Als mit Caesars Truppen im Jahr 54 vor Christus die ersten Römer, Vertreter einer der größten und mächtigsten Zivilisationen der antiken Welt, Fuß auf Britannien setzten, betraten sie damit das Land von Barbaren oder einer ebenfalls zivilisierten Bevölkerung?
Nach wie vor herrscht, wenn nicht im wissenschaftlichen Diskurs, so doch in den Köpfen der Menschen, die Vorstellung des barbarischen Kelten gegenüber dem zivilisierten Römer vor, dessen kultureller und politischer Einfluss es erst war, der die unterworfenen Völker auf eine höhere Entwicklungsstufe zu heben vermochte. Ist vorrömisch also tatsächlich gleichbedeutend mit vorzivilisatorisch? Diesem Topos hingen Historiker noch bis weit ins letzte Jahrhundert an – oder tun es bisweilen noch heute. Dass diese Einschätzung völlig unbegründet ist, soll in dieser Arbeit durch Überprüfung weit verbreiteter Klischees über den barbarischen Britannier sowie allgemeingültiger Zivilisationsmerkmale aufgezeigt werden.
So erfolgt nacheinander die Erörterung all jener gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Gegebenheiten, anhand derer sich eine Zuordnung gestattet.
Zu den in dieser Arbeit besprochenen Aspekten des vorrömischen Britanniens existiert eine Fülle an Forschungsliteratur; verwiesen sei aber in erster Linie auf die beiden umfangreichen Kompendien Barry Cunliffes, in denen er ausführlich alle Lebensbereiche der Britannier in prähistorischer bis in die protohistorische Zeit abdeckt. Unter Zuhilfenahme all der verstreuten Informationen über Leben und Wirken der vorrömischen Britannier soll ebendies in dieser Hausarbeit versucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Von der Primitivität der Barbaren
- 2.1. Im Dunkel der Geschichte: Schriftlosigkeit
- 2.2. In Höhlen und Fellen?
- 3. Von der Grausamkeit der Barbaren
- 3.1. Kriegslust und Kampfkunst
- 3.2. Anarchie oder Hierarchie?
- 3.3. Menschen- und Tieropfer
- 3.4. Der Status der Frau
- 4. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das gängige Bild des vorrömischen Britanniens als "Barbarenland" und hinterfragt die Gültigkeit dieser Bezeichnung. Sie analysiert verschiedene Aspekte der vorrömischen Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft, um deren Zivilisationsgrad zu beurteilen und weitverbreitete Klischees zu überprüfen. Die Arbeit stützt sich auf archäologische Funde und klassische Quellen, um ein differenzierteres Bild zu zeichnen.
- Die Rolle der Schriftlosigkeit in der Beurteilung der vorrömischen Gesellschaft.
- Die Beschaffenheit der vorrömischen Siedlungen und Lebensweisen.
- Die Darstellung von Gewalt und Krieg in den klassischen Quellen und ihre historische Einordnung.
- Soziale Strukturen und Organisation des vorrömischen Britanniens.
- Der Vergleich der vorrömischen Gesellschaft mit dem Verständnis von "Zivilisation" in der Antike.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die zentrale Fragestellung ein: War vorrömisches Britannien ein "Barbarenland" oder eine zivilisierte Gesellschaft? Sie diskutiert das gängige, negative Bild der Kelten in klassischen Quellen und formuliert das Ziel, diese Klischees anhand der verfügbaren Quellen zu überprüfen. Der Autor kündigt die Erörterung gesellschaftlicher, kultureller und wirtschaftlicher Aspekte an, um eine fundierte Bewertung zu ermöglichen. Die Arbeit betont die Fülle an Forschungsliteratur und die Notwendigkeit, die verstreuten Informationen über das Leben der vorrömischen Britannier zusammenzuführen.
