Existiert ein Zusammenhang zwischen Medienkonsum und Sportaktivität? Analyse und empirische Überprüfung


Examination Thesis, 2015

90 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Inhalt

1. Problemdarstellung, Ziel und Aufbau der Arbeit...1
1.1 Problemdarstellung...1
1.2. Ziel und Aufbau der Arbeit...2

2. Sportaktivität...3
2.1. Definition „Sport“...3
2.2. Kindliche Sportkultur früher und heute...4
2.2.1. Sportaktivität in den 50er- und 60er-Jahren – die Straßenspielkultur...4
2.2.2. Die Bewegungs- und Sportaktivität von Kindern heute...5

3. Medienverhalten...7
3.1. Definition „Medien“...7
3.2. Kindlicher Medienkonsum im Aufschwung...7

4. Analysen und empirische Überprüfungen...9
4.1. Die KiGGS-Studie – Beschreibung, Erhebungsdesign und Instrumente...10
4.1.1. Ergebnisse zur Sportaktivität und Bewegung...11
4.1.2. Ergebnisse zum Medienverhalten...14
4.1.3. Zusammenhang von Mediennutzung und körperlich-sportlicher Aktivität...16
4.2. Die KIM-Studie – Beschreibung, Erhebungsdesign und Instrumente...16
4.2.1. Ergebnisse...17
4.2.1.1. Medienausstattung, Beschäftigungsrahmen, Präferenzen und Medienbindung...18
4.2.1.2. Printmedien und Hörspiel...21
4.2.1.3. Musik und Radio...22
4.2.1.4. Fernsehen...23
4.2.1.5. Computer und Internet...24
4.2.1.6. Konsolen-, Computer- und Onlinespiele...27
4.2.1.7. Handy und Smartphone...28
4.2.1.8. Technische Kompetenz der 6 bis 13 Jährigen...29
4.3. Die MediKuS-Studie – Beschreibung, Erhebungsdesign und Instrumente...30
4.3.1. Ergebnisse zur Sportaktivität...32
4.3.1.1. Das Aktivitätsniveau...33
4.3.1.2. Sportliche Aktivitäten...35
4.3.1.3. Orte und Organisationsformen...39
4.3.2. Ergebnisse Medienverhalten...40
4.3.2.1. Nutzungshäufigkeit und -intensität der neuen Medien...41
4.3.2.2. Verwendung der neuen Medien...44
4.3.3. Die Rolle des Internets und der Social Network Sites für die Sportaktivitäten...48
4.4. Fazit der Studien...49

5. Darstellung der empirischen Untersuchung „Sportaktivität und Medienverhalten während der Grundschulzeit und heute“...50
5.1. Fragestellung und Arbeitshypothesen...50
5.2. Untersuchungsmethodik...51
5.2.1. Beschreibung und Erhebungsdesign der Studie...51
5.2.2. Personenstichprobe...52
5.2.3. Fragestellungen...53
5.3. Ergebnisse...54
5.3.1. Medienverhalten während der Grundschulzeit...55
5.3.2. Medienverhalten heute...58
5.3.3. Sportaktivität während der Grundschulzeit..60
5.3.4. Sportaktivität heute...61
5.4. Begutachtung der aufgestellten Bewertungsfragen...62
5.4.1. F1: „Sind signifikante Unterschiede hinsichtlich der Nutzungsdauer und -häufigkeit von Medien und der der körperlich-sportlichen Aktivität zwischen Grundschulzeit und jungem Erwachsenenalter zu erkennen?“...62
5.4.2. F2: „Hat sich die sportliche Aktivität der jungen Erwachsenen gegenüber dem Grundschulalter verändert?“...64
5.4.3. F3: „Hat sich die mediale Ausstattung der jungen Erwachsenen gegenüber dem Grundschulalter verändert?“...64
5.4.4. F4: „Sind positive oder negative Zusammenhänge hinsichtlich einer körperlich-sportlichen Aktivität und dem Medienverhalten bei Grundschülern oder bei jungen Erwachsene erkennbar?“...65
5.4.5. F5: „Sind positive oder negative Zusammenhänge hinsichtlich einer körperlich-sportlichen Aktivität und dem Medienverhalten im Verlauf vom Grundschul- bis zum jungen Erwachsenenalter feststellbar?“...67

6. Fazit..68

I Abbildungsverzeichnis
II Tabellenverzeichnis
III Anhang
IV Erklärung

1. Problemdarstellung, Ziel und Aufbau der Arbeit

1.1 Problemdarstellung

Medien aller Art erfreuen sich heutzutage großer Beliebtheit. Es wird von der sogenannten Medienkindheit gesprochen, die sich durch den immer früher stattfindenden Konsum von verschiedensten Informationsträgern und elektronischen Medien auszeichnet.[1] Dabei ist zu erkennen, dass „der Umgang mit Geräten in den Haushalten selbstverständlich geworden ist und die Kinder dabei eingeschlossen sind“[2]. Der Besitz und die Nutzung von Medien sind in den letzten Jahrzehnten rasant angestiegen und mit steigendem Lebensalter nimmt dieser Zustand rasch zu. „So schauen „bereits 43% der 6-jährigen fast jeden Tag fernsehen und nicht selten gleich mehrere Sendungen hintereinander“[3]. Jugendliche und junge Erwachsene sind nicht selten kleine Profis im Umgang mit elektronischen Medien und verbringen sehr viel Zeit mit ihnen. Auch im Beruf werden diese immer wichtiger, so bezeichnet die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages die heutige Medienkompetenz als „Schlüsselqualifikation in der modernen Gesellschaft“[4]. Diese eher passive Form der Freizeitgestaltung steht bei objektiver Betrachtung in vollkommen konträrem Verhältnis zu einer sportlich orientierten Freizeitauslegung. Während Fernsehen, Computer spielen oder auch Lesen keine große körperliche Anstrengung erfordern, hat diese beim Inline-Skaten, Handballspielen oder toben auf der Straße hohen Stellenwert – ohne körperliche Ertüchtigung wäre das Ausüben des Sports, der Bewegung an sich, nicht möglich. Die immer rascher anwachsende Flut von neuen Medien, die an die Kinder herangetragen werden und in aller Munde sind, lässt vermuten, dass das große Interesse an ihnen zu Lasten anderer Aktivitäten, insbesondere der sportlichen Bewegung, geht. Wenn eine Aktivität mehr Zeit in Anspruch nimmt, muss diese Zeit an anderer Stelle eingespart werden. Ob dies wirklich der Fall ist, ist bisher nur unbefriedigend geklärt, da bislang kein überzeugender Nachweis eines Zusammenhangs von Sportaktivität und Mediennutzung gefunden werden konnte.[5] Vergleiche von gleichen Probanden zu diesem Themenkomplex zu zwei verschiedenen Zeitpunkten, zum Beispiel während des Grundschulalters und im jungen Erwachsenenalter, sind nicht ausreichend vorhanden.

