Die Bedeutung digitaler Publikationen und webbasierter Lernangebote im Geschichtsstudium

Eine Übersicht


Essay, 2013

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Die Bedeutung digitaler Publikationen und webbasierter Lernangebote im Geschichtsstudium

Das Internet bietet für Studenten eine Vielzahl an Möglichkeiten der Informationsbeschaffung und Wissensaneignung: So vereinfachen bereits die Online-Kataloge der Universitätsbibliotheken die Suche nach Fachliteratur erheblich und führen den Leser immer öfter auch direkt zu den Texten, sofern diese entweder zu einer elektronisch veröffentlichenden Zeitschrift gehören, die von der jeweiligen Universitätsbibliothek abonniert wurde, oder von vornherein gemäß dem Open-Access-Verfahren zur Verfügung gestellt wurden. Im Geschichtsstudium offenbaren sich bezüglich der webbasierten Lern- und Rechercheobjekte einige Eigenheiten. Bevor auf diese näher eingegangen wird, sollen die Vor- und Nachteile des digitalen Publizierens, auch im Zusammenhang mit Open Access, im Allgemeinen besprochen werden. Daran anknüpfend erfolgt die Diskussion einiger hoffentlich mehr oder weniger repräsentativen, im Netz vertretenen Projekte und Angebote, die von Studenten im Allgemeinen und Geschichtsstudenten im Speziellen bereits routiniert genutzt werden oder von Interesse für sie sein könnten. Auch die hierzu benötigten Hilfsmittel sollen kurz angerissen werden, sodass nebenbei eine überblicksartige Darstellung der spezifischen Auswirkungen und Probleme ausgearbeitet wird, welche das World Wide Web (WWW) hinsichtlich seiner akademischen Nutzbarkeit für Geschichtsstudenten bereithält.

Nach wie vor veröffentlichen Historiker ihre Forschungsergebnisse zumeist in Buchform, und dies vor Allem in Sammelbänden. Trotz des Vorbildes anderer Disziplinen und den Vorteilen der sich ständig verbessernden Informationstechnologie zeichnet sich in den Geschichtswissenschaften kein Trend in diese Richtung ab (Jehne 2009, S. 59). Websites wie Sehepunkte (http://www.sehepunkte.de/) und Perlentaucher (http://www.perlentaucher.de/) beweisen jedoch, dass zumindest im Bereich der Rezensionen ein Wandel zu beobachten ist, was mit der Praktikabilität zusammenhängen dürfte, da die für den wissenschaftlichen Betrieb notwendige qualifizierte Resonanz schneller verfügbar gemacht werden kann. Gerade auch Studenten hilft das Lesen einer Rezension bei der Entscheidungsfindung, welches Buch für Arbeiten zu verwenden ist. Gegenüber dem traditionellen Publikationsmodell bietet die digitale Veröffentlichung einige weitere offensichtliche Vorteile. So ist die Handhabung der Texte um einiges vielfältiger geworden, da sie sich in jede erdenkliche Erscheinungsform konvertieren lassen; sie sind jederzeit ausdruckbar, können aber auch, sofern entsprechende Software vorliegt, während der Recherche nach Stichwörtern automatisch durchsucht werden, was die Bearbeitungszeit erheblich verkürzen könnte. Von Seiten der Verteidiger gedruckter Texte ist das Argument zu vernehmen, dass eine elektronische, im Fall von Open Access zudem kostenlose Version dem Absatz des Druckguts, wenn nicht sogar dem etablierten Druckverfahren allgemein schaden könnte. Dem ist zunächst entgegenzuhalten, dass eine OnlinePublikation die Sichtbarkeit wissenschaftlicher Schriften deutlich zu verbessern vermag. Ein Beispiel: Bereits die Aufnahme in ein Online Public Access Catalogue (OPAC), ein Archivinventar oder eine Nationalbibliographie erreicht diesen Effekt; wenn auf der Seite der jeweiligen Bibliothek nun nicht nur die Signatur des gedruckten Werkes, sondern auch ein Link zu finden ist, der den Leser unmittelbar zum gesuchten Text führt, so erhöht sich klarerweise die Wahrscheinlichkeit, dass er auch tatsächlich für weitere Arbeiten verwendet und zitiert wird. Doch nicht nur das: In einigen dokumentierten Fällen verhalf der Open-Access-Zugang einigen Werken sogar zu einem erhöhten Absatz des Druckgutes. Dies darf allerdings nicht als die Regel dargestellt werden, da es auch Gegenbeispiele von Büchern gibt, deren Verkaufszahlen bei parallelem Angebot einer kostenlosen Variante im Internet drastisch zurückgingen. In Bezug auf das traditionelle Publikationsmodell erweist sich das Open-AccessVerfahren also als durchaus zweischneidiges Schwert. Die Frage bleibt, ob im Zuge voranschreitender technologischer Entwicklungen und damit verbundenen neuen Möglichkeiten des Publizierens stets unbedingte Rücksicht auf das „Alte“, das bereits Vollendete und zu signifikanten Verbesserungen kaum noch Fähige gelten muss. Doch nicht jede Entwicklung ist zu begrüßen; bspw. verknüpfen viele Bibliothekskataloge den Eintrag mit entsprechenden Digitalisaten aus Google Books. Dort sind die Seiten aufgrund der urheberrechtlichen Einschränkungen aber nur unvollständig und die angegebenen Metadaten nicht kontrolliert (Haber 2011, S. 84).

