Wirksamkeitsstudie zum Programm „Samurai-Massage – Shiatsu für Kinder“

Entwicklung und Evaluierung von Fragebögen zur Untersuchung der Auswirkungen auf Stressverhalten und Selbstwirksamkeit


Hausarbeit, 2013

65 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung

1 Einleitung

2 Forschungsstand und Theorie
2.1 Theoretischer und empirischer Forschungsstand zum Thema
2.1.1 Shiatsu für Kinder – Hintergründe und Wirkungsansatz
2.1.2 Stress und Selbstwirksamkeit
2.1.3 Forschungsstand
2.2 Theoretisches Modell der Studie

3 Fragestellungen und Hypothesen

4 Methode
4.1 Untersuchungsdesign
4.1.1 Elemente der Befragung
4.1.2 Ethische Betrachtung und Informationspflicht
4.2 Instrumente und Messgeräte
4.2.1 Bewertung des SSKJ 3-8 zum Einsatz als Schülerfragebogen
4.2.2 Lehrer-Fragebogen
4.2.3 Begleitendes Interview
4.3 Stichprobenkonstruktion
4.3.1 Geplante Stichprobe
4.3.2 Tatsächliche Stichprobe
4.4 Untersuchungsdurchführung
4.5 Datenanalyse

5 Ergebnisse
5.1 Stichprobenbeschreibung
5.2 Ergebnisse zu den einzelnen Fragestellungen und Hypothesen
5.2.1 Vergleich mit den standardisierten Werten
5.2.2 Signifikanz der Veränderungen
5.2.3 Prüfung der Hypothese „Selbstwirksamkeit“
5.2.4 Prüfung der Hypothese „Sozialkompetenz“
5.2.5 Prüfung der Hypothese „Körperhaltung“
5.3 Weitere Befunde
5.3.1 Änderungen am Schülerfragebogen
5.3.2 Änderungen am Lehrerfragebogen

6 Zusammenfassung und Ausblick

7 Literaturverzeichnis

A Anhang
A.1 Ergebnisse der Lehrerfragebögen
A.1.1 Fragebogen zum Projektstart
A.1.2 Fragebogen zum Projektende
A.2 Datenerfassung und -analyse
A.2.1 Wertelabels zum Schülerfragebogen
A.2.2 Logfile Definition der Skalen
A.2.3 Logfile Klassifikation nach Normwerten
A.3 Ergebnisse der Datenanalyse
A.3.1 Häufigkeitstabellen der Skalen
A.3.2 Spezifische Häufigkeitstabellen Mädchen
A.3.3 Veränderungen nach klassifizierten Skalen, Klasse 6f

Verzeichnisse

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Über die Autorin

Weiterführende Informationen

Begleitende Literatur

Samurai-Programm im Internet

Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit untersucht im Rahmen eines Pilotprojekts die Wirkungsweise des Samurai-Programms, einer Abfolge von Shiatsu-Übungen für Schüler, auf das Stressverhalten und die Selbstwirksamkeit von Schülern. In einer zweistufigen, fragebogengestützten Erhebung werden hierzu von Schülern Daten zum Umgang mit Stress (Innensicht) und von den Lehrern Informationen zu den Erwartungen und Wirkungen des Programms (Außensicht) erhoben. Für die Schüler wird auf einen vorhandenen Fragebogen zu Stress und Stressbewältigung bei Kindern und Jugendlichen zurückgegriffen (SSKJ 3-8). Die Entwicklung des Fragebogens für Lehrer erfolgt im Rahmen dieser Arbeit. Basierend auf einem explorativ angelegten Eingangsfragebogen wird im Projektverlauf rekursiv der Folgefragebogen entwickelt und der Standardisierungsgrad so schrittweise erhöht. In der Auswertung werden die Ergebnisse beider Befragungsteile aggregiert und zur Bewertung der aufgestellten Hypothesen bezüglich der Wirksamkeit des Programms unter den Aspekten Selbstwirksamkeit, Sozialkompetenz und Körperhaltung herangezogen.

