Die Frage nach der Rechtfertigung Gottes ist auch immer gleichursprünglich mit der Frage nach dem Bösen. So wird sich jeder christlich-gläubige Mensch dann und wann die Frage stellen, wie er seinen Gottesbegriff mit dem Bösen in der Welt vereinbaren kann.
Er wird sich fragen: Schließen sich die postulierten christlichen Gottesattribute (Allmacht, Allgüte und Allwissenheit) und das Böse nicht gegenseitig aus? Oder sind sie doch irgendwie miteinander zu vereinbaren? Und wie ist überhaupt das Moralisch-Böse in der Welt zu erklären? Eine mögliche Antwort auf diese letztgenannte Frage gibt Augustinus in seinem Werk Vom Gottesstaat. Um diese Erklärungsversuche soll es in diesem Essay gehen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Augustinus und die Frage der Theodizee
- Das Böse als funktionalisierende Kontraposition des Guten
- Das Böse als Privation des Guten
- Die unreinen Engel
- Der Hochmut als Ursache
- Der sündenfalltheoretische Ansatz zur Erklärung des Bösen
- Die Freiheit des Menschen und der böse Wille
- Die verkehrte Liebe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Dieser Essay analysiert Augustinus' Theodizee und untersucht, wie er das Böse in seinem Werk "Vom Gottesstaat" erklärt. Der Fokus liegt dabei auf dem menschlichen Wesen und seiner Fähigkeit zur Schlechtigkeit sowie auf Augustinus' Erklärungsansätzen für das Moralisch-Böse.
- Augustinus' Verständnis der menschlichen Natur und Schlechtigkeit
- Das Böse als didaktisches Instrument für das Gute
- Das Böse als Mangel an Gut-Sein (Privation des Guten)
- Der sündenfalltheoretische Ansatz und die Rolle des freien Willens
- Die Kritik an Augustinus' Theodizee
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die ersten Kapitel des Essays befassen sich mit Augustinus' Definition der menschlichen Natur, die er als gut, aber wandelbar beschreibt. Durch die Gegenüberstellung von Gut und Böse wird das Gute erkennbar. Augustinus argumentiert, dass das Böse als Privation des Guten zu verstehen ist und nicht als eigenständiges Prinzip. Die unreinen Engel, die des Lichts der Wahrheit beraubt sind, dienen als Beispiel für diese Privation. Der Hochmut wird als Ursache für den Fall der Engel und die Abwendung vom höchsten Gut, Gott, identifiziert.
Der Essay analysiert weiterhin die Rolle des freien Willens und die Frage, warum der Mensch trotz seiner guten Natur zur Schlechtigkeit fähig ist. Augustinus führt die verkehrte Liebe als Ursache für die Abwendung von Gott und die Hinwendung zum eigenen, begrenzten Sein an. Der sündenfalltheoretische Ansatz, der sich auf Adam und Eva bezieht, erklärt die Vererbung der Sündenfälligkeit an die Nachkommenschaft. Durch diesen Erklärungsversuch wird der Mensch für sein moralisches Übel verantwortlich gemacht, während Gott von der Verantwortung entlastet wird.
Der Essay schließt mit einer kritischen Betrachtung von Augustinus' Erklärungsmodellen. Der kontrapositorische Ansatz, der das Böse als didaktisches Instrument für das Gute betrachtet, wird als zynisch kritisiert. Die Privationsthese erscheint als abhängig von der zugrundeliegenden Annahme, dass Gott das höchste Gut ist. Der sündenfalltheoretische Ansatz kann ebenfalls als abhängig von dieser Annahme gesehen werden.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die zentralen Begriffe und Themen des Essays sind: Theodizee, Augustinus, "Vom Gottesstaat", Gut und Böse, menschliche Natur, Privation des Guten, freier Wille, verkehrte Liebe, sündenfalltheoretischer Ansatz, Kritik.
- Citation du texte
- Alexander Meyer (Auteur), 2011, Augustinus und die Frage der Theodizee. Wie erklärt Augustinus das Böse?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/309747