Hören und Verstehen. Bedeutung der Akustik im Klassenzimmer für Kinder und Jugendliche mit Hörschädigung


Hausarbeit, 2015

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hören und Verstehen
2.1 „Normales“ Hören und Verstehen
2.2 Hören und Verstehen mit einer Hörschädigung

3. Situation im Klassenraum
3.1 Lärm im Wandel
3.2 Einflussfaktoren auf die Sprachverständlichkeit
3.2.1 Distanz
3.2.2 Störschall und Signal-Rausch-Abstand
3.2.3 Nachhall und Nachhallzeit
3.3 Verbesserung der Raumakustik

4. Fazit

5. Verzeichnis
5.1 Literatur
5.2 Bilder

1. Einleitung

„Lärm ist die bedeutendste von allen Störungen. Es ist nicht allein eine Störung, es ist mehr als eine Spaltung des Denkens.“ (Arthur Schopenhauer)

Wo viele Menschen, insbesondere Kinder, an einem Ort sind, da ist auch Lärm. Dieser Lärm muss nicht zwangsläufig als Störung empfunden werden. So ist Lachen und Kreischen von Kindern auf einem Spielplatz doch mehr „Musik in den Ohren“. Die wenigsten, vor allem die Kinder selbst, nehmen es nicht als Störung wahr.

In der Schule jedoch sieht das ganz anders aus: Hier liegt der Fokus darauf, etwas Neues zu lernen. Und das Neue wird, früher wie heute, fast ausschließlich verbal vermittelt. Kinder haben beim Verstehen noch mehr Schwierigkeiten als Erwachsene. Sie brauchen deshalb eine ruhigere Umgebung, doch diese ist in einem Klassenzimmer kaum zu finden. Es gibt sowohl externe als auch interne Lärmquellen. Diese stören das Verstehen und somit auch das Lernen.

Kinder sind also schon von vornherein eigentlich benachteiligt. Es gibt aber Kinder, die zusätzlich eine sensorische Beeinträchtigung (Hör- oder Sehschädigung) haben und daher gleich doppelt benachteiligt werden. Das Zitat von Arthur Schopenhauer trifft in dieser Problematik den Punkt: Die Kinder werden nicht nur gestört und abgelenkt von Lärm, sondern sind auch gedanklich mehr damit beschäftigt, überhaupt irgendetwas zu verstehen, als mit dem Gesagten weiterzuarbeiten und weiterzudenken.

Um genauer zu verstehen, welche besonderen Bedürfnisse die Schülerschaft der Hörgeschädigten haben, wird im ersten Abschnitt das Hören und Verstehen beleuchtet, zunächst das „normale“ Hören und danach die Unterschiede beim Hören mit einer Hörschädigung. Im zweiten Abschnitt wird genauer auf die akustische Situation im Klassenzimmer eingegangen. Anschließend werde mögliche Veränderungsmaßnahmen erläutert, die die Situation im Klassenzimmer verbessern können.

Hinweis: Im folgenden Text wird ausschließlich die männliche Form zur besseren Verständlichkeit des Textes gewählt, sie schließt aber immer die weibliche Form mit ein.

2. Hören und Verstehen

Hören und Verstehen hängen eng miteinander zusammen, dürfen jedoch nicht verwechselt werden. Ein gesprochenes Wort, das am Ohr ankommt, muss noch lange nicht verstanden werden. (Arbeitsgemeinschaft Hören e. V. 2015) In den nächsten Abschnitten soll dies in Abhängigkeit von der Hörfähigkeit näher betrachtet werden.

2.1 „Normales“ Hören und Verstehen

„Perfectly clear hearing for speech may be defined as audibility of all the useful information in the acoustic speech signal.“ (frei übersetzt: "Perfektes Hören von Sprache kann als Hörbarkeit aller nützlichen Informationen im Sprachsignal definiert werden", Boothroyd 2012, S. 18) Dies bedeutet, dass dann klar gehören wird, wenn 100 % der Informationen beim Hörer ankommen. Dies ist jedoch in der Praxis sehr schwer zu erreichen, da verschiedene Faktoren einwirken, die die Informationen reduzieren. Um dennoch Verständlichkeit zu gewährleisten, enthält die gesprochene Sprache mehr Informationen, als man zum Verstehen benötigt. Daher müssen für eine gute Sprachverständlichkeit nicht volle 100 % der Informationen, die der Sprecher losschickt beim Hörer ankommen, damit dieser sie verstehen kann. (ebd., S.18) Wie hoch der notwendige Prozentsatz allerdings ist, ist von den sprachlichen Kompetenzen des jeweiligen Hörers abhängig. Zudem beeinflussen persönliche und kulturelle Erfahrungen, die Motivation und die emotionale Einstellung zu dem Gesagten die Verständlichkeit. (Johnson 2010, S. 178)

