Das Alignmentsystem im Türkischen. Subjekt- und Objektalignments in verschiedenen Satzkonstruktionen


Hausarbeit, 2015

17 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Die Ursprünge der türkischen Runenschrift

1. Einführung

Die Runenschrift ist das erste alttürkische Alphabet, beziehungsweise das erste nachgewiesene Schriftsystem der Köktürken. Jedoch ist noch heute eine genaue Bestimmung des Ursprungs der türkischen Runenschrift (auch Köktürkische Schrift, oder Orchon Schrift[1] ) nicht ganz geklärt. Dies hat beispielsweise den Grund, dass die Funde mit Inschriften in türkischer Runenschrift nur schwer entziffert werden konnten, wie Tryjarski im folgenden Zitat bestätigt. „According to a rather general opinion the main difficulty in deciphering of the most of inscriptions in question consists in their brevity, incompleteness and untidy writing so that they can be interpreted in several ways.“[2] Oft erkennt man kaum die Schreibrichtung und die meisten Inschriften sind sehr kurz. Jedoch gibt es verschiedene Ansatzweisen einiger Forscher über die Herkunft des alttürkischen Schriftsystems, auf die ich unter Anderem in meiner Arbeit näher eingehen werde.

Zunächst beginne ich mit dem Begriff „Runen“ und dessen Bedeutung, sowie dessen Ursprung. In dem darauf folgenden Kapitel führe ich einige Zwecke und Gründe für das Entstehen des neuen Schriftsystems auf. Danach werde ich auf die möglichen Ursprünge, beziehungsweise die möglichen Hypothesen über die Wurzeln der türkischen Runenschrift eingehen, indem ich Sichtweisen verschiedener Forscher, wie beispielsweise Clauson oder Tryjarski, aufführe. Im Kapitel darauf werde ich auf einige Besonderheiten des Schriftsystems eingehen, sowie auf die Problematik bei der Übernahme anderer Schriftsysteme. Zudem werde ich einige Abbilder der Runenzeichen aufführen, um ein Bild des prototypischen alttürkischen Schriftsystems zu schaffen. Im letzten Kapitel werde ich in einem Fazit meine Arbeit zusammenfassen, und die Frage beantorten, welchen Ursprung die türkische Runenschrift in sich trägt, auch wenn es schwierig ist, eine einheitliche Antwort darauf zu finden.

2. Der Begriff Runen

Wolfgang Krause definiert den Begriff Runen folgendermaßen: „Unter Runen versteht die Forschung die einheimischen Schriftzeichen, deren sich die germanischen Stämme vor und teilweise neben dem Gebrauch der lateinischen Schrift bedienten.“[3] Demnach stammt der Begriff Runen aus dem germanischen und hat zunächst keinen Zusammenhang mit der türkischen Runenschrift. Weshalb sie dennoch als Runen bezeichnet werden, liegt an der „formalen ähnlichkeit“[4] der Zeichen der alttürkischen Runenschrift, zu der, der germanischen Schrift. Jedoch ist zu beachten, dass die Bezeichnung t ürkische Runenschrift erst Ende des 19. Jahrhunderts festgelegt wurde, nach langen Diskussionen über den bis heute nicht genau bewiesenen Ursprungs des Alphabets. Auch Klaus Düwel bestätigt : „Die sog. […] türkischen „Runen“ haben mit den germ. Runen nichts gemein.“[5] Nur “[a]ufgrund der ähnlichkeit zu den nordeuropäischen Runen wird das Orchon -Alphabet auch als Orchon-Runen oder Türkische Runen bezeichnet.“[6]

Gerard Clauson geht davon aus, dass das Schriftsystem der türkischen Runen aus den Vorlagen anderer Schriftsysteme entstanden sei[7], worauf ich in Kapitel 4 noch einmal eingehen werde.

Bevor ich jedoch auf die unterschiedlichen Ansätze über die möglichen Ursprünge der Runen eingehe, greife ich im folgenden Kapitel zunächst einige Gründe für die Entstehung eines solchen neuen Schriftsystems auf.

3. Gründe und Zwecke für die Entstehung der türkischen Runenschrift

Auch bei den möglichen Gründen für die Entstehung einer neuen Schriftart gibt es verschiedene Ansätze verschiedener Forscher, wobei ich nur auf zwei eingehen werde, da sich viele überschneiden oder wiedersprechen.

Clauson geht davon aus, dass das alttürkische Schriftsystem nicht hauptsächlich für wirtschaftliche Zwecke erstellt wurde[8]. Die frühen Türken waren zwar eine Handelsnation, jedoch waren die Herrscher, die diesen Handel kontrollierten, meist keine Türken, sondern Chinesen oder Sogden. Diese hatten ihr eigenes Schriftsystem und benötigten demnach nicht das der Türken. Auch herrschte keine dominierende Religion. Daher entstand das Schriftsystem nicht als Sakralsprache oder Schrift. Folglich kam Clauson zu dem Entschluss, dass die türkische Runenschrift zu Kommunikations- und Regierungszwecken erfunden wurde, wie man es aus folgendem Zitat entnehmen kann: „ (…) it was invented on the orders of some Turkish ruler for governmental purposes, and probably more specifically for purposes of communication rather than record.“[9]

