsprechend kleine Kontaktprobleme. Nach langem Rumkramen fördern wir unsere Luftpumpe ans Tageslicht; mit ein wenig Hilfe und Improvisation läuft auch sein Mofa wieder und wir verabschieden uns schnell, da wir nicht mit ansehen wollen, wie sein wackeliges Gefährt ganz auseinanderfällt.

Unser nächstes Ziel ist die kleine Reiterlodge mit Hostel El Galope von Monica und Miguel. Die beiden lebten zuvor einige Jahre in Tübingen, genau wie ich, und gemeinsame Freunde haben uns den Besuch empfohlen. Wir haben uns zwar per E-Mail angekündigt, aber die letzten Tage kein Internet mehr gehabt. Gerade als wir ankommen, wollen die beiden übers Wochenende wegfahren. Freundlicherweise dürfen wir aber trotzdem eines ihrer Gästezimmer beziehen und müssen als Ausgleich nur ihren Hund TuPac hüten.

Die Lodge liegt inmitten von Wiesen in der Nähe des Ortes Nueva Helvecia in der Colonia Suiza und direkt in der Nachbarschaft gibt es sogar eine Käserei. Da die Sonne sich endlich mal wieder sehen lässt, holen wir uns beim Wäschewaschen in unserem Faltwaschbecken gleich unseren ersten Sonnenbrand. Suse schicke mich außerdem alleine zum Einkaufen, da sie fürs Erste genug von Schotterpisten hat. Unterhalten kann ich mich im kleinen Supermarkt zwar nicht, da ich auf Spanisch nicht viel mehr als „Hallo“, „Danke“ und „Wo geht es nach...?“ verstehe, aber ein bisschen Gemüse und Brot bekomme ich auch so. Trotz Freundschaftspreis leisten wir uns das für unser Budget luxuriöse Hostel nur zwei Nächte bevor wir weiter nach Osten fahren.

Die nächsten Tage tuckern wir auf kleinen Wegen durchs Hinterland, wo die Landschaft nicht mehr ganz so monoton ist. Die zunächst flachen Kuhweiden werden hügeliger und näher an der Ostküste stehen die Kühe schließlich im knietiefen Wasser unter Palmen. Auf einmal erinnert uns Uruguay nicht mehr an Norddeutschland, sondern eher an Thailand.

Die Feriendörfer an der Küste liegen noch im Winterschlaf. Die Bretterbuden sind vernagelt und wir müssen oft lange suchen, bis wir einen geöffneten Supermarkt finden. Unser Tagesablauf pendelt sich langsam ein: Aufstehen, Kaffee kochen, Zelt abbauen, Motorräder packen, losfahren, Supermarkt suchen, Mittagessen, weiterfahren, Schlafplatz suchen, Abendessen und ab ins Zelt. Sobald die Sonne untergegangen ist, wird es leider schnell ziemlich kalt. Langsam realisieren wir, dass unsere Reise so richtig begonnen hat und wir nicht wie bei einem „normalen“ Urlaub nach drei Wochen schon wieder zurück müssen.

Seit zwei Nächten sind wir nun die einzigen Gäste auf einem riesigen Campingplatz am Meer. Bei stürmischem Schmuddelwetter haben wir unser Zelt neben einer unbewohnten Cabaña, einer kleinen Ferienhütte, aufgebaut und nutzen die überdachte Veranda, um wenigstens im Trockenen zu sitzen. Praktischerweise gibt es unter dem Vordach einen offenen Kamin, so dass wir mit dem reichlich herumliegenden Holz abends am Feuer sitzen können und nicht sofort bei Einbruch der Dämmerung vor der Kälte ins Zelt fliehen müssen.

Wir nutzen den Ruhetag und reparieren Suses Kofferträger, den ich im Vorfeld der Tour selbst gebastelt habe. Sie hat die hintere Querverstrebung nicht ordentlich verschraubt und gleich am zweiten oder dritten Tag verloren. Nach einigem Stöbern entdecke ich auf einem der vielen Schrotthaufen eine passende Metallstrebe, die wir nur noch kürzen müssen. Für meine altbewährte Metallsäge habe ich nagelneue Sägeblätter dabei, allerdings taugen diese bestenfalls für Laubsägearbeiten und kratzen lediglich den Rost von der Strebe.

Wie es der Zufall will, hören wir nicht weit entfernt das Kreischen eines Winkelschleifers. Kurzerhand schlüpfen wir durch ein Loch im Zaun und finden ein paar Straßen weiter einen alten Mann, der vor seinem Schuppen arbeitet. Er versteht von Suses Spanisch zwar kein Wort und redet selbst auch nicht viel, aber wir können uns irgendwie verständigen. Sein von außen halb verfallener Schuppen entpuppt sich im Inneren als perfekt ausgestattete Werkstatt und in wenigen Sekunden habe er die Strebe passend gekürzt und auch noch mit zwei Löchern versehen.

Als das Wetter wieder etwas besser ist, fahren wir weiter Richtung Norden, denn wir wollen ans Cabo Polonio. Die Wege ans Meer sind aber extrem tiefsandig und mit ihrem voll beladenen Motorrad hat Suse keine Chance. Selbst ich tue mich trotz reichlich Saharaerfahrung schwer und kehre schnell um. Wir haben gehofft, ein paar Tage in dem naturbelassenen Reservat zelten zu können, aber an der nächsten Zufahrt stellen wir fest, dass der Zutritt nur im Rahmen von geführten Tagesausflügen möglich ist. Da wir unsere Mopeds nicht unbewacht am Parkplatz zurücklassen wollen, verschieben wir Natur, Meer, Robben und Wale auf später und fahren weiter.

Der nächste Nationalpark Santa Teresa ist uns freundlicher gesonnen. Wir müssen uns an der Einfahrt registrieren und finden schnell eine abgelegene Wiese im Wald, die wir uns nur mit einem Schwarm lärmender Papageien teilen müssen. Am nächsten Tag staunen wir nicht schlecht, als sich der komplette Park rund um die alte portugiesische Festung Santa Teresa immer weiter mit Menschenmassen füllt. Auf der Zufahrtsstraße stauen sich die Autos und überall tummeln sich Mate-trinkende Uruguayer. Zufällig sind wir zur 200-Jahr-Feier der Unabhängigkeit hier gelandet und so bleiben wir noch einen Tag länger und stürzen uns ins Gewühl.

Für die Weiterfahrt nach Brasilien weichen wir schnell wieder auf die kleinen Nebenstraßen aus. Auf dem Weg zur Quebrada de los Cuervos, der Geierschlucht, kommt für Suse die nächste Schwierigkeit dazu. Sie bekommt es nicht nur mit einer kurvigen Schotterpiste zu tun, sondern heftiger Wind verdirbt ihr gehörig die Laune und wir kommen nicht so schnell voran wie geplant. Da auch hier wieder alles eingezäunt ist, schlagen wir erschöpft unser Zelt knapp neben dem Feldweg auf.

Für die Wanderung in der Geierschlucht am nächsten Tag ist es in unserer Motorradkluft bei strahlendem Sonnenschein viel zu heiß. Auf einem einsamen Parkplatz verstauen wir die Klamotten auf den Mopeds. Nur ein anderes Auto parkt noch hier und wir hoffen, dass bei unserer Rückkehr noch alles da sein wird. Eigentlich sind wir unsportlich und fußfaul, aber nach fast drei Wochen im Sattel brauchen wir etwas Bewegung. So stapfen wir einige Stunden auf kleinen steilen Pfaden bergauf und bergab schwitzend durch die nahezu unberührte Landschaft.

Danach geht es weiter und für den Grenzübergang nach Brasilien haben wir einen kleinen Posten im Gebirge angepeilt. Als wir abends in Treinta y Tres vor der Tankstelle im Straßengraben sitzen und uns am offenen Wi-Fi bedienen, kommen uns allerdings arge Zweifel, ob es den auf unserer Landkarte eingezeichneten Übergang überhaupt gibt. Wir finden im Internet keine Informationen dazu und entscheiden uns dann doch für einen größeren Grenzposten, auch wenn wir dafür ein ganzes Stück zurückfahren müssen.

Brasilien

Motorradtreffen in „Neu Hamburg“

von Axel

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Schwedisch anmutende Landstraße im Süden der Halbinsel bei São José do Norte

Ein neues Land liegt vor uns. Bei Brasilien denke ich an Fußball, Bikini-Schönheiten an der Copacabana und den Karneval in Rio, an Favelas (Armenviertel) und Kriminalität in den Großstädten – aber auch an die Urwälder des Amazonas. Von all dem ist erst einmal nichts zu sehen. Der brasilianische Süden gleicht der Landschaft in Uruguay: sanfte grüne Hügel und viel Landwirtschaft. Eigentlich sieht es hier aus wie in Deutschland. Kein Wunder, dass gerade im Süden Brasiliens in den letzten Jahrhunderten viele deutsche Auswanderer eine neue Heimat gefunden haben.

