Faktoren der Wahlbeteiligung. Eine quantitative empirische Studie zur Nationalratswahl 2013 in Österreich


Trabajo de Seminario, 2014

28 Páginas, Calificación: 1

Dorothee Baum (Autor)


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Literaturüberblick

3. Theoretischer Bezugsrahmen
3.1. Der Rational-Choice-Ansatz: Die Theorie der rationalen Wahlentscheidung
3.2. Zielsetzung der vorliegenden Arbeit

4. Forschungsdesign
4.1. Beschreibung des Datensatzes: AUTNES Pre- and Post-Election Survey 2013
4.2. Die abhängigen Variablen Wahlbeteiligungsabsicht und berichtete Wahlbeteiligung
4.3. Die unabhängigen Variablen: Bivariate Analysen
4.3.1. Indikatoren der Wahlnorm: Bürgerpflicht, Gewissen und soziales Umfeld
4.3.2. Indikatoren des Parteidifferentials: Selbstzweck aus Politik und Demokratie
4.3.3. Die Faktoren Wissen, politisches Interesse und sozialer Status
4.3.4. Indikatoren für die Möglichkeit der Einflussnahme auf das politische Geschehen
4.3.5. Weitere soziodemographische Faktoren
4.4. Zusammenfassende Darstellung der einzubeziehenden unabhängigen Variablen
4.5. Multivariate Regressionsanalyse

5. Zusammenfassung und kritische Diskussion der Ergebnisse

6. Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Vor dem Hintergrund der in den letzten Dekaden stetig sinkenden Wahlbeteiligung beschäftigt sich diese Arbeit mit den für die Entscheidung des Individuums zur oder gegen die Wahlbeteiligung relevant zu setzenden Faktoren. Die Analysen beschränken sich hierbei auf die österreichischen Nationalratswahlen 2013, als Datengrundlage wird der AUTNES Pre- and Post-Election Survey 2013 herangezogen. Den theoretischen Rahmen bildet die Theorie der rationalen Wahlentscheidung. Ziel der Arbeit ist es, in diesem Rahmen die Hauptdeterminanten der Wahlbeteiligung respektive Wahlenthaltung ausfindig zu machen. Als mit der Wahlbeteiligung positiv korrelierende Hauptfaktoren stellen sich hierbei die Stärke der Wahlnorm, das Ausmaß des politischen Wissens beziehungsweise Interesses, die Häufigkeit der Verfolgung der Berichterstattung zu politischen Themen in den Medien sowie die (positive) Meinung über Politiker heraus. Daneben zeigen sich auch das primäre soziale Umfeld, der Bildungsgrad und die Einschätzung der allgemeinen Wirtschaftslage relevant.

2. Literaturüberblick

Ob des Rückganges der Wahlbeteiligung in den letzten Jahrzehnten bestehen zahlreiche Studien, die sich mit den Determinanten der Wahlbeteiligung und den dahinter stehenden Motivationen der Wählerschaft befassen. Konkret mit der Wahlbeteiligung zum Nationalrat 2013 und auf Grundlage des auch hier verwendeten Datensatzes setzen sich Glantschnigg et. al. (2014), Aichholzer et al. (2014) und Johann et al. (2014) auseinander.1 In Aichholzer et. erweisen sich die Faktoren mangelnde politische Kenntnisse, mangelndes politisches Interesse und politischer Zynismus als relevante Faktoren der Wahlenthaltung, darüber hinaus aber auch geringe religiöse Bindung und Migrationshintergrund. Weitere der Literatur zu entnehmende Faktoren, die in den Studien verschiedentlich Relevanz zeigten, sind Alter, Geschlecht, Bildungsstand, Wohngebiet, sozialer/sozioökonomischer Status, soziale Integration und der Einfluss aus dem institutionellen (Vereine, Gewerkschaften, Stärke der Parteibindung etc.) und privaten Umfeld (Familie, Freunde, Kollegen etc.) sowie auch Politikverdrossenheit.2 Besonders gewinnbringend erwiesen sich schließlich auch die Studien von Blais et al. (2000) und Kühnel und Ohr (1996), da sie, wie auch diese Arbeit, auf einem Rational-Choice-Ansatz beruhen, sowie die Studie von Goerres, (2010), welche sich detailliert mit der sozialen Norm der Wahlbeteiligung auseinandersetzt.