Edward Tryjarski hingegen vertritt den Standpunkt, dass auch unter anderem religiöse, sowie wirtschaftliche Gründe zur Erfindung des neuen Schriftsystems führten. So schreibt er in seinem Artikel Runes and Runelike Scripts of Eurasian Area: „(…) the writing systems were invented not so much for needs of simple members of ethnic groups but for political, religious or commercial puposes of the ruling classes.”[10] Desweiteren greift er drei Arten von Runen auf, die jeweils ihre eigene Funktion haben: „ Stutzrunen, Geschäftsrunen“ und „magische Runen“. Bei den sogenannten „ Stutzrunen[11] ist ein freier kurzer Informationstext ohne Kontext zu erkennen. Hierbei handelt es sich nicht um einen formellen Text. Die zweite Art der Runen, auf die sich Tryjarski bezieht, die „ Geschäftsrunen“ [12], lieferten Informationen über transportierte Ware, und beinhalteten möglicherweise den Namen des Herstellers von Ware, sowie den Namen dessen Eigentümers, den Absender oder die Adresse, an die die Ware transportiert werden soll. Demnach dienten solche Inschriften mit der türkischen Runenschrift der Wirtschaft. Die „ magischen Runen“ hingegen , dienten dem Aberglauben. „(…) Such signs had dominantly a apotropaic function and were placed upon various objects as utensils of finger rings, to prevent evil from a given person or object.“[13] Sie sollten demzufolge vor “Unheil” bewahren. Hierbei sollte jedoch beachtet werden, dass diese drei Arten von Runen, beziehungsweise dessen Bezeichnungen nicht allgemeingültig sind und dass solch eine Zuordnung bis heute nicht vollständig bewiesen wurde.

4. Theorien über den Ursprung des Schrift- und Zeichensystems

Wie im vorherigen Kapitel bereits erwähnt, herrschen auch bei der Frage, wo die ersten Runen entdeckt wurden, und von wem diese erstellt wurden, mehrere Theorien. Auch diese wurden bis heute nicht vollständig erwiesen. Nach Clauson sind die ältesten entdeckten Inschriften in türkischer Runenschrift aus dem fünften und sechsten Jahrhundert. Auch nach dem Text Orchon-Alphabet der Internetressource Alte Schriften wurden „[d]ie frühesten Beispiele (proto-) türkischer Schrift aus dem 5. Jh. n. Chr. [...] 1970 in einem Fürstengrab in Kirgistan bei Balykchy in der Nähe des Sees Issyk (Issyk-Inschrift) gefunden.“[14]

Woher stammt jedoch das Schriftsystem? Auch hier herrschen unterschiedliche Theorien, wie man aus folgendem Zitat von Róna-Tas entnehmen kann:

„[M]ost authors assume that the writing is of foreign origin, and many suppose a Semitic origin. Other authors argue that it is an indigenous invention and suggest that it developed from ancient tamgas, and property signs.“[15]

Noch immer gibt es die Vermutung, dass die türkische Runenschrift ihren eigenen Ursprung hat. Diese Hypothese wird auch in dem Aufsatz The Turkic Runic script: Ist he hypothesis of ist indigenous orogon no more viable? [16] von Guzev und Kljashtornyj von 1994 aufgeführt. Tryjarski zitiert Guzev folgendermaßen: „(…) believe that the runic alphabet was created by Turks for one of the Turkic languages.”[17]. Er behauptet, dass es keine Beweise darüber gibt, dass Autoren der türkischen Runenschrift sich auf „phonologische und grammatische Theorien“[18] anderer Sprachen bezogen haben.

[...]


[1] Alte Schriften. Orchon Schrift. http://www.obib.de/Schriften/AlteSchriften/Runen/Orkhon/Runen.html, abgerufen am 28.09.2015.

[2] Tryjarski, Edward (2002) Runes and runelike scripts of Eurasian area, Part 1. Archivum Ottomanicum 20, 14.

[3] Krause, Wolfgang (1970): Runen. Berlin: De Gruyter, 9.

[4] Krause (1970): 9.

[5] Düwel, Klaus (2008) : Runenkunde. 4. Auflage. Stuttgart : Metzler, 2.

[6] Alte Schriften. Orchon Schrift. http://www.obib.de/Schriften/AlteSchriften/Runen/Orkhon/Runen.html, abgerufen am 28.09.2015.

[7] Clauson, Sir Gerard (1970): The origin of the Turkish “Runic” alphabet. Acta Orientalia 32, 52.

[8] Clauson (1970): 52.

[9] Clauson (1970): 52-53.

[10] Tryjarski (2002): 8.

[11] Tryjarski (2002): 12.

[12] Tryjarski (2002): 12.

[13] Tryjarski (2002): 13.

[14] Alte Schriften. Orchon Schrift. http://www.obib.de/Schriften/AlteSchriften/Runen/Orkhon/Runen.html, abgerufen am 28.09.2015.

[15] Róna-Tas, A. (1987) : On the development and origin of the east Turkic „Runic“ Script. Acta Orientalia Academiae Scientiarum Hungaricae 41, 7–14.

[16] Guzev, V.G. & Kljashtornyj, S.G. (1994): The Turkic Runic script: Is the hypothesis of its indigenous origin no more viable? Rozsnik Orientalistyczny 49/2, 83–92.

[17] Tryjarski (2002): 27.

[18] Tryjarski (2002) : 27.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Das Alignmentsystem im Türkischen. Subjekt- und Objektalignments in verschiedenen Satzkonstruktionen
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Veranstaltung
Sprachtypologie und Universalienforschung
Note
2,7
Autor
Jahr
2015
Seiten
17
Katalognummer
V314304
ISBN (eBook)
9783668139701
ISBN (Buch)
9783668139718
Dateigröße
542 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Alignment, Typologie, Transitivität, Ergativ, Akkusativ, Oblique, Türkisch, Passiv, intransitiv, Ergativität, Nominativ Akkusativ, Ergativ Absolutiv
Arbeit zitieren
Cilen Laura Dincer (Autor:in), 2015, Das Alignmentsystem im Türkischen. Subjekt- und Objektalignments in verschiedenen Satzkonstruktionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/314304

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Das Alignmentsystem im Türkischen. Subjekt- und Objektalignments in verschiedenen Satzkonstruktionen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden