Kolonialrassismus und rassistischer Antisemitismus. Historische Entstehung und Argumentationsstrukturen


Trabajo Escrito, 2015

14 Páginas, Calificación: 1,7


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Rassismusbegriff
3. Der Kolonialrassismus
3.1 Die historische Entwicklung des Kolonialrassismus
3.2 Die Argumentationsstruktur des Kolonialrassismus

4. Der rassistische Antisemitismus
4.1 Die historische Entwicklung des rassistischen Antisemitismus
4.2 Die Argumentationsstruktur des rassistischen Antisemitismus

5. Fazit

6. Ausblick

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In dem Seminar zur Thematik der „Bildungssysteme und Sozialisationsinstanzen im innerstaatlichen und internationalen Vergleich: Rassismus und rassismuskritische Bildungsarbeit“, in dem Modul „Erziehung, Bildung und Sozialisation in vergleichender und interkultureller Perspektive“, setzten wir1 uns mit den verschiedenen Formen des Rassismus auseinander. Aktuelle Begebenheiten machen diese Auseinandersetzung erforderlicher denn je. Spätestens seit den NSU-Morden und dem nun darauffolgenden NSU-Prozess, der Entstehung der Pegida-Bewegung, welche versucht Fremdenfeindlichkeit wieder salonfähig zu machen und die zunehmende Islam-und Ausländerfeindlichkeit, welche vor allem die zunehmende Anzahl von Asylsuchenden zu spüren bekommen, ist ein erneuter intensiver Diskurs über Rassismus und seine Formen notwendig. Jedoch ist der Rassismus keinesfalls ein bloßes Phänomen des 20. Jh. und 21.Jh.. Aus diesem Grund lohnt es sich einen Blick auf die Entstehung des Rassismus zu werfen, dies könnte einen Einblick in Entstehungshintergründe und Argumentationsmuster geben, die helfen könnten, um auf aktuelle Entwicklungen adäquat zu reagieren. Interessant ist es festzustellen inwieweit die beiden Formen des Rassismus sich ähneln oder unterscheiden, ob eine Form die Entwicklung der anderen Form gefördert oder beeinflusst hat. Die Ursprünge des Rassismus finden sich im Kolonialrassismus und dem rassistischen Antisemitismus (vgl. Fredrickson 2004, S. 21ff.). In der folgenden Seminararbeit wird zunächst eine Definition des Rassismusbegriffes vorgenommen und diese von anderen Begrifflichkeiten, wie beispielsweise Xenophobie und Diskriminierung, abgegrenzt. Anschließend werden der Kolonialrassismus und der rassistische Antisemitismus bzgl. ihrer historischen Entwicklung bzw. ihrem Entstehungshintergrund hin betrachtet und auf ihre Argumentationsstruktur und ihren Kernannahmen hin untersucht. Im Anschluss wird ein Fazit gezogen um die oben aufgeworfenen Fragen, zum Verhältnis der beiden Rassismusformen, soweit möglich, zu beantworten. Zum Schluss folgt ein kurzer Ausblick auf weitere Forschungsthemen.

2. Der Rassismusbegriff

Im folgenden Kapitel wird kurz auf den Begriff des Rassismus eingegangen. Dazu werden Charakteristika des Begriffes dargestellt, die kongruent in den meisten Definitionen zu finden sind. Im Anschluss werden der Begriff der Xenophobie und Diskriminierung in kurzer Form erläutert um als Abgrenzung zum Rassismusbegriff zu dienen.

Der Rassismus ist aktuell ein oft verwendeter und stetig unschärfer werdender Begriff geworden (vgl. Fredrickson 2004, S. 154). Weder in den Geisteswissenschaften, der Soziologie oder Psychologie herrscht eine allgemein akzeptierte Definition des Rassismusbegriffes (vgl. Naguib 2014, S. 13). Wie so vielen Begriffen die gesellschaftliche Strukturen beschreiben unterliegt auch der Begriff Rassismus einem steten Wandel. So kommt der Begriff an sich erst in den 1920er auf. Bereits in seiner Entstehung wird der Begriff sehr unterschiedlich genutzt. So wurde er einerseits ideologisch benutzt um den Unterschied zwischen der weißen und kaukasischen Rasse zu begründen. Die nordische Arierrasse wird als Herrenvolk der weißen Menschen stilisiert (vgl. Fredrickson 2004, S. 158f.). Andererseits wird er ebenfalls als antirassistischer Kampfbegriff genutzt (vgl. Naguib 2014, S. 12). Betrachtet man die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten so wird deutlich, dass Rassismus sich früher meist in bewussten Überzeugungen und Ideologien wiederfinden ließ, wohingegen sich aktueller Rassismus meist in sozialen Praktiken und institutionellen Mustern äußert (vgl. Fredrickson 2004, S. 154).

