Das Lokalanästhetikum und Neuraltherapeutikum Proclain. Geschichte, Synthetisierung und Sicherheit


Studienarbeit, 2015

12 Seiten, Note: 1,6


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Synthese

3. Wirkung

4. Geschichte

5. Sicherheit

6. Vergleich zu anderen Neuraltherapeutika

7. Fazit/Ausblick

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Emotionen sind nicht nur Ausdruck oder momentaner Empfindungszustand eines Menschen, sondern stellen darüber hinaus einen Teil des Warn- und Wertungssystems dar. Betrachtet man die Entwicklung des homo sapiens, so dient das oben beschriebene System in den frühen Jahren dieser Spezies der Einteilung von Erlebnissen, die im weiteren Verlauf vom Gehirn als negativ oder positiv abgespeichert werden. Was in der frühen Geschichte des Menschen einen für das Überleben wichtigen kognitiven Prozess darstellte, generiert heute stressinduzierte chronische Erkrankungen. Dazu zählen Erkrankungen des Stoffwechsels sowie neurologische und psychiatrische Erkrankungen. Wie die Ätiologie der oben beschriebenen Erkrankungen mit der Informationsverarbeitung von Emotionen im limbischen System, einem Teil des Gehirns der unter anderem Stresshormone in Körperreaktionen transferiert zusammenhängt, lässt sich mittlerweile durch den Einsatz bildgebender Verfahren nachvollziehen. Diese Verfahren machen im Umkehrschluss, was bis dato nicht möglich war, die Wirkungsweise des Neuraltherapeutikums Procain im limbischen System wissenschaftlich nachvollziehbar.1 Anlässlich dieser neuen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Neuraltherapie im Zusammenhang mit Procain, möchte ich in dieser Studienarbeit näher auf eben dieses Neuraltherpeutikum eingehen.

2. Synthese

Das dem Estertyp entsprechende Lokalanästhetikum Procain, dessen chemische Bezeichnung 4-Aminobenzoesäure-β-diethylaminoethylester mit der dementsprechenden Summenformel C13H20N2O2 ist, kann auf zwei Arten synthetisiert werden. Bei der ersten Methode erfolgt die Herstellung infolge einer durch Basen katalysierten Reaktion bei der 4-Aminobenzoesäureethylesters unter Zugabe von 2-Diethylaminoethanol in Procain umgewandelt wird. Des Weiteren ist es möglich 4-Nitrobenzoesäure als Ausgangsstoff für die Procainsynthese zu verwenden. Hierbei erfolgt eine Umwandlung von 4- Nitrobenzoesäure unter Zugabe von Thionylchlorid in 4-Nitrobenzoesäurechlorid. Aus diesem durch die Umwandlung entstandenen Stoff wird im Anschluss unter Zugabe von 2-Diethylaminoethanol sowie der durch Wasserstoffmoleküle und einer feinkörnigen Aluminium-Nickel-Legierung induzierten Reduzierung der an der Reaktion beteiligten Nitrogruppe in eine Aminogruppe der Procainester gebildet.2,3

3. Wirkung

Die Wirkungen von Procain auf den menschlichen Organismus lassen sich wie folgt beschreiben. Es wirkt gefäßerweiternd, auch auf Kapillargefäße und die Gefäße der Haare. Des Weiteren besitzt Procain antirheumatische, schmerzhemmende, antioxidative, fettsenkende sowie entzündungshemmende Wirkprinzipien. Es aktiviert das Sympathische System, führt Energie zu und besitzt eine eutonisierende, also eine ausgleichende Wirkung auf das viszerale Nervensystem.4,5

4. Geschichte

Betrachtet man die Entwicklungsgeschichte des Procains so lässt sich feststellen, dass diese eng mit der des als erstes in der Medizin verwendeten Lokalanästhetikums, dem Cocain verbunden ist. Erste Forschungen mit Kokasträuchern ab Mitte des 19ten Jhd. lassen eine lokal sedierende Wirkung des aus der Pflanze gewonnen Stoffs erkennen. Im Jahr 1884 führt ein in Wien ansässiger Augenarzt namens Kol Ier die erste durch lokale