Unsere Einreise in den südlichsten brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul gestaltet sich nicht ganz so einfach wie die nach Uruguay. Am Ortseingang der kleinen Grenzstadt Rio Branco bekommen wir schnell den Ausreisestempel in unseren Pass. Die Zollpapiere für unsere Motorräder können wir allerdings nirgends abgeben. Das ist uns aber egal, denn so schnell wollen wir nicht mehr nach Uruguay zurück. Die Grenzbrücke nach Jaguarão finden wir ein paar Kilometer weiter am Ortsende. Die uniformierten Beamten pfeifen uns schnell durch, aber wir sehen nirgends eine Grenzstation. Um den Verkehr auf der engen Brücke nicht zu lange zu blockieren, fährt Suse zurück, um nach dem Grenzposten zu fragen.

Die Wegbeschreibung fällt ziemlich kompliziert aus. Nachdem wir durch den halben Ort geirrt sind, erhalten wir schließlich unsere Einreisestempel. Als wir nach einem Zollformular für unsere Motorräder fragen, heißt es nur: „Braucht ihr nicht!“ Dumm wie wir sind, glauben wir den Beamten und machen uns auf die Suche nach einem Geldautomaten.

An der nächsten Tankstelle werden wir begeistert empfangen und müssen viele Fragen nach dem Woher und Wohin beantworten. Da wir kein Wort Portugiesisch sprechen, verständigen wir uns mit Händen und Füßen. Uns fällt sofort auf, wie offen und freundlich die Brasilianer im Vergleich zu den höflich-zurückhaltenden Uruguayern sind. Wir fragen also gleich nach dem Weg ins nächste Dorf und ernten nur verständnislose Blicke. „Was wollt ihr denn da? Da gibt’s ja nichts!“ Die Einheimischen können nicht verstehen, dass wir die holprige Piste durch die Hügel der mautpflichtigen Autobahn durch die Ebene vorziehen.

Da auch im Süden Brasiliens alles Land eingezäunt ist, bleibt uns abends nichts anderes übrig, als unser Zelt wieder direkt am Rande eines kleinen Feldwegs aufzuschlagen. Um ungestört zu bleiben suchen wir normalerweise möglichst versteckte Plätze beim Wildzelten. Aber die wenigen Vorbeikommenden an diesem Abend interessieren sich weder für uns noch für unser Lagerfeuer.

Suse hat sich immer noch nicht so recht mit den Schottersträßchen angefreundet. Als unsere nächste Abkürzung an einem Fluss ohne Brücke und Fähre plötzlich endet und wir auf der ungeliebten Schotterstraße wieder 30 km zurück müssen, entwickelt sie einen leichten Hass auf unsere Karte, auf der hier eine Brücke eingezeichnet war.

In Mostardes finden wir eher zufällig einen kleinen Campingplatz. Nur ein winziges Schild am Straßenrand hat den Platz angekündigt und wir sind zunächst nicht sicher, ob es sich bei der Hütte mit kleiner Wiese um einen Campingplatz, ein Jugendhaus oder um das Vereinsheim zu dem angrenzenden Fussballplatz handelt. Wir sind die einzigen Gäste und als wir dann auch noch kaltes Bier im Kühlschrank der Küche finden, wird es ein gemütlicher Feierabend. Zum Abendessen lassen wir uns von unserer Wirtin in eine „super Pizzeria“ begleiten und staunen nicht schlecht, als uns zur Pizza eine große Schale Mayonnaise serviert wird. Den Brasilianern graut scheinbar vor gar nichts!

Da es uns auf dem Campingplatz ganz gut gefällt und es auch brauchbares Internet gibt, wollen wir es uns noch einen Tag gemütlich machen. Im Laufe des Vormittags bringt das Internet jedoch unsere Pläne durcheinander. Wir erfahren von einem Motorradtreffen, das an diesem Wochenende nur 230 km nördlich in der Nähe von Novo Hamburgo stattfinden soll. Panny hatte uns bereits von den brasilianischen Bikertreffen vorgeschwärmt und so brechen wir spontan unser Zelt ab und machen bei größter Hitze ordentlich Etappe.

So lange wir fahren, fällt uns gar nicht auf, wie heiß es ist. Aber als wir in São Sebastião do Caí ankommen und im Getümmel einen freien Parkplatz für unsere Mopeds suchen, halten wir es in unserer Motorradkluft kaum noch aus. Als Erstes brauchen wir etwas Kaltes zu trinken und dann müssen wir den Zeltplatz finden. Bei mehrtägigen Motorradtreffen sollte es ja einen Platz zum Übernachten geben, denken wir – nicht so bei diesem speziellen Treffen. Wir können es kaum glauben und machen uns auf die Suche nach den Veranstaltern. Unser Portugiesisch ist nach wie vor eher mager und so bin ich überrascht, als ich deutsche Sprachfetzen aus dem Stimmengewirr heraushöre. Wir sind in einer „deutschen Gegend“ gelandet und lernen Diego kennen, der etwas mehr „Deitsch“ als seine Freunde versteht. Als wir nach einen Platz zum „schlafen“ fragen, versteht er „schaffen“. Im hiesigen Dialekt spricht man „schlafen“ nämlich „schlofn“ aus.

Eine Lösung ist schnell gefunden: Wir sollen unser Zelt im Stadtpark neben dem Polizeiposten aufbauen – da wäre unser Zelt bewacht und sicher. Und wir könnten uns unbesorgt auf dem Treffen amüsieren. Leider ist der Polizeiposten umgezogen und steht leer. Plötzlich sei es viel zu gefährlich hier zu zelten. Also fahren wir unverrichteter Dinge zum Treffen zurück und bekommen erst einmal ein weiteres Bier ausgegeben. Da wir aber aus der alten Heimat kommen, so versichern uns Diego und seine Freunde, sollen wir unbesorgt sein, sie würden uns schon irgendwo unterbringen.

Eine Frage brennt den Jungs besonders auf dem Herzen. Sie drucksen erst herum und trauen sich dann doch: „Stimmt es eigentlich, dass in Deutschland das Bier warm getrunken wird?“ Wir sind überrascht und müssen zugeben, dass Bier bei uns zuhause tatsächlich wärmer als in Brasilien getrunken wird. Hier sind wir hier schon froh, wenn die Flasche nicht komplett gefroren ist! Als wir auch noch von Bierwärmern erzählen, verstehen sie die Welt nicht mehr. Als es sich herumspricht, dass Deutsche anwesend sind, tauchen ein paar Leute aus der Eltern-Generation auf. Wir erfahren, dass die meisten der Großeltern noch ausschließlich deutsch gesprochen haben und kein brasilianisch konnten.

Je später es wird, umso nervöser werden wir: Es ist bereits dunkel und wir werden nicht nüchterner. Unsere Mopeds sind zwar mittlerweile in einer Werkstatt weggesperrt, aber einen Schlafplatz haben wir noch immer nicht. Schließlich läd uns Fabio ein, bei einer der ortsansässigen Familien zu übernachten. Dummerweise müssen wir mit dem Motorrad noch etliche Kilometer im Dunkel über kleine staubige Feldwege zurücklegen, bis wir unser Nachtquartier erreichen. Ganz nüchtern sind wir nicht mehr, aber was bleibt uns anderes übrig? Suse bewältigt die Holperstrecke überraschend gut, vermutlich weil sie bei Dunkelheit und Staub gar nicht so recht sieht, wie schlecht die Straße wirklich ist.

Wir wachen in Fabios Zimmer auf, der sich dafür bei seiner Freundin einquartiert hat. Fabios Eltern haben mit dem Frühstück auf uns gewartet und sind super nett. Trotzdem fühle ich mich merkwürdig, so bei wildfremden Leuten am Frühstückstisch zu sitzen. Nicht ganz ohne Stolz führt uns der Hausherr nach dem Frühstück über seinen Besitz: Die Erdbeerfelder sind verpachtet, drei Kälber und ein Schwein stehen noch im Stall, aber Geld verdient wird mit der Produktion von Alu-, Kunststoff- und Holzfenstern.

Als wir in der nahegelegenen Scheune eine Werkstatt mit einem Schweißgerät entdecken kürzen wir Suses Seitenständer noch ein wenig. Durch das tiefergelegte Fahrwerk und das viele Gepäck konnte sie bislang nur hangabwärts parken.