Die Erkenntnisse dieser Pilotstudie fließen ein in geplante Langzeitstudie zum Einsatz des Samurai-Programms ein.

1 Einleitung

Im wissenschaftlichen Umfeld als Komplementärtherapie in einen Dialog mit den „etablierten“ Fachrichtungen der Schulmedizin treten zu können und langfristig ein konstruktives Miteinander zu erreichen, ist eines der Ziele des Studiengangs Komplementärtherapie. Um dies zu erreichen, bedarf es einer Annäherung sowohl in inhaltlicher als auch methodischer Sicht, der Entwicklung eines gemeinsamen Sprachverständnisses.

Für die klinische Medizin bilden Wirksamkeitsnachweise in Form standardisierter Untersuchungen einen wesentlichen Faktor für die Anerkennung von Verfahren und Methoden (vgl. (Kiene, 2001). Die vorliegende Arbeit soll hier einen Beitrag leisten, indem im Rahmen eines Pilotprojekts eine Wirksamkeitsstudie zur Anwendung von Shiatsu in der Schule unter Berücksichtigung der Aspekte Selbstwirksamkeit und Umgang mit Stress durchgeführt wird. Hierzu wird das Samurai-Programm, eine Folge von Shiatsu-Übungen für Kinder, in mehreren Klassen eines hessischen Gymnasiums eingeführt. Die Wirkung des Programms wird durch eine mehrstufige Befragung sowohl der Schüler als auch der beteiligten Lehrkräfte erhoben.

Um auch bei einer relativ kleinen Stichprobe vergleichbare Werte zu erzielen, wird ein Teil der Erhebung, die Befragung der Schüler, auf Basis eines standardisierten Fragenbogens durchgeführt.

Neben der Erfassung dieser statistischen Daten dient die Studie vor allem der explorativen Erhebung wesentlicher Indikatoren für die Wirksamkeit des Samurai-Programms. In enger Kooperation mit der durchführenden Pilotschule erfolgt die rekursive Einholung des Feedbacks der beteiligten Lehrkräfte, insbesondere der an der Schule für die Durchführung des Programms verantwortlichen Projektleiterin. Die Auswertung der Daten erfolgt mit IBM SPSS Statistics.

Im folgenden Kapitel werden die theoretischen Grundlagen, Shiatsu als Methode sowie das Samurai-Programm vorgestellt und der derzeitige Forschungsstand beleuchtet. Kapitel 3 enthält die Definition der in dieser Arbeit untersuchten Thesen.

Nach einem Überblick über die für die Erhebung verwendeten Elemente und einer ethischen Betrachtung des Forschungsgegenstandes werden in Kapitel 4 die einzelnen Methoden genauer beleuchtet und in den Zusammenhang gestellt. Die Beschreibung der Stichprobe und der zeitlichen Durchführung finden sich hier ebenso wie Information zur Transformation und Skalenbildung der Rohdaten.

Die Darstellung der Ergebnisse in Kapitel 5 führt über eine Beschreibung der Stichprobe und den Vergleich der erhobenen Werte mit den Werten des Standard-Fragebogens zur Überprüfung der Hypothesen. Ergänzt werden diese Themen durch die Bewertung der Ergebnisse der explorativen Studie und die Identifizierung von Optimierungspotential für zukünftige Studien.

Im abschließenden Kapitel 6 werden die gewonnen Erkenntnisse zusammengefasst und ein Blick auf deren weitere Verwendung geworfen.

Der Anhang enthält neben detaillierten statistischen Daten die zugehörige SPSS-Syntax.

Die Entwicklung und Überarbeitung der Fragebögen fand in Zusammenarbeit mit Frau Karin Kalbantner-Wernicke und weiteren Kommilitonen des Studiengangs Komplementärtherapie mit Vertiefungsrichtung Shiatsu statt.

Frau Kalbantner-Wernicke stellte den Kontakt zur Schule her, führte das Samurai-Programm ein und fungierte als Ansprechpartnerin für den Kontakt zur Schule. Sie ist ebenfalls die Urheberin des Samurai-Programms (Kalbantner-Wernicke, 2011). Ihr gebührt an dieser Stelle besonderer Dank für Ihr Engagement und ihr zur Verfügung gestelltes Wissen.

