Es soll Ziel der vorliegenden Arbeit sein, Mechthilds Tugendverständnis sowohl im Kontext des "Fließenden Lichts" als auch im Gesamtzusammenhang des theologischen Tugenddiskurses greifbar zu machen.
An zahlreichen Stellen ihres Werkes „Das fließende Licht der Gottheit“ spricht Mechthild von Magdeburg von Tugenden. Sowohl die Tugend selbst als auch spezielle Tugenden wie Keuschheit oder Demut werden von ihr vielfach als eine angestrebte Grundhaltung der Seele thematisiert.
So scheint dem Tugendbegriff Mechthilds - wenngleich die Forschung diesem bislang keine große Aufmerksamkeit geschenkt hat - eine zentrale Rolle zuzukommen. Mechthild behandelt die Tugend zum einen als stetige Aufgabe und zum anderen als Gnadengeschenk Gottes. Mal stellt sich die Tugend als ein Wegbereiter zu Gott dar und an anderer Stelle muss sie vor Gott abgelegt werden. Steht hinter Mechthilds Thematisierung der Tugend eine klare und konsistente Vorstellung oder bleibt Mechthilds Tugendverständnis verschleiert und durch widersprüchliche Aussagen unverständlich? Welchen Tugenden schenkt Mechthild besondere Aufmerksamkeit und wie lässt sich dies möglicherweise begründen?
Aufgrund des mangelnden Interesses der Forschung an dem Tugendverständnis Mechthilds kann es nicht Ziel der vorliegenden Arbeit sein, bereits vorhandene Positionen zu diskutieren und voneinander abzugrenzen. Vielmehr sucht diese Arbeit selbst durch die intensive Analysearbeit zu belegen, welch große Bedeutung der Tugend im FL zukommt. Die einbezogene Forschungsliteratur wird hierfür die notwendigen Vorinterpretationen liefern, wobei einer Position, nämlich der von Marianne Heimbach, ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden wird, da sie die besondere Relevanz der Tugend im FL bemerkt und dieser in ihrer Dissertationsarbeit Beachtung geschenkt hat.
Des Weiteren soll dafür Sorge getragen werden, dass Mechthilds Denken nicht losgelöst bleibt von der allgemeinen christlichen Theoriebildung, sondern immer wieder Verbindungslinien zu dieser hergestellt werden. Fortlaufend werden Parallelen zwischen Mechthilds Thesen und dem Gedankengut anderer christlicher Gelehrter aufgezeigt, um nicht den Eindruck zu erzeugen, Mechthilds Thesen seien alle neuartig und innovativ. Vielmehr sind sie dem Denken der Zeit und dem vorherrschenden Tugenddiskurs entsprungen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitendes
- Annäherung an den Begriff der Tugend
- Die Tugend in der antiken Philosophie
- Die Tugend in der christlichen Lehre
- Funktion und Bedeutung der Tugend in Mechthilds FL
- Die tugendhafte Natur des Menschen und die teuflische Sünde
- Der Weg zur Tugend
- Christus als Vorbild für ein tugendhaftes Leben
- Die zentralen Tugenden: Gehorsam, Demut und Keuschheit
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Tugendverständnis der mittelalterlichen Mystikerin Mechthild von Magdeburg, wie es in ihrem Werk "Das fließende Licht der Gottheit" zum Ausdruck kommt. Sie analysiert die Funktion und Bedeutung der Tugend in Mechthilds Text und untersucht, welche Tugenden für sie eine besondere Rolle spielen. Dabei wird auch der Bezug zu den philosophischen und theologischen Traditionen des Tugendbegriffs hergestellt, um die Eigenständigkeit und Bedeutung von Mechthilds Gedankengut besser zu verstehen.
- Die Bedeutung der Tugend für die Gotteserfahrung
- Die Beziehung zwischen Tugend und Sünde
- Die Rolle des Menschen im Erwerb von Tugenden
- Die Bedeutung von Christus als Vorbild für ein tugendhaftes Leben
- Die zentralen Tugenden bei Mechthild: Gehorsam, Demut und Keuschheit
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Das erste Kapitel der Arbeit legt den Grundstein für die Auseinandersetzung mit Mechthilds Tugendverständnis. Es wird die zentrale Bedeutung der Tugend in ihrem Werk "Das fließende Licht der Gottheit" festgestellt und die Forschungslücke im Bereich der wissenschaftlichen Beschäftigung mit diesem Thema aufgezeigt.
Das zweite Kapitel widmet sich einer historischen Annäherung an den Begriff der Tugend. Es beleuchtet die Entwicklung des Begriffs in der antiken Philosophie und spürt seiner Transformation im Kontext der christlichen Lehre nach.
Im dritten Kapitel untersucht die Arbeit die Funktion und Bedeutung der Tugend in Mechthilds Werk. Es wird gezeigt, wie die Tugend sowohl als eine stetige Aufgabe des Menschen als auch als ein Gnadengeschenk Gottes verstanden wird.
Das vierte Kapitel betrachtet schließlich drei zentrale Tugenden bei Mechthild: Gehorsam, Demut und Keuschheit. Es analysiert deren Bedeutung für die Gotteserfahrung und ihre enge Verknüpfung mit der Gottesliebe.
Schlüsselwörter (Keywords)
Mechthild von Magdeburg, "Das fließende Licht der Gottheit", Tugend, Gotteserfahrung, Sünde, Gehorsam, Demut, Keuschheit, Gottesliebe, Minne, christliche Mystik, Mittelalter, christliche Theoriebildung.
- Citar trabajo
- Sabrina Hanke (Autor), 2015, Tugend in Mechthilds von Magdeburgs „Das fließende Licht der Gottheit“. Bedeutung und Funktion, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/309759