Ein besonderes Merkmal der Weltpolitik ist in den letzten Jahren das Wiederaufleben religiöser Themen und Akteure im öffentlichen Bereich geworden. Sei es die Christliche Koalition in den USA, der hinduistische Nationalismus in Indien, militanter Buddhismus in Sri Lanka oder islamische soziale Bewegungen in der arabischen Welt, das Ende des zwanzigsten Jahrhunderts hat gezeigt, dass der Niedergang des Religionsfaktors zu vorzeitig prognostiziert wurde. Es bedarf daher neuer Beobachtungen zur Rolle von Religion und Politik. So ist das Verhältnis von Religion und Politik wieder verstärkt auf der wissenschaftlichen Agenda zu finden, besonders in Bezug auf den Einfluss der Religion im Kontext von Diktaturen und aufzubauenden Demokratien. Gleichzeitig ist angesichts unterschiedlich geprägter Gesellschaften und Identitäten das westliche Demokratieverständnis zu erweitern und von der strikten Trennungsthese von Politik und Religion Abschied zu nehmen.
Ob aber alle Religionen demokratiefördernd sein können, ist eine andere Frage, die in keinem anderen Fall mehr als im Islam diskutiert wurde und wird. An dieser Stelle setzt die Arbeit an, indem sie nach der Rolle der Religion, religiöser Institutionen und Akteure, in politischen Transformationsprozessen fragt. Am Beispiel des größten muslimisch geprägten Landes mit einer demokratischen Verfassung sollen die Potentiale des Islams für die Demokratisierung des Landes fallspezifisch aufgezeigt werden. Dabei wird der Analyse die These vorangestellt, dass ohne muslimische Institutionen und Theologen kaum eine Mobilisierung zur Demokratisierung in Indonesien möglich gewesen wäre.
Im ersten Teil der Arbeit erfolgt zunächst eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Religion, Identitätspolitik und Demokratie in der Post-Moderne, worin auch explizit auf die vermeintliche Demokratieresistenz in arabisch-islamischen Staaten eingegangen wird (Kapitel 2). Auf dieser Grundlage baut die empirische Analyse der Arbeit auf: die Untersuchung der Verbindung von Religion und Identitäten im soziopolitischen Prozess Indonesiens (Kapitel 3). Aus den in der Analyse gefolgerten Schlüssen wird am Ende der Arbeit ein Fazit gezogen und die Bedeutung des indonesischen Erfahrungsbeispiels für andere muslimische Gesellschaften in der MENA-Region betont (Kapitel 4).
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 2. Religion, Zivilgesellschaft und Demokratie in der Post-Moderne
- 2.1 Zum Verhältnis von Religion und Demokratie
- 2.2 Demokratieresistenz in islamisch geprägten Staaten?
- 2.3 Religionen als notwendige Dimension in der Transformationsforschung
- 3. Religion und Identitätspolitik im Demokratisierungsprozess Indonesiens
- 3.1 Staat und Gesellschaft Indonesiens
- 3.1.1 Geburtsstunde und Wegbereiter der indonesischen Demokratie
- 3.1.2 Philosophisch-rechtliche Grundlage des Staates: Die Pancasila
- 3.1.3 Religionen, Identitäten und Konflikte im Zeichen des Pluralismus
- 3.2 Der Beitrag islamischer Institutionen und Intellektueller zur Demokratisierung
- 3.2.1 Die Muhammadiyah
- 3.2.2 Die Nahdlatul Ulama
- 3.3 Gegenwärtige Probleme und Herausforderungen
- 3.1 Staat und Gesellschaft Indonesiens
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit untersucht die Rolle der Religion, insbesondere des Islams, in Demokratisierungsprozessen am Beispiel Indonesiens. Sie analysiert die Verbindung von Religion und Identitätspolitik im soziopolitischen Prozess Indonesiens und beleuchtet den Beitrag islamischer Institutionen und Intellektueller zum Aufbau einer demokratischen Gesellschaft.
- Das Verhältnis von Religion und Demokratie in der Post-Moderne
- Die vermeintliche Demokratieresistenz in islamisch geprägten Staaten
- Die Rolle von Religion und Identitätspolitik in Indonesiens Demokratisierungsprozess
- Der Beitrag islamischer Institutionen wie Muhammadiyah und Nahdlatul Ulama zur Demokratie
- Gegenwärtige Probleme und Herausforderungen in Indonesiens Demokratie
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung führt in das Thema ein und betont die Bedeutung von Religion und Politik in der heutigen Welt. Kapitel 2 beleuchtet das Verhältnis von Religion, Zivilgesellschaft und Demokratie in der Post-Moderne. Es analysiert die Rolle der Religion im Kontext von Diktaturen und aufzubauenden Demokratien und stellt verschiedene Theorien und Konzepte zur Debatte. Kapitel 3 konzentriert sich auf Indonesien und beleuchtet die Verbindung von Religion und Identitäten im soziopolitischen Prozess des Landes. Es präsentiert die Staatsideologie, die Merkmale der heterogenen Gesellschaft und analysiert den Beitrag islamischer Institutionen zum Aufbau der indonesischen Demokratie. Die Arbeit endet mit einem Fazit, das die Bedeutung des indonesischen Erfahrungsbeispiels für andere muslimische Gesellschaften hervorhebt.
Schlüsselwörter (Keywords)
Religion, Demokratie, Islamismus, Identitätspolitik, Demokratisierungsprozess, Indonesien, Muhammadiyah, Nahdlatul Ulama, Pancasila, Zivilgesellschaft, Post-Moderne, MENA-Region.
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2015, Die Rolle von Religion und Identitätspolitik in Demokratisierungsprozessen. Der Islam in Indonesien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/315318