Mitte des 19. Jahrhunderts wird noch davon ausgegangen, dass Männer und Frauen ein unterschiedliches Wesen besitzen. Dieser Annahme entsprechend wurden geschlechtsspezifische Aufgaben in der Gesellschaft verteilt und die Geschlechter in unterschiedlichen Bereichen angeordnet. Während sich der Mann vorrangig in der Öffentlichkeit bewegte, war der Raum der Frau auf das Haus, die Familie und das Private beschränkt. Doch es gab durchaus Frauen, die innerhalb ihrer Möglichkeiten in der Öffentlichkeit agierten und 1848/49 zum Beispiel eine wichtige Rolle in der Unterstützung der Revolution spielten.
Bereits Ende des 18. Jahrhunderts lässt sich feststellen, dass sich Frauen häufiger am religiösen Leben beteiligen und in die Kirche gehen als Männer, weswegen auch häufig von einer Feminisierung der Religion gesprochen wird. In der Zeit des späten Vormärz formierte sich in Deutschland die religiöse Reformbewegung des Deutschkatholizismus. Inwiefern Frauen an dieser Bewegung teilnahmen und inwieweit sich ihnen dort Möglichkeiten boten, aus dem privaten Raum hinaus zu treten und Teil eines gesellschaftsverändernden Impulses zu werden, soll in dieser Arbeit besprochen werden.
Die Sympathisanten des Deutschkatholizismus empfanden den Dogmatismus der althergebrachten christlichen Konfessionen als veraltet, unvernünftig und reaktionär. Sie wollten die alten Gesellschaftsstrukturen in religiöser und politischer Hinsicht reformieren und strebten die Gründung eines gesamtdeutschen Nationalstaates an. Ein wichtiger Punkt ihres Programmes war die Frauenemanzipation. Außerdem wurden in den deutschkatholischen Kreisen auch die ersten Kindergärten eröffnet und die Idee einer Reformpädagogik im Fröbelschen Sinne im Ausland verbreitet.
Da es mir im Rahmen dieser Arbeit lediglich gelingen wird, einen kleinen Teil dieser freireligiösen Bewegung mit revolutionärer Sprengkraft zu beleuchten, besteht der Schwerpunkt hier aus den Frauen, die in die Öffentlichkeit getreten sind. Außerdem soll die Frage beantwortet werden, in welchen Bereichen sich für Frauen die Möglichkeiten einer Mitgestaltung der Gesellschaft innerhalb des Deutschkatholizismus boten. Um diesen Teil der Frauengeschichte anschaulicher zu gestalten, werden exemplarisch zwei Frauen aus den Reihen der Deutschkatholiken vorgestellt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Deutschkatholizismus
- Die Anfänge
- Die Hauptinhalte der Bewegung
- Gründe für den Eintritt in freie Gemeinden
- Mitglieder
- Frauen in der Gemeinde
- Weibliche Mitbestimmung
- Aufgabenbereiche der Frauen
- Frauenvereine
- Beispielhafte Frauenbiographien innerhalb des Deutschkatholizismus
- Bertha Ronge
- Malwida von Meysenbug
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Rolle von Frauen in der deutschkatholischen Bewegung im 19. Jahrhundert. Sie untersucht, wie Frauen an dieser religiösen Reformbewegung teilnahmen, welche Möglichkeiten ihnen geboten wurden, aus dem privaten Raum hinaus zu treten und Teil eines gesellschaftsverändernden Impulses zu werden. Die Arbeit fokussiert dabei auf die Frauen, die in die Öffentlichkeit getreten sind, und beleuchtet die Bereiche, in denen sich für Frauen Möglichkeiten einer Mitgestaltung der Gesellschaft innerhalb des Deutschkatholizismus boten.
- Die Anfänge und Entwicklung des Deutschkatholizismus
- Die Hauptinhalte und Ziele der Bewegung, insbesondere die Frauenemanzipation
- Die Rolle von Frauen in deutschkatholischen Gemeinden
- Die Möglichkeiten zur Mitgestaltung der Gesellschaft für Frauen innerhalb des Deutschkatholizismus
- Beispielhafte Frauenbiographien innerhalb der Bewegung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung erläutert den gesellschaftlichen Hintergrund und die Situation von Frauen im 19. Jahrhundert und führt in die Thematik des Deutschkatholizismus ein. Sie stellt die Forschungsfrage nach der Rolle von Frauen in dieser Bewegung und der Frage, ob ihnen Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Mitgestaltung geboten wurden.
Der Deutschkatholizismus
Die Anfänge
Dieser Abschnitt beschreibt die Entstehung des Deutschkatholizismus im Jahr 1844 als Reaktion auf die Wallfahrt zum „Heiligen Rock“ nach Trier. Der offene Brief von Johannes Ronge an den Trierer Bischof Arnoldi kritisiert die katholische Kirche und ihren Ultramontanismus. Die Debatte um den Brief und die Exkommunikation Ronges führten zur Bildung von deutschkatholischen Gemeinden.
Die Hauptinhalte der Bewegung
Dieser Abschnitt stellt die wichtigsten Inhalte des Deutschkatholizismus dar, wie die Lossagung von Rom, die demokratische Selbstverwaltung der Gemeinden, die Abschaffung der Ohrenbeichte und des Zölibats sowie die Forderung nach Bildung für alle und Gleichberechtigung. Auch das soziale Programm mit Armenärzten, Armenkassen und der Förderung des Schulwesens wird hier behandelt.
Schlüsselwörter
Deutschkatholizismus, Frauenemanzipation, religiöse Reformbewegung, freie Gemeinden, Johannes Ronge, Bertha Ronge, Malwida von Meysenbug, Mitbestimmung, Gesellschaftliche Mitgestaltung, 19. Jahrhundert, Vormärz, Revolution 1848/49.
- Citar trabajo
- Nadja Krakowski (Autor), 2013, Frauen im Deutschkatholizismus, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/314467