3. Theoretischer Bezugsrahmen

Als theoretischer Bezugsrahmen wurde der Rational-Choice-Ansatz, die Theorie des rational handelnden Individuums gewählt. Der Vorteil der Rational-Choice-Theorie liegt in ihrem sparsamen und direkten Erklärungsansatz, zudem scheint sie geeignet, dem Prozess der vielfach wahrgenommenen zunehmenden Individualisierung3 gerecht zu werden, da sie an den individuellen Motiven ansetzt. Im Folgenden wird zuerst der Rational-Choice-Ansatz kurz vorgestellt und hierbei auch die Paradoxie des Nichtwählens erörtert. Anschließend wird die Theorie des rational wählenden Individuums für die vorliegende Arbeit adaptiert und darauf gründend schließlich die Zielsetzung dieser Arbeit spezifiziert.

3.1. Der Rational-Choice-Ansatz: Die Theorie der rationalen Wahlentscheidung

An dieser Stelle soll auf den Rational-Choice-Ansatz zur Erklärung der Wahlbeteiligung zurückgegriffen werden und in Übereinstimmung mit Downs das Konzept des homo oeconomicus auf das Wahlverhalten übertragend und somit von einem rational und eigennützig handelnden „homo politicus“4 ausgegangen werden. Die hinter dieser Konzeption stehende Grundannahme ist simpel: Der Wahlakt wird zu einem Akt der individuellen Nutzenmaximierung, in welchem unter rationaler Abwägung der Kosten und des Nutzen die individuell vorteilhafteste Alternative gewählt wird.5

Die von Downs entwickelte und Riker und Odershook explizierte Theorie zeigt jedoch einen Mangel, denn sie führt zum sogenannten Wahlparadoxon, da sie die hohe Wahlbeteiligung nicht erklären kann. Aus rationaler Sicht muss die Abwägung von Kosten und Nutzen nämlich regelmäßig dazu führen, sich nicht an Wahlen zu beteiligen. Riker und Odershook verdeutlichen das Wahlparadoxon wie folgt:6

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

R (reward) ist hierbei der persönliche Nutzen aus dem Wahlakt; B (differential benefit) das sogenannte Parteidifferential, also der individuelle Nutzen aus dem Obsiegen der präferierten Partei über konkurrierende Parteien; P (probability) die Wahrscheinlichkeit, dass der individuelle Wahlakt das gewünschte Ergebnis herbeiführt; C die Kosten der Wahlteilnahme, etwa im Sinne von Zeitaufwand und Informationsbeschaffung.

Da nun die Wahrscheinlichkeit P, also das Zünglein an der Waage zu sein und die entscheidende Stimme abzugeben, äußerst gering ist und gegen Null geht, führt auch das Produkt aus P*B regelmäßig gegen Null, womit die Kosten nicht aufgewogen werden können und die Beteiligung an einer Wahl als nicht rational erscheint.

In Folge wurden zahlreiche Versuche unternommen, dieses Wahlparadoxon aufzulösen und die Kosten-Nutzen-Abwägung zu einem positiven Reward führen zu lassen. Downs zum Beispiel ergänzte sein Modell um einen Faktor D (democracy), welcher einen zusätzlichen Nutzen generiert, der mit dem vom Wahlergebnis unabhängigen Interesse an der Aufrechterhaltung der Demokratie durch Wahlbeteiligung begründet wird.