Gemein ist jedoch den meisten Definitionen, dass sie im Kern folgendes unter Rassismus verstehen:

„Zuschreibung unveränderlicher oder dauerhafter Unterschiede zwischen menschlichen Abstammungsgruppen und die Benutzung dieser attribuierten Unterschiede zur Rechtfertigung ungleicher Behandlungen.“ (Fredrickson 2004, S. 159).

Rassismus richtet sich somit meist gegen Menschen mit gemeinsamen physischen Merkmalen, Abstammung oder angeblicher geistiger Minderwertigkeit (vgl. Fredrickson 2004, S. 155). Im wissenschaftlichen Verständnis werden drei Formen bzw. Ausprägungen des Rassismus betrachtet.

- Biologismus und Kulturalismus  Ideologie und Struktur
- Interpersonaler und institutioneller Rassismus

Im biologischen Rassismus werden Geno- und Phänotypen genutzt um mit ihrer Hilfe bestimmte vererbbare Merkmale mit Minderwertigkeit zu verknüpfen (vgl. Naguib 2014, S. 14). Im kulturellen Rassismus werden hingegen durch die Kultur angeeignete soziale und psychische Eigenschaften genutzt um die Minderwertigkeit zu legitimieren. Hierbei können die kulturellen Eigenschaften tatsächlich vorherrschen oder nur zugeschrieben sein (vgl. Naguib 2014, S. 14). Im ideologischen Rassismus steht der Prozess der Rassenkonstruktion im Vordergrund. Gesellschaftliche Stereotype und individuelle Vorurteile werden als Distinktion genutzt (vgl. Naguib 2014, S. 14). -Aufgrund von formalen und informellen Regeln innerhalb von Organisationskulturen kommt es im strukturellen Rassismus zu systematischen Privilegierung der eigenen Gruppe gegenüber der nicht dazugehörigen Gruppe. Dies kann bewusst aber auch unbewusst geschehen (vgl. Naguib 2014, S. 14f.). Der interpersonale Rassismus spiegelt Vorurteile und Handlungen zwischen konkreten Individuen dar, wohingegen der institutionelle Rassismus durch formelle Regeln und informellen Praxen geprägt ist, welche als Ausgrenzungsmechanismus genutzt werden. Bei all diesen Formen ist die Abgrenzung untereinander im realen Leben sehr schwierig, es existiert keine große Trennschärfe (vgl. Naguib 2014, S. 15).

Im Kontrast zum Rassismusbegriff ist der Begriff der Diskriminierung im Gesetz definiert und beschrieben. So ist Diskriminierung wenn jemand durch eine Handlung oder Unterlassung auslöst, die eine Person oder Gruppe aufgrund der im Gesetz festgelegten eindeutigen sozialen Merkmale, beispielsweise Geschlecht, Sprache, sexuelle Orientierung oder Hautfarbe, einem Nachteil ausgesetzt wird. (vgl. Naguib 2014, S. 34). Im Gegensatz zum Rassismus wird hier nicht davon ausgegangen, dass die Merkmale unveränderbar sind.

Ein weiterer Begriff der im Zusammenhang mit Rassismus häufig genannt wird ist der der Xenophobie bzw. Fremdenfeindlichkeit. Der Begriff ist wie der des Rassismus ebenfalls kein rechtlicher, vielmehr beschreibt er „eine mit Vorurteilen behaftete, ablehnende Grundhaltung gegenüber Menschen(gruppen), die darin gründet, dass sie von der Mehrheitsgesellschaft als kulturell fremd empfunden oder bezeichnet werden.“ (Naguib 2014, S. 63).