Als nächster Programmpunkt steht eine Motorradausfahrt an und wir haben Mühe, unseren neuen Freunden auf ihren flotten kleinen Mopeds zu folgen. Unser Führer Geferson ist Mitglied in einer deutschen Volkstanzgruppe, die in Tegernseer Tracht auftritt und schon lange davon träumt irgendwann einmal in die alte Heimat ihrer deutschen Vorfahren zu reisen. Schuhplattler hatten wir hier nun wirklich nicht erwartet!

Unser erstes Ziel ist ein Fluss. Zu Fuß laufen wir mitten durch den Urwald und klettern einen kleinen Pfad über Felsen hinab. Unten scheint der Treffpunkt der Dorfjugend zu sein, die sich auf der gegenüberliegenden Kiesbank mit dem Sound ihrer getunten Autos gegenseitig überbietet. Aufgereiht stehen sie mit riesigen Boxen auf den Dächern nebeneinander und jeder ist bestrebt, der lauteste zu sein. Auch in den umliegenden Orten sind uns diese Disko-Karren aufgefallen, die an jeder Ecke zu hören sind und offensichtlich geduldet werden. In Deutschland würde bei diesem Lärm sofort die Polizei kommen und für Ruhe sorgen, aber hier sieht man das deutlich entspannter. Überhaupt spielt sich ein Großteil des Lebens auf den Straßen und in den Stadtparks ab, wie wir auf der nächsten Station unseres Sightseeing-Programms erleben.

In Feliz parken wir unsere Motorräder mitten im Park direkt an der Feuerwehrwache, dort werden sie gut bewacht. Die meisten der Sonntagsspaziergänger haben ihre Klappstühle dabei und sitzen in kleinen Gruppen beisammen. Vom wachhabenden Feuerwehrmann wird mir Matetee angeboten. In Uruguay hat fast jeder auf der Straße eine Kalebasse – einen ausgehöhlten und getrockneten Flaschenkürbis – in der Hand und eine Thermoskanne unter dem Arm, auch im Süden Brasiliens ist das Matetrinken weit verbreitet. Der mit Teepulver randvolle Kürbis wird mit heißem Wasser gefüllt und reihum weitergereicht. Als er mir angeboten wird, probiere ich natürlich davon. Geschmacklich erinnert mich das Gebräu an extrem grasigen grünen Tee. Gewöhnungsbedürftig, aber nicht schlecht.

Abends gibt es dann extra für uns noch ein Churrasco. Im Gegensatz zu den argentinischen Asados, hängt hier das Fleisch in großen Brocken an Spießen über extrem heißer Glut und wird portionsweise direkt am Tisch abgesäbelt. Wir fühlen uns zwar herzlich aufgenommen, aber auch ein wenig als Schmarotzer. Um die Gastfreundschaft nicht über Gebühr zu strapazieren, verabschieden wir uns am nächsten Tag und fahren weiter nach Norden.

Durch die Sierra do Rio do Rastro nach Florianopolis

von Axel

Das Wetter ist mäßig, aber immerhin trocken. Die kleinen Nebenstraßen, die wir uns mal wieder ausgesucht haben, befinden sich diesmal in einem hervorragenden Zustand. Aber das schönste: Wir sind fast allein unterwegs und müssen nicht auf den Verkehr achten. Auf der Rota Romântica, der „Romantischen Straße“, geht es durch hügelige Wälder – fast wie im Schwarzwald. Auch die Namen an den Autohäusern und Handwerksbetrieben sind oft deutsch. Viele Häuser sind im alpenländischen Stil gebaut und der ein oder andere Ort wirkt wie ein deutsches Disneyland mit einem Hauch Weihnachtswunderland. Vor lauter Staunen vergessen wir glatt, Fotos zu machen.

So haben wir uns Brasilien wirklich nicht vorgestellt! Panny und Simon hatten uns erzählt, dass Südbrasilien langweiliges Agrarland mit gebührenpflichtigen Autobahnen sei. Und tatsächlich entspricht Brasilien bisher nicht im Mindesten dem Klischee von Samba, Copacabana, Amazonas und Fußball, sondern ist bislang unerwartet europäisch und ungeheuer gastfreundlich.

Da das Wetter mitspielt, beschließen wir, weiter auf kleinen Nebenstrecken zu bleiben und durch die noch sehr ursprüngliche Landschaft der Serra do Rio do Rastro zu fahren, einem alles andere als langweiligen Gebirge.

Der erste Abstecher zum Canyon de Itaimbezinoho dauert etwas länger als erwartet, da die Gebirgspiste arg holprig ist. Kurz vor dem Ziel kommen wir nicht weiter: Geöffnet nur von Mittwoch bis Sonntag und Campen ist auch verboten – dummerweise ist heute Montag. Aber 30 km weiter, im angrenzenden Nationalpark, soll der Canyon Fortaleza heute geöffnet haben. Also geht es die schlechte Piste wieder zurück und plötzlich befinden wir uns auf einer frisch geteerten Straße. Leider etwas zu frisch: Nach nur 2 km beginnt die Baustelle! Erst tief geschotterter, weicher Kies, dann holpriger Lehm. Suse ist fix und fertig und auch mir ist der Fahrspaß längst vergangen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Canyon Fortaleza

Es beginnt zu dämmern und wir finden mit Müh‘ und Not ein ebenes Plätzchen am Hang, leider direkt neben der Piste. Als wir gerade genügend Feuerholz beisammen haben, setzt auch noch ein Gewitter ein und wir müssen zum Kochen ins Zelt flüchten. Die Apsis, also der überdachte Raum außerhalb unseres eigentlichen Innenzelts, in dem man auch kochen kann, ist leider recht eng. Die dicken Tropfen, die außen auf das Zelt prasseln, lassen innen das Kondenswasser von der Plane spritzen. Abgesehen davon, werden wir von winzigen Mini-Fliegen angegriffen, die sich natürlich ebenfalls zu uns ins Trockene geflüchtet haben und ganz schön zustechen. Nun wissen wir, warum bei Skandinavien-Fahrern Tunnelzelte mit großen Apsiden so beliebt sind.

Am nächsten Morgen ist der Regen erfreulicher Weise vorbei. Mit der Wahl unseres Schlafplatzes haben wir einen guten Riecher bewiesen: Die wenige Schritte entfernte Senke, die wir als sichtgeschützte Alternative erwogen hatten, steht fast einen halben Meter unter Wasser.

Nun heißt es: Schnell noch die restlichen 6 km zum Canyon zurückgelegt und ein paar Fotos gemacht. Der Blick ins nebelverhangene Tal ist fantastisch und auch die fast 800 m tiefe Schlucht bietet spektakuläre Einblicke. Die Strapazen haben sich gelohnt.

Bis nach Florianópolis, der Hauptstadt des Bundesstaats Santa Catarina, haben wir noch ein ganzes Stück vor uns. Wir werden mindestens einen Tag länger brauchen als geplant. Wir haben ein schlechtes Gewissen, da wir uns erst selbst bei Cicero eingeladen haben, den wir auch über ein Motorradreise-Forum kennen, und nun zu spät kommen. Aber ändern können wir das nicht, denn Telefon und Internet gibt es hier weit und breit nicht.

Die Piste ist vom Regen aufgeweicht und teilweise recht schlammig. So werden die restlichen 15 km „Baustelle“ zur sportlichen Herausforderung. Suse lässt sich nur an zwei kniffligen Schlammstellen von mir helfen, ansonsten kommt sie erstaunlich gut zurecht.

Das schlechte Stück zurück zum ersten Canyon wollen wir nicht nochmal fahren und so bleibt uns nur die Flucht nach vorn. Nach einem Mittagssnack fahren wir auf ungeteerten Pisten weiter nach Norden. Zuerst geht es ganz gut vorwärts und die Landschaft wird immer interessanter. Kurz vor São Joaquim halten uns ein paar Bauern an, da die Brücke über den Fluss 20 km weiter nicht passierbar ist. Wir kehren also um und versuchen einen anderen Weg, der aber nach 25 km an einem verschlossenen Gatter endet. Wir müssen wieder ein Stück zurück und probieren eine weitere Abzweigung, die zu einigen steilen Serpentinen führt. Der Fluss kann nicht mehr weit sein, aber ob es dort unten auch eine Brücke gibt?

Vermutlich befinden wir uns bereits auf Privatgrund, da die Zäune verschwunden sind. Ein Haus, um nach dem Weg zu fragen, ist weit und breit nicht zu sehen und deutsch verstünde hier ohnehin schon lange niemand mehr. Da es bald dunkel wird, suchen wir abseits des Weges, mitten in einem Kiefernwald, ein geschütztes Plätzchen für die Nacht. Die Serpentinen verschieben wir auf den nächsten Tag.