Diese Abschlussarbeit wurde von der Verfasserin allein erstellt. Die Datenanalyse beschränkt sich daher neben der Hypothesenüberprüfung auf die wesentlichen Zusammenhänge und Untersuchung auffälliger Aspekte. Tiefergehende Analysen werden – auch aufgrund des geringen Umfangs der Stichprobe – im Rahmen dieser Arbeit nicht durchgeführt.

Aus Gründen der Lesbarkeit wird in dieser Arbeit bei geschlechtsspezifischen Ausdrücken die männliche Form verwendet, auch wenn im Shiatsu die Praktikerinnen deutlich in der Mehrheit sind.

2 Forschungsstand und Theorie

2.1 Theoretischer und empirischer Forschungsstand zum Thema

2.1.1 Shiatsu für Kinder – Hintergründe und Wirkungsansatz

Shiatsu ist eine in Japan entwickelte Manual Therapie, bei der durch Druck (japanisch shi=Finger, atsu=Druck) entlang der Leitbahnen („Meridiane“) sowie Dehnungen und Rotationen eine „Harmonisierung innerhalb des Organismus angestrebt“ wird (deGruyter, 2011 S. 390).

Bereits zu Beginn der Schulzeit leiden viele Kinder an Haltungsproblemen, was Auswirkungen auf die Konzentrationsfähigkeit hat. Unruhiges Verhalten von Schülern und die damit einhergehende Störung des Unterrichts kann sich sowohl auf deren eigenen Lernerfolg als auch den der Klassenkameraden negativ auswirken und Stress erzeugen (vgl. (Kalbantner-Wernicke, 2011 S. 3).

Die Samurai-Massage ist ein Behandlungsprogramm für Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren und dient der Förderung von Körperhaltung und Konzentrationsfähigkeit. Mit dem Einsatz eines aus dem Shiatsu entwickelten, festgelegten Behandlungs-Ablaufs wird die kindliche Entwicklung auf natürliche Weise unterstützt. Eingebettet in eine Geschichte über zwei japanische Kinder werden Lehrern und Schülern die wichtigsten Behandlungsgriffe von geschulten Shiatsu-Praktikern vermittelt und anschließend von den Schülern unter Anleitung der Lehrer praktiziert. Hierzu stehen ein Anleitungsheft und Begleitmaterialien zur Verfügung (Kalbantner-Wernicke, 2011).

Ein wichtiger Aspekt ist, dass die Kinder spezielle Techniken aus dem Shiatsu lernen, um sich selbst und andere in besonders anstrengenden Situationen unterstützen zu können. Hierzu gehören besonders lange Hausaufgaben, Angst vor Klassenarbeiten und Referaten und Konfliktsituationen mit Mitschülern oder Lehrern (vgl. (Lohaus, et al., 2006 S. 5f).

2.1.2 Stress und Selbstwirksamkeit

Stress kann allgemein als Ungleichgewicht zwischen den äußeren Anforderungen (und eigenen Ansprüchen) und den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, Ressourcen und sozialer Unterstützung definiert werden. Eine dauerhafte Überlastung kann zu physischen und psychischen Stresssymptomen und unter anderem zu dauerhaften Erschöpfungszuständen führen (vgl. (Lohmann-Haislah, 2012 S. 13ff).

Die Stresswahrnehmung wird auch bei Kindern und Jugendlichen wesentlich durch subjektives Empfinden bestimmt. Neben Lebenskrisen und entwicklungsbedingten Problemen sind es häufig alltägliche Probleme, die Stress auslösen. Die Bewertung stressauslösender Ereignisse kann von der Wahrnehmung der Erwachsenen deutlich differieren. Symptome können sowohl auf physischer als auch psychischer Ebene auftreten (vgl. (Lohaus, et al., 2006 S. 5ff).

