Im Zentrum der Arbeit »Die Bühnenadaption eines Spielfilms: ein Kontakt zwischen Film und Theater am Beispiel von Das Opfer« steht das Verhältnis der beiden Künste Film und Theater. Bühnenadaptionen von Spielfilmen reihen sich in eine lange Tradition des sogenannten ›kinofizierten Theaters‹ ein. Sie setzen eine Entwicklung fort, die mit dem Aufkommen der jungen Filmkunst begonnen hat, bei der das Theater unter dem Eindruck neuer Wahrnehmungsweisen Filmtechniken und -formen in seine Inszenierungskonzepte integriert und die bis heute anhält, indem z. B. Live-Videotechnik eingesetzt und der Darstellungsraum über die konventionellen Grenzen hinaus durch technische und elektronische Mittel erweitert wird. Obwohl die Medienwissenschaft seit den 1970er-Jahren dem Verhältnis des Theaters zu technischen und elektronischen Medien und deren Einsatz auf der Bühne und seit den 1980er-Jahren den Übergangsbereichen und Verbindungen verschiedener Medien, ebenso wie spartenübergreifenden und hybriden Kunstformen viel Aufmerksamkeit schenkt, wurde der Fall einer Bühnenadaption eines Spielfilms noch kaum einer genaueren Betrachtung unterzogen. Doch stellen sie keinen Einzelfall dar, sondern sind mittlerweile eine übliche Theaterpraxis. Zwar kann auch die vorliegende Arbeit, die auf den allgemeinen Status abzielende Frage, was eine Bühnenadaption eines Films ist, nicht abschließend beantworten. Sie bietet aber die Gelegenheit diese Frage in die Theater-, Film- und Medienwissenschaft anhand eines einzelnen Beispiels einzubringen und exemplifiziert eine Vorgehensweise, wie weitere Adaptionen untersucht werden könnten. Aus diesem Grund schafft sie einen Beobachtungsraum und bestimmt ein begriffliches Instrumentarium, die erlauben, intermediale Wechselwirkungen und Adaptionsverfahren identifizieren und differenzieren zu können. Auf der Basis medialer und formaler Grundeigenschaften der beiden Künste und mithilfe einer Zusammenstellung historischer Bezugnahmen der Theaterpraxis auf die Filmkunst, wird das allgemeine Verhältnis der beiden Künste bestimmt. Ein intermedialer Übersetzungsbegriff steht dem Adaptionsbegriff zur Seite und dient dazu, nicht nur die Anpassung eines Werks, sondern auch die zugrundeliegenden Medien-, Sprach- und Zeichensysteme und deren Wechselwirkungen beschreibbar zu machen. [...]
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 2. Theater und Film
- 2.1 Mediale Eigenschaften
- 2.2 Kinofizierung des Theater
- 2.3 (Hyper-)Medialität des Theaters
- 3. Bühnenadaptionen von Spielfilmen
- 3.1 Präsenz der Formen – Entzug der Medien
- 3.2 Basismedien und mediale Differenziale
- 3.3 Übersetzung von Inhalt, Form und Medium
- 3.4 Reflexion des Medialen
- 4. Das Opfer
- 4.1 Inhalt
- 4.2 Form
- 4.3 Medium
- 5. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Diplomarbeit untersucht die Bühnenadaption von Spielfilmen, indem sie die Beziehung zwischen Film und Theater am Beispiel der Adaption von Andrej Tarkovskis Film "Das Opfer" durch Philipp Hauß analysiert. Die Arbeit zielt darauf ab, die medialen Besonderheiten beider Kunstformen sowie die Herausforderungen und Möglichkeiten der Übersetzung von Film auf die Theaterbühne zu erforschen.
- Die medialen Eigenheiten von Film und Theater
- Die Adaption von Filmen für die Theaterbühne
- Die Beziehung zwischen filmischer Vorlage und Theateradaption
- Die Rezeption von medialen Elementen im Theater
- Die Rolle der Intermedialität in der Theater- und Filmkunst
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung führt in die Thematik der Bühnenadaption von Spielfilmen ein und erläutert die Relevanz des Themas im Kontext der Theater- und Filmgeschichte. Sie stellt die Arbeit von Philipp Hauß als Beispiel für diese Praxis vor und verdeutlicht den Forschungsbedarf in diesem Bereich.
Kapitel 2 untersucht die medialen Eigenheiten von Theater und Film. Es analysiert die spezifischen Eigenschaften beider Kunstformen und die damit verbundenen Möglichkeiten und Grenzen. Dieses Kapitel behandelt auch die "Kinofizierung" des Theaters sowie die "Hypermedialität" des Theaters, die sich durch die Integration neuer Technologien entwickelt hat.
Kapitel 3 widmet sich der Analyse von Bühnenadaptionen von Spielfilmen. Es diskutiert die Herausforderungen der Übersetzung von Filminhalten und -formen in das Theater, wobei es den Fokus auf die Aspekte der Präsenz von Formen, die medialen Differenziale, die Übersetzung von Inhalt, Form und Medium sowie die Reflexion des Medialen legt.
Kapitel 4 befasst sich mit der Adaption von "Das Opfer" von Andrej Tarkovskij. Dieses Kapitel analysiert die Inhalte, die Form und das Medium des Films im Vergleich zu seiner Bühnenadaption.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Bühnenadaption, Spielfilm, Theater, Film, Intermedialität, Medialität, Form, Inhalt, Medium, "Das Opfer", Andrej Tarkovskij, Philipp Hauß.
- Quote paper
- Thilo Fischer (Author), 2013, Die Bühnenadaption eines Spielfilms. Ein Kontakt zwischen Film und Theater von "Das Opfer", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/307526