In der Nacht geht dann das nächste Unwetter auf uns herab und leider hört der Regen auch in der Früh nicht auf. Suse streikt! Die steilen und engen Schotter-Kehren bergab sind bei Nässe zu viel. Da wir nicht wissen, ob wir am Ende nicht alles wieder hoch müssen, kehren wir lieber gleich um. In den darauffolgenden zwei Stunden schaffen wir fast 40 km. Der Untergrund ist rutschig und schmierig und wir trauen uns oft nur im Schritttempo vorwärts. Nachmittags erreichen wir schließlich Bom Jardim da Serra. Nach drei Tagen haben wir gerade mal die Hälfte einer „normalen“ Tagestour geschafft!

Bis zum Abend wollen wir bei Cicero sein. Deshalb brechen wir unseren Gebirgstrip ab und fahren im Nebel die Serpentinen des Steilabbruchs hinunter ins Küsten-Tiefland. Plötzlich stecken wir mitten im Verkehr. Nach den vergangenen Tagen in fast völliger Abgeschiedenheit ist das ein kleiner Schock für uns. So viele Autos wie hier in einer halben Stunde, haben wir auf den letzten 300 km nicht gesehen. Schließlich legen wir bis zum Einbruch der Dunkelheit noch einen Mammut-Trip von 250 km hin. Eine Baustelle nach der anderen, unzählige LKWs und rücksichtslose Mopedfahrer machen uns die Fahrt zur Hölle.

Aber wir schaffen es: Noch am selben Tag kommen wir in Florianópolis an und finden überraschend schnell zum Haus unserer Internet-Bekanntschaft. Cicero ist selbst begeisterter Motorradreisender, der gemeinsam mit seiner Frau Lourdes schon fast ganz Südamerika und auch mehrfach Europa bereist hat. In seinem Haus hat er speziell für Motorradreisende ein kleines Zimmerchen eingerichtet, das „La Toca“. Zur Begrüßung bestellt Cicero Pizza für uns. Zum Nachtisch gibt es eine Schoko-Pizza, die zwar interessant und besser als erwartet schmeckt, aber nicht wirklich lecker ist. Am nächsten Abend revanchieren wir uns dann für die Gastfreundschaft: Suse bringt Lourdes bei, wie man Schwäbische Käsespätzle schabt.

Städte gefallen uns einfach nicht und Florianópolis ist riesig. Wir übernachten zum Glück im kleineren Teil der Stadt, auf der gleichnamigen Halbinsel. Tagsüber macht uns die schwüle Hitze arg zu schaffen, sodass wir bei unserem Stadtbummel am nächsten Tag nicht allzu weit kommen. Auch eine kleine Mopedrunde durch den Süden der Insel kann uns nicht von „Floripa“, so der Spitzname der Stadt, überzeugen – obwohl sie in Brasilien als Urlaubsparadies beliebt ist. Die verstopften Straßen sind nicht einmal mit Motorrädern befahrbar und zum Rumstehen ist es einfach zu warm. Schöne Strände mag es hier ja geben, aber wir suchen lieber wieder das Weite.

Camping mit Hindernissen

von Axel

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Sanfte Hügel zwischen Florianópolis und Iguazú

Nachdem uns Cicero noch die beste Strecke zu unserem Ziel empfohlen hat, geht es an einem regnerischen Tag wieder auf die Straße. Tausend Kilometer trennen uns von den Cataratas, den Wasserfällen von Iguazú oder auf Guarany, dem „Großen Wasser“.

Die Straße ist gut, aber durch den Regen kommt kein rechter Fahrspaß auf. Je höher wir kommen, desto kälter wird es. Unsere Motorradkombis sind zwar wasserdicht, aber irgendwo findet das Wasser immer einen Weg ins Innere. Nach einem Mittagsstopp ziehen wir noch unsere Regenkombis drüber – viel zu spät, denn wir sind längst durchnässt und durchfroren. So gern wir auch wild zelten, als ein Werbeschild am Straßenrand eine Cabaña ankündigt, zögern wir nicht lange und gönnen uns den Luxus einer warmen Dusche und eines trockenen Betts. So haben auch unsere nassen Klamotten die Gelegenheit, über Nacht etwas zu trocknen und dank WLAN können wir sogar unseren Reiseblog aktualisieren und nach Hause skypen.

Am nächsten Abend suchen wir dagegen lange nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Alle Felder und Wiesen sind hinter Zäunen, Hecken oder Mauern gut vor Wildcampern geschützt und nirgends findet sich ein Campingplatz oder ein Zimmer für die Nacht. Einerseits bevorzugen wir gerade Gegenden, die touristisch nicht erschlossen sind, andererseits hat das auch Nachteile. Andere Reisende hätten sicher längst an irgendeiner der kleinen Hütten in den Dörfern gefragt, aber uns liegt es nicht, so offensiv auf Fremde zuzugehen. Inzwischen sind wir im Paraná, dem nächsten Bundesstaat und die ganze Gegend erscheint uns nicht besonders vertrauenserweckend zu sein. So fallen auch noch die wenigen Plätze weg, die nicht komplett sichtgeschützt sind.

Wir suchen nun schon über zwei Stunden. Bei einem meiner Abstecher in einen Feldweg habe ich mich zu allem Überfluss total festgefahren: Vorder- und Hinterrad stecken in zwei tiefen, schlammigen Traktorfurchen fest. Der Motor liegt auf und alles ist rutschig. Alleine kann ich das voll beladene Motorrad keinen Meter vor oder zurück bewegen. Plötzlich höre ich, wie auch noch ein paar wild kläffende Hunde angelaufen kommen. Suse wartet so weit weg auf der Straße, dass sie mein „Hilfe-Hupen“ nicht hört. Glücklicherweise überlegen es sich die Hunde schließlich anders und trauen sich doch nicht ganz heran. Immerhin etwas.

Nach diesem Schreck gelingt es mir irgendwann doch noch, das Moped freizukämpfen. Die einzige fahrbare Richtung führe in einen steilen Hohlweg, in dem ich in 20 Zügen wenden kann. Nach einer gefühlten Ewigkeit tauche ich total abgekämpft wieder bei Suse auf, die während meiner abendlichen Such-Abstecher meistens warten und eine rauchen darf.

Bei der nächsten Einmündung in einen Feldweg haben wir mehr Glück. Hinter einer Bushaltestelle geht ein kleiner überwucherter Weg den Hang hoch. An dessen Ende finden wir diesmal kein verschlossenes Tor, sondern ein abgeerntetes Stoppelfeld. Einmal quer über den Acker finde ich sogar eine fast ebene Stelle am Waldrand. Jetzt muss ich nur nochmal zurücklaufen um Suses Motorrad zu holen. Die Zufahrt ist ihr zu dieser fortgeschrittenen Stunde dann doch zu anspruchsvoll. „Hier sollte uns niemanden stören“, denken wir noch während wir einschlafen.

Zum Kaffeekochen am nächsten Morgen überrascht uns dann nicht nur die Sonne. Wir sind noch nicht ganz wach, als ein Traktor aufs Feld tuckert. Der Fahrer scheint ebenfalls ein Morgenmuffel zu sein, jedenfalls ist er alles andere als erfreut, uns samt Zelt und Mopeds auf seinem Acker vorzufinden. Er gibt uns deutlich zu verstehen, dass wir umgehend verschwinden sollen und ist immerhin so nett, am anderen Ende des Feldes mit dem Giftspritzen zu beginnen. Giftig muss es wohl sein, was er da in seinem Tank hat. Denn er ist in einen Schutzanzug gehüllt und hat sogar eine Gasmaske auf – und das in Brasilien!

Wir raffen unser Zelt so schnell wir können zusammen, binden alles irgendwie auf die Mopeds und flüchten. Suse zu Fuß, und ich erst mit dem einen Motorrad und dann mit dem anderen. An der Bushaltestelle müssen wir dann erst nochmal alles abpacken, uns umziehen und das Gepäck ordentlich verzurren, bevor wir ohne Frühstück in den Tag starten können. So rigoros wurde ich noch selten von einem Schlafplatz vertrieben.

Nur wenige Kilometer später legen wir einen kurzen Stopp ein, um schnell die Ketten zu schmieren, als der nächste Traktor auf uns zugerast kommt. Ich denke nur: Was haben wir jetzt schon wieder angestellt? Aber diesmal steigt ein besser gelaunter Brasilianer ab. Er ist ein großer Motorrad-Fan und nötigt uns, auf eine Tasse Kaffee mit zu ihm zu kommen.