1.2. Ziel und Aufbau der Arbeit

Auf Grund der bisher unbefriedigenden Datenlage soll diese Arbeit einen möglichen Zusammenhang zwischen Medienkonsum und Sportaktivität näher beleuchten und eine eigene Deutungungsversuche des Zusammenhangs bezüglich Medienverhalten und Sportaktivität wagen. Dabei geht es nicht nur um die bloße Ist-Feststellung zu einem bestimmten Zeitpunkt, die von verschiedenen Studien bereits ausreichend durchgeführt wurde. Durch Langzeituntersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass sich ein sportlich aktiver Lebensstil in jungen Jahren häufig auch bis in das Erwachsenenalter fortsetzt.[6] Die vordergründigen Fragen dieser Arbeit waren daher: Wie sehen die (aktuelle) kindliche Sportaktivität und das Medienverhalten aus? Verändern sich die sportliche und auch die mediale Aktivität zwischen Grundschulalter und Jugend bzw. jungem Erwachsenenalter? Sind im Zuge dessen Zusammenhänge dieser Veränderungen erkennbar? Zu diesem Zweck wurde eine Studie konzipiert, die Personen zu ihren medialen und auch sportlichen Aktivitäten während dieser Zeiten mittels eines Online-Fragebogens befragte. Es wurden bewusst Probanden in dieser Altersspanne gewählt, da diese sich in etwa zu dem Zeitpunkt in der Grundschule befanden, als die neuen Medien Einzug in viele Haushalte hielten und besonders alterstypische Gründe für die Aufgabe einer Sportart (z.B. die Pubertät) bereits der Vergangenheit angehören. Zu Beginn der Arbeit soll zunächst geklärt werden, was unter Sportaktivität und Medienverhalten zu verstehen ist und inwieweit sich die kindliche Sport- bzw. Medienaktivität in den letzten Jahrzehnten verändert hat (Kapitel 2 und 3). Im Anschluss werden in Kapitel 4 verschiedene aktuelle Studien vorgestellt. Die KiGGS-Studie soll dabei Aufschluss über das Sport- und Bewegungsverhalten von Kindern und Jugendlichen heutzutage geben (Kap. 4.1.). Nachfolgend wird mit der KIM-Studie (Kap. 4.2.) ein aktueller Überblick über das kindliche Medienverhalten geschaffen, bevor in der MediKuS-Studie das mediale und sportliche Verhalten von Kindern, Jugendlichen und auch jungen Erwachsenen betrachtet wird (Kap. 4.3.). Abschließend zu den Studien folgt ein kleines (Zwischen-)Fazit zu den dargestellten Analysen und empirischen Überprüfungen (Kap. 4.4.). In Kapitel 5 wird die bereits angesprochene konzipierte Studie vorgestellt. Abschließen wir diese Arbeit mit einer knappen Zusammenfassung der vorliegenden Inhalte und einem kurzen Ausblick (Kap. 6).

2. Sportaktivität

Traditionelle Beschäftigungen haben bei Kindern im Grundschulalter einen hohen Stellenwert, zu denen auch das „Sport treiben“ gehört.[7] Dabei ist das sich bewegen ein fundamentales Bedürfnis des Kindes, da es hierdurch die Möglichkeit bekommt, sich eigenständig mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen und Bewegungserfahrungen zu machen. Eine einheitliche Erläuterung des Begriffs Sport gibt es bisher nicht. Daher wird im Folgenden zunächst eine Definition des Sportbegriffs vorgenommen (Kap. 2.1.), bevor die kindliche Sportkultur (Kap. 2.2.) der 50er- und 60er Jahre (Kap. 2.2.1.) und heute (Kap. 2.2.2.) betrachtet wird.

2.1. Definition „Sport“

Sport zu definieren ist ein schwieriges Unterfangen.[8] Was unter Sport verstanden wird ist immer auch davon abhängig, in welchem alltagstheoretischen Gebrauch diese Definition erfolgen soll. Verschiedene Kategorien wie Breiten- oder Leistungssport, Individual- oder Mannschaftssport, aber auch neuere Erscheinungen wie Funsport könnten mögliche Definitionsansätze liefern. Dabei kann Sport als eine spezifische Form von körperlicher Aktivität gesehen werden, die oftmals durch einen spielerischen oder durch einen Wettbewerbscharakter bestimmt wird.[9] Diese körperliche Aktivität ist durch jegliche körperliche Bewegung, die durch die Skelettmuskulatur hervorgebracht wird und den Energieverbrauch über den des Grundumsatzes steigen lässt, gekennzeichnet.[10]

Diese Arbeit geht von einem weiten Sportverständnis aus, welches nicht durch eine Eingrenzung des Sporttreibens auf klassische Sportarten wie Fußball oder Handball oder auf organisierte Sportangebote oder den Vereinssport beschränkt ist. Vielmehr ist mit Sport jegliche Bewegungsaktivität gemeint. Hierzu gehört das Spielen auf der Straße ebenso wie das Klettern auf Bäumen im Wald oder das Fahrrad fahren vor der eigenen Haustür.

