Der deutsch-tschechische Sprachkontakt. Historischer Hintergrund und Analyse


Dossier / Travail, 2011

13 Pages, Note: 2.3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Der historische Hintergrund

Die lexikalische Ebene

Veränderungen auf der grammatischen Ebene.

Die lautliche Ebene

Schluss

Literaturliste

Einleitung

Die vorliegende Arbeit schließt das Proseminar „West –und Südslavische Sprachen und ihre Beeinflussung durch Sprachkontakt“ ab. Wie der Titel schon sagt, geht es um den Kontakt zwischen den West und Südslavischen Sprachen, der im Laufe der Jahrhunderte besteht und zur gegenseitigen Beeinflussung von Sprachen führt

Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht der deutsch- tschechische Sprachkontakt, der in der Forschung vielen Diskussionen unterliegt und ein zur Untersuchung interessantes Thema darstellt. Es ist umstritten, ob alle Veränderungen, die man heute in der tschechischen Sprache beobachten kann, auf den Sprachkontakt mit dem Deutschen zurückgeführt werden können.

Es ist eindeutig, das das Tschechische vom Deutschen beeinflusst wurde, doch inwieweit dieser Einfluss in das Sprachsystem ging und welche Veränderungen auf den sprachlichen Ebenen auf diesen Einfluss zurückgeführt werden können, ließe sich streiten. In der vorliegenden Arbeit wird versucht, die oben genannte Frage zu beantworten.

Zuerst wird auf den historischen Hintergrund eingegangen, die Gründe aufgeführt werden, die den Sprachkontakt begünstigten und Bedingungen genannt, unter denen er stattgefunden hat. Danach werden ausführlich die Veränderungen auf der lexikalischen Ebene in Form von Entlehnungen deutscher Herkunft dargestellt.

Es wird auch auf die Phasen der Entwicklung von Wörtern eingegangen. Es werden Prozesse erläutert, die ein Wort passiert um in eine andere Sprache integriert sein zu können. Diese Prozesse werden auch mit Hilfe von Beispielen veranschaulicht. Danach werden die Veränderungen auf der grammatischen Ebene aufgelistet und schließlich werden die Veränderungen auf der lautlichen Ebene genannt, die man aber nicht unbedingt auf den deutschen Einfluss zurückführen kann.

Die letztere werden nur kurz dargestellt. Schließlich wird eine Zusammenfassung gemacht.

Der historische Hintergrund

Die Kontakterscheinungen, die man in der heutigen tschechischen Sprache beobachten kann, haben eine jahrhunderte lange Tradition. Durch die günstige geographische Lage und politische Situation kam es im Laufe der Geschichte immer wieder zum Kontakt zwischen der deutschen und der tschechischen Sprache.

Dieser Kontakt fand mit unterschiedlicher Intensität statt, die ihrerseits von der jeweiligen politischen und wirtschaftlichen Situation abhängig war. Das 12 und das 13 Jahrhundert hat eine große Rolle für den deutsch–tschechischen Sprachkontakt gespielt, da es zu dieser Zeit die Situation durch viele deutsche Siedler, die nach Böhmen kamen, besonders günstig war.

Es werden Leute mit Spezialwissen in der Höhenwirtschaft und in der Bergbau in das Land geholt, die sich dort niederließen und ein Anteil an der Bevölkerung bildeten.[1] In der Zeit der Hussitenkriege wird das Deutsche zurückgedrängt, was dazu führte, dass viele Städte, die zweisprachig waren, zu den rein tschechischen wurden.[2]

Im 16 Jahrhundert ändert sich die Situation wieder, indem es eine neue Welle der deutschen Bevölkerung nach Böhmen kommt. Im Jahre 1627 führt es dazu, dass die deutsche Sprache die bisher offiziell tschechische Sprache verdrängt und selbst zur Verwaltungssprache wird.[3]

Da die deutsche Sprache seit Ende des 17 Jahrhunderts als Sprache der gebildeten Kreise bevorzugt wird, werden sogar Befürchtungen ausgesprochen, dass das Tschechische zu existieren aufhört. Seit Ende des 18. Jahrhunderts bis in die die sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts erlebt das Tschechische durch eine nationale Bewegung seine Wiedergeburt.

Das Ziel dieser Bewegung war die Säuberung der tschechischen Sprache vom deutschen Einfluss und Erweiterung ihrer gesellschaftlicher Funktion. Durch solche nationale Erwecker wie Josef Jungmann, der den tschechischen Wortschatz vom deutschen Einfluss zu säubern versuchte, sowie die Übersetzungen der Weltliteratur ins Tschechische von anderen nationalen Erweckern, tragen dazu bei, dass das Tschechische im 19. Jahrhundert langsam wieder an Bedeutung gewinnt.[4]

Mann kann sagen, dass das Deutsche im Laufe der Jahrhunderte nicht nur in einem engen Kontakt mit dem Tschechischen stand, sondern auch nicht einmal dominant war. Dadurch könnte man erklären, dass das Tschechische am meisten beeinflusst wurde, obwohl man auch in der deutschen Sprache Spuren vom Tschechischen finden kann.

Die lexikalische Ebene

Einfluss der deutschen auf die tschechische Sprache im Bereich des Lexikons ist unumstritten. Der sich über jahrhunderte erstreckte Sprachkontakt zwischen den beiden Sprachen führte zu der zahlreichen Übernahme von Wörtern deutscher Herkunft in den tschechischen Wortschatz. Es gibt bestimmte Prozesse und Phasen, die die Wörter durchlaufen müssen, um integriert sein zu können.