Für Erwachsene ist es zum Beispiel ausreichend, wenn sie gerade einmal 50 - 60 % der Informationen bekommen. Sie können den Rest selbst durch ihre gute Sprachkompetenz und ihr Weltwissen ergänzen. Das Thema und der Anspruch der Sprache spielen hier jedoch eine nicht unwichtige Rolle. Einem schweren wissenschaftlichen Vortrag mit unbekannten Worten zu folgen ist auch für Erwachsene schwerer als einer Unterhaltung in einem lauten Restaurant. (Boothroyd 2012, S. 19)

Bei Kindern hingegen sieht dies anders aus. Sie sind sehr viel störanfälliger als Erwachsene. Hier sollte demnach zum Verstehen 90 - 100 % angestrebt werden, besonders in einer Lernumgebung, wie es in der Schule der Fall ist. Hier handelt es sich naturgemäß um Themen und Inhalte, welche die Schüler nicht kennen. Dazu kommt, dass Kinder durch die fehlende Erfahrung im Allgemeinen nicht so gut in der Lage sind, Informationslücken zu schließen. (Boothroyd 2012, S. 19f.; Tiesler 2010, S. 12)

Was genau muss man aber von der Sprache wahrnehmen, um diese zu verstehen? Zunächst einmal ist zu sagen, dass das menschliche Gehör darauf ausgerichtet ist, Sprache perfekt zu verstehen und die wichtigen Informationen daraus aufzunehmen. (Ruhe 2013, S. 12) Um welche Informationen es sich dabei handelt wird klar, wenn man die Zusammensetzung der Sprache ansieht. Sprache besteht aus Vokalen und Konsonanten, die jeweils in verschiedenen Frequenzen und Schallpegeln wahrgenommen werden. Diese sind in der folgenden Abbildung in dem dunkelgrau markierten Bereich lokalisiert. Dieser Bereich wird „Sprachbanane“ genannt. (Rülicke 2014)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Sprachbanane

Für die Sprachverständlichkeit sind vor allem die hochfrequenten Bereiche (1 kHz – 8 kHz) wichtig. Hier befinden sich die Frikativ- (z. B. f, z, sch) und Plosivlaute (z. B. p, t, k). Diese haben besonderen Gehalt bei der Bedeutungsunterscheidung. Das Wort „Tisch“ unterscheidet sich beispielsweise von dem Wort „Fisch“ nur in seinem ersten Konsonanten. (Ruhe 2003, S. V). Vokale bestimmen hingegen die Lautstärke des Gesprochen und sind somit nicht im gleichen Maße wie Konsonanten für die Verständlichkeit wichtig. Sie befinden sich im niederfrequenten Bereich. Die entscheidende Bedeutung der Konsonanten kann durch Flüstern deutlich gemacht werden. Beim Flüstern fehlt der Einsatz der Stimmbänder und die Sprache besteht nur noch aus Hauch-, Frikativ- und Plosivlauten. Dennoch kann man geflüsterte Sprache einwandfrei verstehen, vorausgesetzt natürlich, das Störgeräusch ist nicht zu laut. (Ruhe 2004, S. 29)

Boothroyd (2012, S. 19) macht dieses Verhältnis von Lautstärke zu Vokalen / Konsonanten anhand eines „Speech elf“ (im weiteren Verlauf „Sprachelf“ genannt) deutlich:

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Hören und Verstehen. Bedeutung der Akustik im Klassenzimmer für Kinder und Jugendliche mit Hörschädigung
Hochschule
Pädagogische Hochschule Heidelberg
Note
1,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
14
Katalognummer
V313163
ISBN (eBook)
9783668124110
ISBN (Buch)
9783668124127
Dateigröße
554 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Phonetik, Hörschädigung, Raumakustik, Sprache, Störschall, Signal-Rausch-Abstand, Nachhallzeit
Arbeit zitieren
Katrin Hausenbiegl (Autor:in), 2015, Hören und Verstehen. Bedeutung der Akustik im Klassenzimmer für Kinder und Jugendliche mit Hörschädigung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/313163

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