2.2. Kindliche Sportkultur früher und heute

Die Sportkultur, die Bewegungswelt von Kindern und Jugendlichen, unterliegt seit den 50er- und 60er-Jahren einem starken Wandel. Während heute oft von der „Versportung des Kinderalltags“ berichtet wird[11], wurde in den 50er-Jahren jede freie Minute der Kinder auf den Straßen verbracht, um gemeinsam mit den Nachbarskindern, Gleichaltrigen und Freunden Zeit zu verbringen, sich zu bewegen, Sport zu treiben und zu spielen.[12] Wird von einem Wandel der Bewegungswelt gesprochen, so muss unbedingt der Bewegungsalltag der Kinder in Augenschein genommen werden. Alltag bedeutet dabei,

„daß das Leben von Kindern an bestimmten Orten (im Hause, auf der Straße und der nahen Wohnumgebung) und in bestimmten Institutionen (Familie, Schulen, Vereinen) im Umgang mit anderen Menschen (Gleichaltrigen, Erwachsenen und bestimmte Erziehungspersonen) stattfindet“[13].

2.2.1. Sportaktivität in den 50er- und 60er-Jahren – die Straßenspielkultur

Zur Mitte des 20. Jahrhunderts galt das einheitliche Bild: So viel Zeit wie möglich im Freien mit Freunden zu verbringen.[14] Nach Beendigung der Hausaufgaben trafen Kinder und Jugendliche sich vor der Haustür, auf dem Hof oder auf der Straße um gemeinsam die nächsten Stunden miteinander zu verbringen, sich zu bewegen und zu spielen. Während der Nachkriegszeit war diese nachmittägliche Freizeitbeschäftigung mit Freunden nach der Familienzeit das wohl Wichtigste für Kinder und Jugendliche. Sie hatten so die Möglichkeit, wie von selbst in eine natürliche Spiel- und Sportspiel-Kultur hineinzuwachsen. Tendenziell waren es bis zu den 1950er Jahren eher Jungen, die den Sport in ihrer Prioritätenliste von Freizeitbeschäftigungen ganz oben ansiedelten. Mitte der 50er eroberte der Sport auch immer mehr die Welt der Mädchen, sodass 1954 immerhin schon 19 Prozent der weiblichen Jugendlichen (männliche Jugendliche 48 Prozent) angaben, dass Sport ihre liebste Freizeitbeschäftigung sei. 30 Jahre später waren es bereits 45 Prozent (Jungen 49 Prozent).[15] Sport in organisiertem formellem Rahmen fand, wenn auch regelmäßig, vergleichsweise selten und in einem zeitlich sehr begrenzten Rahmen statt.[16] Der Turnverein, den Kinder von sechs bis neun Jahren besuchten, lud ein Mal in der Woche zu einem gemeinsamen Bewegungs- und Turnerlebnis an Geräten ein. Im Alter von elf bis zwölf Jahren bestand die Möglichkeit, sich einem Sportfachverband anzuschließen, um dort Sportarten wie z.B. Fußball oder Handball auszuüben. Ein frühzeitigerer Einstieg war nicht möglich, da schlichtweg keine jüngeren Altersklasseneinteilungen vorzufinden waren. Auch hier galt der Grundsatz von einem einmal wöchentlich stattfindenden Training, selten gab es mehr Trainingstermine. Das Angebotsspektrum der Vereine beschränkte sich zu dieser Zeit auf die fünf traditionellen Sportarten Fußball, Schwimmen, Leichtathletik, Handball und Turnen, denen sich lediglich 27 Prozent der Jungen und 17 Prozent der Mädchen anschlossen. Mit Ausnahme des Turnens galten diese Angebote in den 50er- und 60er Jahren primär den Jungen.