Die Selbstwirksamkeit, also die Fähigkeit, das eigene Leben positiv beeinflussen zu können, zählt zu den Grundbedürfnissen des Menschen und ist eine Möglichkeit, besser mit belastenden Situation umgehen zu können (vgl. (Frick, 2011 S. 53f, 206f ). In Bezug zum Untersuchungsgegenstand wird Selbstwirksamkeit definiert als die Erfahrung der Kinder, belastenden Stresssituationen nicht hilflos ausgeliefert zu sein, sondern Strategien abrufbar zu haben, um diesen entgegenzuwirken.

In diesem Kontext setzt das Samurai-Programm an, um über die Förderung der Selbstwahrnehmung der Kinder (vgl. (Kalbantner-Wernicke, 2011 S. 3) eine Änderung der subjektiven Stresswahrnehmung zu ermöglichen und die Handlungskompetenzen im Umgang mit belastenden Situationen zu erweitern.

2.1.3 Forschungsstand

In der Forschung zur Wirksamkeit von Shiatsu existieren im europäischen Raum bisher kaum Studien, auf die im Rahmen dieser Arbeit Bezug genommen werden könnte. Die Studie von Long zielt auf die Einzelarbeit mit (erwachsenen) Klienten und ist aufgrund ihrer geringen Stichprobengröße umstritten (Long, 2007). Es gibt diverse Veröffentlichungen und Wirksamkeitsberichte zur Arbeit mit Shiatsu in der Fachpresse (GSD e.V., 1992-2013) und Literatur (Löhner-Jokisch (Hrsg.), 2012), weitere wissenschaftliche Arbeiten waren der Verfasserin zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Arbeit nicht bekannt.

Für die Gruppenarbeit mit Shiatsu bei Kindern, insbesondere mit dem Samurai-Programm, liegen noch keine Studienergebnisse vor.

Die Forschung in angrenzenden Bereichen wie Wirkung von Berührung und Bewegung auf die Konzentration, Stresskompetenz und soziales Verhalten wird im Rahmen dieser Arbeit nicht betrachtet.

2.2 Theoretisches Modell der Studie

Aufgrund der fehlenden Forschungsdaten verbindet die Studie explanative Untersuchungen zur Wirksamkeit des durchgeführten Programms mit explorativen Anteilen als Basis für eine zukünftige Wirksamkeitsstudie (vgl. (Bortz, et al., 2006 S. 49ff).

Im Rahmen einer Vergleichsstudie werden sowohl Schüler als auch Lehrer in einem mehrstufigen Verfahren mittels standardisierter Fragebögen befragt. Unter der Annahme, dass die Durchführung des Programms Einfluss auf die Stresswahrnehmung der Kinder hat, wird eine Unterschiedshypothese aufgestellt und anhand von mehreren Schulklassen untersucht (vgl. (Bortz, et al., 2006 S. 505).

Parallel zur Erhebung der Veränderung bei den Schülern werden mittels Befragung der Lehrkräfte die Außensicht auf die Schüler, die Erwartungen und beobachteten Veränderungen in die Studie integriert.

Die vorliegende Arbeit hat die Intention, die Grundlagen für eine breit angelegte Studie zur Wirksamkeit des Samurai-Programms zu schaffen. Entsprechend liegt der Fokus dieser Arbeit auf der Entwicklung und Verbesserung der hierzu benötigten Fragebögen und einer grundlegenden Überprüfung der aufgestellten Hypothesen.

3 Fragestellungen und Hypothesen

Hintergrund der Fragestellung ist die Überlegung, ob Kinder durch Shiatsu in der Schule unterstützt werden können, mit den alltäglichen Belastungen besser umzugehen und durch eine erhöhte Selbstwirksamkeit besser mit stressbelasteten Situationen umgehen können bzw. ob sich die Stresswahrnehmung hierdurch verändert.

Hypothese zur Selbstwirksamkeit:

H1-Hypothese: Die regelmäßige Anwendung des Samurai-Programms (Shiatsu für Kinder) erhöht die Selbstwirksamkeit der Kinder. Dadurch werden „stressige“ Situationen als weniger belastend erlebt.

