Der Marxismus, der in der Mitte des 19. Jahrhunderts als Folge der industriellen Revolution in der um die Jahreswende 1845/46 von Karl Marx und Friedrich Engels verfassten "Deutschen Ideologie" eine universell stattfindende proletarische Revolution verkündete, fast zwei Jahre später in der Schrift "Grundsätze des Kommunismus" von Engels allein zumindest in den vier fortgeschrittensten Ländern (England, Frankreich, Amerika, Deutschland), sah sich durch den Leninismus auf den Kopf gestellt. Aufgrund seiner Imperialismusanalyse, die eine Ungleichmäßigkeit in der ökonomischen und damit auch politischen Entwicklung der Länder ergab, hielt Lenin den Ausbruch einer proletarischen Revolution in nur einem Land für den typischen Fall. In seinen letzten sieben Lebensjahren musste er gestaltend miterleben, wie sich die von ihm ersehnte proletarische Revolution in einem zwar großflächigen, aber ökonomisch sehr rückständigen Agrarland mit einer hohen Analphabetenquote besonders unter den die ungeheure Mehrheit des Volkes bildenden Bauern vollzog.
Lenin mag sich vielleicht mehr als nur einmal an den Satz Alexander Herzens erinnert haben, dass der Mann der Zukunft in Russland der Bauer ist wie in Frankreich der Arbeiter. 1. Um eine sozialistische Ökonomik aufzubauen, wurde als Notbehelf in der NEP-Periode zum Staatskapitalismus gegriffen, aber zu keinem klassischen, sondern zu etwas völlig Neuem, zu einem Staatskapitalismus unter dem Kommunismus. Folgerichtig führte Lenin im politischen Bericht auf dem XI. Parteitag der KPR (B) aus, dass wir bei Marx kein einziges Wort und kein einziges Zitat über einen Staatskapitalismus dieser Art finden. „Wir müssen also jetzt versuchen, uns selber zu helfen“.
In der Mitte des 20. Jahrhunderts war dann durch die Ausrufung der Volksrepublik China am 1. Oktober 1949 durch Mao das Schwergewicht der proletarischen Revolution noch einmal in eine rurale Massenbewegung in einem Großreich gefallen, durch die wiederum wie schon in der russischen Oktoberrevolution das von Marx gegen Bakunin um die Jahreswende 1874/75 aufgestellte Kriterium einer erfolgreichen Revolution, dass das Proletariat eine bedeutende Stellung in der Volksmasse einnehmen muss, nicht erfüllt war. Sowohl für China als für Russland galt Lenins berühmter Satz aus seinem politischen Bericht auf dem XI. Parteitag der KPR (B), der 1922 stattfand: „Die Kommunisten sind ein Tropfen im Meer, ein Tropfen im Volksmeer“.
Inhaltsverzeichnis
- Der Marxismus und seine Transformation im Osten
- Die proletarische Revolution im Agrarland
- Die Rolle der industriellen Produktivkräfte
- Die „hydraulischen Diktaturen“ und ihre Ziele
- Der Große Sprung nach vorn: Mao und Stalin im Vergleich
- Der „Große Sprung nach vorn“ als Versuch der Annäherung an den klassischen Marxismus
- Die Oktoberrevolution als „Großer Sprung nach vorn“
- Die Faszination des „Sprüngemachens“
- Kommunismus und Weltraum
- Die enge Bindung zwischen Kommunismus und Weltraum
- Die Bedeutung des Raums in Russland
- Die Produktivkräfte und der Untergang der großen Städte
- Die Bedeutung der Arbeitsproduktivität
- Der „Stalinplan der Naturumwandlung“
- Der „Kampf mit der Natur“ als programmatische Losung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die Entwicklung des Marxismus im Kontext der russischen und chinesischen Revolutionen, wobei er den Schwerpunkt auf die Rolle der industriellen Produktivkräfte und die Umgestaltung der Natur legt. Der Autor beleuchtet die Unterschiede zwischen der klassischen marxistischen Theorie und deren Umsetzung in der Praxis und untersucht die Bedeutung der „Sprünge nach vorn“ in der Geschichte des Kommunismus.
- Der Einfluss der industriellen Revolution auf den Marxismus
- Die Herausforderungen der proletarischen Revolution in Agrargesellschaften
- Die Rolle der Naturumwandlung im kommunistischen System
- Die Bedeutung der Arbeitsproduktivität für den Sozialismus
- Der „Große Sprung nach vorn“ als Ausdruck des Strebens nach Fortschritt und Überlegenheit
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Teil des Textes beleuchtet die Transformation des Marxismus im Osten, insbesondere in Russland und China. Er zeigt, wie die proletarische Revolution in diesen Ländern, die stark vom Agrarsektor geprägt waren, von der klassischen marxistischen Theorie abwich. Der Autor analysiert die Rolle der industriellen Produktivkräfte und die Schwierigkeiten, die mit der Umgestaltung der Gesellschaften in diesen Ländern verbunden waren.
Der zweite Teil des Textes widmet sich dem „Großen Sprung nach vorn“ und vergleicht die Strategien von Mao und Stalin. Der Autor untersucht die Bedeutung der „Sprünge nach vorn“ als Ausdruck des Strebens nach Fortschritt und Überlegenheit im kommunistischen System. Er beleuchtet die unterschiedlichen Ansätze zur Naturumwandlung und die damit verbundenen Herausforderungen.
Der dritte Teil des Textes befasst sich mit der Verbindung zwischen Kommunismus und Weltraum. Der Autor analysiert die Rolle der Weltraumforschung im kommunistischen System und zeigt die enge Bindung zwischen Kommunismus und der Erforschung des Raums in Russland auf.
Der vierte Teil des Textes widmet sich der Bedeutung der Produktivkräfte und dem Untergang der großen Städte im kommunistischen System. Der Autor beleuchtet die Bedeutung der Arbeitsproduktivität für den Sozialismus und untersucht die „Stalinplan der Naturumwandlung“ als Ausdruck des Strebens nach Fortschritt und Überlegenheit.
Schlüsselwörter
Marxismus, Revolution, industrielle Produktivkräfte, Agrargesellschaft, Naturumwandlung, „Großer Sprung nach vorn“, Stalinplan, Kommunismus, Weltraumforschung, Arbeitsproduktivität, Fortschritt, Überlegenheit.
- Citar trabajo
- Heinz Ahlreip (Autor), 2015, Stalin und Roosevelt. Eine Gegenüberstellung von Plan und Projekt zur Naturumwandlung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/306563