2.2.2. Die Bewegungs- und Sportaktivität von Kindern heute

Trotz des „Sportverein-Booms“ und dem vermeintlichen Wegfall der Straßenspielkultur spielen immer noch über 90 Prozent der sechs bis 13 Jährigen mindestens einmal pro Woche im Freien, 59 Prozent tun dies (fast) täglich.[17] So sind im informellen Rahmen 70 Prozent sportlich aktiv, (annähernd) täglich sind es 15 Prozent. Dabei zählen das Spielen im Freien für 42 Prozent und der Sport für 24 Prozent zu den drei Lieblingsbeschäftigungen der Freizeit. Wenn von dem heutigen Bewegungs- und Sportverhalten die Rede ist, fällt meist im gleichen Atemzug das Wort „Versportung“.[18] Das Ideal der sportiven Kindheit steht im Vordergrund und ersetzt die (veraltete) Idee des spielenden Kindes aus den 50er Jahren. Veränderungen innerhalb des Landschaftsgebildes der Kinder und der näheren Wohnumgebung führen zu einer Verlagerung der freizeitlichen Draußen-Aktivitäten nach drinnen. Es wird vom Wegfall der Straßenspielkultur gesprochen. Heutzutage ist der Sportverein die unumstößliche Nummer eins der außerschulischen Jugendarbeit. Waren im Jahr 1975 noch 35 Prozent der Kinder Mitglied in einem Sportverein, so sind es 2008 bereits 56,1 Prozent. Das bedeutet, dass mehr als jedes zweite Kind in einem Sportverein aktiv oder zumindest angemeldet ist. Nur 20 Prozent der Grundschulkinder werden während der ersten vier Schuljahre kein Mitglied in einer sportlichen Institution. Der zeitliche Rahmen, in dem diesen sportiven Angeboten nachgegangen wird, lag 1992 noch bei einem Termin pro Woche. Heutzutage entfallen für 25 Prozent der Kinder bereits drei Termine und für ein Drittel zwei Termine am Nachmittag auf den Sport. Zwei Drittel aller kindlichen Termine am Nachmittag sind sportlicher Natur und von 80 Prozent der Kinder werden diese Termine als ihre Liebsten angegeben. Immer früher angebotene Trainingsmöglichkeiten für bereits vier bis sechs Jährige Kinder, die sogenannten Bambinis, und die Erweiterung des Wettkampfsystems führen heute zu einer Vorverlagerung des Eintrittsalters auf etwa fünf bis sechs Jahre. Dieser verfrühte Eintritt hat einen negativen Beigeschmack. So ist der Höhepunkt des Drop-Outs, also des Austretens der Kinder und Jugendlichen aus den Sportvereinen, bereits im älteren Kindesalter angesiedelt. Schon im Alter von zehn bis 12 Jahren gibt es mehr Kinder, die den Verein wieder verlassen, als Neumitglieder. Zwar haben sich die einzelnen Sportaktivitäten im Laufe der Jahre immer weiter ausdifferenziert – mittlerweile gibt es mehr als 50 verschiedene Sportarten, die Kinder betreiben – rein qualitativ beschränkt sich die Auswahl allerdings auf einen eher kleinen Teil an sportlichen Aktivitäten.[19] Die traditionellen Sportarten wie Turnen, Leichtathletik und Schwimmen verlieren hier immer weiter an Bedeutung. Während bei den Mädchen der Kampfsport dominiert, ist es bei den Jungen neben dem Kampfsport auch der Fußball, der die größte Zuwachsrate zu verzeichnen hat. Allgemein ist das Sportartenspektrum von Mädchen allerdings breiter als das der Jungen.

3. Medienverhalten

Laut aktuellen Meinungen und bestätigt durch unterschiedlichste Studien hat der Medienkonsum in Deutschland stark zugenommen. Kinder werden immer früher mit einer Vielzahl an Medien konfrontiert. Um einen Überblick über das Thema Medienverhalten zu bekommen, wird im Folgenden zunächst eine Definition des Begriffs „Medien“ erfolgen (Kap. 3.1.), bevor der kindliche Medienkonsum seit den 70er Jahren (Kap. 3.2.) näher betrachtet wird.

3.1. Definition „Medien“

Der Begriff Medien (lat.)

„ist ein Sammelbegriff für alle audiovisuellen Mittel und Verfahren zur Verbreitung von Informationen, Bildern, Nachrichten etc. Zu den Massenmedien zählen insbesondere die Presse (Zeitungen, Zeitschriften), der Rundfunk (Hörfunk, Fernsehen) und das Internet“[20].

Die sogenannten „Neuen Medien“ bilden dabei einen immer weiter in den Vordergrund rückenden Zweig und sind ein Zeichen für die Vielfältigkeit von Medien an sich. Mit ihnen sind vor allem digitale und elektronische Medien gemeint.[21] Der Medienkonsum beschreibt hierbei die Nutzung von Bildschirmmedien zur Kommunikation, zur passiven Nutzung oder auch zum Spielen.[22]

3.2. Kindlicher Medienkonsum im Aufschwung

„Das Medienverhalten von Kindern ist eines der markantesten Phänomene des Wandels von Kindheit in den letzten 50 Jahren“[23]. Heutzutage kann ohne weiteres von einer „Multimedia-Generation“ gesprochen werden. [24]

Die Medienbiographie beginnt

„für die meisten Menschen im Babyalter, von dem an sie den bildlichen und akustischen Eindrücken der ständig präsenten Medien im häuslichen, öffentlichen und später im beruflichen Bereich ausgesetzt sind“[25].