H0-Hypothese: Die regelmäßige Anwendung des Samurai-Programms führt nicht zu einer Veränderung der Selbstwirksamkeit bei Kindern.

Zur Verifizierung der Hypothese erfolgt eine zweistufige Befragung der Schüler zur Ermittlung der Stressanfälligkeit (Stressvulnerabilität) vor und nach Einführung des Programms. Ergänzend werden durch eine Befragung der Lehrkräfte Daten zu erkennbaren Verhaltensänderungen erhoben.

Neben dieser Hauptthese werden damit verbundene Thesen aufgestellt, die im Rahmen der Untersuchung betrachtet werden. Die Evaluierung findet ausschließlich im Rahmen der Lehrerevaluation statt.

H1-Hypothese zur Sozialkompetenz:

Die Sozialkompetenz der Kinder erhöht sich bei regelmäßiger Anwendung des Samurai-Programms (achtsamer und respektvoller Umgang miteinander).

H0-Hypothese: Die regelmäßige Anwendung des Samurai-Programms führt zu keiner Veränderung der Sozialkompetenz bei Kindern.

H1-Hypothese zur Körperhaltung:

Die regelmäßige Anwendung des Samurai-Programms führt zu einer körperlichen Haltungsverbesserung. Die Haltungsverbesserung hat positiven Einfluss auf Konzentrationsstörungen, schlechtes Schriftbild und leichte Ermüdbarkeit der Schüler.

H0-Hypothese: Die regelmäßige Anwendung des Samurai-Programms führt nicht zur Haltungsverbesserung bei Kindern.

4 Methode

4.1 Untersuchungsdesign

4.1.1 Elemente der Befragung

Um die Ergebnisse mit standardisierten Werten vergleichen und besser interpretieren zu können, werden für den explanativen Teil der Studie Teile eines standardisierten Fragebogens verwendet. Für die Eigenbewertung der Kinder wird auf den bestehenden Stressfragebogen für Kinder und Jugendliche SSKJ 3-8 zurückgegriffen (Lohaus, et al., 2006), mit dem die Unterschiede vor und nach Durchführung des Programms betrachtet werden.

Zur Überprüfung der Unterschiedshypothese ist die Untersuchung als Zweigruppenplan angelegt (vgl. (Bortz & Döring, 2006, p. 528f). Als Kontrollgruppe wird eine Klasse derselben Klassenstufe verwendet, in der das Programm nicht eingeführt wurde.

Parallel werden die Lehrer zu Beginn in einem – neben der Erhebung statistischer Daten – offenen Fragebogen zu ihren Erwartungen und Wünschen befragt. Die genannten Aspekte fließen in die Konstruktion eines stärker standardisierten Abschlussfragebogens ein, mit dem beobachtete Veränderungen abgefragt werden. Die fragebogengestützte Erhebung wird durch ein offenes Interview ergänzt.

Der zweite Fragebogen enthält neben Fragen zur Ein- und Durchführung des Programms Raum für Anmerkungen, um den Lehrkräften aktiv die Möglichkeit zu geben, auf bisher nicht berücksichtigte, für sie relevante Aspekte hinzuweisen. Aufgrund des Untersuchungsziels werden in den Lehrerbögen viele offene Fragen gestellt, um das Untersuchungsfeld möglichst breit zu beleuchten. Eine Kontrollgruppe wird hier nicht angelegt, da dies im Rahmen der Untersuchung weder sinnvoll darstellbar ist noch wesentliche Erkenntnisse verspricht.

Die Verbindung von Innensicht der Schüler und Außensicht der Lehrer ermöglicht einen differenzierten Blick auf den Untersuchungsgegenstand.

In der ursprünglichen Planung war noch ein dritter Fragebogen bzw. ein Interview mit den Lehrkräften drei Monate nach Projektende enthalten, um ein abschließendes Feedback über die Durchführung des Programms und eventuelle längerfristige Wirkungen zu erhalten. Aufgrund der Schwierigkeiten der Datenerhebung (siehe Kapitel 4.3.2) wurde dieser Teil verworfen.