2. Von der Primitivität der Barbaren: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Vorurteil der Primitivität der vorrömischen Britannier. Es beginnt mit der Diskussion der Schriftlosigkeit und argumentiert, dass deren Abwesenheit nicht zwangsläufig auf Kulturlosigkeit hindeutet. Es werden alternative Erklärungsansätze für die fehlenden schriftlichen Zeugnisse diskutiert, unter anderem die Bedeutung der oralen Tradition und die mögliche Rolle der Geheimhaltung. Der zweite Abschnitt widerlegt die Vorstellung von Höhlenbewohnern und beleuchtet die Vielfalt und Komplexität der vorrömischen Siedlungen, von Einzelhöfen bis hin zu ausgeklügelten Hillforts und Oppida, die auf hohe architektonische und planerische Fähigkeiten hinweisen. Die unterschiedlichen Wohnformen werden beschrieben, und es wird gezeigt, dass ein Leben in Höhlen oder im Freien unwahrscheinlich war.
Schlüsselwörter
Vorrömisches Britannien, Kelten, Barbaren, Zivilisation, Schriftlosigkeit, orale Tradition, Hillforts, Oppida, Siedlungsstrukturen, soziale Organisation, klassische Quellen, Archäologie, römischer Einfluss.
Häufig gestellte Fragen zum Text: Vorrömisches Britannien - Eine kritische Auseinandersetzung mit dem "Barbaren"-Bild
Was ist der Gegenstand der Untersuchung?
Die Arbeit untersucht das gängige Bild des vorrömischen Britanniens als "Barbarenland" und hinterfragt die Gültigkeit dieser Bezeichnung. Sie analysiert verschiedene Aspekte der vorrömischen Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft, um deren Zivilisationsgrad zu beurteilen und weitverbreitete Klischees zu überprüfen.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf archäologische Funde und klassische Quellen, um ein differenzierteres Bild des vorrömischen Britanniens zu zeichnen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Rolle der Schriftlosigkeit, die Beschaffenheit der vorrömischen Siedlungen und Lebensweisen, die Darstellung von Gewalt und Krieg in den klassischen Quellen, soziale Strukturen und Organisation, sowie den Vergleich der vorrömischen Gesellschaft mit dem Verständnis von "Zivilisation" in der Antike.
Wie ist der Text aufgebaut?
Der Text gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel über die vermeintliche Primitivität und Grausamkeit der Barbaren und eine Schlussbetrachtung. Er enthält zudem ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel, die Zielsetzung und die wichtigsten Schlüsselwörter.
Wie wird das Thema "Schriftlosigkeit" behandelt?
Das Kapitel über die Primitivität der Barbaren diskutiert die Schriftlosigkeit und argumentiert, dass deren Abwesenheit nicht zwangsläufig auf Kulturlosigkeit hindeutet. Alternative Erklärungsansätze wie die Bedeutung der oralen Tradition und die Rolle der Geheimhaltung werden diskutiert.
Wie werden die vorrömischen Siedlungen beschrieben?
Der Text widerlegt die Vorstellung von Höhlenbewohnern und beleuchtet die Vielfalt und Komplexität der vorrömischen Siedlungen, von Einzelhöfen bis hin zu ausgeklügelten Hillforts und Oppida, die auf hohe architektonische und planerische Fähigkeiten hinweisen.
Wie wird das Thema "Gewalt und Krieg" behandelt?
Die Arbeit analysiert die Darstellung von Gewalt und Krieg in den klassischen Quellen und ordnet diese historisch ein. Sie untersucht die Kriegslust und Kampfkunst der vorrömischen Britannier, sowie die sozialen und politischen Strukturen, um ein differenziertes Bild zu schaffen.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Die Schlussbetrachtung fasst die Ergebnisse zusammen und bietet eine differenzierte Bewertung des gängigen "Barbaren"-Bildes. Sie berücksichtigt die Komplexität der vorrömischen Gesellschaft und hinterfragt die Gültigkeit von pauschalen Urteilen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Text?
Schlüsselwörter sind: Vorrömisches Britannien, Kelten, Barbaren, Zivilisation, Schriftlosigkeit, orale Tradition, Hillforts, Oppida, Siedlungsstrukturen, soziale Organisation, klassische Quellen, Archäologie, römischer Einfluss.
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- Nejla Demirkaya (Autor), 2014, Das vorrömische Britannien. Barbarenland oder Zivilisation?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/307605