Dabei wird die kindliche Mediennutzung stark durch den Medienkonsum der Familie, also der Eltern, Geschwister und nahen Verwandten, geprägt.[26] Die Ausstattung einzelner Haushalte mit zum Beispiel Computern hat sich in wenigen Jahren Verdreifacht.[27] Vergleicht man sechs bis 13 Jahre alte Kinder Ende der 1970er Jahre mit Gleichaltrigen von 1990[28], so ergeben sich hinsichtlich der Zeitinvestition keine offensichtlichen Veränderungen – zu beiden Zeitpunkten nutzen Kinder Medien etwa für 160 Minuten an einem durchschnittlichen Tag von Montag bis Sonntag gleichermaßen.[29] Bei der Verteilung des zeitlichen Rahmens auf die verschiedenen Medien zeichnet sich allerdings ein anderes Bild. 1990 wurde die zur Verfügung stehende Zeit zu 64 Prozent für Fernsehen und Video genutzt – Ende der 70er waren es hingegen noch 59 Prozent. Die auditiven Medien, also der Hörfunk und Tonträger wie CDs, Kassetten usw., verlieren von 1979 bis 1990 vier Prozentpunkte, fallen von 28 auf 24 Prozent der Nutzungszeit. Nur die Printmedien, das Lesen, sind annähernd unverändert geblieben. So verbrachten Kinder 1990 etwa 13 Prozent der ihnen zur Verfügung stehenden Zeit mit dem Lesen, 1979 war es lediglich rund ein Prozent mehr. Auch bei Betrachtung aktueller Ergebnisse[30] schneidet das Lesen nicht so schlecht ab, wie von vielen erwartet.[31] Demnach lesen 77 Prozent der sechs bis 13 Jährigen heutzutage mindestens einmal in der Woche in einem Buch, 74 Prozent durchstöbern genau so oft Zeitschriften. Hierbei sind die klassischen Printmedien bevorzugt, nur 14 Prozent nutzen teilweise einen E-Reader, ein Tablet oder einen Computer. Die neuen (digitalen) Medien sind weiter auf dem Vormarsch. 82 Prozent verfügen bereits über Computererfahrungen, 35 Prozent besitzen sogar einen eigenen PC, Tablet oder Lerncomputer, was nicht gleichbedeutend mit einem automatischen Gebrauch des Internets ist. Hier verfügt jedes zweite Kind zwischen sechs und neun Jahren über erste Erfahrungen, bei den zehn bis 13 Jährigen sind es 97 Prozent. Insgesamt sind bereits mehr als die Hälfte der Kinder mobil erreichbar (57 Prozent), dabei kann ein Viertel aller ein Smartphone vorweisen. Auch die Faszination für virtuelle und digitale Spielmöglichkeiten steigt weiter an. 72 Prozent der Kinder spielen auf Konsolen und Handhelds, Spiele-Apps und Internet- und Computerspiele sind in dieser Zahl noch nicht mit inbegriffen. Auch bei der Betrachtung der zeitlichen Nutzungsdauer der einzelnen Medien bestätigt sich die vorrangige Stellung von digitalen Medien.[32] Demnach sehen die sechs bis 13 Jährigen etwa 95 Minuten am Tag fern, rund eine halbe Stunde verbringen sie mit Computer-/Konsolen-/Online-Spielen und fast eine dreiviertel Stunde steht der Computer inklusive Internet im Fokus. Mit lesen verbringen Kinder dieses Alters lediglich 22 Minuten.

4. Analysen und empirische Überprüfungen

Analysen und empirische Untersuchungen, die sich mit der alltäglichen Lebenswelt und damit mit den Aktivitäten, Wünschen und Gedanken von Kindern und Jugendlichen befassen, gibt es einige. Die hier dargestellten Studien sollen nicht bis ins kleinste Detail erläutert werden, da dies den Rahmen dieser Arbeit um einiges übersteigen würde. Vielmehr soll ein umfassender Überblick über das Thema Medienverhalten und Sportaktivität von Kindern und Jugendlichen und den dazugehörigen Forschungsstand geschaffen werden. Zu diesem Zweck wird zunächst die „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“, auch KiGGS-Studie genannt (Kap.4.1.), die sich mit der körperlich-sportlichen Aktivität und dem Medienverhalten von drei bis 17 Jährigen befasst, vor- und ausgewählte Ergebnisse hiervon dargestellt (Kap. 4.1.1. bzw. 4.1.2.). Im Zuge dessen wird auch ein möglicher Zusammenhang von Mediennutzung und körperlich-sportlicher Inaktivität (Kap. 4.1.3.) erläutert. Anschließend wird zum Thema Medienverhalten die KIM-Studie, die Studie „Kinder + Medien, Computer + Internet“, vorgestellt (Kap. 4.2.), die das Verhalten und den Umgang von sechs bis 13 Jährigen mit Medien untersucht hat, und die Ergebnisse u.a. von Medienausstattung, Beschäftigungsrahmen und der einzelnen medialen Objekte dargestellt (Kap. 4.2.1.1. bis 4.2.2.8.). Zum Abschluss (Kap. 4.3.) erfolgt eine Begutachtung und Darstellung der Studie „Medien, Kultur und Sport bei jungen Menschen“ (MediKuS), die sowohl Daten zur Sportaktivität (Kap. 4.3.1.) wie auch zu dem Medienverhalten (Kap. 4.3.2.) von Kindern und Jugendlichen bereithält, bevor ein Zwischenfazit zu den zuvor vorgestellten Studien gezogen wird (Kap. 4.4.).

4.1. Die KiGGS-Studie – Beschreibung, Erhebungsdesign und Instrumente

Die Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, auch KiGGS-Studie genannt, ist Teil eines langfristigen Gesundheitsmonitorings in der Bevölkerung, das vom Robert Koch-Institut durchgeführt wird.[33] In dieser Studie steht die gesundheitliche Verfassung von Kindern und Jugendlichen im Mittelpunkt der Betrachtung. Sie wurde zum ersten Mal zwischen 2003 und 2006 durchgeführt, damals noch unter der Bezeichnung Kinder- und Jugendgesundheitssurvey bekannt. Diese Befragung wird als KiGGS Basiserhebung bezeichnet. Durch ein Zufallsverfahren wurden 167 Orte in ganz Deutschland ausgewählt, über dessen Einwohnermeldeämter die Ziehung einer Stichprobe der ortsansässigen Bevölkerung stattfand. Mehr als 17.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 17 Jahren und ihre Eltern nahmen an dieser Basiserhebung teil. Um Daten zur sportlich-körperlichen Aktivität und das Medienverhalten der Kinder und Jugendlichen zu erhalten wurde ein Selbstausfüllfragebogen konzipiert. Die Mädchen und Jungen sollten, bezogen auf das sportlich-körperliche Aktivitätsniveau angeben, wie oft sie in der Freizeit körperlich aktiv sind, sodass eine wirkliche Anstrengung (schwitzen, außer Atem kommen) stattfindet. Außerdem sollten sie einschätzen, wie viele Stunden dies in etwa pro Woche geschieht. Eine Unterscheidung zwischen Sportverein und Freizeit wurde durchgeführt. Die mediale Befragung sah ähnlich aus. Hier sollten Angaben zur durchschnittlichen Nutzungsdauer pro Tag von Fernsehen/Video, Musik hören, Computer/Internet, Spielkonsole und Mobiltelefon gemacht werden. Neben einer Befragung wurden auch Laboranalysen und körperliche Untersuchungen vor Ort vorgenommen. Von 2009 bis 2012 wurde eine erste telefonische Folgebefragung mit denselben Probanden durchgeführt, die als KiGGS1 oder auch KiGGS Welle 1 bezeichnet wird. Die Probanden waren nun mittlerweile zwischen sechs und 24 Jahren. Neue Studienteilnehmer im Alter bis sechs Jahre wurden durch eine erneute Stichprobe über dieselben Einwohnermeldeämter wie in der Basiserhebung gewonnen, sodass schließlich mehr als 16.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 24 Jahren und die zu den minderjährigen zugehörigen Eltern an dieser ersten Folgebefragung aktiv beteiligt waren. Im Gegensatz zur Basiserhebung fand die KiGGS Welle 1 Befragung rein telefonisch statt. Dabei dauerte jedes Interview zwischen 30 und 40 Minuten. Kinder, die elf Jahre und älter waren, wurden neben ihren Erziehungsberechtigten selbst befragt, während sich bei Kindern unter elf Jahren nur die Eltern den rund 180 Fragen zu Verhaltensweisen und Risikofaktoren, Lebensumfeld und sozialer Lage und körperlichen Krankheiten und psychischen Befinden der Interviewerinnen und Interviewern stellten. Dabei waren Fragen nach Häufigkeit körperlich-sportlicher Aktivität und Mediennutzung sowie zu den Lieblingssportarten Teil des gesamten Fragenkomplexes.[34] Seit September 2014 wird außerdem die zweite Welle der KiGGS-Studie durchgeführt, die noch bis 2016 läuft und wie die Basiserhebung Fragebögen, Tests und Untersuchungen umfasst.[35]

