Der Glaube an Dinge, die außergewöhnlich, widersinnig, gegen die Natur und damit rational unerklärbar sind, ist von jeher dem Menschen inhärent. Trotz unzähliger Argumentationen, Beweise und Diskussionen über Wunder an sich oder spezielle wunderartige Erscheinungen ist das Thema bis heute aktuell, beschäftigt uns in Zeiten von Debatten über Schöpfungsmythen, Weltuntergangstheorien und der Erforschung des Weltraums.
David Hume, Philosoph der Aufklärung, beschäftigte sich bereits vor 1800 mit dem Phänomen des Glaubens an Wunder, jedoch grenzte er diesen Begriff durch eine sehr eng gefasste Definition klar ein. In seinem Werk „Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand“ behandelt er in zwei Abschnitten diese Problematik, nicht ohne dabei ein klares Ziel vor Augen zu haben – den Beweis gegen die Existenz von Wundern zu erbringen. Die Frage, ob ein Wunder glaubhaft behauptet werden kann, beantwortet er a priori mit nein. Anders als im Rest seines Werkes geht es nicht um die Bedeutung eines Begriffs. Hume verbindet seine Ausführungen über Wunder nicht zuletzt mit Religionskritik. Wenn man seinen Überlegungen zustimmt, bedeutet das de facto, dass es nicht vernünftig wäre, an Wunder zu glauben – Wallfahrtsorte wären bedeutungslos, der Glaube an wunderbewirkende Relikte schlicht nicht tragbar. Genau aus dem Grund der hohen Sensibilität des Themas, scheint der neutrale, wenig vorwegnehmende Titel des Abschnitts, sehr vorausschauend gewählt.
Die Abhandlung „Über Wunder“ ist in zwei Teile untergliedert; einen ersten, der erläutert, von welcher Beschaffenheit ein Material sein müsste, welches den Glauben an Wunder legitimiert und einen zweiten, der aufzeigt, dass es solches Material nicht gibt.
In den Ausführungen beschränkt sich die Autorin auf den ersten Teil der Wunderanalyse beschränken, diesen zunächst inhaltlich darlegen, um im Verlauf einige kritische Aspekte zu Humes Überlegungen vorzustellen.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG.
- ÜBER WUNDER - TEIL 1
- GRUNDLEGENDE BEMERKUNGEN ZU DIESEM ABSCHNITT
- INHALTLICHE DARSTELLUNG HUMES ABHANDLUNG.
- EINE KRITISCHE BETRACHTUNG HUMES ÜBERLEGUNGEN.
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
David Humes Abhandlung „Über Wunder“ setzt sich kritisch mit dem Glauben an Wunder auseinander. Ziel der Untersuchung ist es, die Existenz von Wundern aus rationaler Perspektive zu widerlegen und damit die Glaubwürdigkeit von Offenbarungsreligionen infrage zu stellen.
- Definition von Wundern als Verstoß gegen die Naturgesetze
- Kritik an der Verwendung von Wunderberichten als Beweis für göttliche Sendung
- Die Bedeutung der Naturgesetze als Grundlage für die Beurteilung von Ereignissen
- Der Einfluss von Erfahrung und Vernunft auf den Glauben an Wunder
- Humes Argumentation für eine empirisch fundierte Wissenschaftsphilosophie
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Humes Abhandlung „Über Wunder“ wird vorgestellt und die Bedeutung des Themas im Kontext der Aufklärung diskutiert. Hume definiert Wunder als Verstoß gegen die Naturgesetze und grenzt diesen Begriff von außergewöhnlichen oder ungewöhnlichen Ereignissen ab.
- Über Wunder - Teil 1: Dieser Abschnitt beleuchtet Humes Definition von Wundern und die grundlegenden Argumente, die er gegen die Existenz von Wundern anführt. Hume stellt die Frage, ob ein Wunder glaubhaft behauptet werden kann und beantwortet diese Frage a priori mit nein.
- GRUNDLEGENDE BEMERKUNGEN ZU DIESEM ABSCHNITT: Humes Definition von Wundern als Verstoß gegen die Naturgesetze wird im Detail betrachtet und mit aktuellen Definitionen des Begriffs „Wunder“ kontrastiert. Der Zusammenhang zwischen Wundern und Naturgesetzen wird weitergehend beleuchtet.
- INHALTLICHE DARSTELLUNG HUMES ABHANDLUNG.: Hume greift auf die Schriften des Erzbischofs Dr. John Tillotsons zurück, um seine Argumentation gegen die Existenz von Wundern zu untermauern. Er untersucht die Beweise, die Tillotsons für die göttliche Sendung Jesu anführt, und stellt deren Gültigkeit infrage.
Schlüsselwörter
Wunder, Naturgesetze, Erfahrung, Vernunft, Offenbarungsreligion, Glaube, Empirismus, Skeptizismus, David Hume, John Tillotsons.
- Quote paper
- Juliane Richter (Author), 2012, Die Entzauberung der Welt. Eine kritische Auseinandersetzung mit David Humes Wunderanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/311095