Sein Hof befindet sich gleich um die Ecke. Dort angekommen serviert uns seine Frau Kaffee und Kekse in der Wohngarage im Erdgeschoss – im Sommer ist es oben im Haus zu warm. So können wir gleich noch unser Frühstück nachholen. Unser Gastgeber ist Rollrasen-Produzent und selbst begeisterter Motorradfahrer. Er würde am liebsten alles stehen und liegen lassen, um wenigstens ein paar Tage mit uns mitzufahren. Aber das geht leider nicht und so ziehen wir alleine weiter.

Die Iguazú-Wasserfälle

von Suse

Im Dreiländereck Brasilien-Argentinien-Paraguay liegen die angeblich größten Wasserfälle der Welt: Iguazú. Diese Wasserfälle sind der eigentliche Grund, warum wir die Nordschleife über Uruguay und Brasilien eingelegt haben – das eine oder andere touristische Highlight wollen wir uns auf unserer Reise natürlich nicht entgehen lassen. Logischerweise fangen wir erst einmal mit der brasilianischen Seite der Fälle an.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Iguazú-Wasserfälle von der argentinischen Seite aus gesehen

Hier können wir uns einen guten Überblick über die gigantischen Wassermassen verschaffen, die über eine 2.700 m breite Abbruchkante um die 60–70 m in die Tiefe stürzen. Auf die gleiche Idee kommen an diesem Tag noch geschätzte 100.000 andere Besucher, die sich auf den rund 2.000 m langen Besichtigungswegen und Aussichtsplattformen drängeln. Trotzdem könnte man ein paar Spitzen-Fotos von dem eindrucksvollen Panorama machen.

Ja, könnte: Nach dem dritten Foto gibt der Akku meiner Knipse auf und nur kurz darauf schreit Axel, weil das Objektiv seiner Spiegelreflex kaputt gegangen ist. Aber mit ein wenig Fummeln kann er wenigstens den Zoom noch manuell bedienen – auch wenn der Autofokus nicht mehr funktioniert – und ein paar gute Bilder kommen doch noch dabei heraus.

Als Ergänzung zur Wasserfall-Besichtigung wurde uns ein Besuch des benachbarten Vogelparks empfohlen. Zunächst sind wir ein bisschen enttäuscht: doch wieder nur Vögel in kleinen Käfigen. Aber dann kommen wir in den eigentlichen „Park“. Dort schwirren die buntesten Exoten, wie zum Beispiel der Tukan, der unser „Wappenvogel“ werden soll, in großen Volieren mehr oder weniger frei herum und picken Touristen an. Schade ist nur, dass Axel immer noch Schwierigkeiten hat, Fotos zu machen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ein Riesentukan im Vogelpark von Iguazú

Nachmittags googeln wir, was wir jetzt mit dem kaputten Objektiv machen können. Und siehe da: Zwei der drei Vertretungen des Herstellers in Südamerika befinden sich im Umkreis von nur 10 km um unseren Campingplatz herum – eine in Brasilien und eine in Paraguay! Den nächsten Tag nutzen wir dann natürlich für einen Ausflug zur brasilianischen Niederlassung. Das Problem dabei: An der angegebenen Adresse finden wir nur ein ganz normales Wohnhaus. Egal, wir klingeln trotzdem, vielleicht kann uns der Bewohner dennoch helfen.

Und tatsächlich verspricht uns Hussein, so sein Name, das Objektiv noch am selben Tag auf Garantie zu reparieren – und das ohne jeglichen Kaufbeleg. Ein bisschen skeptisch sind wir dann doch, als wir das Teil dalassen und wieder auf den Campingplatz zurückkehren. Aber nur 1 Stunde nach der versprochenen Zeit kommt der Anruf, wir könnten vorbeikommen und es abholen. Und da sag nochmal einer, in Südamerika läuft alles viel langsamer. Übrigens: Die Antwort vom deutschen Hersteller, den wir auch angeschrieben haben, kam ganze drei Wochen später!

Argentinien

Die Sierras de Córdoba

von Suse

Die Ausreise aus Brasilien gestaltet sich dann nochmal spannend: Bei der Einreise haben die Grenzer ja fälschlicherweise behauptet, dass wir keine extra Einreisepapiere für die Mopeds bräuchten. Inzwischen wissen wir aber, dass es ohne diese Papiere bei der Ausreise zu einigem Ärger samt Erleichterung der Reisekasse kommen kann. Da ist es praktisch, dass wir an dieser sehr belebten Grenze nach Argentinien überwechseln, an der es auch üblich ist, dass Tagesausflügler hin und her fahren. Und so übersieht der Grenzbeamte zum Glück, dass bei uns etwas fehlt.

Die argentinische Seite der Iguazú-Wasserfälle ist ganz anders als die brasilianische: Es gibt einige längere Wanderwege über- und unterhalb der einzelnen, größeren und kleineren Fälle zu erkunden und die Besucher verteilen sich auch viel mehr. Dank des reparierten Objektivs und zwei frisch geladenen Akkus gelingen uns auch endlich ein paar sehr schöne Schnappschüsse der gewaltigen Wassermassen.

Unser nächstes größeres Ziel ist Córdoba, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Auf dem Weg dorthin liegen außer viel Sumpf nur noch einige verfallene Ruinen von Jesuiten-Missionen, die der Provinz Misiones ihren Namen gaben. Für die gelegentliche Portion Kultur schauen wir an zwei der teilweise verfallenen, im Urwald liegenden Missionen vorbei. Die Jesuiten hatten für ihre damalige Zeit einen recht modernen Ansatz: Statt die indigene Bevölkerung einfach nur gnadenlos auszubeuten, bauten sie mit ihnen zusammen funktionierende Gemeinschaften auf – mit der Bedingung, dass sie zum Christentum überwechselten. Vielleicht war dieser offene Umgang mit den Indios ein Grund dafür, dass die Spanier im 17. Jahrhundert die Jesuiten gewaltsam aus dem Land vertrieben.

In der nordargentinischen Pampa wird es inzwischen unbeschreiblich heiß. In unseren Mopedklamotten ist es kaum auszuhalten, nur der Fahrtwind hilft ein wenig. So lassen wir alle sonstigen Attraktionen, wie kleinere Nationalparks, links liegen und geben Gas. Die Strecke nach Córdoba schaffen wir so in Rekordzeit – wobei mir unterwegs vor lauter Fahren noch fast der Sprit ausgeht und das trotz 25-Liter-Tank. Ich bin es immer noch nicht gewohnt, dass nicht spätestens alle 20 km eine Tankstelle steht.

In der Nähe von Córdoba verbringen wir den nächsten Morgen hauptsächlich mit Graben schaufeln: Es schüttet wie aus Kübeln und unser Vorzelt gleicht einer riesigen Pfütze. Leider haben wir als einziges Werkzeug nur einen Esslöffel, also dauert das Ganze etwas länger. Auf unserem Campingplatz sollte eigentlich ein Paintball-„Kampf“ stattfinden. Stattdessen sitzen die Jungs mit uns im zum Glück vorhandenen Aufenthaltsraum und kochen lieber erst einmal. Als sie unseren Gemüseeintopf sehen, bekommen sie Mitleid mit uns und geben uns reichlich von Ihrem Asado ab. Nachmittags hört der Regen endlich auf und Axel wird eingeladen, eine kleine Runde Paintball mitzuspielen.

Unser Campingplatzwirt ist selbst begeisterter Motorradfahrer und so empfiehlt er uns eine ganze Reihe schöner Strecken in der Sierra rund um Córdoba. Die nächsten Tage bringen uns in traumhafte Berggegenden mit perfekten Ausblicken. In der Nähe der Gigantes, der zweithöchsten Gipfelkette der Sierra, sehen wir unsere ersten Kondore. Es scheint, als würden an die 15 Jungtiere gerade das Fliegen lernen. Bestimmt eine Stunde stehen wir am Straßenrand und versuchen, die Flugmanöver auf digitales Celluloid zu bannen. Leider sind die Vögel ein bisschen weit weg, sodass auch mit vollem Zoom keine Spitzenfotos entstehen.

Wir fahren weiter und sind eigentlich gar nicht mehr so weit von Córdoba, der zweitgrößten Stadt Argentiniens, entfernt. Trotzdem ist die Gegend fast menschenleer, wir begegnen auf den kleinen Sträßchen höchstens drei bis vier Autos am Tag. So kann es gern bleiben! In einem der kleinen Dörfer decken wir uns noch mit Brot und Wasser ein, bevor es wieder zurück in die Wildnis geht.

Ganz plötzlich endet die gebirgige Sierra mit einem Steilabbruch, an dem uns ein hübsches Sträßchen entlangführt. Beim Blick über die angrenzende Ebene glaubt man sich am Meer, so blaugrün und flach sieht es dort aus. Hinter uns die schroffe, zerklüftete Sierra, vor uns bis zum Horizont nicht eine kleine Erhebung – beeindruckend.