4.1.1. Ergebnisse zur Sportaktivität und Bewegung

Die Basiserhebung der KiGGS-Studie zeichnet ein eindeutiges Bild: Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 17 Jahren sind regelmäßig sportlich beschäftigt, wobei die jüngere Altersgruppe die Aktivere ist.[36] Insgesamt machen mehr als drei Viertel der drei bis 10 Jährigen regelmäßig mindestens einmal in der Woche innerhalb oder außerhalb eines Sportvereins Sport (vgl. Tab. 1). Drei Mal oder häufiger sind immerhin 43,1 Prozent der Jungen und 36,2 Prozent der Mädchen sportlich aktiv, wobei etwa jedes achte Kind angibt, nie und jedes vierte Kind nicht regelmäßig Sport zu treiben. Je älter die Kinder werden, desto höher ist auch ihre Sportbeteiligung in dieser Alterseinteilung. Bei den zehn Jährigen sind es zwei Drittel der Jungen bzw. 50 Prozent der Mädchen die mindestens drei Mal wöchentlich oder öfter Sport ausüben. Im Verein sind in diesem Alter bereits 75 Prozent der Jungen und Mädchen. Doch nicht nur der Verein spielt in der sportlichen Alltagsgestaltung der Kinder im Grundschulalter eine Rolle. Gut die Hälfte aller treibt Sport auch außerhalb eines institutionalisierten Betriebes draußen an der frischen Luft, rund 24 Prozent der Jungen und knapp 17 Prozent der Mädchen sogar mehr als zwei Mal pro Woche. Allgemein kann festgestellt werden, dass Kinder, die im Verein sportlich aktiv sind, dies auch sonst in ihrem Alltag sind. Lediglich ein kleiner Teil ist nur im Sportverein (9 Prozent) und ein etwas größerer Teil nur in privater Umgebung (22,4 Prozent) sportlich aktiv. Eine sportliche Inaktivität bei den drei bis zehn Jährigen ist vergleichsweise stark bei Kindern mit Migrationshintergrund und Kindern aus den neuen Bundesländern auszumachen. Beim Sportverhalten der männlichen und weiblichen drei bis zehn Jährigen sind keine markanten Unterschiede hinsichtlich des Geschlechts feststellbar. Anders sieht dies bei den Jugendlichen im Alter von elf bis 17 aus. Eine sportliche Ertüchtigung von mindestens einmal in der Woche beträgt bei den Jungen rund 90, bei den Mädchen knapp 79 Prozent. Zwei Drittel aller Jungen und etwa 44 Prozent der Mädchen geben außerdem an, mehr als zwei Mal pro Woche Sport zu treiben, 28,2 Prozent der männlichen und 17,3 Prozent der weiblichen Jugendlichen tun dies täglich. Deutlich sind hier die geschlechterspezifischen Unterschiede zu erkennen. Diese Ungleichverteilung zeigt sich auch in den Ergebnissen der Jugendlichen, die weniger als einmal die Woche sportlich aktiv sind. So sind es mit 21,5 Prozent rund 11 Prozent mehr Mädchen als Jungen. In dieser Altersgruppe sind bei den Jungen nur schwache Unterschiede bezüglich des Migrationshintergrunds, Sozialstatus und der Wohnregion auszumachen, während bei den Mädchen wesentliche Unterschiede in den genannten Zuordnungsparametern zu verzeichnen sind. Mädchen mit Migrationshintergrund und Wohnort in den neuen Bundesländern sind allgemein sportlich inaktiver als Mädchen aus den alten Bundesländern und ohne Migrationshintergrund. Besonders deutlich wird die Ungleichverteilung bei der Sportbeteiligung von Mädchen mit niedrigem und hohem Sozialstatus, die sich mit 28,1 Prozent bzw. 15,8 Prozent bezogen auf die Nichtsportteilnahme gegenüberstehen. Im Vergleich mit der Basiserhebung waren es in der Folgebefragung sogar 38 Prozent der Mädchen mit einem schwachen Sozialstatus, die sportlich nicht aktiv waren.[37] Bei den Kindern im Alter von drei bis zehn Jahren ergeben sich in der KiGGS Welle 1 Untersuchung keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der sportlichen Aktivität in Vereinen oder der körperlich-sportlichen Aktivität im selbstorganisierten Umfeld. Die Mehrheit der Kinder treibt Sport und ist darüber hinaus zumindest bis ins Grundschulalter auch spielerisch im Freien aktiv. Auch die Ungleichverteilung angesichts des sozialen Status wurde durch die Folgebefragung bestätigt. Besonders beliebt ist bei den Jungen der Fußball, bei den Mädchen sind es Sportarten bei denen Bewegungen zu Musik gemacht werden, wie z.B. Street Dance oder Ballet. In der KiGGS Welle 1 Befragung konnte zudem erkannt werden, dass im Laufe eines Jahrzehntes (von 7 bis 17 Jahren) keine Unterscheidung in der Sportbeteiligung auszumachen war, sich wohl aber die Länge der Nutzungsdauer veränderte und die Anzahl der Aktiven anstieg, die mehr als vier Stunden wöchentlich sportlich-körperlich aktiv waren. Allerdings nimmt der Anteil derer, die täglich Sport treiben, im Laufe des Alters kontinuierlich ab. Desweiteren nimmt bei den Mädchen die Anzahl der selten sportlich Aktiven immer weiter zu, je älter sie werden. Insgesamt rund 60 Prozent der Kinder waren aktiv in einem Sportverein, wobei Mädchen im Grundschulalter und im Alter von 14 bis 17 Jahren signifikant weniger einem Sportverein angehörten. Auch der soziale Status spielt insofern eine Rolle, dass nur rund 43 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit einem niedrigen gegenüber etwa 74 Prozent mit einem hohen Sozialstatus eine Vereinsmitgliedschaft aufweisen können. Hinsichtlich der Zeit des Sporttreibens im Verein konnte im Vergleich beider Befragungen für die Altersgruppe der drei bis zehn Jährigen kein signifikanter Unterschied entdeckt werden.