Riker und Odershook übernehmen diesen Faktor D, benennen ihn aber als „duty“ und betonen dieserart die vom Individuum als „Bürgerpflicht“ verstandene soziale Norm (Wahlnorm) zur Beteiligung an demokratischen Wahlen, welche von der Motivation der Aufrechterhaltung des Kollektivgutes Demokratie getragen ist. Dieses Argument überzeugt jedoch nicht gänzlich, denn auch Nichtwählende können Nutzen aus dem Kollektivgut Demokratieerhaltung ziehen. Wird die Wahlnorm jedoch als Teilnahmedruck durch das soziale Umfeld7 beziehungsweise als gesellschaftlich konstruierte und sanktionierte Verhaltensweise8 verstanden, so zeigt sich diese soziale Wahlnorm – und umso mehr eine allfällige gesetzliche Wahlpflicht – als geeignet, die Entscheidung für oder gegen den Urnengang zu beeinflussen und gegebenenfalls auch im Laufe der Sozialisation internalisiert zu werden.9 Dies ganz unabhängig davon, ob die Auswirkung der Wahlnorm als psychologische Kosten verursachend oder als in materielle Nachteile mündend betrachtet wird.

Für eine gewisse Internalisierung der Wahlnorm sprechen – zumindest in Hinblick auf Personen mittleren und höheren Alters – die gesetzlichen Regelungen zur Wahlpflicht, wie sie in Österreich bis 1992 bestanden. Das Bundes-Verfassungsgesetz sah nämlich mit Art. 26 Abs. 1 bis zur Verfassungsnovelle 1992 (BGBl. 470/1992) die Möglichkeit der Anordnung einer Wahlpflicht für die Nationalratswahl durch die Landesgesetzgeber vor. Steiermark, Tirol, Vorarlberg und zwischen 1986 und 1992 auch Kärnten machten von dieser Regelung Gebrauch und schrieben die Wahlpflicht für die Nationalratswahl vor. Die Nationalratswahl 1994 war somit die erste Nationalratswahl ohne Wahlpflicht. Interessant erweist sich, dass die Wahlbeteiligung zur Nationaratswahl zwischen 1970 und 1986 jeweils knapp über 90% betrug, 1990 – also kurz vor der Verfassungsnovelle – auf 86,1% sank, im Jahr 1994 weiter auf 81,9% und in Folge nahezu kontinuierlich bis zum Tiefststand von 74,9% im Jahr 2013.10 Hinzugefügt werden mag, dass sich das Wahlparadoxon durch die immer niedriger werdende Wahlbeteiligung, die vielleicht nicht zuletzt auf eine Aufweichung der Wahlnorm zurückzuführen ist, relativiert. Dies zeigt sich deutlicher bei den EU-Wahlen mit einer österreichischen Wahlbeteiligung von nur 46% im Jahr 2014 oder den österreichischen Bundespräsidentenwahlen mit einer Wahlbeteiligung von nur 53,6% im Jahr 2010.

[...]


1 Allesamt in Kritzinger et al. (Hrsg.) 2014.

2 Vgl. insb. Faas 2013; Picker/Zeglovits 2005; Kühnel 2001; Bürklin/Klein 1998; Kleinhenz 1995; Eilfort 1994.

3 Vgl. hierzu insb. Beck 1986.

4 Downs 1957, S. 7.

5 Ausführlich zu den Theorien rationalen Handelns in der Politikwissenschaft Braun 1999.

6 Riker/Odershook 1968, S. 25.

7 Vgl. insb. Kühnel/Ohr 1996, S. 45 ff.

8 Goerres 2010, S. 277 ff.

9 Vgl. insb. Täube 2002, S. 35 ff. Für eine umfassende Analyse der sozialen Norm der Wahlbeteiligung vgl. insb. Goerres 2010.

10 Zur Wahlbeteiligung bei Nationalratswahlen in Österreich seit 1945 siehe z.B. Aichholzer et al. 2014, S. 177.

Final del extracto de 28 páginas

Detalles

Título
Faktoren der Wahlbeteiligung. Eine quantitative empirische Studie zur Nationalratswahl 2013 in Österreich
Universidad
University of Vienna
Calificación
1
Autor
Año
2014
Páginas
28
No. de catálogo
V308123
ISBN (Ebook)
9783668067622
ISBN (Libro)
9783668067639
Tamaño de fichero
573 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Wahlbeteiligung, Nationalratswahlen 2013, AUTNES Pre- and Post-Election Survey, Wahlentscheidung
Citar trabajo
Dorothee Baum (Autor), 2014, Faktoren der Wahlbeteiligung. Eine quantitative empirische Studie zur Nationalratswahl 2013 in Österreich, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308123

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