Beide Begriffe ähneln zu einem bestimmten Grad dem des Rassismus, was deutlich macht warum es so schwierig ist eine allgemeingültige und anerkannte Definition zu publizieren. Jedoch sind im besonderen Maße zwei Menschengruppen im Laufe der letzten Jahrhunderte zum Opfer des Rassismus geworden, die „people of color“ und Juden. Aus diesem Grund wird im nächsten Kapitel der Kolonialrassismus, der sich im Schwerpunkt mit der Versklavung von Menschen aus Afrika befasst, und darauffolgend der rassistische Antisemitismus behandelt.

3. Der Kolonialrassismus

Im folgenden Kapitel wird der Kolonialrassismus bzgl. seiner historischen Entwicklung und seinen Strukturen der Argumentation betrachtet. Unter Kolonialrassismus versteht man die rassischen Betrachtungen von sogenannten „people of color“, sowie dessen Ausbeutung, Versklavung und Diskriminierung (vgl. Fredrickson 2004, S. 155). Des Weiteren umspannt er den Zeitraum der ersten Entdeckungsfahrten, Expeditionen und Kolonien bis zur Mitte des 20. Jh. (vgl. Miles 2014, S. 29ff.).

3.1 Die historische Entwicklung des Kolonialrassismus

Die im 15. Jh. entstehenden europäischen Nationalstaaten suchten ihre politischen und wirtschaftlichen Grenzen bzw. Einflussgebiete zu erweitern. Dies führte zu den Entdeckungsfahrten und der Kolonisierung (vgl. Miles 2014, S. 30). Die Europäer traten somit erstmalig mit nicht-islamischen Menschen in Kontakt. Geprägt war dieser jedoch äußerst rasch durch Konkurrenzkämpfe um Territorien, der Einführung des Rechts auf Privatbesitz, dem Missionierungsbedürfnis und der großen Nachfrage nach günstigen Arbeitskräften seitens der europäischen Kolonisatoren (vgl. Miles 2014, S. 30).

Zu Beginn wurde der Kolonialrassismus genutzt um die imperiale Expansion zu rechtfertigen, diese Aufgabe wandelte sich jedoch und der Kolonialrassismus wurde herangezogen um die aufkommenden Rassentheorien und der damit folgenden Annahme des Überlebenskampfes jeder Rasse, sowie die Überlegenheit der Koloniemächte zu begründen (vgl. Geulen 2014, S. 85). Kriege um Kolonien wurden somit zu biopolitischen Existenzkämpfen (vgl. Geulen 2014, S.85). Ab dem 16. Jh. prägten Reiseberichte die Wahrnehmung der Europäer von Menschen in den Kolonien. Entdecker, Kaufleute und Missionare reisten meist mit einem vorgeprägten Bild bzgl. der Charaktereigenschaften der Völker, welche sie zu begegnen erwarteten (vgl. Miles 2014, S. 21). Diese Vorstellungen fanden meist ihren Ursprung in Darstellungen von fremdländischen Menschen aus dem Mittelalter, vor allem das Bild der Afrikaner war dadurch stark geprägt (vgl. Miles 2014, S. 21). Allerdings beschrieben“ die Berichte oftmals genau jene Aspekte afrikanischen Lebens (), die im Westen als äußerst abstoßend gelten mussten ()“ (Cutin 1965, S. 23).

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1 Personenbezeichnungen werden im Folgenden durchgängig geschlechtsneutral verwendet. 1

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Detalles

Título
Kolonialrassismus und rassistischer Antisemitismus. Historische Entstehung und Argumentationsstrukturen
Universidad
Helmut Schmidt University - University of the Federal Armed Forces Hamburg
Curso
Rassismus und rassismuskritische Bildungsarbeit
Calificación
1,7
Autor
Año
2015
Páginas
14
No. de catálogo
V313305
ISBN (Ebook)
9783668119215
ISBN (Libro)
9783668119222
Tamaño de fichero
628 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Rassismus, Kolonialrassismus, Rassistischer Antisemitismus, Antisemitismus, Historisch, Xenophobie, Diskriminierung, Entstehung, Entwicklung, Argumentationsstruktur, Formen von Rassismus, Rassismusformen, Rassismusbegriff, 18. Jh., 19. Jh., 20. Jh.
Citar trabajo
Gero Hellmann (Autor), 2015, Kolonialrassismus und rassistischer Antisemitismus. Historische Entstehung und Argumentationsstrukturen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/313305

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Título: Kolonialrassismus und rassistischer Antisemitismus. Historische Entstehung und Argumentationsstrukturen



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