4.1.2 Ethische Betrachtung und Informationspflicht

Da mit der Studie persönliche Daten der Teilnehmer erhoben werden – und es sich zudem noch um Kinder handelt - genießt der Schutz vor missbräuchlicher Verwendung hohe Priorität (vgl. (Bortz, et al., 2006 S. 44f). Die Erhebung der Daten erfolgt daher anonymisiert, die beteiligten Lehrkräfte werden bezüglich dieser Thematik sensibilisiert.

Um eine Zuordnung der einzelnen Fragebögen vor und nach der Untersuchung zu ermöglichen, wird für jede Klasse eine nummerierte Liste erstellt. Die Kinder vermerken ihre Nummer auf dem jeweiligen Fragebogen. Die Liste ist streng vertraulich zu behandeln und nach der zweiten Befragung zu vernichten. Im Vorfeld der Befragung wurden alternative Methoden der Zuordenbarkeit diskutiert wie eine Nummernkarte an jedes Kind auszugeben und am Ende wieder einzusammeln oder sich jedes Kind ein beliebiges Wort ausdenken zu lassen. Da nicht sichergestellt werden konnte, dass diese Information bei der zweiten Befragung vorliegen wird, hat sich die Projektgruppe für das beschriebene Verfahren entschieden.

Bei den Lehrerfragebögen ist eine nachträgliche Zuordnung zu Personen über die Klasse prinzipiell möglich. Da hier neben statistischen Eckdaten keine persönlichen Daten erhoben werden und die Lehrkräfte eng in das Projekt eingebunden sind, wird dies nicht als Risiko betrachtet. Der Verfasserin sind zudem über die Ansprechpartnerin an der Schule (Projektleitung) hinaus die Lehrkräfte nicht persönlich bekannt.

Die Teilnahme sowohl am Programm als auch an der Studie erfolgt auf freiwilliger Basis. Die Eltern der Schüler werden vorab durch ein Schreiben der Schule über die Durchführung des Programms informiert.

Auf allen Fragebögen erfolgen die namentliche Nennung aller Projektbeteiligten sowie die Angabe einer Telefonnummer für Rückfragen. Diese Daten wurden aus Gründen des Datenschutzes im Rahmen der Veröffentlichung anonymisiert.

4.2 Instrumente und Messgeräte

4.2.1 Bewertung des SSKJ 3-8 zum Einsatz als Schülerfragebogen

Der Fragebogen SSKJ 3-8 von Hogrefe dient der Erhebung von Stress und Stressbewältigungsstrategien von Kindern und Jugendlichen. In drei separaten Bereichen werden Werte zur Stressvulnerabilität, zu Bewältigungsstrategien in verschiedenen Beispielsituationen und zur Stresssymptomatik, sowohl auf physischer als auch psychischer Ebene, erhoben. Er kann für Kinder und Jugendliche von der dritten bis zur achten Klasse eingesetzt werden (vgl. (Lohaus, et al., 2006 S. 5ff).

Als Anwendungsgebiete nennen Lohaus et al „Einsätze im Rahmen von Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter“ sowohl im klinischen Bereich als auch in Forschungsprojekten. Die Vorgängerversion SSK des SSKJ 3-8 wurde im Rahmen eines Modellprojekts zur Stressprävention in der Grundschule eingesetzt, um das Stresserleben vor und nach Durchführung des Programms zu ermitteln (Lohaus, et al., 2006 S. 21, 28). Dies deckt sich mit den Anforderungen dieser Studie, weshalb der Fragebogen als geeignet eingestuft wird.

Für den Einsatz im Rahmen der Studie sind nur die Teile 1 und 3 (Stressvulnerabilität und –symptomatik) relevant, da das Erlernen spezifischer Bewältigungsstrategien, wie sie im Fragebogen genannt werden, nicht Teil des durchgeführten Programms ist. Es besteht somit kein direkter Zusammenhang mit den untersuchten Thesen und auch kein Bedarf, diese Daten zu erheben.