Leider gibt es als Abschluss auch noch eine fiese Wellblech-Sand-Strecke und damit die nächsten Herzinfarkte meinerseits. Es geht aber erstaunlicherweise alles gut und ich bin heilfroh, als wir wieder Teer sehen.

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Gartenzwerg in La Cumbrecita

In Villa General Belgrano – einem deutschen Auswandererdorf in der Provinz Córdoba, wo auch ein paar überlebende Besatzungsmitglieder des Kriegsschiffs Admiral Graf Spee unterkamen – legen wir den nächsten Halt ein. Außer endlich einmal wieder Zigarettenfilter, finden wir hier nichts, was uns zum Bleiben animiert. Es ist alles auf Touristen ausgerichtet, die sich ein Bild von Deutschland machen wollen – welches aber reichlich kitschig gerät.

Die Innenstadt besteht fast nur aus nachgebildeten Alpenhäusern, in denen es entweder Bier oder Bierkrüge zu kaufen gibt. Angeblich ist das hiesige Bier gar nicht schlecht. Außerdem sammele ich ja eigentlich Kronkorken, aber die 3–4 Euro für ein 0,25l-Fläschchen widersprechen einfach meinem schwäbischen Geiz.

In der Nähe gibt es noch ein weiteres typisches Alpendorf, La Cumbrecita, wo wir uns mehr Glück für die Schlafplatzsuche erhoffen. Das Dorf selbst ist autofreie Zone, für das Parken will man uns erst einmal reichlich Pesos berechnen. Als wir aber sagen, dass wir uns nur kurz ein paar Minuten umschauen wollen, erlässt man uns das netterweise. Auch hier ist die Innen-„Stadt“ so aufgebaut, wie man sich ein Alpendörfchen aus dem 19. Jahrhundert vorstellen würde, wenn man einmal Heidi gesehen hat. Es handelt sich hier aber nur um ein gutes Dutzend Häuser und so haben wir nach den versprochenen „paar Minuten“ alles gesehen und gehen zurück zu den Mopeds.

Wenige hundert Meter hinter dem Dorf entdecken wir eine hügelige Wiese, die eigenartigerweise nicht eingezäunt ist. Also fahren wir ein bisschen den Berg hinunter und finden tatsächlich einen der genialsten Wildzeltplätze der ganzen Reise. Axel holt aus dem Supermarkt im Ort noch eine Batterie Bier – damit genießen wir noch die Nachmittagssonne und den anschließenden romantischen Sonnenuntergang. Wir haben einen idyllischen Blick ins Tal und zwischendurch kommen sogar ein paar Gauchos vorbei galoppiert, die gerade eine Pferdeherde zusammentreiben. So habe ich mir das vorgestellt!

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Wildzelten vom Feinsten mit herrlichem Blick ins Tal

Tags drauf fahren wir noch einmal nach Belgrano, um einzukaufen. Auf dem Supermarktparkplatz dann die Überraschung: Dort steht der Laster von Willi und Marga! Die zwei haben wir vor einigen Tagen in einem gottverlassenen Dorf am „Mar Chiquita“ schon einmal zufällig getroffen und einen netten Abend mit Bratkartoffeln, gerösteten Chili-Heuschrecken (Marga hatte sich diese Spezialität aus ihrer Heimat Mexiko mitgebracht), Wein und Bier verbracht.

Willi ist seit acht Jahren Frührentner und wollte ursprünglich nur noch die von seinem Kardiologen vorhergesagte Restlebenszeit von ein bis zwei Jahren möglichst angenehm verbringen. Seitdem er aber den Stress aus seinem Leben verbannt hat und seinen Speiseplan Knoblauch-lastiger gestaltet, geht es ihm wieder hervorragend. Seit fünf Jahren ist er nun mit Marga, die er unterwegs kennengelernt hat, verheiratet und tingelt mit ihr und seinem alten 710er Mercedes-LKW durch die Amerikas.

Jetzt stehen wir jedenfalls auf dem Parkplatz und diskutieren, wo und wie wir abends Käsespätzle kochen wollen (die haben wir Marga beim letzten Mal versprochen), als Peter uns anspricht. Er ist Deutscher, wohnt aber seit gut 25 Jahren in Buenos Aires und baut sich in Belgrano gerade seinen Alterswohnsitz. Auf sein Angebot, bei ihm noch ein Bierchen zu trinken bevor wir weiterfahren, gehen wir vier natürlich gerne ein.

Das Wetter ist spitzenmäßig, das Bier und die Gläser eisgekühlt und so werden aus dem einen Bier viele. Axel muss zwischendurch sogar nochmal los zum nächsten Kiosk, um die erschöpften Vorräte aufzustocken. Ans Weiterfahren ist nicht mehr zu denken. Wir schlagen das Zelt im Garten auf und kochen die Käsespätzle – leicht betrunken – in Peters Küche.

Am nächsten Morgen befragen wir unseren Gastgeber noch zu unserer geplanten Route, einem kleinen Schottersträßchen quer durch die Sierra nach Merlo . Er rät uns dringend ab und versucht, uns zu einem 250 km-Umweg zu überreden, da er nicht glaubt, dass diese Straße existiert bzw. befahrbar ist. Auch ein telefonisch konsultierter ortsansässiger Freund kennt die Straße nicht. Sollen wir oder sollen wir nicht?

Auf dem Weg raus aus der Stadt erwischt uns ein heftiger Platzregen und in Richtung von Peters Umweg hängen noch mehr dunkelgraue Wolken. In Richtung der kleinen Straße, unserer ursprünglichen Route, scheint es hingegen aufzuklaren. Da fällt uns die Entscheidung doch leicht: Ab in den Schotter. Ganz einfach zu fahren ist der Weg nicht immer, aber ich komme zurecht. Uns kommen außerdem ein Haufen Motocross Fahrer entgegen. Offensichtlich ist das die inoffizielle Rallye-Strecke der ortsansässigen Jugend.

Merlo, eine der vielen „Städte des ewigen Frühlings“ in Südamerika, ist wirklich hübsch gelegen und so genießen wir das angenehme Mikroklima. Wir gönnen uns den bisher teuersten, aber auch luxuriösesten Campingplatz mit Stellplatz direkt am Pool und einer Dusche, aus der wirklich warmes Wasser und davon mehr als nur ein paar Tropfen herauskommen. Weil es so schön ist, bleiben wir den nächsten Tag auch noch, waschen unsere stinkenden Mopedklamotten und nutzen das erstaunlicherweise kabelgebundene „Wi‑Fi“ aus.

Da es in der Stadt ein kleines Kunsthandwerkerviertel gibt, nehmen wir uns die Zeit, endlich nach einer Kalebasse samt Bombilla und Thermoskanne zu suchen – den drei unerlässlichen Utensilien für den Mate-Genuss. Naja, Genuss ist relativ, aber Axel will sich das unbedingt angewöhnen. So kommen wir auch mal wieder recht spät los, aber die Straßen gen Süden sind gut und wir schaffen noch einiges an Strecke.

In der Nähe eines kleinen Stausees nördlich von San Luis wollen wir uns einen Camping Municipal anschauen, um zu sehen, ob wir dort bleiben möchten. Schließlich sind wir in der Hinsicht recht wählerisch. Nur 200 m vor dem Campingplatz reißt mir der Kupplungszug, aber zum Glück geht es bis zum Platz nur noch bergab. In dem Fall ist es mir ziemlich egal, wie schön oder hässlich der Campingplatz ist. Das größere Glück ist aber, dass wir als eines der wenigen Ersatzteile einen neuen Zug dabei haben. So darf ich endlich einmal meine beschränkten Schrauberkünste ausprobieren, während Axel unser Abendessen kocht.

Abkürzung durch die Sandhölle

von Suse

Der nächste Morgen beschert uns Motorradfahrers Paradies: eine frisch geteerte Straße mit traumhaften Kurven durch ein kleines Gebirge. Nur warum diese Straße gebaut wurde, bleibt mir ein Rätsel, denn es kommt uns auf der ganzen Strecke kein einziges Auto entgegen. Vermutlich wurde die Straße von einem Politiker genehmigt, dessen Cousin rein zufällig ein Straßenbauunternehmen besitzt.