Die den Internet-Veröffentlichungen vergleichsweise vermehrt zukommende Aufmerksamkeit kann nichtsdestotrotz in der Tat als das vielleicht ausschlaggebende Argument für dieses Publikationsformat im akademischen Bereich betrachtet werden, insbesondere von einer etwas idealistischen, nicht wirtschaftlich orientierten Warte aus gesehen, da Wissenschaft „an der Verbreitung von Ergebnissen, nicht Alimentierung eines Wirtschaftszweiges“ interessiert sein sollte (vgl. Kohle 2013).

Ein weiterer großer Kritikpunkt, der oft gegen die „Digitalisierung des Wissens“ vorgebracht wird, ist die Frage nach der Langlebigkeit. Bücher, sofern die Papierqualität ausreichend ist, können Jahrhunderte überdauern; dennoch haben auch sie sich nicht als optimales Archivierungsmedium erwiesen, u.a. da enormer Aufwand betrieben werden muss, um sie vor Witterungsbedingungen wie hoher Luftfeuchtigkeit zu schützen. Zudem nehmen sie einen großen Raum ein, welcher durch den Umstieg auf eine elektronische Speicherung eingespart werden könnte. Der offensichtliche Nachteil des digitalen Systems besteht jedoch schlicht in der Ungewissheit; die Informationstechnologie befindet sich in konstantem Wandel, neue Produkte sind nicht auf die Langlebigkeit der auf ihnen befindlichen Daten, sondern auf Gewinnmaximierung ausgerichtet. Auf heutigen Geräten ablesbare Informationen könnten in wenigen Jahrzehnten bereits sehr erschwert oder gar nicht mehr zu extrahieren sein. Insofern erscheint auch das digitale vorerst als kein optimales Modell der Langzeitarchivierung. Solange diese Unsicherheiten bestehen, mag ein Kompromiss aus beiden Verfahren angeraten sein, nämlich die Speicherung sowohl in gedruckter als auch in elektronischer Form, wobei anzumerken ist, dass seit einigen Jahren der langfristige Erhalt digitaler Forschungsdaten angestrebt wird (Haber 2011, S. 109).