Die Erhebung der Stressvulnerabilität bezieht sich auf alltägliche Probleme, denen die Kinder ausgesetzt sind, mit dem Schwerpunkt auf schulische Ereignisse. Im Bereich der Stresssymptomatik werden sowohl physische als auch psychische Belastungen erhoben, letztere differenziert in die Subskalen Ärger, Traurigkeit und Angst (vgl. (Lohaus, et al., 2006 S. 9f).

Für die jeweiligen Items liegen Mittelwerte und Standardabweichungen vor. Zusätzlich existieren für die einzelnen Skalen und Subskalen Normwerte, Mittelwerte und Standardabweichungen, klassifiziert nach Geschlecht und Schulklasse. Für den Vergleich werden die Werte der Altersklasse 5./6. Klasse herangezogen.

Um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit den standardisierten Werten zu vereinfachen, werden die Bezeichnungen des SSKJ 3-8 entsprechend übernommen (vgl. (Lohaus, et al., 2006 S. 29):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Relevante Auswertungsskalen des SSKJ 3-8

Der Fragebogen SSKJ 3-8 ist eine Weiterentwicklung der früheren SSK-Version. Die Objektivität ist durch die standardisierte Form des Fragebogens mit schriftlichen Instruktionen gegeben. Die bei jüngeren Kindern auftretenden Verständnisprobleme, auf die bei der Analyse des SSKJ 3-8 explizit eingegangen wird, sind bei der hier betrachteten Stichprobe als nicht relevant einzustufen. Die Reliabilität bewegt sich ebenso wie die Validität in typischen Größenordnungen und kann daher für diese Untersuchung als ausreichend angenommen werden (Lohaus, et al., 2006 S. 13ff).

Für den Einsatz im Pilotprojekt wird der Fragebogen grafisch neu gestaltet. Die einzelnen Fragen und Anweisungen werden wörtlich und in ihrer Reihenfolge aus dem SSKJ 3-8 übernommen (vgl. nachfolgende Darstellung). Die Verwendung des SSKJ 3-8 in dieser Form wurde im Vorfeld mit dem Hogrefe Verlag abgestimmt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Kinderfragebogen (6 Seiten)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4.2.2 Lehrer-Fragebogen

Ziel beider Lehrerfragebögen ist es, die benötigten Daten zu erheben, die Fragebögen dabei jedoch so kurz wie möglich zu gestalten, um der bei den Teilnehmern vorhandenen Zeitknappheit Rechnung zu tragen und keine Teilnahmeverweigerung zu provozieren.

Im Lehrerfragebogen zu Projektbeginn (L1, siehe Abbildung 2) werden die Erwartungen und Wünsche im Zusammenhang mit der Einführung des Samurai-Programms erhoben (Fragen 1 bis 3). Da es aus logistischen Gründen nicht möglich ist, mit den beteiligten Lehrkräften ein persönliches Interview zu führen, hat sich die Projektgruppe für die Erhebung im Rahmen eines Fragebogens entschieden. Gleichzeitig konnte die Akzeptanz dieser Methode für den zukünftigen Einsatz in breiterem Rahmen getestet werden.

Zusätzlich werden im L1 statistische Daten zur Zusammensetzung der Klasse und zur Funktion der Lehrkraft in der Klasse erhoben (Fragen 4 bis 6). Aus Vorgesprächen ist bekannt, dass der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund erheblichen Einfluss auf das Lern- und Sozialverhalten in einer Klasse haben kann, daher werden entsprechende Fragen aufgenommen. Eine noch detailliertere Erfassung dieser Thematik wurde diskutiert, aber verworfen, da Befürchtungen hinsichtlich der Wahrung der Anonymität bei zu detaillierter Erhebung bestehen. Ergänzt werden diese Fragen durch die Klassenstärke insgesamt und die Zahl der Mädchen und Jungen.

In der Pilotschule gibt es in jeder Jahrgangsstufe sogenannte Neigungsklassen, in der Schüler mit speziellen Interessen versammelt sind. Da diese Klassen laut Auskunft der Projekt-Ansprechpartnerin häufig ein anderes Arbeitsverhalten aufweisen als „normale“ Klassen, wird dieser Parameter ebenfalls abgefragt.