Die Fahrt läuft super, vielleicht schon ein wenig zu gut. Um unser nächstes Ziel – den Nationalpark Sierra de las Quijadas mit angeblich schönem Canyon – zu erreichen, haben wir die Wahl zwischen 150 km Umweg nach Norden, 150 km Umweg nach Süden oder der direkten 50 km langen Strecke, die zwar auf der Landkarte nicht eingezeichnet ist, aber dafür auf unserem GPS-Gerät existiert. Beim letzten Mal hat das ja auch schon gut geklappt mit der Abkürzung. Diesmal bereue ich die Entscheidung aber schon nach der Hälfte der Strecke. Bis dorthin wird der Zustand der Erdstraße schon schleichend immer schlechter, nachdem wir aber ein kleines Dorf passiert haben, wird es erst richtig schlimm. Die letzten Reste Erde werden von Sand abgelöst, der sich für meine Verhältnisse fürchterlich tief anfühlt.

Zurück will ich aber eigentlich auch nicht mehr. Nach einer kurzen Wiederholung der Sand-Grundregel seitens Axel („Wenn‘s schlingert, Gas geben und nicht versuchen anzuhalten, das geht nicht!“), geht es weiter. Der Ratschlag ist gut gemeint, aber ich kann mich einfach nicht überwinden, mich längere Zeit daran zu halten. Wenn mein Moped das Schlingern anfängt, bringe ich es einfach nicht über mich, auch noch schneller zu fahren. Im Gegenteil: Irgendwann wird der Drang anzuhalten übermächtig und fast jedes Mal stürze ich bei dem Versuch auch tatsächlich. Ist das frustrierend! Und der Sand liegt hier auch nicht ganz ohne Grund: Es ist gefühlt heißer als in der Sahara und am Straßenrand liegen immer wieder Skelette und stinkende Kadaver von verendeten Kühen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Suses persönliche Sandhölle: Auf dem Weg zum Nationalpark Sierra de las Quijadas

Nach dem vierten oder fünften Umfaller auf gerade einmal 5 km gebe ich auf und brauche erst einmal eine längere Pause. Anschließend fußel ich mich durch die restlichen tiefen Sandstellen nur noch durch, auch wenn es Axel nicht gerne sieht. Ein paar hundert Meter versuchen wir uns durch das Gebüsch zu schlagen, da der Boden dort viel fester ist. Als wir aber sehen, wie dornig die Büsche hier sind, lassen wir das lieber wieder bleiben.

Nach weiteren, schier endlosen 15 km kommt die ersehnte Hauptstraße wieder in Sicht – endlich! Ich habe nicht mehr daran geglaubt, dass ich es bis hierher schaffen würde. Hätten wir einen der Umwege genommen, wären wir wahrscheinlich längst angekommen. Zur Belohnung kaufen wir uns im Kiosk am Straßenrand etwas zu essen und zwei große Bier und dann geht es weiter Richtung Nationalpark.

Apropos Bier kaufen: In Argentinien läuft das Pfandsystem ganz anders, das haben wir schon in Buenos Aires festgestellt. Als wir den Mann im hiesigen Kiosk fragen, ob er Bier verkauft, sieht er, dass wir keine Flaschen in den Händen halten. Kurzer Hand will er das frisch erworbene Gebräu in Plastikflaschen umfüllen, statt uns die Flaschen gleich mit zu verkaufen. Zum Glück können wir ihn noch rechtzeitig davon abhalten – wir haben schließlich dazu gelernt und inzwischen fast immer zwei leere Pfandflaschen zum Tauschen dabei.

Am Eingang zum Sierra de las Quijadas-Nationalpark angekommen, stellen wir erfreut fest, dass der Einlassposten nicht mehr besetzt, die Schranke aber offen ist – zum Glück, denn die Eintrittspreise haben sich seit Erscheinen unseres Reiseführers verdoppelt. Das letzte Stückchen bis zum Canyon ist kaum geschafft, da macht sich Enttäuschung in mir breit: Es ist ja ganz nett hier, aber begeistern kann mich die Landschaft nicht. Ich frage mich, ob der Autor des Reiseführers, der diesen Nationalpark ganz besonders gelobt hat, wirklich hier war. Und dafür bin ich DIESE Strecke gefahren?

Hinzu kommt, dass es inzwischen so windig geworden ist, dass wir nicht einmal vorne an der Schlucht den Sonnenuntergang genießen können, sondern gleich zurück zu unserem annähernd windgeschützt stehenden Zelt marschieren. Es steht zwischen einem Felsen und einem kleinen Dach mit Bänken darunter. Dort machen wir es uns für den Abend so gemütlich, wie es eben geht.

Die Anden

Mendoza – Wein und Thermen

von Axel

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Die Andenkordilleren am Horizont

Nach den letzten landschaftlich recht eintönigen Kilometern tauchen am Horizont endlich die ersten Anden-Kordilleren auf. Noch befinden wir uns in einer monotonen steppen- und wüstenartigen Landschaft. Nun kommt Vorfreude auf, besonders nach der Langeweile, die auf die Strapazen und Enttäuschungen der letzten Tage folgte. An die Anden habe ich ganz besondere Erwartungen, werden sie doch einen Großteil unserer Reise dominieren. Aber noch verstecken sich die Berge hinter Wolken am Horizont.

Es ist heiß, als wir in die Vororte von Mendoza einfahren. Der Verkehr nimmt zu und die Orientierung wird komplizierter. Es ist Zeit etwas zu essen, aber zuvor müssen wir einen Bankautomaten finden, da uns mal wieder das Geld ausgegangen ist. Während ich am Straßenrand die Motorräder bewache, und mich nach Schatten, einer kühlen Brise oder wenigstens etwas Kaltem zu trinken sehne, holt Suse Geld.

Jetzt könnten wir endlich etwas essen, aber es ist wie verhext. Plötzlich sehen wir keine Imbissbuden und Restaurants mehr. Erst einige Orte später finden wir hinter ein paar Lastern ein Restaurant am Straßenrand. LKW-Fahrer wissen einfach überall auf der Welt, wo gutes und günstiges Essen zu finden ist. Und so brechen wir wenig später deutlich zufriedener wieder auf. Hunger allein verdirbt mir schon die Laune, aber in Kombination mit Hitze werde ich unerträglich.

Auf Städte haben wir immer noch keine rechte Lust. Uns stören die vielen Menschen, der Verkehr, die Hitze und der Gestank. Wo wir eine günstige Übernachtungsmöglichkeit mit sicherem Motorradparkplatz finden sollen, wissen wir auch nicht. An Mendoza interessiert mich auch viel mehr der Wein. Daher nehmen wir die Umfahrung durch die hässlichen und staubigen Industriegebiete und fahren weiter.

Wir wollen nach Cacheuta zu einem Thermalbad, das südlich von Mendoza in einem kleinen Kordillerental liegt. Ein Campingplatz ist schnell gefunden und im zugehörigen Restaurant lasse ich mir auf dem Weg noch schnell meine Thermoskanne mit heißem Wasser füllen. Ich will mich ja weiter an den Mate „heran“trinken. Den Kilometer zum Bad laufen wir zu Fuß. Es ist bereits später Nachmittag, aber wir müssen leider trotzdem den kompletten Tagespreis zahlen. Wenig später dann die Überraschung: Wir werden aus den Becken vertrieben und das Wasser abgelassen. Am Eingang steht zwar „bis 19 Uhr geöffnet“, aber das gilt nur für das Gelände. Baden ist bloß bis 18 Uhr gestattet!

Am nächsten Tag möchte ich mir wenigstens bei einer Weinprobe etwas Trost holen, aber ganz so einfach wie ich mir das vorstelle, wird es nicht. Zunächst müssen wir die Straße nach Süden finden, doch dazu müssen wir leider erst einmal wieder in die Stadt zurück. Unser Navi hilft uns bei den zahlreichen unbeschilderten Umleitungen auch nur bedingt weiter und so verbringen wir inmitten rußender LKWs mehr Zeit im Stau als uns lieb ist. An der letzten Tankstelle vor der Autobahn müssen wir dann noch eine halbe Stunde warten, bis wir tanken dürfen.

Völlig entnervt bleiben wir gleich noch ein bisschen länger und nutzen das hier kostenlos erhältliche Wi-Fi. Mit der Autobahn haben wir auch erstmals die legendäre Ruta 40 erreicht, die Argentinien von Nord nach Süd fast komplett durchzieht. Mit ihren über 5000 km gehört sie zu den längsten Straßen der Welt. Nach wenigen Kilometern verlassen wir die „Quarenta“, wie die 40 auf Spanisch genannt wird, allerdings schon wieder und folgen lieber der „Weinroute“.