Die neu aufgenommenen Wörter müssen eine Phase der Adaption passieren, um schließlich als vollständig in den Wortschatz der Zielsprache integriert gelten zu können. In seinem etymologischen Wörterbuch stellt Newerkla ein Dreistufenmodel von Bloomfield für die Klassifikation von Entlehnungen dar.

Zuerst ist ein entlehntes Wort ein Fremdwort, dann kommt es zur Zwischenstufe, wo dieses Wort nur zur Hälfte ein Fremdwort ist und schließlich kommt es zur vollständigen Integration also zu einem Lehnwort.[5] An dieser Stelle muss man aber sagen, dass der Übergang fließend ist und die richtige Einstufung des jeweiligen Wortes ist nicht immer einfach.

Man kann auch nicht immer eine Trennlinie zwischen einem Lehnwort und einem Fremdwort führen ,[6] obwohl allgemein kann man ein Lehnwort als in das Sprachsystem der Zielsprache vollständig integriertes ( also mit anderen Worten an die sprachliche Struktur angepasstes), Fremdwort, dessen Herkunft Sprecher nicht mehr bewusst sind, verstehen.[7]

Wenn man sich mit der Analyse von Lehnwörtern beschäftigt, muss man bestimmte Phasen deren Entwicklung berücksichtigen. Newerkla unterscheidet hier zum einen die prärezeptorische Entwicklung, die Phase der Rezeption und Integration von Lehnwörtern und die sog. postintegrative Entwicklung.

Unter der prärezeptorischen Entwicklung versteht man die sprachliche Entwicklung eines Wortes bis zu dem Zeitpunkt seiner Übernahme in eine andere Sprache. Es geht dabei hauptsächlich um die Vorgeschichte des Wortes und Wege über die es zum Kontakt kommt, die die Übernahme möglich machen.

Jedes Wort hat seine eigene nur für dieses Wort typische Geschichte. Die Kenntnisse über die Geschichte eines Wortes sind bei der seinen Einteilung zu den echten und unechten Entlehnungen wichtig. Nicht alle ins Tschechische übernommene Wörter sind deutscher Herkunft. Es gibt Wörter, die in der deutschen Sprache selbst Lehnwörter sind.[8]

An einem Beispiel aus dem Newerklas Wörterbuch kann die prärezeptorische Entwicklung eines Wortes gezeigt werden.[9]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Für die spätere Aufnahme und Art der Integration von Wörtern ist neben der zeitlichen und räumlichen Einteilung auch ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten Schicht von Bedeutung.

Zeitlich werden die Wörter in die Entlehnungen aus dem Germanischen und Westgermanischen bis zur 2. Lautverschiebung, aus dem Gotischen (nach dem 2. Jahrhundert), aus dem Althochdeutschen (750-1050), Mittelhochdeutschen (1050-1350), aus dem älteren Frühneuhochdeutschen (1350-1500), aus dem jüngeren Frühneuhochdeutschen (1500-1650) und aus dem Neuhochdeutschen seit 1650 eingeteilt.[10]

Bei der Phase der Rezeption und Integration von Wörtern geht es um die Prozesse ihrer Übernahme und Eingliederung in den Wortschatz der tschechischen Sprache. Diese Mechanismen kann man weiter in phonologische, morphologische und lexikalische unterteilen.[11] Es geht hier hauptsächlich um die phonologische, morphologische und lexikalische Änderung des übernommenen Wortes für eine bessere Integration in das System der Zielsprache. Das entlehnte Wort muss bestimmte Änderungen durchmachen, um sich an das System der Zielsprache anzupassen.

[...]


[1] Vgl. Norbert Nübler. 2009. Deutsche im Tschechischen. In: Kieler Forschungen zur Sprachwissenschaft. Deutsch und seine Nachbarn. S76

[2] Vgl. Dalibor Zeman. 2008. Deutsch – tschechische Sprachkontakterscheinungen. Der historische Hintergrund und der mundartliche Charakter der deutschen Lehnwörter im Wortschatz Südmährens. Zeitschrift für germano – slavische Studien 19, S. 62

[3] Ebd. S62

[4] Ebd. 63

[5] Vgl. Michael Newerkla. 2004. Deutsch-Tschechisch-Slovakisch: Wörterbuch der deutschen Lehnwörter im Tschechischen und Slovakischen: historische Entwicklung, Beleglage, bisherige und neue Deutungen. S.17

[6] Vgl. Ebd. S22

[7] Vgl. Ebd. S17

[8] Vgl. Ebd. S.33

[9] Ebd. S. 106

[10] Vgl. Ebd. S.34

[11] Vgl.Ebd.S40

Fin de l'extrait de 13 pages

Résumé des informations

Titre
Der deutsch-tschechische Sprachkontakt. Historischer Hintergrund und Analyse
Université
University of Freiburg
Note
2.3
Auteur
Année
2011
Pages
13
N° de catalogue
V309933
ISBN (ebook)
9783668083059
ISBN (Livre)
9783668083066
Taille d'un fichier
975 KB
Langue
allemand
Mots clés
sprachkontakt, historischer, hintergrund, analyse
Citation du texte
Olga Shishko (Auteur), 2011, Der deutsch-tschechische Sprachkontakt. Historischer Hintergrund und Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/309933

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