4.1.2. Ergebnisse zum Medienverhalten

Medien spielen im Leben heutiger Kinder und Jugendlichen eine große Rolle, was auch die beiden Befragungen der KiGGS-Studienreihe bestätigen konnten.[38] Laut Basiserhebung liegt bei den elf bis 17 Jährigen der tägliche Medienkonsum von Fernsehen oder Videos bei 95,9 Prozent, dicht gefolgt vom Musikhören (92,5 Prozent), dem Computer und Internet (drei Viertel aller Kinder und Jugendlichen) und der Nutzung des Mobiltelefons mit 62 Prozent. Etwas abgeschlagen und am wenigsten genutzt wird die Spielkonsole von einem Drittel der Befragten. Die zeitliche Nutzung steigt dabei mit dem älter werden weiter an. Insgesamt sind es mehr als ein Viertel der Jungen und fast jedes siebte Mädchen im Alter von elf bis 13 Jahren, die fünf und mehr Stunden am Tag mit Medien verbringen – bei den 14 bis 17 Jährigen sind es bereits 10 Prozent mehr bei den Jungen und etwas mehr als fünf Prozent bei den Mädchen. Nach den Ergebnissen der Folgebefragung sind es insgesamt zwei Drittel aller Kinder und Jugendlichen zwischen elf und 17 Jahren die zwischen einer und 5 fünf Stunden am Tag elektronische Bildschirmmedien nutzen. Die Nutzungszeit von Fernsehen, Videos und Spielkonsole addiert ergeben, dass knapp zwei Drittel mindestens zwei Stunden am Tag diese Medien nutzen und sogar jeder Siebte mehr als sechs Stunden. Spitzenwerte liefern hier die männlichen 14 bis 17 Jährigen: Mehr als ein Viertel von ihnen bringt es auf über sechs Stunden täglich. Der Fernseher wird von etwa 15 Prozent täglich mehr als drei Stunden genutzt, bei gut zwei Drittel ist es immerhin mehr als eine Stunde. Wird die Nutzung hinsichtlich Geschlechts, Sozialstatus, Migrationshintergrund, Schultyp und Wohnregion nach Ost/West unterschieden (Basiserhebung), so zeichnen sich teilweise signifikante Unterschiede ab. Wird das Musik hören nach Alter und Geschlecht gesplittet, so lässt sich erkennen, dass wesentlich mehr Mädchen dieser Art der Mediennutzung nachgehen als Jungen. Dabei hören von den Jungen nur 36,8 Prozent im Alter von elf bis 13 Jahren und 63 Prozent im Alter von 14 bis 17 Jahren mindestens eine Stunde am Tag Musik, während es bei den Mädchen 56,5 bzw. 79 Prozent sind. Auch bei der Nutzung des Mobiltelefons sind die Mädchen deutlich aktiver, was besonders im Alter von 14 bis 17 Jahren deutlich wird. Hier nutzen gut 15 Prozent mehr Mädchen als Jungen mindestens eine Stunde am Tag ihr Mobiltelefon. Diese Werte wurden durch die Folgebefragung bestätigt. Mehr Jungen nutzen hingegen Computer/Internet und Spielkonsole. Mindestens einer Stunde täglich verbringen ein Drittel der elf bis 13 Jährigen und ein Viertel der 14 bis 17 Jährigen mit diesen Medien, während es bei den Mädchen nur rund sieben bzw. vier Prozent sind. Signifikant anzumerkende Unterschiede hinsichtlich des Fernsehens oder Video schauen gibt es nur in dem Sinne, dass Mädchen eher zu den Geringnutzern zählen und Jungen vermehrt in den Extremgruppen anzutreffen sind – insgesamt ist hier allerdings ein hoher Nutzungsrahmen bei beiden Geschlechtern zu verzeichnen. Rund 67 Prozent der Jungen schauen täglich mindestens 3 Stunden und ein Drittel mindestens fünf Stunden Fernsehen oder Videos, die Mädchen hingegen nur zu 43,2 Prozent bzw. 18 Prozent. Erweitert wird diese Verdeutlichung durch die Folgebefragung: hier sind es 20 Prozent aller Jungen, die mehr als sechs Stunden am Tag Videos oder Fernsehen schauen, Mädchen elf Prozent. Gymnasiasten haben pro Tag eine geringere mediale Nutzungszeit, bezogen auf Mobiltelefon, Fernsehen und Video, als Schülerinnen und Schüler aus den Haupt-, Real- und Gesamtschulen. Jungen mit Migrationshintergrund sind häufiger mit Fernsehen/Video, Computer, Internet und Spielkonsole beschäftigt als Jungen ohne Migrationshintergrund. Die Wohnregion ist dahingehend entscheidend, als dass in den alten Bundesländern eine geringere Nutzung bei Spielkonsole, Videos und Fernsehen festgestellt wurde im Gegensatz zu den neuen Bundesländern. Jungen, die aus einem sozial niedrig gestellten Haushalt stammten, waren bei Fernsehen, Videos, Spielkonsole, Computer und Internet, also den Bildschirmmedien, vermehrt in den Extremgruppen anzutreffen. Selbst ein signifikanter Unterschied bei Jungen der mittleren Schicht zu denen mit hohem Sozialstatus war zu erkennen. Auch die Folgebefragung bestätigte eine höhere mediale Nutzung bei niedrigem Sozialstatus.