Weinreben finden wir in der Mittagshitze zwar reichlich und hin und wieder auch einen Wegweiser zu einer Bodega, aber nichts, was auf einen Weinverkauf ab Hof hindeutet. Meine Laune wird zunehmend schlechter. Als wir weder Wein noch Schatten finden, gebe ich entnervt mitten in einem Ort auf und wir halten mitten auf dem Gehweg eine kurze Siesta. Wieder zurück auf der Ruta 40 folgen wir noch ein paar Hinweisschildern zu Weinkellern, finden aber keinen einzigen. Auch die GPS-Koordinaten zu den „Points of Interest“ in der Nähe führen entweder ins Nichts oder zu längst verlassenen Weingütern. Aus meiner Weinverkostung in einer gemütlichen kleinen Familien-Bodega scheint nichts zu werden.

Einem letzten Hinweisschild fahren wir noch nach und landen in einer hochmodernen Kellerei O. Fournier. Der Besucherpark ist eher auf Busladungen angelegt aber der Pförtner lässt uns nach telefonischer Rücksprache passieren. Urig und familiär ist hier nichts. Der futuristische Sichtbeton-Bau steht im starken Kontrast zu der dahinter liegenden Andenkette und in der Kellerei hängen neben riesigen Fässern auch zahlreiche moderne Kunstwerke. Schließlich findet eine der Hostessen auch Zeit für mich und so kann ich doch noch ein paar Weine probieren. Viel Platz habe ich auf dem Motorrad ja eh nicht und so muss ich mich mit 3 Flaschen begnügen. Suse interessiert sich weder für den Wein noch die Bilder, genießt die kühlen Kellerräume aber trotzdem.

Da die Ruta 40 hier wenig Interessantes zu bieten hat, fahren wir lieber über San Rafael. Kurz vor der Stadt lernen wir am Straßenrand Matt kennen, einen jungen Kanadier, der schon seit fast einem Jahr mit dem Fahrrad auf der Panamericana unterwegs ist. Wir beschließen den Abend gemeinsam zu verbringen und fahren voraus um einen Zeltplatz zu suchen. Die Plätze unseres Reiseführers und GPS existieren aber entweder nicht mehr, sind unauffindbar, geschlossen oder nicht für Zelte geeignet. Mit den Motorrädern könnten wir problemlos zum nächsten Stausee fahren, an dem noch weitere Campingplätze liegen sollen, aber für unseren Fahrradfahrer wäre das zu weit.

Gegenüber einem der geschlossenen Campingplätze scheint jedoch ein verlassenes Anwesen zu sein. Das Tor ist offen, und wir finden schöne, sichtgeschützte Schlafplätze. Allerdings müssen wir feststellen, dass das Gelände doch nicht ganz so verlassen ist: Es scheint sich um eine Art Jugendcamp zu handeln. Der Verwalter erlaubt uns glücklicherweise für eine Nacht zu bleiben. Wir bekommen Wasser und dürfen auch Holz für ein Lagerfeuer sammeln. Seine zahlreichen Kinder sind im ersten Moment zwar von uns und unseren Motorrädern fasziniert, verlieren dann aber schnell das Interesse und so bleiben wir den restlichen Abend unbehelligt. Wie anders bin ich das aus Nordafrika gewohnt! Egal wo man dort stehen bleibt, sofort tauchen Dutzende von aufdringlichen Kindern auf, die sich nicht vertreiben lassen. Einzig Matt hat in dieser Nacht einen ungebetenen Besucher. Kurz nachdem er in sein Zelt verschwunden ist, hören wir einen Schrei. Schlaftrunken nach seinem Nickerchen am Lagerfeuer, erschrickt er furchtbar, als er in seinem Schlafsack ein kleines Mäuschen entdeckt und ist heilfroh, als Suse ihn vor der Bestie rettet. Schon fällt mir wieder ein, warum ich mein Zelt nie lange offen lasse.

Am nächsten Tag wollen wir durch den Canyon de Nihuil fahren. Wir finden schnell durch San Rafael hindurch. Die Stadt ist nach den Halbwüsten der vergangenen Tage angenehm grün. Die Vororte gehen in Felder über, danach wird es gebirgig. Wir folgen einem kleinen Fluss durch ein grünes Tal. Hier finden wir überall die Campingplätze, die wir gestern gesucht hatten und eine Ausflugsgaststätte reiht sich an die nächste. Ein Glück, dass wir nicht in der Hauptsaison unterwegs sind!

Das Tal wird zum Canyon und die Straße wird zur Schotterpiste, die sich immer höher ins Gebirge hinaufzieht. War es am Talgrund noch grün und angenehm kühl, fahren wir bald durch eine wüstenhafte Landschaft. Die Felsformationen rechts und links der Piste leuchten in den schönsten Farben und so lassen wir uns Zeit. Da ich vor lauter Schauen gar nicht schnell fahren will, ist mir Suse heute auch nicht zu langsam. Vielleicht hat sie sich an das Fahren auf Schotter gewöhnt und wird schneller.

Die Piste führt wieder in die jetzt enge Schlucht hinab und hin und wieder kommen uns Gruppen einheimischer Motorradfahrer entgegen, die eine kleine Wochenendausfahrt unternehmen. Eine Staumauer folgt der nächsten und ich wundere mich, wie viele Wasserkraftwerke hier in Reihe gebaut wurden. Die Piste wird breiter und ich lasse mich vom Fahrspaß überwältigen. Um Suse mache ich mir keine Sorgen, da sie ja heute blendend mit der Piste zurechtkommt.

Auf dem nächsten Berg warte ich eine Zeit lang, aber als Suse nicht nachkommt, kehre ich wieder um. Sie steht neben ihrem Motorrad am Straßenrand und wartet auf mich. Ihr Vorderrad ist platt. Da es nur noch wenige Kilometer zum nächsten Dorf sind, versuchen wir erstmal den Reifen wieder aufzupumpen – vielleicht hält er das Stückchen ja noch. Mit unserer kleinen Fahrradluftpumpe ergeben hundertmal Pumpen etwa ein Bar, und so wechseln wir uns ab bis der Schlauch wieder voll ist. Leider ist der Schaden zu groß und nach wenigen hundert Metern ist der Reifen wieder platt.

Da es schon fast 17 Uhr ist, bauen wir das Rad aus und ich fahre damit schnell ins Dorf. Eine Gomeria, wie die Reifenwerkstätten hier heißen, kann den Schlauch sicher schneller und besser flicken als wir am Straßenrand. Normalerweise befindet sich an jedem Ortseingang und -ausgang solch eine Werkstatt, aber in Nihuil muss ich mich einige Male bei Einheimischen erkundigen bis ich schließlich fündig werde. Wie sich herausstellt, ist nicht nur ein Loch im Reifen, sondern der Spezialist popelt mehr als 5 Dornen aus dem Mantel. Die Umfahrungen der Sandetappe vor einigen Tagen hatten es in sich.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Suse mit Axels Motorrad vor der Gomeria in El Nihuil

Die Campingplätze haben mal wieder geschlossen und so suchen wir uns am Seeufer einen windigen Platz für unser Zelt – alles andere als sichtgeschützt, direkt neben einem Pier voller Angler. Am nächsten Morgen lasse ich vorsorglich auch mein Vorderrad noch checken und ebenfalls ein paar Dornen aus meinem Mantel operieren, bevor wir unsere Reise auf der eintönigen Quarenta fortsetzen.

Die Ruta 40

von Axel

Kurz nach Malargüe ist es vorbei mit langweilig. Die „40“ hat hier ihren ursprünglichen Charakter bewahrt. Die Nationalstraße ist noch ungeteert und wird vom Fernverkehr weiträumig umfahren. Von den Anden ist allerdings auch nicht mehr viel zu sehen. Die Landschaft ist zwar immer noch karg und wüstenhaft, aber trotzdem abwechslungsreich. Mir gefällt die Gegend und auch die Schotterpiste macht mir Spaß.

Ganz anders schaut es bei Suse aus: Sie hat heute keinen guten Tag. Die dünne Schotterschicht auf der hartgefahrenen Piste macht ihr zu schaffen und das dadurch entstehende schwammige Fahrgefühl behagt ihr gar nicht. Ich bin heute nicht sehr geduldig und habe kein Verständnis dafür, dass sie mit 30 km/h dahin zuckelt, während ich problemlos 100 km/h fahren könnte. Ganz besonders deswegen nicht, da sie in den letzten Tagen schon so viel besser unterwegs war. So vergeht uns beiden die Lust und ich mache kaum Fotos von der bizarren Lavalandschaft, die wir durchfahren.

[...]

Fin de l'extrait de 161 pages

Résumé des informations

Titre
Ein Jahr ist viel zu kurz! Mit Motorrädern durch Südamerika
Auteurs
Pages
161
Apparence
Originalausgabe
ISBN (ebook)
9783668027183
ISBN (Livre)
9783668027213
Taille d'un fichier
6719 KB
Langue
allemand

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Titre: Ein Jahr ist viel zu kurz! Mit Motorrädern durch Südamerika



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