Cocainbetäubung unterstütze Operation durch. Patienten können fortan schmerz- und stressfrei operiert werden, was es den Ärzten ermöglicht, sich auf den eigentlichen medizinischen Eingriff zu fokussieren. Es konnte im Krankheitsfall schneller interveniert werden da die Vorbehalte bezüglich einer Operation sowohl beim Arzt als auch beim Patienten minimiert wurden. Cocain entwickelte sich daraufhin zum gefragtesten Betäubungsmittel Europas. Durch den von nun an häufigen Gebrauch des Lokalanästhetikums offenbaren sich jedoch auch bald dessen Nachteile. Das hohe toxische Potential, eine relativ kurze Dauer der sedierenden Wirkung sowie das beobachtete Suchtpotential führen letztlich dazu, dass die Forschung sich um die Entwicklung einer besseren Alternative bemüht. Der deutsche Chemiker Alfred Einhorn synthetisierte und patentierte im Jahr 1904 einen Stoff namens Novacain für die heutige Hoechst AG in Frankfurt. Der Name steht sinngemäß für „neues Cocain“, wobei es sich auch chemisch gesehen um ein Derivat des Cocains handelt. In den Vereinigten Staaten von Amerika wird Novocain unter dem Namen Procain auf den Markt gebracht. Die Hoechst AG bewirbt das neue Lokalanästhetikum, dessen Wirkungsdauer der des Cocains überlegen ist, als weniger toxisch und nicht suchtauslösend. Trotz der hohen für die Betäubung nötigen Dosen, die auch durch die von Einhorn vorgenommen Veränderungen der Procianstruktur nicht gesenkt werden können, bleibt Novocain bis in die 40er Jahre das am häufigsten verwendete Lokalanästhetikum.6,7 Die Verwendung von Procain als Neuraltherapeutikum kann auf das Jahr 1925 zurückgeführt werden. Dr. Walter Huneke und sein Bruder Dr. Ferdinand Huneke injizieren bei deren Versuch die Migräne ihrer Schwester zu kurieren versehentlich eine für die intramuskuläre Injektion bestimmte Atophanyl-Ampulle intravenös. Diese beinhaltet im Unterschied zu der für die intravenöse Injektion bestimmten Variante eine Procainkomponente. Eben dieser Zusatzstoff wird von den beiden Ärzten als ursächlich für die nach der Therapie zu beobachtende Beseitigung der Migräneproblematik erachtet. Aufgrund dieser Erkenntnis werden von den beiden Ärzten weitere Forschungen auf eben diesem Gebiet betrieben. Im Jahr 1928 veröffentlichen die beiden Brüder eine wissenschaftliche Arbeit die sich mit der noch nicht nachvollziehbaren Fernwirkung der Lokalanästhesie befasst und unter anderem eine Wirkung von Procain über das Blut ausschließt. Es wird vermutet, dass Procain auf neuronaler Ebene wirkt. Aktuelle Forschungen kommen zu dem Ergebnis, dass Neuraltherapeutika wie Procain im Informationssystem des Zwischenzellraums, der sogenannten Matrix wirkten. Weitere durch Dr.

[...]


1 Vgl. Neuraltherapie-blog 2013

2 Vgl. Larsen (2006)

3 Vgl. Kleemann (2000)

4 Vgl. Klinik im Leben

5 Vgl. Beckdoc 2013

6 Vgl. Bosscher Stichting 2013

7 Vgl. Griep (2009), S. 54 ff.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Das Lokalanästhetikum und Neuraltherapeutikum Proclain. Geschichte, Synthetisierung und Sicherheit
Hochschule
Hochschule für Gesundheit und Sport, Ismaning
Note
1,6
Autor
Jahr
2015
Seiten
12
Katalognummer
V311287
ISBN (eBook)
9783668100039
ISBN (Buch)
9783668100046
Dateigröße
498 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Neuraltherapie, Procain, Lokalanästhesie, Neuraltherapeutikum, Lokalanästhetikum
Arbeit zitieren
Bachelor of Science Max Ande (Autor:in), 2015, Das Lokalanästhetikum und Neuraltherapeutikum Proclain. Geschichte, Synthetisierung und Sicherheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/311287

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