Diese Arbeit befasst sich aufbauend auf dem Konzept der Anlageberatung mit diesen sich daraus ergebenden Beratungspflichten, insbesondere den vom BGH in der so genannten Bond-Rechtsprechung entwickelten Anforderungen.
Infolge der zur Zeit noch andauernden internationalen Finanzmarktkrise, die ihren vorläufigen Höhepunkt 2008 in dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers fand, hat die Bedeutung des Anlegerschutzrechts spürbar zugenommen. Der Anlegerschutz ist stärker in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. Dabei geht es primär darum, das Vertrauen der Anleger in den Kapitalmarkt zu stärken und so dessen Stabilität zu gewährleisten.
Dennoch äußern enttäuschte Investoren häufig den Vorwurf, ihnen wären ungeeignete Anlageprodukte empfohlen worden oder sie wurden auf bestehende Risiken nicht oder nur unzureichend hingewiesen. Infolgedessen ist in den letzten zwanzig Jahren sowohl vom Gesetzgeber als auch von der Rechtsprechung eine stetige Weiterentwicklung des Anlegerschutzes zu beobachten. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Anforderungen für die Anlageberatung der Kreditinstitute heute bestehen. Richtungweisend war die Einführung des Wertpapierhandelsgesetzes im Jahre 1994, welches neben der Bedeutung der Anlageberatung die Integrität der Kapitalmärkte insgesamt berücksichtigt. Vorrangiger Ansatz ist es hierbei, das zwischen dem Kunden und dem beratenden Institut bestehende Informationsgefälle anzugleichen und den Kunden eine sachgerechtere Anlageentscheidung zu ermöglichen. Inzwischen gibt es eine kaum mehr überschaubare Anzahl von Gerichtsentscheidungen, die Schadensersatzansprüche von geschädigten Anlegern zum Gegenstand haben. Richtungweisend war das so genannte "Bond-Urteil" des BHG aus dem Jahre 1993, in dem dieser die zivilrechtlichen Anforderungen an eine ordnungsgemäße Anlageberatung entwickelte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- A. Konzept der Anlageberatung
- I. Beratungsvertrag
- 1. Inhalt
- 2. Zustandekommen
- II. Pflichten des Anlageberaters
- 1. Aufsichtsrechtliche Pflichten (WpHG)
- 2. Vertragliche Beratungspflichten
- 3. Zivilrechtliche Pflichten nach dem Bond-Urteil
- a. Anlegergerechte Beratung
- b. Objektgerechte Beratung
- aa. Sachkenntnis der Bank
- bb. Sachgerechte Risikoberatung
- c. Interessenkonflikte
- aa. Pflicht zur Vermeidung von Interessenkonflikten
- bb. Überwindung von Interessenkonflikten
- I. Beratungsvertrag
- B. Vertrieb von Lehmann-Zertifikaten
- I. Lehmann Brothers
- II. Zertifikate
- III. Mögliche Pflichtverletzungen beim Vertrieb von Lehmann-Zertifikaten
- 1. Anlegergerechte Beratung
- a. Sicherheitsorientierte Anleger
- b. Risikoorientierte Anleger
- 2. Objektgerechte Beratung
- 3. Interessenkonflikte
- 1. Anlegergerechte Beratung
- C. Kritik zur BGH-Rechtsprechung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Anlageberatung und den daraus resultierenden Beratungspflichten, insbesondere im Kontext der so genannten Bond-Rechtsprechung. Der Fokus liegt auf der Analyse des Verkaufs und Vertriebs von Lehman-Zertifikaten, wobei die Arbeit die Frage nach möglichen Pflichtverletzungen im Vertriebsprozess untersucht.
- Entwicklung des Anlegerschutzrechts im Kontext der Finanzmarktkrise
- Konzept der Anlageberatung, insbesondere die Pflichten des Anlageberaters
- Anforderungen der Bond-Rechtsprechung in Bezug auf Anlegergerechtigkeit, Objektivität und Interessenkonflikte
- Bewertung des Vertriebs von Lehman-Zertifikaten unter Berücksichtigung der Bond-Rechtsprechung
- Kritische Analyse der BGH-Rechtsprechung und möglicher Defizite
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung skizziert die Relevanz des Anlegerschutzrechts im Zuge der Finanzmarktkrise und stellt die Notwendigkeit einer sachgerechten Anlageberatung heraus. Kapitel A definiert das Konzept der Anlageberatung, erläutert den Beratungsvertrag und die sich daraus ergebenden Pflichten des Anlageberaters. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die zivilrechtlichen Pflichten nach dem Bond-Urteil gelegt. Kapitel B widmet sich dem Vertrieb von Lehman-Zertifikaten und analysiert mögliche Pflichtverletzungen bei der Beratung von Anlegern.
Schlüsselwörter
Anlageberatung, Anlegerschutzrecht, Bond-Rechtsprechung, BGH, Lehman-Zertifikate, Finanzmarktkrise, Wertpapierhandelsgesetz (WpHG), Interessenkonflikte, Objektgerechte Beratung, Anlegergerechte Beratung, Risikoberatung.
- Arbeit zitieren
- Martin Henschelchen (Autor:in), 2014, Lehman-Zertifikate auf dem Prüfstand der Bond-Rechtsprechung. Konzept und Kritik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/316229