Um die potentielle Intensität der Beschäftigung mit dem Programm zu erheben, wurde eine Frage nach der Funktion der Lehrkraft aufgenommen. Es wird davon ausgegangen, dass Klassenlehrer mehr Stunden in einer Klasse unterrichten als Fachlehrer und somit die Einsatzmöglichkeiten für das Programm größer sind. Ergänzend wurde das Geschlecht der Lehrkraft erhoben. Auf die Erhebung des Alters wird aufgrund der geringen Stichprobenzahl verzichtet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Lehrerfragebogen 1 (2 Seiten)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im Lehrerfragebogen nach Projektende (L2, siehe Abbildung 3) werden im ersten Teil Daten zur Ein- und Durchführung des Programms (Fragen 1 bis 6 und 10) erhoben. Diese dienen primär als Feedback für die Trainer des Samurai-Programms und werden im Folgenden nicht weiter analysiert. Für die Beantwortung wird eine fünfstufige Skala verwendet, um einerseits intervallskalierte Daten zu erhalten und andererseits die Beantwortung durch eine neutrale Mitte zu erleichtern (vgl. (Bortz, et al., 2006 S. 176ff).

Die Fragen nach Häufigkeit und Dauer des Einsatzes (Fragen 7 bis 9) werden in Zusammenhang mit der Veränderung in den Schülerbögen betrachtet und sollen Aussagen über optimierte Einsatzmöglichkeiten ermöglichen.

In Frage 11 werden die in L1 explorativ erhobenen Veränderungsfelder normiert und als hypothetische Ansätze auf Basis einer fünfstufigen Skala bewertet. Es wurden drei Bereiche identifiziert, in denen Veränderungen erwartet bzw. gewünscht werden: das Arbeits- und Sozialverhalten in der Klasse und das Verhalten der Kinder an sich. Zu jedem Aspekt werden mehrere Items benannt. Für diese Liste der Items wird nach Durchsicht der Fragebögen L1 eine Rohfassung erstellt, durch Ideen der Projektgruppe ergänzt und in einem offenen Interview mit der Projektleiterin der Schule diskutiert. Zusätzliche Zeilen in jedem Bereich bieten der Lehrkraft bewusst die Möglichkeit, eigene Items zu ergänzen. Auch hier wird eine fünfstufige Intervallskala verwendet. Da davon ausgegangen wird, dass die Einführung des Programms eher positiv auf die genannten Items wirkt, wird explizit nach positiven Veränderungen gefragt.

Die Fragen 12 bis 14 sind wieder als offene Fragen gestaltet und bieten die Möglichkeiten für ein Feedback zu den aufgetretenen Veränderungen und zur Durchführung des Programms. Zusätzlich wurde eine Frage nach den Rückmeldungen der Eltern aufgenommen, da dies für die Lehrkräfte eine große Bedeutung hat.

[...]

Ende der Leseprobe aus 65 Seiten

Details

Titel
Wirksamkeitsstudie zum Programm „Samurai-Massage – Shiatsu für Kinder“
Untertitel
Entwicklung und Evaluierung von Fragebögen zur Untersuchung der Auswirkungen auf Stressverhalten und Selbstwirksamkeit
Hochschule
Steinbeis-Hochschule Berlin  (Institut für körperbezogene Therapien)
Veranstaltung
FV Forschung und Versuchsplanung
Note
1,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
65
Katalognummer
V313730
ISBN (eBook)
9783668121744
ISBN (Buch)
9783668121751
Dateigröße
3034 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Samurai-Programm, Schule, Stressverhalten, Selbstwirksamkeit, Shiatsu, Japan, Studie, Fragebogen, Evaluation, Komplementärtherapie, komplementäre Methoden, Stress, SSKJ 3-8, Lehrer, Schüler
Arbeit zitieren
Karin Koers (Autor:in), 2013, Wirksamkeitsstudie zum Programm „Samurai-Massage – Shiatsu für Kinder“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/313730

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