Beim Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten wird vermehrt auf elektronische Referenzen zurückgegriffen, die dementsprechend im Literaturverzeichnis eingetragen werden müssen. Auf die dauerhafte Gültigkeit der angegebenen Links ist jedoch ebenfalls (noch) kein Verlass, was hinsichtlich der Überprüfbarkeit der daraus gezogenen Informationen ein Problem darstellt. In einer globalisierten Welt sollte auch der Internationalisierung der Forschung und der Wissenschaft nichts im Wege stehen. Englisch als globale Verkehrssprache kommt daher eine große Bedeutung zu, jedoch beherrscht nicht jeder Wissenschaftler diese Sprache auf einem für akademische Texte geeigneten Niveau. Hier könnten Übersetzungsprogramme die Kommunikation vereinfachen, die von der jeweiligen Muttersprache ins Englische (oder eine andere Sprache) oder umgekehrt übertragen. Selbstverständlich wäre eine solche Software nur bei elektronischen Schriften anwendbar. Bislang existiert allerdings noch kein Programm, das hinsichtlich der Qualität seiner Übersetzung wissenschaftlichen Ansprüchen genügen könnte. Dieser Entwicklungsbereich verfügt aber über das Potenzial zu ständigen Neuerungen und Fortschritten.

Einen wichtigen Beitrag zu mehr Austausch zwischen Forschern und Forschungseinrichtungen auf der ganzen Welt stellt weiterhin die bereits erwähnte Open-Access-Idee dar. Doch worin genau liegen die Vorteile von Open Access? Wenn Forschung durch öffentliche Hand finanziert wird, steht es außer Frage, dass die Forschungsergebnisse für eben diese Öffentlichkeit frei zugänglich sind. Dies bedeutet auch, dass ein nicht eben geringer Teil der Forschung Open Access publizieren sollte - immerhin wird rund ein Drittel von

Steuermitteln getragen (http://www.bmbf.de/de/12210.php). Der offensichtlichste Nutzen besteht in der Tatsache, dass durch Open Access der kostenlose Zugang zu Wissen in Form akademischer Schriften gewährleistet wird. Insbesondere Studenten, selbstverständlich aber auch der gesamten Forschungsgemeinschaft und darüber hinaus kommt dies zugute. Wenn Bildung barrierefrei und kostenlos verfügbar ist, wird sie auch eher konsumiert. Neben persönlicher intellektueller Bereicherung wird dies konkret spürbare Auswirkungen aber in erster Linie im Bereich der Universitäten, im Studentenleben wie in der Forschung, sowie im allgemein akademischen Feld haben; Wissenschaft wird noch enger vernetzt, Ergebnisse sind schneller für den Peer-Review einsehbar, der gesamte Forschungsprozess wird, zumindest theoretisch, beschleunigt. Anfänglich waren es vor Allem Artikel aus Fachzeitschriften, die via Open Access veröffentlicht wurden. Der Universitätsverlag Göttingen beteiligt sich am europäischen Projekt OAPEN, welches auch Monographien aus den Geistes- und Sozialwissenschaften über Open Access zugänglich macht. Für Studenten und Forscher aus diesen Fachbereichen stellt dies einen entscheidenden Fortschritt dar, da die Geistesund Sozialwissenschaften so Monographie-lastig wie sonst kaum eine andere Disziplin sind, im Gegensatz zu den Natur- und Technikwissenschaften, deren Ergebnisse zumeist als Fachartikel veröffentlicht werden. Immer wieder kommt

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Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die Bedeutung digitaler Publikationen und webbasierter Lernangebote im Geschichtsstudium
Untertitel
Eine Übersicht
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen  (Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte)
Veranstaltung
Digitale Publikationen und Editionen in der Geschichtswissenschaft und den Literaturwissenschaften
Note
1,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
13
Katalognummer
V307614
ISBN (eBook)
9783668058323
ISBN (Buch)
9783668058330
Dateigröße
457 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
geschichtsstudium, digitale publikationen, internet, lernangebote, open-access, recherche
Arbeit zitieren
Nejla Demirkaya (Autor:in), 2013, Die Bedeutung digitaler Publikationen und webbasierter Lernangebote im Geschichtsstudium, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/307614

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