[...]


[1] Vgl. Brandl-Bredenbeck et al. (2010), S.42 f.

[2] Brandl-Bredenbeck et al. (2010), S. 24

[3] Schmidt (2006a), S.40

[4] Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft (2011), S. 5

[5] Vgl. Lampert et al (2007a), S. 643

[6] Vgl. Robert Koch-Institut (2014a), S. 1

[7] Vgl. Glogauer (1993), S. 148

[8] Vgl. hierzu und zum Folgenden: Züchner (2013), S. 90 f.

[9] Vgl. Robert Koch-Institut (2014b)

[10] Vgl. Robert Koch-Institut (2014a)

[11] Vgl. Schmidt (1996), S 21

[12] Vgl. Schmidt (1996), S. 19; Schmidt et al. (2003b), S. 110

[13] Schmidt (1996), S. 19

[14] Vgl. hierzu und zum Folgenden: Schmidt (1996), S. 19; Schmidt et al (2003b), S. 110

[15] Vgl. Hasenberg / Zinnecker (1996), S. 105

[16] Vgl. hierzu und zum Folgenden: Schmidt (1996), S. 19 f.

[17] Vgl. hierzu und zum Folgenden: Schmidt (2008), S. 396-400

[18] Vgl. hierzu und zum Folgenden: Schmidt (1996), S. 20 ff.; Schmidt (2008), S. 374-378

[19] Vgl. hierzu und zum Folgenden: Schmidt (2008), S. 383 ff.

[20] Schubert / Klein (2011), o.S.

[21] Vgl. Grgic et al (2013), S. 107

[22] Vgl. Ahrens-Eipper et al. (2007), o. S.

[23] Fuhs (2002), S. 646

[24] Vgl. Lampert et al. (2007a), S. 643

[25] Glogauer (1998), S. 7

[26] Vgl. Podlich / Kleine (2000), S. 45

[27] Vgl. Glogauer (1998) , S. 21

[28] Die aufgeführten Werte entstammen der Studie „Kinder und Medien“ für Westberlin und die alten Bundesländer von 1990 und der ARD/ARW/ZDF-Kinderstudie „Kinder, Medien, Werbung von 1979

[29] Vgl. Klingler, W. / Schönenberg, K. (1994), S. 48 f.

[30] Die aufgeführten Werte entstammen der KidsVerbraucherAnalyse 2014

[31] Ehapa Media (2014), o.S.

[32] Vgl. hierzu und zum Folgenden: Medienpädagogischer Forschungsbund West (2013), S. 62

[33] Vgl. hierzu und zum Folgenden: Hölling, H. (2014), S. 4 f.; Robert Koch-Institut (2014b), S. 10-13; Lampert et al. (2007a; 2007b)

[34] Vgl. Robert Koch-Institut (2014c), S. 18

[35] Vgl. KiGGS Online, o.S.

[36] Vgl. Lampert et al (2007b), S. 635-639

[37] Vgl. hierzu und zum Folgenden: Robert Koch-Institut (2014a), S. 1; Robert Koch-Institut (2014b), S. 1 f.; Robert Koch-Institut (2014c), S. 17-21; Manz et al. (2014) S. 843 f.

[38] Vgl. hierzu und zum Folgenden: Lampert et al (2007a), S. 644-649; Robert Koch-Institut (2014c), S. 37 ff.

Excerpt out of 90 pages

Details

Title
Existiert ein Zusammenhang zwischen Medienkonsum und Sportaktivität? Analyse und empirische Überprüfung
College
University of Duisburg-Essen
Grade
1,3
Author
Year
2015
Pages
90
Catalog Number
V308816
ISBN (eBook)
9783668070912
ISBN (Book)
9783668070929
File size
1268 KB
Language
German
Keywords
Medien, Konsum, Medienkonsum, Sportaktivität, Bewegungsverhalten, Anaylsen, empirische Überprüfungen, Sportaktivität und Medienkonsum, Sport, Bewegung
Quote paper
Nina Redder (Author), 2015, Existiert ein Zusammenhang zwischen Medienkonsum und Sportaktivität? Analyse und empirische Überprüfung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308816

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